Ein bisschen mulmig ist mir zumute und ich suche in meinen Jackentaschen nach einer Kordel oder ein paar Süßigkeiten, die man als Wegmarkierung im Labyrinth opfern könnte, aber als ich Phobos' Blick, der auf den bisher eher spärlich gefüllten Süßigkeitenbeutel gerichtet ist, bemerke, behalte ich doch lieber alles bei mir. Vermutlich hätte sich Shardrago sonst als lebendiger Staubsauger betätigt und sofort jegliche Markierungen gefressen. Gemeinsam mit Phobos betrete ich das Labyrinth - es muss wohl unter dem gesamten Grundstück verlaufen - und folge der Dreieckmarkierung.
Der Weg führt dich ein ganzes Stück in das Labyrinth hinein und das Licht deiner Taschenlampe stellt sich als nicht unbedingt besonders hell heraus. Du siehst kaum ein paar Meter weit und Phobos scheint sich mit dem Labyrinth nicht unbedingt anfreunden zu können. Es versucht sporadisch eine der deckenhohen Wände umzustürzen, aber sein Körpergewicht reicht dazu offensichtlich nicht aus. Wenige Augenblicke später stehst du vor der nächsten Weggabelung. Links ist die Markierung mit dem Dreieck, geradeaus der Kreis, rechts der Punkt.
Ich zöger nicht lange und wähle erneut den Weg mit dem Dreieck. Wohl beeile ich mich wohl auch, da ich merke, wie ungeduldig Phobos wird. Auch wenn Shardrago in Höhlensystemen jagen, brauchen sie die Bewegung und die Wärme der Sonne. "Phobos, hier entlang", rufe ich es zu mir, leuchte mit der Taschenlampe in den Dreieckgang und beginne den Hausbesitzer langsam in Gedanken zu beschimpfen.
Du folgst auch weiterhin den Dreieck-Markierungen, bis du schließlich in einer Sackgasse landest. So viel zu diesem großartigen Plan. Du siehst dich kurz in der Sackgasse um, aber da du nichts Ungewöhnliches entdecken kannst, bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als umzukehren. Phobos hingegen sieht das offensichtlich anders, denn es steht reglos da und ein tiefes Grollen entweicht seiner Kehle, während es den Blick starr auf eine Stelle der Wand gerichtet hat.
Eigentlich will ich schon zurück gehen, doch Phobos bleibt wie angewurzelt stehen und knurrt eine Stelle an der Wand an. "Was ist denn los?" Ich stelle mich dicht neben Phobos und fahre vorsichtig mit der Hand über die Wand, um zu sehen, ob es dort irgendwelche Auffälligkeiten gibt. Shardrago scheint zumindest fest davon überzeugt zu sein, dass sich dort irgendetwas befindet. Vielleicht wäre ein leichter Kraftkoloss-Angriff eine Überlegung wert, ohne gleich das halbe Labyrinth zum Einsturz zu bringen.
Während du noch über eine Attacke nachdenkst, wirst du auf dem völlig falschen Fuß erwischt - ohne Vorwarnung schwebt plötzlich ein Banette aus der Wand und schenkt dir dabei ein furchtbar hinterhältiges Lachen. In seiner Hand hält es einen Zettel, auf dem höchstwahrscheinlich - so vermutest du - eine Zahl für das Zahlenschloss steht. Das Banette macht allerdings keine Anstalten, dir den Zettel zu geben. Stattdessen schwebt es provokant vor Phobos und dir in der Luft.
Für einen etwas zu langen Moment starre ich erschrocken das Benette an, dann berappel ich mich, trete ein paar Schritte zurück und überlasse Phobos somit den Platz. Gut, dieses Banette hat einen Zettel und ich möchte das Rätsel ja auch lösen, von daher denke ich mir, dass der Hausbesitzer wohl damit rechnet, dass auch um den Zettel gekämpft wird. Fokusstoß fällt flach, da die Attacke keinen Schaden macht, und Flammenwurf möchte ich nicht einsetzen, da ich Angst habe, dass der Zettel Feuer fängt. "Phobos, los, Toxin!" In der Hoffnung, dass die Attacke wirkt und Banette für einen Moment erschrocken genug ist, um den Zettel fallen zu lassen, damit Phobos oder ich ihn uns schnappen können, warte ich gespannt ab.
