Nach einigen weiteren Flammenwurf-Attacken stehen beide Barrieren immer noch und das Pantimos scheint noch immer amüsiert zu sein - zumindest klingt sein Kichern danach. Irgendwie ahnst du, dass du so nicht weiterkommst und dass das Psycho-Pokémon vielleicht schlicht und ergreifend ein zu hohes Level hat. Mittlerweile wirkt Phobos auch ein wenig erschöpft, denn es hat den ganzen Abend über schon mehrfach seinen Flammenwurf benutzt.
Seufzend trete ich einen Schritt zurück und klopfe Phobos anerkennend auf die Schulter. In diesem Moment kommt mir eine Idee: Wenn wir es mit Gewalt nicht schaffen, dann vielleicht mit einer List? Soweit ich weiß, gehört Pantimos nicht zu den Pokémon, die die komplexe menschliche Sprache verstehen können, aber mit Sicherheit dürften wir sein Interesse - und womöglich seine Unvorsicht - wecken, wenn wir uns ungewohnt verhalten. Unter Phobos kritischem Blick beginne ich die Melodie eines Halloweenlieds zu summen und dabei langsam hin und her zu wippen. Allmählich driftet der Song zu einem "Bam-dam-da-da-da" ab und dazu mache ich showmäßige Bewegung à la "Ich tanze meinen Namen und groove um den Tisch herum".
Die Barriere in der Ecke des Raumes scheint sich ein Stück zu senken und du siehst, wie das Pantimos dich im ersten Moment leicht irritiert und anschließend äußerst amüsiert bei deinem Tanz beobachtest. Du glaubst zu erkennen, dass es im Takt mitwippt, aber ganz sicher bist du dir nicht. Das Psychopokémon zwinkert dir zu und deutet auf seinen Mund, bevor es die Barriere wieder anhebt.
Ed deutet also auf seinen Mund. Meint es damit, dass ich singen soll? Oder hat es Hunger? Während ich weiter irgendwelche Melodien aneinander reihe, krame ich mit einer Hand in dem Süßigkeitenbeutel herum und nehme eine Packung Reiswaffeln mit Schokoüberzug in die Hand, die ich nun wie einen Fächer im Takt bewege. Dabei ignoriere ich Phobos' immerhungrigen Blick, der Gute hat heute schon genug gefressen.
Dann nehme ich einen pinken Pokériegel und versuche damit das Pantimos hervorzulocken, damit es die Barriere fallen lässt und wir uns irgendwie den Zettel schnappen können.
Pantimos beäugt dich und hebt dann eine Hand, um den Pokériegel mithilfe von Konfusion zu sich schweben zu lassen und ihn genüsslich zu verspeisen. Dann lässt es seine Barriere fallen, aber die, die den Tisch umgibt, scheint noch immer in Takt zu sein. Pantimos springt leichtfüßig zu dem Tisch und drapiert sich davor, um die Arme in die Hüften zu stemmen. Es sieht dich an und zwinkert dir zu.
"Aha, du willst also ganz hart verhandeln, ja?" Ich nehme noch einen pinken Pokériegel (zur Sicherheit wegen Phobos sollte man sowieso immer ein paar dabei haben, man weiß ja nie, was in dem Kopf dieses Drachen vor sich geht) und deute auf den Zettel. "Das ist doch ein fairer Tausch, du armes, hungriges Pantimos."
Das arme, hungrige Pantimos sieht dich eine Weile prüfend an, bis dir der Pokériegel schließlich aus der Hand und zielsicher in Pantimos' geöffneten Mund schwebt. Für einen moment bezweifelst du, dass das Pantimos dir den Zettel tatsächlich geben wird, aber es tritt beiseite und die Barriere verschwindet. Mit einem Schulterzucken dreht sich das Psychopokémon um und verschwindet irgendwo im Labyrinth. Es ist offenbar der Ansicht, dass es von dir nichts mehr zu holen gibt.
Ich ignoriere Phobos' riesengroße Augen (wie konnte ich böse Trainerin nur das Futter weggeben) und nehme mir den Zettel, auf dem vermutlich die letzte Zahl für den Code steht. Damit hätte ich alle drei Zahlen zusammen und kann endlich aus diesem Labyrinth raus und zur Codeeingabe gehen.
Du machst dich auf den Weg aus dem Labyrinth und Phobos trottet sichtlich beleidigt - immerhin hat es keinen Pokériegel abbekommen! - neben dir her. Ihr erreicht die Treppe nach oben und findet euch in dem Raum mit den traurigen Überresten des Kürbisses wieder. Ohne Umschweife trittst zu dem Zahlenschloss und gibst die drei Zahlen von deinen Zetteln ein. Das Gitter klappt auf und gibt eine Treppe nach oben frei.
Phobos tut mir fast schon ein bisschen leid, aber ich verspreche ihm, dass es zu Hause etwas Leckeres bekommt. Als das Gitter verschwindet, spähe ich nach oben, trete jedoch nach kurzem Zögern auf die erste Treppenstufe und laufe dann nach oben.
Du findest dich in einem - wie sollte es auch anders sein? - runden Raum wieder, von dem aus eine weitere Treppe nach oben führt. Der Raum ist nicht sonderlich groß und wird durch das Licht von Duzenden Kerzen erhellt, die in mindestens ebenso vielen, ausgehöhlten Kürbissen stehen. Phobos gibt ein Geräusch von sich, das verdächtig nach einem hungrigen Schmatzen klingt. Höchstwahrscheinlich sind die vielen Kürbisse der Auslöser. Interessanter für dich ist allerdings ein älterer Mann in einem Kapitänsoutfit, der in der Mitte des Raumes steht. Mit einem Grinsen zieht er seinen Kapitänshut tiefer in die Stirn, bevor er die Arme verschränkt und dich kurz mustert. "Herzlichen Glückwunsch, du hast es durch mein Labyrinth geschafft", kommentiert er dann mit einer rauen Stimme. "Schätze, du willst deinen Preis."
Ich mustere den Mann und achte nicht darauf, was Phobos macht, da ich eher mit noch irgendeiner Überraschung à la Zubats rechne, doch dann nicke ich und lächle den Mann sogar an. "Ja, so war das mit dem Preis gedacht."
"Ganz so einfach ist das nicht, Kleines", fährt er mit einem Grinsen fort, das dir so gar nicht gefallen will, während er in einer Tasche seines Mantels wühlt. Anschließend zieht er drei Schlüssel hervor, die er dir unter die Nase hält. "Oben stehen drei Schatzkisten", erklärt dir der Kapitän und deutet mit der freien Hand auf die Handfläche mit den Schlüsseln. "Ein Schlüssel für jede Truhe. Such dir einen aus." Du begutachtest die Schlüssel. Einer der drei ist besonders klein und feingliedrig und hat hauchzarte Verzierungen. Er weist einen matten Goldton aus und du bist dir nicht sicher, ob es sich wirklich um echtes Gold handelt. Der nächste ist groß, klobig und einfach gearbeitet und erscheint aus einem undefinierbaren, dunkelgrauen Metall zu sein, das bereits hier und da Rostflecken aufweist. Schlüssel Nummer drei sieht irgendwie altmodisch aus, glänzt silbern, als wäre er eben erst frisch poliert worden und weist einen geflügelten Schlüsselkopf auf. "Noch Fragen?", raunt er.