Du erhältst keine direkte Antwort, aber immerhin wirft man dir auch keine Bücher mehr an den Kopf und das wertest du als Fortschritt. "Die Stadt braucht keinen Beschützer mehr", mischt sich dein Auftraggeber ein, "es ist auch so sicher!" Er sieht sich hektisch im Raum um. "Also verschwinde, hast du gehört!" Einige Bücher fliegen auf ihn zu und eines davon klatscht gegen seine Schulter, sodass er sich hinter dem gewaltigen Mahagoni-Schreibtisch versteckt. "Dies ist mein Reich, ich habe schon immer hier gelebt und lasse mich nicht vertreiben." Die Stimme scheint aus dem Nichts zu kommen und obwohl sie mild klingt, hörst du unverkennbaren Zorn heraus.
Ich verdrehe die Augen nach dem Ausbruch meines Gastgebers - gut, dass er mich nicht sieht: "Mag sein, dass eine Villa wie diese sicher ist, aber außerhalb dieser mit Geld gekauften Verteidigung, gibt es noch Gefahren... Was willst du genau? Ich bin sicher wir finden eine Lösung wenn wir in Ruhe reden! Ich würde gerne unparteiischer Vermittler spielen, wenn ihr erlaubt?"
Nun, da keine aktive Suche mehr stattfindet, kommt Dai zu mir und kuschelt sich an meinen Rücken. Ob es Schutz sucht, oder mich von eventuellen Büchern schützen will, weiß ich nicht, aber ein paar Streicheleinheiten kann ich trotzden unterbringen.
"Was ich möchte?" Die Stimme klingt fast ein wenig ungläubig. "Ich habe seinerzeit alles aufgegeben, um diese Stadt zu beschützen und man dankt es mir, indem man mich in Vergessenhei geraten lässt, hier ein Grundstück und ein Haus errichtet und dafür den Tempel abreißt, den man mir zu Ehren gebaut hat." Wenn du deinen Ohren trauen kannst, klingt die Stimme mittlerweile fast ein wenig traurig oder enttäuscht. "W-wir brauchen keinen V-Vermittler!", bringt der Hausbesitzer hervor. "Wir wollen nur, dass du verschwindest!"
Leicht genert wende ich mich an meinen Gastgeber: "Ich glaube mit 'Verschwinde' kommen wir nicht weiter - was gefragt ist, ist eine Lösung. Keines MEINER Pokemon kann (und soll) mit einem anderen Pokemon mithalten, dass jahrhundertelang diese Stadt beschützt hat! Das wäre unfair dem Pokemon gegeüber!"
Danach wende ich mich wieder an die Luft: "Ich kann leider nichts dagegen machen, dass man dich vergessen hat, aber wir könnten dich zurück in Erinnerung rufen? Was den Tempel angeht: Willst du einen Tempel haben, oder reicht ein Zuhause? Ich finde Tempel immer so kalt und unpersönlich..."
"Aber es terrorisiert mich schon so lange!", entgegnet der Mann und schaut hinter dem Schreibtisch hervor. "Das ist unverschämt, nur weil ich einen alten Tempel abreißen lassen habe, den sowieso niemand mehr besucht hat, um hier..." Ein Buch segelt nur Zentimeter über seinen Kopf hinweg und er duckt sich hastig wieder. Angst einjagen hin oder her, verletzen möchte das ominöse Pokémon offensichtlich niemanden. "Ich will den Menschen wieder nahe sein, ihnen wieder helfen. Einst gab ich alles auf, was ich besaß, um mich dieser Stadt zu widmen, aber da ich das nun nicht mehr kann, habe ich keinen Zweck mehr, es gibt keinen Grund für mich, hierzubleiben und doch habe ich keinen Ort, zu dem ich gehen könnte."
"Es gibt mitterweile Menschen, die helfen das Land sicher zu halten, unterstützt werden sie dabei von Pokemon, mit denen sie auch zusammen arbeiten - das sind Polizisten. Eine weitere Gruppe Menschen hat sich zusammen mit Pokemon darauf spezialisiert Pokemon zu helfen - das sind Ranger. Wäre es was für dich bei einer der Gruppen mitzumachen? Du wärst nicht mehr alleine und könntest Gutes tun."
