Jakob stand auf, nachdem der Weckruf ihn geweckt hatte. Am liebsten hätte er sich wieder in sein Bett gelegt. Er hatte schlecht geschlafen, was an der Aufregung lag. Heute war für ihn und sein Team der große Tag. Nicht nur trat er seinen ersten Arenakampf an, sondern es schaute auch noch Kate dabei zu. Die letzte Nacht war sehr bizarr gewesen, er erinnerte sich sogar noch an den einen Traum, in dem er gegen Kate persönlich kämpfen musste, allerdings verblasste die Erinnerung daran recht schnell. Er wusch sich rasch sein Gesicht und zog sich an. Er wollte sich beeilen, immerhin würde Holly nicht ewig auf ihn warten und er musste zugeben, dass er den Gedanken nicht schlecht fand, mit jemandem zu reden. Schließlich nahm er den Fahrstuhl in die Lobby und er war sich nicht sicher, ob er im Fahrstuhl kurz eingenickt war, der Weg nach unten kam ihm kürzer als sonst vor. Als dann die Türen schließlich aufgingen, sah er Holly und schlurfte langsam auf sie zu.
Holly hatte an diesem Morgen sicherheitshalber mit allen ihren Pokémon gesprochen, damit es ein angenehmer Spaziergang werden konnte. Funke war am einsichtigsten gewesen, was sich in Hollys Augen auch leicht erklären ließ. Lola war nicht sonderlich begeistert gewesen, als sie erfahren hatte, dass sie das Toxiped wiedersehen sollte und es hatte einiges an Überredungskunst gebraucht, um sie zu beschwichtigen. Zumindest hatte das Snubbull zugestimmt, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Auch das Toxiped war nicht sehr begeistert gewesen, aber die junge Farmerin war mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es grundsätzlich gegen alles war. Jedenfalls erst einmal. Das Gespräch war ein wenig schwieriger gewesen, weil Holly noch nicht alle Klick- und Zischlaute zuordnen konnte, aber sie glaubte, dass das Käferpokémon von der Idee angetan war, einfach ein wenig umherlaufen zu können, auch wenn es vermutlich lieber auf die anderen verzichtet hätte. Unten in der Lobby wartete Holly also auf Jakob, aber als dieser endlich auftauchte, erntete er von ihr nur einen skeptischen Blick. "Du siehst aus, als würdest du schlafwandeln", begrüßte sie den jungen Mann. "Bist du dir sicher, dass du nicht gleich umkippst? Ich heb dich jedenfals nicht von den Fliesen auf. Ich roll dich höchstens auf einen Teppich."
Jakob schaute die Farmerin kurz an und rang sich zu einem Lächeln durch. "Guten Morgen, ich hab dich auch gerne." Er konnte sich nicht zurücknehmen und gähnte einmal herzhaft. "Ich weiß nicht, was du so denkst, aber ich bin verdammt aufgeregt und konnte nur schlecht schlafen. Wir warten einfach mal bis Freitagmorgen und sehen, wie es dir da geht." Jakob lächelte diesmal etwas ehrlicher und ernsthafter. Den Gedanken, dass Holly auch aufgeregt war, fand er erheiternd. Außerdem war er neugierig darauf, wie sie dann reagierte. "Gut, gehen wir dann? Ich glaube, frische Luft und Bewegung hindern mich dann doch daran, hier auf die Fliesen zu kippen."
"Mein Arenakampf ist am Samstagnachmittag", erwiderte Holly auf Jakobs Aussage. Dass dieser nur unter der Voraussetzung stattfand, wenn sie nicht früher nach Montu aufbrachen, erwähnte Holly erst gar nicht, weil das in ihren Augen logisch war. "Allerdings bin ich der Meinung, dass dir etwas weniger Aufregung gut tun würde. Wenn du nervös bist, dann wird das nichts mit der Konzentration und dann kannst du dir den Kampf auch gleich sparen", meinte die junge Farmerin und setzte sich anschließend in Bewegung. Sie wollte das nicht unbedingt in der Hotellobby ausdiskutieren, sondern lieber ihre Pokémon aus ihren Bällen lassen. "Was den Freitag angeht... Müsste da nicht Lous Wettbewerb sein? Hat sie sich überhaupt dafür angemeldet? Weißt du das?", wollte die junge Farmerin anschließend von Jakob wissen.
Jakob schaute Holly ein wenig verwirrt an und blinzelte dabei. Hatte er sich im Tag geirrt? Er schüttelte kurz den Kopf, er war einfach noch zu müde. Trotzdem war er irgendwie erleichtert, dass Holly von sich aus ein Gespräch begann, was nichts mit seiner Aufregung zu tun hatte. Naja, zumindest nichts mit seiner derzeitigen. "Dann habe ich mich geirrt", meinte der Teenager und konnte dieses Mal sogar sein Gähnen unterdrücken. Er setzte sich ebenfalls in Bewegung. "Kann sein, dass Lou da ihren Wettbewerb hat. Mit mir hat sie leider noch nicht darüber geredet. Aber ich hoffe zumindest, dass sie sich angemeldet hat. Ich bin mir sicher, dass das ihr und Caleb Spaß machen wird." Außerdem hoffte Jakob, Lou bei einem Wettbewerb zuzusehen. Zwar waren Wettbewerbe nicht so sehr nach seinem Geschmack, aber ab und zu sah er sie sich doch an. Vor allem, wenn Jeray oder Ruta auf der Bühne standen. Er war sich sicher, dass das bei Lou nicht anders sein würde.
