Ich knabber nachdenklich an einem Snack, während ich mir das Ganze durch den Kopf gehen lasse: "Hm... das klingt wirklich als wenn ein oder mehrere Pokemon hier ihr Unwesen treiben... Wenn diese wirklich mit dem alten Tempel zusammen hängen, dann sind sie wohl ziemlich alt und damit stark... Wissen Sie genauer wo der Tempel stand um einen Startpunkt für die Suche zu haben oder hätten Sie einen Plan?"
"Wo der Tempel stand weiß ich nicht", erwidert dein Gastgeber und schiebt dir die Flasche mit Top-Genesung hin. "Aber ich würde niemals jemanden um Hilfe bitten, wenn ich keinen Plan hätte." Er senkt erneut die Stimme. "Ich muss dieses Pokémon loswerden. Die ganzen Spielchen fangen meistens nachts an, gegen 24 Uhr, das Pokémon kommt sich wohl besonders lustig vor... Jedenfalls ist es gleich wieder so weit. Normalerweise verkrieche ich mich in meinem Zimmer, aber heute... heute gehen wir der Sache auf den Grund!"
Ich schaue in Dais Richtung und warte auf ein Signal. Als es kurz nickt greife ich nach der Topgenesung und gibt sie ihm: "So mein Großer einmak schlucken, dann bist du wieder fit."
Nachdem Dai geheilt ist, wende ich mich an unseren Gastgeber: "Sie wollen nur das Problem lösen? Also wäre auch eine eventuell friedliche Lösung für Sie okay? Je nach Stärke des Gegners kann ein Kampf auch nach hinten losgehen, was nicht in ihrem Interesse sein dürfte - schon alleine wegen der Einrichtung..."
Ich schiebe das Silbertablett mit den Leckereien etwas von mir weg: Sie sind zu verführerisch und ich sollte mich konzentrieren...
"Korrekt. Ich will das Problem lösen. Dieses Pokémon muss Ruhe geben", erwidert dein Gastgeber und erhebt sich. "Also, wir begeben uns in mein Arbeitszimmer, damit es keinen Verdacht schöpft, es müsste in wenigen Minuten auftauchen." Er begibt sich mit dir im Schlepptau in das erste Stockwerk seines Anwesens und in ein Arbeitszimmer, dessen Einrichtungswert den der Zimmer imErdgeschoss wohl noch um einiges übersteigt. Er schließt die Türe hinter euch und verschränkt die Arme, während sein Blick auf eine höchstwahrscheinlich sündhaft teure, antike Standuhr fällt, die fünf Minuten vor zwölf anzeigt.
Als unser Gastgeber aufsteht folge ich ihm zusammen mit Dai. Vor der Treppe rufe ich meinen Starter zurück - so geschickt es auch an Land ist - Treppen mag es nicht besonders!
Als wir das Arbeitszimmer erreichen, sehe ich mich um, während ich mit Dais Pokeball spielen: Eine große, antike Standuhr, ein schwerer, massiver Tisch und jede Menge Regale, die zum Tisch passen. Ganz klar - hier steckt mehr Geld im Raum, als ich für eine Hauseinrichtung ausgeben würde.
"Dai mein Großer - komm wieder raus!", den roten Strahl zwischen Tisch und Regal richtend, hoffe ich, dass nichts zu Bruch geht - Platz sollte jedenfalls genug sein - wie alles im Haus ist auch dieser Raum überdimensioniert!
Dai ist geschickt genug, um nichts durcheinander zu werfen und darüber scheint sich der Hausbesitzer auch gar keine Gedanken zu machen. Stattdessen ist er auf die Uhr fixiert und als diese schließlich auf zwölf Uhr umspringt, passiert im ersten Moment gar nichts, doch dann siehst du erstaunt, wie sich der Schatten der Uhr verlängert, sich durch Raum zieht und anschließend wieder in den Normalzustand zurückversetzt wird, bevor schließlich undefinierbare Geräusche ertönen. Ein wenig hilflos sieht dich dein Gastgeber an.
Ich erwidere seinen Blick kurz, konzentriere mich dann aber auf die Umgebung. Kurz wünsche ich mir, dass ich auf die Fähigkeiten all meiner Pokemon zurückgreifen könnte, schieb den Gedanken aber zur Seite: Nun zählt das Hier und jetzt...
Hm... Der Schatten der Uhr hat sich verlängert - danach wurde er wieder normal - ob das Pokemon sich den Schatten zunutze gemacht hat um die Position zu ändern? Ich verlängere in Gedanken den Schatten der Uhr und schaue wo er mich hinführt.
Währendessen schaut mein Dai hektisch hin und her um die Geräuschquelle zu finden.
Während du dich noch auf den Schatten konzentrierst, bemerkst du, dass sich dieser plötzlich bewegt und du kommst auf die Idee, dir die Uhr anzuschauen. Diese schwebt einige Zentimeter über dem Boden und gleitet langsam weiter nach oben, gefolgt von diversen anderen Gegenständen, die im Raum gewesen sind. Dein Gastgeber ist kreidebleich und presst sich mit dem Rücken gegen eine Wand, während du bemerkst, dass er sichtlich zittert.
