"Ja, ich weiß, aber gerade fühle ich mich damit besser", rechtfertigte sich Lou und hob kurz die Schultern. "Und ansonsten könnte ich dir das Gleiche sagen. Ich finde auch, dass man gut mit dir reden kann." Sie schenkte dem jungen Mann ein kurzes, aber ehrliches Lächeln. "Aber ich gehe jetzt, bevor ich mich wieder festquatsche. Also bis gleich!", meinte sie und wandte sich schließlich doch zum Gehen.
Als Ethan nach einer schnellen Dusche schließlich das Zimmer verließ, fühlte er sich sogar wach. Manchmal schien es doch zu helfen, ungewöhnlich lange zu schlafen. Im unteren Teil des Pokémon-Centers bemerkte er schließlich die anderen, die auf ihn zu warten schienen. Ein wenig skeptisch sah er sie an. "Guten Morgen", begrüßte er sie. "Habt ihr ernsthaft mit dem Frühstück gewartet oder sieht es nur so aus?"
"Wir haben nicht per se gewartet...", meinte Holly ein wenig zurückhaltend. Jedenfalls für ihre Verhältnisse. "Wir haben draußen trainiert, bis Lou dich wecken gegangen ist... Da haben wir uns dann gedacht, dass wir auch warten können, bis du da bist." "Ja... Das bringt es ganz gut auf den Punkt", musste auch Lou zugeben. "Hat sich der Captain eigentlich schon gemeldet?", fragte Holly schließlich nach.
"Guten Morgen Ethan", meinte Jakob zu dem Neuankömmling. "Ich hoffe, ich war gestern Abend und heute Morgen leise genug?" Er winkte bei seiner scherzhaften Frage kurz ab und sah dann in die Runde. "Aber ja, ich kann das so bestätigen." Der Teenager ließ unausgesprochen, dass er sich dachte, dass sie trainiert hatten, gerade weil Ethan noch geschlafen hatte.
"Wie leise du warst, weiß ich nicht", antwortete Ethan amüsiert an den Idioten gewandt. "Aber zumindest hast du mich nicht geweckt." Dann sah er kurz in die Runde. "Und danke fürs Warten." Kurz bevor sie mit dem Frühstücken fertig waren, meldete sich schließlich Ethans AC-Phone. "Courtenay", nahm er den Anruf entgegen. "Captain Watanabe", erwiderte der Captain am anderen Ende der Leitung. "Ich möchte einen Termin für das Treffen vereinbaren. Wo befinden Sie sich gerade?" "In dem Pokémon-Center in der Nähe der Polizeistation", antwortete Ethan. "Ich könnte auf dem Weg zur Arbeit bei Ihnen vorbeikommen", schlug Watanabe vor. "Etwa gegen halb zwölf." "Das klingt gut", bestätigte Ethan. "In Ordnung, bis später", sagte Watanabe noch und legte anschließend auf. "Sie kommt gegen halb zwölf zum Pokémon-Center", wandte sich Ethan an die anderen.
"Das ist ja schon in einer dreiviertel Stunde", stellte Holly ein wenig überrascht fest. "Dann sollten wir die am besten nutzen und besprechen, was wir ihr alles sagen wollen, oder?", meinte Lou dann vorsichtig. "Immerhin muss sie ja davon ausgehen, dass wir wegen der Akten hier sind." "Stimmt schon...", entgegnete Holly. "Aber wir können ja auch schlecht einfach sagen, dass das ein Vorwand war, oder? Wir müssen schon irgendwie sinnvoll anfangen." "Das... dürfte kompliziert werden, wenn man den Rattikarlschwanz bedenkt, der an der Erklärung wahrscheinlich dran hängt...", meinte Lou ein wenig ratlos.
Jakob zuckte mit den Schultern. "Und warum tun wir das nicht? Ich meine, wir können ja sagen, dass wir eigentlich an dieser Sache dran sind. Nur dass es in Litora ein Rotomurf gibt und wir deswegen... kreativ werden mussten."
"Ich habe ja auch bereits angedeutet, dass wir etwas darüber wissen", bestätigte Ethan mit einem kurzen Nicken. "Allerdings wäre ich vorsichtig damit, die Quelle unserer Informationen zu nennen, bis wir uns sicher sind, dass wir Watanabe wirklich trauen können." Auch wenn Johnson sie ihnen genannt hatte, bezweifelte Ethan, dass er sie wirklich gut kannte. Und ob sie nun Erfahrung mit irgendwelchen ziwelichtigen Organisationen hatte oder nicht, war letztendlich noch kein Vertrauensbeweis.
