Sofort springe ich los und hechte auf das Zubat zu. Meine Schulter knallt gegen die Steinwand - verdammt eng hier! - und ich greife etwas nebulös vor mich, in der Hoffnung, dass ich das Zubat erwische und ihm den Zettel mit meiner Stunteinlage abluchsen kann.
Dein Hechtsprung ist zwar schmerzhaft - du vermutest, dass du an dem soeben entstandenen, blauen Fleck noch eine ganze Weile deine Freude haben wirst -, aber sie ist immerhin erfolgreich. Wie genau das passiert ist, kannst du zwar nicht mehr sagen, aber als du unsanft auf dem Boden landest, hältst du tatsächlich den Zettel in deiner Hand. Die Zubat sind noch immer völlig durcheinander und Phobos schaut interessiert zu dir, als hätte es diesen Sprung äußerst spannend gefunden.
Ich werfe einen kurzen Blick auf den Zettel, dann stecke ich ihn zu dem anderen in meine Jackentasche. Phobos' Blick entgeht mir nicht und ich muss schmunzeln, während ich mich aufraffe und schnell einige Schritte von den Zubat weg gehe. War ja klar, dass Shardrago alles, was irgendwie mit Action zu tun hat, toll findet. "Phobos, komm mit!" Zwei Zettel haben wir, fehlt vermutlich nur noch der dritte und dafür dürften dann die letzten Symbole sein.
Auf dem Zettel steht ??7, es ist also tatsächlich die zweite Zahl und gemeinsam mit Phobos machst du dich auf den weg, um dem Zubat-Schwarm zu entkommen. Du folgst dem verbliebenen Symbol durch das Labyrinth und dieser Teil scheint deinem Pokémon deutlich weniger zu geflalen - es passiert ja schließlich nichts Spektakuläres. Nach einer Weile findest du dich in einer Art kleinem Raum im Labyrinth wieder. Er ist quadratisch und in der Mitte befindet sich eine Art kleiner Tisch, auf dem sich ein Zettel befindet. Der Zettel ist leer, aber ob auf der Rückseite etwas steht weißt du nicht. Allerdings erscheint dir diese Anordnung zu einfach zu sein.
In der Tat ist es viel zu offensichtlich, dass dort der Zettel so offen liegt. Also entschließe ich mich lieber erst einmal den Tisch zu umrunden und mit der Taschenlampe auch den Boden, die Wände und die Decke abzuleuchten. Lieber erst einmal das, aber wenn ich nichts finde, will ich mir das augenscheinlich leere Blatt nehmen.
Du umrundest den Tisch und auch Shardrago folgt dir, wobei es den Sinn dieser Umrundungsaktion wohl nicht so ganz zu begreifen scheint. Aber es folgt dir auf Schritt und Tritt und du vermutest, dass es wieder Hunger hat. Weder die Wände noch Decke oder Boden erregen in rigendeiner Form deine Aufmakersamkeit und auch Phobos zeigt sich sichtlich unbeeindruckt, sodass du schließlich zum Tisch trittst und die Hand nach dem Zettel ausstreckst. Weit kommst du allerdings nicht, denn deine Hand stößt auf eine Art unsichtbare Barriere, die den Tisch umgibt.
"Hmm, eine Barriere?", sage ich laut und strecke testhalber noch einige Male meine Hand nach dem Zettel aus. Womöglich ja ein Psychopokémon, das hier am Werk ist, auch wenn ich nichts sehen kann und auch Phobos nichts zu spüren scheint. "Tja..." Ich wechsel einen Blick mit Phobos und entschließe mich dazu erst einmal zu versuchen den Tisch samt Zettel umzuschmeißen. Wenn das nicht gehen sollte, wäre vielleicht eine Toxin-Attacke angebracht, ob sie auch durch die Barriere abgehalten wird. Trotzdem ermahne ich Shardrago sicherheitshalber zur Vorsicht.
Du nimmst Anlauf und rennst auf den Tisch zu, um ihn zum Umfallen zu bringen, doch dieses Unterfangen erweist sich als sehr uneffizient, denn du prallst schlicht und ergreifend von der unsichtbaren Barriere ab und landest unsanft auf dem Boden. Shardrago ist wieder hochkonzentriert - immerhin ist das wieder Action! Während du dich wieder aufrappelst hörst du ein Kichern, das irgendwo aus den undefinierbaren Tiefend es Labyrinths zu kommen scheint und wohl ganz offensichtlich damit zu tun hat, dass du dich soeben ein wenig lächerlich gemacht hast.
Hrmpf. Natürlich habe ich das Kichern gehört, doch im Moment möchte ich lieber versuchen an den Zettel zu kommen. Also trete ich zurück, starre den Zettel böse ab und gebe Shardrago die Anweisung, dass es seinem Flammenwurf mal freien Lauf lassen soll - allerdings mehr auf die Tischbeine gerichtet als auf den Zettel, schließlich soll der ja nicht in Flammen aufgehen.
Phobos ist begeistert, offensichtlich gefällt ihm das viele Flammenwerfen. Es zielt und entlässt die Attacke auf den Tisch gerichtet, aber sie prallt von dem Schild ab und nichts passiert. Irgendwie hast du das schon geahnt. Du hörst erneut ein Kichern und dieses Mal schnaubt Shardrago wütend, weil es sich ganz offensichtlich nicht ernst genommen fühlt.
Phobos tut mir ja schon beinahe leid und so tätschel ich es beruhigend am Kopf - natürlich vorsichtig, die raue Haut würde mir sonst die Fingerkuppen aufreißen. Da wir mit dem Tisch und der Barriere so nicht weiterkommen, möchte ich nun diesem überaus mysteriösen Kichern nachgehen. "Phobos, du hast freie Bahn", weise ich mein Shardrago an und schaue mich ebenfalls noch ein zweites Mal in dem Raum um, ob ich irgendwo etwas übersehen habe. Den Verdacht eines Psychopokémons habe ich dabei noch nicht ganz verdrängt, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein und es ist der alte Hausbesitzer.
Phobos hört diesen Befehl nur allzu gerne und beginnt relativ wahllos damit, mit seinem Flammenwurf die umliegenden Wände zu traktieren. Du beobachtest halbherzig, was dein Pokémon macht, während du dich selbst umsiehst, bis Shardrago auf einmal aufhört und in eine Richtung deutet. Du folgst seinem Blick, siehst aber nichts weiter als eine ganz normale Ecke zwischen zwei Wänden, aber als Shardrago einen weiteren Flammenwurf einsetzt, siehst du es auch. Dort befindet sich eine weitere Barriere, die den Flammenwurf etwa einen Meter vor der Wand abprallen lässt.
Nachdenklich trete ich näher an die Ecke heran. Ob sich dort ein Mechanismus finden lässt, mit dem man auch die Barriere über dem Zettel ausschalten lässt? Ich beginne an den beiden angrenzenden Wänden und der Barriere herumzudrücken.
Du suchst und suchst, aber es scheint vergeblich zu sein. Als du gerade besonders nah an der Barriere bist, scheint diese für einen Sekundenbruchteil zu verschwinden und du siehst dich einem Pantimos gegenüber, dass dich mehr als amüsiert auslacht, bevor es die Barriere erneut erichtet.
Aha, ein Pantimos. Also doch genau so, wie ich von Anfang an gedacht habe. Ich nicke Shardrago zu, denn keine Barriere kann ewig aufrecht erhalten werden. Wir müssen nur einen guten Augenblick abwarten und es angreifen, also gebe ich Phobos ein Zeichen und wir machen uns wieder an die Arbeit.