Banette sieht die Attacke kommen und schwebt gekonnt zur Seite. Dabei kichert es, als sei dieser Angriff das Lustigste der Welt. Gleichzeitig beginnt es, Phobos mit Irrlicht zu bewerfen. Dem Drachen macht das natürlich relativ wenig aus, aber du bekommst nun auch so Angst um den Zettel. Auch ein weiterer Toxin-Versuch scheitert, weil das Geist-Pokémon geschickt auswich. Eines der umherschwebenden Irrlichter kam den Zettel gefährlich nahe und verpasste ihn nur um Millimeter.
"Banette, hör doch mit Irrlicht auf!", rufe ich hektisch, dann winke ich Phobos zu. "Los, Schaufler und schnapp dir den Zettel von unten!" Vielleicht klappt das ja und dann können wir Banette irgendwie in diesem Labyrinth entkommen, um den anderen Symbolen nachzugehen.
Phobos versucht, sich einzugraben, aber das Fundament des Kellers scheint sogar drachensicher zu sein, denn mehr als ein paar Kratzer auf dem Beton bekommt dein Pokémon nicht zustande. Währenddessen wirft Banette fröhlich weiter mit Irrlichten um sich, die sich mittlerweile auch in deine Nähe begeben. Wenn hier ohnehin alles voller potentieller Feuerquellen ist, macht es dann einen Unterschied, wenn Phobos mit Flammenwurf ebenfalls einsteigt? In absehbarer Zeit dürfte der Zettel ohnehin Feuer fangen, eine Ecke ist bereits angesengt und Banette wirbelt ihn auch noch durch die Luft.
Ich seufze, habe eigentlich keine Lust mich weiter mit dem Banette auseinander zu setzen, aber schließlich gebe ich Shardrago den Befehl zum Flammenwurf. "Aber vorsichtig", füge ich hinzu und weiche vor den Irrlichtern zurück.
Das ist endlich und sichtlich ein Befehl nach Phobos Geschmack. Vorsichtig sein? Wozu auch! Es reißt seine Kiefer auseinander und entlässt einen ziemlich ausladenden Flammenwurf. Sofort lässt das schockierte Banette den Zettel fallen, um auszuweichen. Der Flammenwurf verfehlt das Geist-Pokémon, zum Glück aber auch den Zettel, der nun sicher auf dem Boden liegt. Das Banette allerdings scheint gar nicht glücklich über die Wendung der Dinge zu sein, denn die Irrlichter verschwinden und stattdessen greift es mit einem durchaus eindrucksvollen Spukball an.
"Phobos, nochmal Flammenwurf!" Mit rasendem Herz beobachte ich die Szene und während ich hoffe, dass Phobos den Spukball abwehren kann, hechte ich zum Zettel, um ihn aufzuheben.
Du springst in Richtung Zettel und es gelingt dir, das Papierstück gerade noch rechtzeitig an dich zu bringen, bevor wenige Zentimeter vor deiner Nase ein Irrlicht vorbeischwebt. Indess attackiert Phobos weiter mit Flammenwurf und irgendwann scheint es dem sichtlich aufgebrachten Banette zu viel zu werden, denn mit einem letzten, relativ wahl- und ziellos abgefeuerten Spukball verschwindet es schließlich sichtlich wütend durch eine der Wände. Phobos schnaubt stolz.
"Gut gemacht." Ich nehme den Zettel an mich und packe ihn in meine Jackentasche, dann tätschel ich vorsichtig Phobos' Kopf - bei der Rauhaut muss man schließlich vorsichtig sein. Danach strecke ich mich und warte einige Sekunden, ehe ich mich wieder halbwegs beruhigt habe. Mit der Taschenlampe in der Hand gehe ich zurück und wie geplant möchte ich nun dem nächsten Symbol folgen - dem Kreis. "Hoffentlich gibt es nicht noch mehr solcher Überraschungen...", murmel ich leise.