Holly wurde wie gewöhnlich früh wach und ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr auch, dass es wie üblich kurz nach sechs war. Die junge Farmerin stand leise auf, um Lou nicht zu wecken. Diese ließ sich allerdings nicht beim Schlafen stören, sodass Holly schließlich das Zimmer verließ. Da es noch zu früh war, um zu frühstücken, ging sie nach draußen, um dort ein wenig mit ihren Pokémon, vornehmlich Lola, zu trainieren. Einerseits wollte sie, dass das Snubbul sich an Tyra gewöhnte und andererseits hoffte Holly, dass Lola mit mehr Übung endlich sicherer werden würde.
Es war fast halb neun, als Lou schließlich aufstand. Es überraschte sie wenig, Hollys Bett leer vorzufinden. Praktisch war, dass sie sich nicht betont leise verhalten musste. Es ging ihr nach dem vergangenen Abend zwar deutlich besser, aber es war trotzdem nett, gerade keine Rücksicht nehmen zu müssen. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte und festgestellt hatte, dass von den anderen niemand beim Frühstück war, ging auch Lou nach draußen, wo sie ihre Freundin schließlich auch vorfand. Holly beschäftigte sich offensichtlich mit Lola, denn sie war gerade dabei, dem Snubbull etwas zu erkklären. "Guten Morgen, Holly", machte sich Lou letztlich bemerkbar. "Oh, guten Morgen", erwiderte die Angesprochene. "Wie geht es dir heute?" "Besser. Wenn Alois einfach wegbleibt, sollte es kein Problem sein, mich heute auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren", meinte das Mädchen daraufhin. "Das klingt nicht schlecht. Bist du hier, um mich zum Frühstück abzuholen?", fragte Holly dann nach. "Wir können... Wir können auch etwas trainieren, bis die Jungs auftauchen", schlug Lou dann vor. Holly stutzte kurz, weil es ungewöhnlich war, dass Lou eine Trainings-Einheit vorschlug, aber die junge Farmerin würde sich nicht beschweren, sodass sie nickte. "Klar. Sehr gerne sogar", bestätigte sie dann auch verbal, woraufhin Lou Caleb aus seinem Ball ließ, damit dieser zusammen mit Lola üben konnte.
Jakob war erleichtert, dass Ethan keinen Wecker gestellt hatte und er schlief tatsächlich ein wenig aus. Jedoch wurde er gegen neun wach und nach einiger Zeit wurde ihm das Herumliegen langweilig. Da Ethan immer noch ruhig und regelmäßig atmete, ging Jakob davon aus, dass er schlief und so zog er sich leise an und machte sich fertig. Er fand die anderen beiden schließlich draußen beim Trainieren. "Guten morgen ihr zwei", wandte er sich an Holly und Lou.
Letztlich tauchte auch Jakob auf und gesellte sich zu ihnen. Als es allerdings schließlich zehn Uhr wurde, begann sich Lou letztlich doch zu wundern, dass von Ethan jede Spur fehlte. Eigentlich war sie dafür, ihn ausschlafen zu lassen, aber Captain Watanabe hatte gesagt, dass sie sich mit ihnen vor ihrem Dienst treffen wollte und wenn dieser am Mittag oder Nachmittag begann, sollten sie alle wach sein. Außerdem nahm Lou an, dass Ethan vorher gerne frühstücken und vermutlich duschen wollte. Allerdings änderten diese Gedanken nichts daran, dass sie nicht doch ein schlechtes Gewissen hatte, als sie schließlich an das Zimmer der beiden Männer klopfte.
Ethan war gerade zumindest ansatzweise wach geworden, als es an der Tür klopfte. Er warf einen kurzen Blick zu dem anderen Bett, um herauszufinden, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass sich der Idiot mit der Tür befasste. Allerdings war das Bett leer, sodass sich Ethan aufsetzte, weil ihm ohnehin keine andere Wahl blieb. "Ja", wandte er sich an die Tür, bevor er einen kurzen Blick auf die Uhr warf, die im Zimmer hing. Sie zeigte zu seiner Überraschung zehn Uhr an. Ethan war sich nicht sicher, wann er das letzte Mal so lange geschlafen hatte - und ob er überhaupt jemals bis zehn geschlafen hatte. Er unterdrückte ein Seufzen, fuhr sich kurz durch das Haar, um die schlimmste Morgenfrisur abzuwenden und trat anschließend zu der Tür. Davor stand Lou. "Guten Morgen", begrüßte Ethan sie. "Ich vermute, du bist mein Weckdienst?"
"Guten Morgen", erwiderte Lou mit einem zögerlichen Lächeln. "Und ja, bin ich. Bitte entschuldige, aber es ist schon zehn und ich... wir... gehen ja davon aus, dass sich Captain Watanabe in absehbarer Zeit melden dürfte und... naja... Ich dachte, dass du wahrscheinlich gerne frühstücken und dich in Ruhe fertig machen möchtest." Lou hoffte, dass Ethan ihre Erklärung genauso gut fand wie sie selbst. Immerhin tat es ihr wirklich leid, ihn geweckt zu haben, vor allem da er am Vortag völlig übermüdet gewesen war und sich trotzdem um sie gekümmert hatte.
