"Wir schon - aber Watanabe nicht. Und eventuell hat sie Zugriff auf die Verkehrsüberwachung. Also ich finde, das klingt gut: Wir sagen ihr, das wir eigentlich von Cordes kommen, nach einer eventuellen Forschungsstation suchen und wir dann den Standort mitteilen, wenn wir sie gefunden haben." Der Teenager sah zu den anderen. "Oder habe ich jetzt etwas übersehen?"
"Das klingt schlüssig", stimmte Ethan mit einem Nicken zu. "Und so kommen wir auch darum herum, Kate zu erwähnen."
Um zwanzig nach zwölf verließen sie das Pokémon-Center, um davor auf den Captain zu warten. Kurz vor halb fuhr ein recht großer, anthrazit-farbener Geländewagen vor, dem Ethan im ersten Moment keine weitere Beachtung schenken wollte, bis er bemerkte, dass tatsächlich Watanabe aus dem Wagen stieg. Neben dem gewaltigen Auto wirkte sie erst recht zierlich und klein und irgendwie hatte Ethan ein anderes Auto erwartet. "Guten Morgen", begrüßte Watanabe sie, als sie zu ihnen getreten war.
„Guten Morgen“, erwiderte Lou, obwohl es nach ihrer Definition nicht mehr morgen war. Das Mädchen hoffte einfach, dass alles gut gehen würde, immerhin hatten sie keinen Plan B, um Watanabe zu überzeugen. „Guten Tag, Captain“, meinte Holly höflich. Es war ein wenig seltsam, diese kleine Frau neben dem großen Wagen zu sehen. Es war, als ob jemand die Proportionen verschoben hatte.
Jakob sah zu dem großen Auto und dann zu dem zierlichen Captain. Jakob hob eine Augenbraue. Es war ein etwas seltsamer Anblick, aber er vermutete, dass sich ein derartiges Auto in den Bergen wohl besser machte. "Hallo Captain", meinte er ohne Bezug auf die Tageszeit zu nehmen und nickte.
"Können wir irgendwo im Center ungestört reden?", fragte Watanabe nach. "Ich würde sagen in einem unserer Zimmer", erwiderte Ethan mit einem Schulterzucken, woraufhin Watanabe nickte. "Gehen Sie bitte voraus", fügte sie anschließend hinzu. Gemeinsam mit dem Captain betraten sie das Pokémon-Center und letztlich eines der beiden Zimmer. Selbstverständlich war dort nicht genug Platz, um sich zu setzen, aber es ging schließlich auch nicht um Bequemlichkeit. "Worüber genau möchten Sie mit mir sprechen?", eröffnete der Captain dann das Gespräch.
Lou war durchaus ein wenig mulmig zumute und das obwohl sie darüber gesprochen hatten, was sie Watanabe sagen wollten. „Einfach ausgedrückt, wollen wir über den wirklichen Grund reden, warum wir nach Montu gekommen sind“, beantwortete Holly zunächst die Frage des Captain.
Jakob sah kurz zu Holly. Ihre Aussage war ein wenig unaussagekräftig, deswegen ergänzte er ein wenig. "Wissen Sie, es müssten ein paar Informationen bezüglich der gestohlenen Karpador nach Montu gekommen sein. Aber bei der derzeitigen Lage... man kann sich nicht sicher sein, welche Informationen ihr Ziel erreichen und welche nicht."
"Ich möchte natürlich nicht unhöflich sein", merkte Watanabe an, "aber wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie gesagt, Sie hätten Informationen für mich und nicht umgekehrt." Einen kurzen Moment lang herrschte Stille. "Kennen Sie Chief Cordes aus Inito?", fragte Ethan letztlich in der vagen Hoffnung nach, dass das tatsächlich funktionieren würde. "Nicht persönlich", erwiderte Watanabe. "Warum spielt das eine Rolle?"
„Gewissermaßen“, antwortete Holly. „Immerhin sind die einzelnen Chiefs sehr unterschiedlich in ihrer Motivation.“ Holly hoffte, dass ihre Formulierung in Ordnung war. Sie wollte im Zweifelsfall lieber nicht zu viel sagen. „Wir halten uns an Chief Cordes, weil sie trotz diverser... Widerstände die Dinge angeht“, fügte Lou erklärend hinzu, sah dann aber hilfesuchend zu den anderen. Immerhin waren ihre Aussagen nicht sonderlich aufschlussreich, aber Lou war auch nicht sicher, was sie noch erklären sollte.
Jakob nickte zustimmend und seufzte kurz. Jakob hätte gerne Informationen geteilt, aber noch war es dafür zu früh. Sie mussten erst sicher gehen, wie sie jetzt zu Watanabe standen. "Wie gesagt, wir sind im Moment ein wenig vorsichtig", meinte Jakob diplomatisch.
Eine Weile lang musterte Watanabe sie lediglich. "Captain Johnson aus Litora City kann das im Übrigen ebenfalls bestätigen", fügte Ethan hinzu, um die Stille zu brechen. "Wenn das stimmt", antwortete der Captain vorsichtig, "warum hat Sie dann Rodriguez hierher versetzt?" "Wir haben ihn dazu überredet", sagte Ethan eilig, bevor der Idiot irgendetwas Dummes sagen konnte. "Wir waren ihm in Litora sowieso lästig und auf diese Weise muss es der hiesige Chief auch akzeptieren." "Dem entnehme ich, dass Sie nicht wegen der verschwundenen Akten hier sind", stellte Watanabe schließlich fest.
„Nein, sind wir nicht. Tatsächlich scheint irgendwie niemand zu glauben, dass die wieder auftauchen“, meinte Holly dem Captain gegenüber. „Allerdings war es für Chief Rodriguez eine gute Begründung“, fügte Lou hinzu, „Es bot sich wohl gewissermaßen an.“ Lou fiel auf, dass Ethan extra darauf geachtet hatte, nicht zu erwähnen, dass sie den Chief eigentlich bestochen hatten. Auch sie war der Meinung, dass Watanabe das nicht wissen musste.
Jakob nickte und lächelte Watanabe ein wenig verlegen an. "Und selbst wenn sie wieder auftauchen sollten... dann wahrscheinlich nicht hier", meinte er. "Nun, wir fanden es hilfreich, wenn wir offiziell hier sind."
Watanabe schien noch einen weiteren Augenblick lang, dann nickte sie. "In Ordnung", entschied sie dann. "Sie würden mir keine Namen nennen, wenn ein Anruf an die genannten Personen ohnehin alles auffliegen lassen würde. Also gut. Was wissen Sie über die verschwundenen Pokémon? Deshalb sind Sie doch hier, oder?" Ethan atmete erleichtert aus, weil der Captain ihnen zu glauben schien.
„Das ist richtig“, bestätigte Lou und war durchaus erleichtert, dass der Captain ihnen glaubte. Das war ein guter Start. „Wir wissen, dass die Karpador, die in Litora gestohlen worden, nach Montu gebracht wurden...“, meinte Holly daraufhin, zögerte dann aber. Sollte sie schon mehr sagen? Vermutlich eher nicht. „Das dürfte für Sie allerdings nicht neu sein, richtig?“, fragte sie stattdessen. So bekamen sie Gewissheit, dass die Informationen angekommen waren.