"Kann ich mir bei ihr auch vorstellen", erwiderte Holly. "Ich kann mir jetzt nicht so viel darunter vorstellen, aber eine Ahnung hab ich schon, immerhin hab ich ja Lou und Caleb beim Training gesehen, wo er das mit den Mustern aus den Strauchlerranken und so gemacht hat." Es hatte auch ganz hübsch ausgesehen, aber Holly war sich nicht so sicher, ob das wirklich ihren Geschmack traf. Sie würde es darauf ankommen lassen, wenn oder falls Lou sich dazu durchrang, auch an einem Wettbewerb teilzunehmen. "Wir können sie ja nachher fragen", schlug die junge Farmerin vor, ehe sie zusammen mit Jakob nach draußen trat. Das Wetter war angenehm und dank der frühen Stunde auch nicht zu heiß. Holly streckte sich kurz und entließ schließlich ihre drei Pokémon aus ihren Bällen. Das Toxiped zischte wie erwartet und Lola war ebenfalls angespannt, aber zumindest benahmen sich die drei, was Holly durchaus erleichterte.
Jakob lächelte kurz und gähnte noch einmal. "Ja, am besten wir fragen sie nachher. Es wäre schade, wenn wir uns so etwas entgehen lassen würden." Zumindest war er auf jeden Fall darauf gespannt, was für ein Outfit Lou für einen Wettbewerb anziehen würde. "Naja, aber zu mehr als zum Zusehen reicht es bei mir für Wettbewerbe, glaube ich, nicht. Den Kampf beim Strandturnier hätte ich nach den Wettbewerbsregeln glaube ich verloren, bevor Pachira auf das Staravia gehüpft ist. Da gibt es irgendwie Punkte und ich hätte eine Menge dadurch verloren, dass ich mit Doppelteam nicht klargekommen bin." Er streckte sich kurz und atmete die Morgenluft ein. Noch war es nicht heiß und das überraschte Jakob ein wenig. Nach kurzem Warten sah er kurz zu Holly, nickte und ließ dann seine Pokémon aus den Bällen.
"Ich weiß nicht, ob das für uns schade wäre, aber ich glaube, für Lou wäre es das durchaus", erwiderte Holly. "Ich hab keine Ahnung, wie es da läuft. Und wenn du jetzt irgendwas von irgendwelchen Punkten erzählst, bin ich ohnehin raus. Ich hab noch nie einen Wettbewerb gesehen, dementsprechend hab ich auch keine Ahnung, wie es da läuft." Die junge Farmerin hob kurz die Schultern. Im Grunde war es ihr ohnehin egal. Lou musste die Regeln beherzigen und nicht sie. Schließlich beobachtete sie, wie die Pokémon einander begrüßten, wenn man das denn so nennen wollte. Das Toxiped zischte abermals und blieb lieber auf Abstand, während Lola sich freute, Siggi wiederzusehen und gleich zu ihm lief. Funke gab ein kurzes Mähen von sich, was Holly als generellen Gruß interpretierte. "Sollen wir dann los?"
Jakob sah ebenfalls zu, wie sich die Pokémon begrüßten. Siggi beachtete er nicht weiter, als er die Farmerin kurz begrüßte und dann Lola bei ihm war. Er sah eher skeptisch zu Pachira, als sie sich dem Toxiped näherte. Es fauchte, das kannte er bereits, aber Pachira schien sich auszuprobieren wollen und Jakob war sich sicher, dass das nicht gut gehen würde. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war ein vergiftetes Panflam. "Pachira!", sagte er mahnend zu ihr, bevor er zu ihr ging und sie davon abhielt, das Toxiped zu berühren. "Das solltest du besser lassen. Das Toxiped... mag das nicht." Kurzerhand nahm er das Panflam auf den Arm und ging dann mit ihr zu Siggi. "So... wir haben heute einen wichtigen Kampf", sprach er zu seinen Pokémon. "Ich weiß, ihr seid in Topform und ich weiß, dass wir es schaffen." Er blickte zu dem Panflam auf seinem Arm. "Und du darfst noch ein wenig toben vor dem Kampf. Ich weiß, dass du die letzten Tage in deinem Ball warst, also darfst du dich ein wenig bewegen, bevor es ernst wird." Pachira begann, in seinen Armen zu zappeln. Jakob wusste, dass sie jetzt am liebsten sofort losspringen würde, aber er hielt sie noch einen Moment fest. "Übertreib es nur nicht. Und ärgere das fauchende Pokémon nicht, ansonsten gibt es keinen Kampf heute!" Mit diesen Worten ließ er sie dann runter, atmete kurz auf und wandte sich dann an Holly. "Jetzt können wir."