"Was ist mit den Unterlagen, die wir von Kate bekommen haben?", fragte Holly dann nach. "Wären die nicht ein guter Anfang?" "Meinst du nicht, dass sie die längst hat? Immerhin hat Johnson gesagt, dass er sich darum kümmert, dass die 'Kollegen in Montu' die bekommen", erwiderte Lou ein wenig skeptisch "Und Johnson ist definitiv der Typ, der auch dafür sorgt, dass es ankommt, oder?"
Jakob nickte. "Es kommt aber auch darauf an, welche Kanäle Johnson benutzt hat. So können wir herausfinden, ob es unterwegs Lecks gibt. Und da wir die Orginale haben, können wir ja sehen, ob es eventuell unvollständig oder verändert angekommen ist. Zumindest sollten sich die Akten bei Watanabe befinden."
"Wenn wir ihr die Unterlagen geben, wissen wir letztlich aber auch nicht mehr als vorher", merkte Ethan skeptisch an. "Wir wüssten dann nur, ob Johnson sie weitergegeben hat - und wir gehen ja sowieso davon aus, dass Johnson alles andere als ein Rotomurf ist." Er hob die Schultern. "Ich glaube ja, dass wir das eher umgekehrt sehen müssen - wie beweisen wir Watanabe, dass wir vertrauenswürdig sind?"
"Das ist eine gute Frage...", meinte Lou mit einem schweren Seufzen. "Bei Johnson hat es funktioniert, weil er das Thema direkt angesprochen hat und wir uns auf Cordes berufen konnten, aber irgendwie glaube ich nicht, dass das dieses Mal so einfach wird." "Wir könnten offen sein und sagen, dass die Akten nur ein Vorwand sind", überlegte Holly laut. "Aber wenn wir ihr sagen, weshalb wir wirklich hier sind, lässt es sich irgendwie nicht vermeiden, Kate zu erwähnen, oder?"
Jakob schüttelte den Kopf. "Ich würde Kate vorerst aus dem Spiel lassen und... von einem Informanten reden. Cordes weiß ja bescheid, das heißt, wenn Watanabe es genauer wissen will, könen wir sie ja an Cordes verweisen. Immerhin ist sie unsere direkte Vorgesetzte und ich glaube, dass es verständlich ist, wenn wir in dieser Sache ein gewisses Maß an Verschwiegenheit an den Tag legen müssen." Dann seuftze Jakob allerdings. "Was uns in der Watanabe-Sache nicht unbedingt weiter bringt. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie man ihr einen Vertrauensbeweis erbringen könnte. Aber vielleicht können wir das ja auch sie fragen. Vertrauen sollte ja auch nicht erzwungen werden."
"Wir hätten Cordes im Auto fragen sollen, ob sie vorhat, sich bei den beiden genannten Captains wegen Kates Informationsnetzwerks zu melden", stellte Ethan fest. "Dann hätten wir jetzt definitiv etwas gehabt, was wir hätten anbringen können..." Er hob die Schultern, weil er selbst wusste, dass das reine Spekulation war. "Allerdings könnte es sein, dass Cordes generell ein Argument ist. Ich meine, sie scheint ja kein Geheimnis daraus zu machen, dass sie sich anders verhält als die anderen Chiefs. Je nachdem was Watanabe dazu sagt, bringt uns das vielleicht weiter."
„Das ist ein guter Gedanke“, meinte Holly. „Cordes ist zumindest von ihrer Person her schon überzeugend und es ist meiner Meinung nach vielleicht nicht verkehrt, wenn wir betonen, dass wir hinter Cordes stehen und das nicht nur, weil wir aus Inito kommen. Meint ihr, dass Watanabe nachfragen wird, warum uns Rodriguez dann hergeschickt hat?“ „Möglich ist es, aber ich würde es nicht ansprechen, wenn sie es nicht tut“, erwiderte Lou. „Ich frage mich gerade, wie wir überzeugend erklären wollen, warum wir wirklich hier sind. Also außer uns auf Cordes zu berufen. Wir wissen immerhin von der Forschungseinrichtung.“