Ich betrachte die schwebenden Gegenstände kurz, kann mich aber nicht dazu aufraffen sie unheimlich zu finden: Psychoattacken habe ich schon öfter im Kampf erlebt. Erst wenn die schwebenden Gegenstände als Waffe eingesetzt werden würden, würde ich mir Sorgen machen.
Das Zittern meines Gastgebers gefiel mir allerdings weniger... mit einem Räuspern versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu erringen und lächelte ihm aufmunternd zu: "Scheint als wenn der Hausgast eingetroffen ist? Schade, dass er sich noch nicht vorgestellt hat."
Der Blick des Mannes gleitet zu dir, die Angst steht ihm mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben und die siehst, wie er mühsam schluckt. "Das sehe ich selbst", bringt er schließlich etwas krächzend hervor und seine Augen huschen hektisch von Gegenstand zu Gegenstand. "Tu doch was!" Eines der vermutlich teuren Bücher klatscht lautstark auf den Boden, während zwei weitere Bücher aus dem Regal emporsteigen und haarscharf an deinem Gesicht vorbeirasen. Dir drängt sich die Frage auf, ob das nur eine Warnung war, oder ob der Urheber dieser Attacke dich eigentlich treffen wollte.
Ich zucke leicht zusammen, als die Bücher knapp an mir vorbei fliegen und zermartere mir den Kopf, was ich tun könnte.
Einen Blick zu Dai werfend, dass scheinbar auch noch keinen Gegner entdeckt hat bringt mich dazu in den Raum zu sprechen: "Ist dir eigentlich noch nicht aufgefallen, dass die Poltergeist-Methode nichts bringt? Klar, du verunsicherst unseren Gastgeber, aber sonst? Nur mit Verstecken und Terrorisieren kannst du nichts bewirken - wenn man etwas verändern will, muss man zuerst die Aufmerksamkeit der anderen Partei erringen und dann kommunizieren... sonst weiß der andere ja gar nicht was man erreichen will und es kann sich nichts ändern... Du hast unsere Aufmerksamkeit also: Was willst du?"
Für einen Augenblick halten sämtliche Gegenstände, die gerade durch den Raum schweben, inne und du rechnest fast damit, dass sie zu Boden fallen und sich der Spuk in Luft auflöst. Stattdessen schwebt allerdings ein weiteres Buch aus einem der Regale, rast auf dich zu, macht vor dir ruckartig halt und wie von Geisterhand blättern die Seiten, bis das Buch schließlich geöffnet auf den Boden vor dir fällt.
Das Buch ist zu schnell, als dass ich zurückweichen könnte, aber als das Blättern beginnt, beruhigt sich mein Puls etwas...
"Die Antwort finden wir also in diesem Buch?", laut redend in der Hoffnung berichtigt zu werden, wenn ich falsch liege, bücke ich mich und hebe das Buch hoch. Nach einem kurzen Blick auf den Titel beginne an der aufgeschlagenen Stelle zu lesen...
Das Buch ist eines jener Geschichtsbücher, die durch ihre Erzählweise und Illustrationen an ein Märchenbuch erinnern. Die aufgschlagene Seite zeigt das Bild eines großen Tempels, der im Licht eines großen, silbrigen Vollmonds auf einem sanften Hügel steht. "Der Vollmond-Schrein", steht als Überschrift über dem Bild und du wendest dich dem Text zu, der darunter steht. "Einst, vor vielen Jahrhunderten errichteten die Menschen diesen Tempel, um einem Pokémon zu huldigen, das ihre Stadt beschützt und umsorgt hat. Sie erbauten den Tempel aus den teuersten und wertvollsten Materialien, die sie finden konnten, sie verehrten ihren Schutzpatron und beteten in jeder Vollmondnacht zu ihm, sodass der Tempel den Namen 'Vollmond-Schrein' erhielt. Da es außer der Vollmond-Symbolik keine eindeutigen Inschriften gab, ist bis heute ungeklärt, um welches Pokémon es sich dabei gehandelt hat. Nach einigen Generationen gerieten diese BRäuche allerdings in Vergessenheit." Im Folgenden findest du detaillierte Beschreibungen über den Aufbau und die Beschaffenheit des Tempels, aber diese scheinen dir nicht unbedingt relevant zu sein.
Nachdem ich die Geschichte vorgelesen hatte, schweige ich kurz während ich die Bauanweisungen überfliege.
"Hier stand also mal ein Tempel namens Vollmond-Schrein und warst ein Beschützer dieser Stadt? Es war sicher schmerzhaft für dich, als man dich vergessen hat, nachdem du den Menschen so lange geholfen hast... Einsamkeit ist schwer zu ertragen! Würdest du gerne wieder der Beschützer werden, oder wenigstens Gesellschaft haben?"