"Es ist sehr löblich, dass du mir das vorschlägst und dich um eine Lösung bemühst, aber ich habe den Glauben in die Menschen verloren. Ich habe ihnen mein Leben gewidmet und sie haben mich vergessen." "Na dann kannst du ja auch verschwinden", ertönt es von dem Versteck hinter dem Schreibtisch. "Was bringt es dir schon, hier zu bleiben?!" "Schweig! Die Menschen haben mich vergessen, aber du hast den Tempel abreißen lassen, um hier dein Haus zu bauen, nur deinetwegen existiert nicht einmal eine Erinnerung an mich!" Dazu scheint dem Mann nichts mehr einzufallen, denn der Schreibtisch hüllt sich in betretenes Schweigen.
"Hilft es dir wirklich hier zu bleiben und ihn zu tyrannisieren? Damit hältst du doch nur deine eigenen Wunden offen? Außerdem: Nicht alle Menschen haben vergessen: Es gibt Legenden über die Pokemon, die uns einst beschützten... Legenden, die man den Kindern vorliest, wenn sie Angst von der Dunkelheit haben.
Ich muss gestehen, meine Lieblingsgeschichten waren immer von den Drachen, Vögeln und Raubkatzen. Aber ich glaube auch von dir waren welche dabei - du bist Cresselia, nicht wahr?"
Für eine ganze Weile herrscht Stille und wenn die Bücher und anderen Gegenstände nicht weiterhin in der Luft schweben würden, hättest du glatt vermuten können, dass das Pokémon verschwunden ist. Aber nach einer ganzen Weile materialisiert sich schließlich eine Form im Raum, die nach und nach Gestalt annimmt und du erkennst tatsächlich Cresselia. "Man erzählt sich noch immer Geschichten über uns?" Es sieht dich unverwandt an, während der Mann mittlerweile völlig hinter seinem Schreibtisch verschwunden ist. "Auch über mich?"
Ich betrachte Cresselia während es sichtbar wird... schimmerndes Licht ist das erste, dass von seinen Flügel sichtbar wird und die Form ist mondförmig - kein Wunder, dass der Tempel keine Abbildung benötigte... damals wusste sicher jeder, wer Cresselia war - so einen Anblick vergisst man schließlich nicht!
"Ja - man nennt euch die 'legendären Pokemon' - stark, schön und unbesiegbar. Die kleineren Sachen, die ihr sicher gemacht habt, sind vermutlich in Vergessenheit geraten. Aber die wirklich großen Dinge sind noch bekannt. Dass du hier einen Tempel hattest wusste ich nicht, aber viele andere Dinge erinnere ich mich: z.B. deine Kämpfe gegen Darkrai um Träume zu beschützen und noch vieles mehr. Statt in einem Tempel, lebt die Erinnerung an dich mittlerweile in den Gedanken und Herzen der Menschen."
Cresselia starrt dich eine Weile lang schweigend an, bevor der Blick des Pokémons schließlich zum Schreibtisch gleitet, hinter dem der Gastgeber noch immer versteckt ist. "Er sieht das anders", stellt Cresselia fest und ein bitterer Unterton liegt in der Stimme. "Er würde mich am liebsten vergessen." Um die Worte zu bekräftigen, rückt Cresselia mithilfe seiner psychischen Kräfte den Schreibtisch kurzerhand beiseite, sodass dein Gastgeber entblößt ist und panisch aufspringt. Pure Angst steht ihm in das Gesicht geschrieben. "Diese Stadt war für mich lange Zeit ein Zuhause", fährt Cresselia ungerührt fort und wendet den Blick von dem zitternden Mann ab. "Und nun verlangt man, dass ich einfach gehe. Aber wohin? Wo gibt es für mich noch einen Platz?"
"Ich glaube unser Gastgeber hat einfach Angst... du hast ihn über eine lange Zeit nächtlich geärgert. Und nun, da er deine Macht kennt weiß er, dass du noch viel mehr machen könntest. Unabhängig davon ob du im Recht warst oder nicht - es fällt Menschen schwer solche Gefühle zu unterdrücken. Er würde sich freuen wen du sein Haus verlässt, weil ihm das wieder Sicherheit geben würde.