"Dann los", erwiderte Holly mit einem Nicken und schlug anschließend den Weg zum Strand ein. Es war noch sehr früh und dementsprechend war noch nicht so viel los, was sie persönlich ganz angenehm fand. Auch ihre Pokémon schienen den Ausflug angenehm zu finden. Lola wirkte nun eher fröhlich und Funke lief entspannt innerhalb der kleinen Gruppe. Nur das Toxiped wirkte missmutig wie immer, aber so lange es einfach neben ihr herlief, würde Holly sich darauf beschränken, es im Auge zu behalten. "Eigentlich müsste dir das doch Spaß machen, oder? Immerhin bist du doch immer abgehauen und hast selber ein paar Spaziergänge unternommen, wenn ich das richtig verstanden hab", meinte sie schließlich zu dem kleinen Käferpokémon, welches daraufhin nur wieder zischte. "Du könntest auch versuchen, dich ein bisschen mit den anderen anzufreunden, weißt du Kleines? Dann könntet ihr nebenbei ein wenig spielen", schlug die junge Farmerin dann vor und ernetete wieder nur ein mürrisches Zischen. Holly seufzte kurz ratlos. Das Toxiped war definitiv eine kleine Diva. "Dann nicht. Denk nur dran, was wir abgemacht haben: Kein Weglaufen und wenn du was Interessantes siehst, darfst du bescheid sagen."
Jakob schmunzelte kurz bei dem Gespräch, das Holly mit dem Toxiped hatte. Wenn man das so bezeichnen konnte. Das Käferpokémon schien jedenfalls nicht so begeistert zu sein wie die anderen Pokémon. Pachira war gerade dabei, ein wenig um die Gruppe herumzulaufen und er behielt sie dabei im Auge. Er hoffte nur einfach, dass sie während dem Arenakampf auf ihn hören würde und nicht wieder irgendwelche Sonderaktionen machen würde. Er würde sie gegen Conchuas Smettbo definitiv brauchen. "Scheint wohl nicht so sehr der Fall von deinem kleinen Fauchkäfer zu sein, oder?" Jakob schnaubte kurz belustigt. Er fühlte sich zwar immer noch müde, aber er war jetzt irgendwie erleichtert. "Du gehst sonst so eine Runde über den Strand?", wollte Jakob dann von Holly wissen. "Ist zumindest hier nicht so voll wie am Nachmittag."
"Sag nicht Fauchkäfer zu ihr", erwiderte Holly und warf Jakob einen kurzen, verärgerten Blick zu, während sich das Toxiped eher unbeeindruckt von dem jungen Mann zeigte. Holly schüttelte kurz den Kopf und wandte sich dann vollends Jakob zu. "Es ist jetzt jedenfalls angenehmer als in ein paar Stunden, wenn die Leute sich hier stapeln", antwortete die junge Farmerin anschließend richtig. "Hier muss ich mich auch nicht all zu sehr auf den Weg konzentrieren, weil es recht einfach ist, zum Hotel zurückzufinden. Außerdem find ich es jetzt nicht sonderlich entspannend, durch die Straßen zu laufen."
Jakob nickte Holly einmal zu. "Na gut. Entschuldigung... werd' ich nicht mehr machen." Er streckte sich kurz und seufzte. "Ja... aber in ein paar Stunden stehe ich ja in der Arena. Ich muss aufpassen, dass ich einen kühlen Kopf bewahre." Jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten und gähnte ein weiteres Mal. Er war müde, eigentlich wollte er schlafen. Aber er wusste ganz genau, wenn er jetzt einschlafen würde, würde er seinen Kampf verschlafen. "Puh... ich merke jetzt erst, wie sehr ich mittlerweile Kaffee brauche", meinte er dann zu Holly. Er war ein wenig unsicher, was er ihr von seinen Sorgen überhaupt erzählen wollte.
"Alles Gewöhnungssache", behauptete die junge Farmerin. "Guck mich an. Ich werd sogar von allein wach. Und ganz ehrlich? Ich bin nur selten morgens wirklich müde. Wenn du das regelmäßig machen würdest, dann würde es dir auch leichter fallen. Wobei ich schon zugeben muss, dass Kaffee nicht verkehrt ist. Ich brauch ihn nicht unbedingt, aber ich find ihn lecker." Holly zuckte mit den Schultern. Es war in Ordnung, über ein paar Belanglosigkeiten zu reden, denn sie bezweifelte durchaus stark, dass ein Gespräch über den bevorstehenden Kampf eine gute Idee gewesen wäre. Ihr war es egal, aber wenn Jakob sich erneut aufregte, konnte er den Kampf im Grunde gleich vergessen und das musste nun wirklich nicht sein.