Einen Moment lang musterte Ethan Lou skeptisch, dann schüttelte er amüsiert den Kopf. "Man könnte fast meinen, dass du Angst vor einem regelrechten Wutausbruch hast", kommentierte er dann. "Ich bin nicht sauer und es ist absolut verständlich, dass du mich weckst." Er winkte ab. "Und außerdem", fügte er dann hinzu, "war ich sowieso schon halb wach, sonst hätte ich das Klopfen nicht gehört."
"Nein, dass nicht", meinte Lou verlegen und lächelte dann ein wenig. "Aber du warst so müde und ich hatte durchaus ein schlechtes Gewissen, dich wecken zu müssen. Vor allem nachdem du gestern extra für mich durchgehalten hast." Das Mädchen hoffte, dass Ethan nicht wirklich glaubte, dass sie seine Wut befürchtet hatte, denn das war nicht der Fall. Gut, sie hatte angenommen, dass er potentiell mürrisch war, aber nicht wütend. "Ich hätte mehr als einmal geklopft", erwiderte sie auf seine letzte Aussage. "Im Notfall hätte ich Finneas zu dir geschickt."
"Nicht Finneas...", erwiderte er amüsiert, vielleicht aber auch eine Spur genervt. "Dieser Blick!" Er schüttelte kurz den Kopf, bevor er Lou anlächelte. "Ich habe es dir angeboten und ich stehe zu meinen Angeboten", beantwortete er ihre Aussage bezüglich des Wachbleibens. "Wie geht es dir, nachdem du drüber geschlafen hast?"
"Genau deshalb würde ich ihn ja zu dir schicken", meinte Lou und lachte sogar ein wenig. "Immerhin wärst du dann definitiv wach." Es tat ihr gut, zu wissen, dass Ethan sich erholt hatte. Sonst hätte sie jetzt definitiv ein schlechtes Gewissen gehabt. "Es ist besser. Noch nicht wieder normal, aber definitiv besser", antwortete sie ihm schließlich auf seine Frage. "Manchmal tut es eben doch gut, wenn man eine Nacht über die Dinge schläft."
"Ich bin mir sehr sicher, dass Finneas es liebt, mich anzustarren. Aus Prinzip", antwortete Ethan amüsiert, wurde dann aber wieder ernst, als Lou das andere Thema ansprach. "Das ist schön zu hören", merkte er mit einem Lächeln an. Und das war es in seinen Augen wirklich, immerhin war Alois ganz offensichtlich ein größerer Volliiot als es der Idiot je sein könnte. Vor allem nach dem, was Lou erzählt hatte.
"Keine Ahnung, warum er es auf dich abgesehen hat, wenn er die Wahl hat, aber wenn er sonst nichts tut, ist es ziemlich sicher wieder einer seiner Scherze", meinte Lou und hob kurz die Schultern. Sie erwiderte sogar Ethans Lächeln. Lou war definitiv dankbar dafür, einen Freund wie ihn gefunden zu haben. "Ich hoffe einfach, dass er mich... und damit uns in Ruhe lässt. Dann muss sich zumindest keiner wegen ihm Gedanken machen", meinte das Mädchen daraufhin.
"Bis er mich noch zu Tode erschreckt, wenn er einfach irgendwo auftaucht", kommentierte Ethan gespielt düster, um dann amüsiert zu schnauben. "Ich fände es ja schon sehr erholsam, wenn er einfach zur Abwechslung jemand anders anstarren würde." Auf Lous Bemerkung zu Alois hin nickte er. "Ja, das hoffen wir vermutlich alle", stimmte er ihr zu. "Allerdings werde ich jetzt schnell duschen und anschließend etwas essen - sonst unterhalten wir uns hier immer noch, wenn Watanabe anruft."
"Ich werd es ihm sagen, aber ich verspreche nichts", meinte Lou in Bezug auf Finneas. Bei seiner letzten Bemerkung stutzte Lou allerdings und schlug sich kurz die Hand vor die Stirn. "Entschuldige bitte. Ich bin gekommen, damit du keine Zeit verlierst und jetzt haben wir doch geplaudert", meinte das Mädchen und schüttelte kurz den Kopf. "Geh du dich am besten fertig machen, ich sage Holly und Jakob bescheid, dass du gleich da bist und wir treffen uns anschließend unten."
"Dir ist hoffentlich klar, dass du dich dafür nicht ernsthaft entschuldigen musst, oder?", hakte Ethan halb skeptisch, halb amüsiert nach. Anschließend hob er kurz die Schultern. "Ich kann mich einfach gut mit dir unterhalten." Vor allem im Vergleich zu dem Idioten. Und was Holly anging... mit ihr hatte er zumindest ernsthaftere Gespräche gehabt als mit dem Idioten. "Bis später", sagte er dann. "Ich beeile mich."