Was einen neuen Wohnort angeht... da fallen mir mehrere Möglichkeiten ein... was davon die Beste ist, weiß ich nicht... 1.) Was eventuell auch eine Lösung wäre ist, dass du dich mit dem Gastgeber versöhnst - das wäre sicher schwer für euch beide - ihr hattet keinen guten Anfang... 2.) Wir könnten auch mit ein paar der wichtigen Leuten der Gegend reden - also Bürgermeister, Schwester Joy, Officer Rocky oder so - vielleicht haben sie eine Idee ob hier in der Gegend ein Platz für dich ist? Um einen Platz zu suchen könnten wir Magazine, Internet usw. durchsehen nach Gebieten, die dir gefallen könnten und ein "perfektes" neues Zuhause für dich suchen - entweder hier in der Stadt oder weiter weg. 3.) Ich weiß nicht wie du zu reisen stehst - dabei könntest du eventuell alte Freunde wieder treffen oder eine neue Heimat finden... ob du dabei alleine reist oder z.B. mich begleitest, wäre natürlich deine Entscheidung! 4.) Alternativ könntest dul auch bei mir einziehen? Bitte nicht falsch verstehen - ich meine NICHT dass ich versuchen würde dich zu fangen - das wäre ein ziemlich unmögliches Unterfangen - sondern dass du einfach bei mir wohnen kannst als Freund bis du dich entschieden hast was du weiter tun willst. Bei mir laufen allerdings viele Pokemon rum - ich hoffe das stört dich nicht? Ich bin eigentlich fast immer unterwegs - du hättest also Ruhe von mir.
Aber wozu auch immer du dich entscheidest: Ich würde dir gerne helfen, entweder beim Vermitteln oder bei was auch immer."
Du hörst ein Schnauben von deinem Gastgeber, als du von der Versöhnung sprichst. So viel also zu diesem Vorschlag. Cresselia hingegen mustert dich und wirkt dabei fast ein wenig belustigt, sodass du dir so vorkommst, als hättest du gerade irgendetwas furchtbar peinliches getan. "Es ist tröstlich, dass es noch Menschen gibt, die sich für das Schicksal der Legendären interessieren", bemerkt Cresselia dann und zwinkert dir kurz zu. "Wirklich reizend. Und ich muss mich natürlich für dein Angebot bedanken." Deinen Gastgeber ignoriert Cresselia komplett. "Und dennoch... ich werde es nicht annehmen. Eines Tages schließe ich mich vielleicht einem Menschen an, doch dieser Tag ist noch nicht gekommen. Trotzdem hast du mir die Augen geöffnet und dafür danke ich dir." Sein Blick wird für einen Augenblick abwesend, als sei es auf etwas anderes konzentriert. "Ich verlasse diesen Ort. Leb wohl." Es nickt kurz in Richtung Fenster, durch das du den Garten sehen kannst, wirft dir einen vielsagenden Blick zu und scheint sich dann in Luft aufzulösen. Zittrig starrt dich der Hausbesitzer an. "Ist es vorbei?"
Ich schaue nachdenklich aus dem Fenster - auf die Idee, dass ein legendäres Pokemon sich wirklich einem Trainer anschließt wäre ich nie gekommen... (:p) - vor ich mich an meinen Gastgeber wende: "Ja - Cresselia ist weg und ich denke nicht, dass sie wieder kommen wird. Die Tatsache, dass legendäre Pokemon echt sind, ist aber fasizinierend - ich denke ich muss mal Geschichtsbücher wälzen um weitere Tempel zu finden! Man könnte SOO viel von ihnen lernen..."
"Lernen? Ja, ja, wenn du das sagst...", kommentiert dein Gastgeber und schüttelt den Kopf. "Aber wie auch immer. Ich bin dir wohl eine Belohnung schuldig." Er öffnet eine Schublade seines Schreibtischs und wühlt kurz darin, bevor er sich dir wieder zuwendet und dir zunächst eine TM hinhält. "Das hier ist der Preis für das Lösen meines Rätsels im Garten", sagt er, während er dir TM 15, Hyperstrahl in die Hand drückt. "Und das hier", fährt er fort, während er dir eine reichlich merkwürdig aussehende Brille in die andere Hand drückt, "ist ein Wahlglas. Man sagte mir, Trainer können so etwas gebrauchen?" Ohne auf eine Antwort zu warten, manövriert er Admurai und dich zur Tür seines Arbeitszimmers. Du wirfst noch einen kurzen Blick zum Fenster, zu dem Cresselia vor dem Verschwinden genickt hat. "Soll ich dich noch zur Tür bringen?"