Ethan atmete erleichtert aus, als Lou tatsächlich wieder ruhiger wurde und zumindest ansatzweise damit begann, das Ganze nicht noch weiter aufzubauschen. "Dann sind wir einer Meinung", schlussfolgerte er, einfach um es erneut klarzustellen. "Und im Übrigen", fuhr er dann mit dem Anflug eines Lächelns fort, "wäre ich dir sehr verbunden, wenn du aufhören würdest, dich jetzt deswegen schlecht zu reden." Denn das war wirklich absurd.
"Das tut gut zu wissen", gab Lou zu und schaffte es sogar, Ethans Lächeln zu erwidern. "Auch, dass es dir nichts weiter ausmacht." Das Mädchen hob die Schultern, behielt aber sein Lächeln bei. Jetzt fühlte sich Lou tatsächlich weniger wie ein Idiot. "Aber du musst trotzdem versprechen, mir bescheid zu sagen, wenn ich es doch mal übertreibe, okay?", bat sie ihn noch.
"Okay", erwiderte Ethan mit einem Nicken. "Das werde ich, wenn es dazu kommt." Für den Moment war er eher erleichtert darüber, dass Lou wieder lächeln konnte. Es stand ihr ohnehin besser als irgendein panischer, peinlich berührter, hinter Händen versteckter Gesichtsausdruck. "Alles wieder okay?", fragte er dann sicherheitshalber nach.
"Alles wieder okay", erwiderte Lou noch immer lächelnd. "Bei dir auch?" Immerhin war Ethan ursprünglich zu ihr gekommen, weil er nicht schlafen konnte und auch wenn sie beide jetzt über andere Dinge gesprochen hatten, war das Problem nicht aus der Welt. Natürlich war es möglich, dass Ethan sich soweit aufgeheitert fühlte, dass er jetzt schlafen konnte, aber es war auch möglich, dass das nicht der Fall war.
"So okay, wie es aktuell sein kann, würde ich sagen", erwiderte Ethan, obwohl er zugeben musste, dass er durchaus erleichtert darüber war, dass sich Lou wieder normal verhielt. Jetzt, da sich die Sache wieder geklärt hatte, bemerkte er zunehmen seine Müdigkeit. Ein wenig ratlos hob er die Schultern. "Und ich halte dich immer noch vom Schlafen ab."
"Und ich halte deine Gedanken davon ab, sich im Kreis zu drehen", erwiderte Lou, die bewusst darauf achtete, den Tunnel nicht direkt zu erwähnen. "Ich finde, dass das ein durchaus fairer Tausch ist." Das Mädchen lächelte aufmunternd. Immerhin sollte Ethan auch nicht glauben, dass er ihr zur Last fiel oder irgendetwas in der Art. Allerdings bewies seine Aussage auch, dass das Problem noch immer sehr aktuell war.
"Ich frage mich, wo dabei für dich der Vortei liegt", erwiderte Ethan mit einem müden Lächeln, winkte dann aber ab. "Eigentlich hab ich das Bedürfnis mich einfach hinzulegen und zu schlafen, aber ich weiß, dass ich dann wieder an... andere Dinge denken werde. Und dann hat es sich mit dem Schlafen erledigt." Er seufzte. "Vermutlich sollte ich es trotzdem probieren. Wir können schließlich nicht die ganze Nacht hier sitzen."
"Ich kann zumindest ein bisschen was für dich tun. Vor allem, weil es mir nichts ausmacht, mal länger wach zu sein", erklärte Lou Ethan. Allerdings war da noch immer sein Problem, dass seine Gedanken sich dorthin begaben, wo er sie definitiv nicht gebrauchen konnte. Lou wusste, dass sie ihm nicht einfach anbieten konnte, doch bei ihr zu bleiben, vor allem, da auch ihr der Gedanke nach der vorherigen Situation unangenehm war. Tatsächlich hatte sie aber eine andere Idee. "Stimmt... Die ganze Nacht hier zu sitzen, dürfte nicht viel bringen", gab sie ihm recht. "Ich hab allerdings einen Vorschlag und ich bin mir auch bewusst, dass der sehr, sehr seltsam klingt. Ich erwähn das nur zur Sicherheit." Das Mädchen räusperte sich kurz verlegen. "Jedenfalls... Meine Idee ist, dass wir zu dir rübergehen. Da kannst du dich hinlegen und ich leiste dir da weiter Gesellschaft, um dich weiterhin abzulenken. Der Gedanke dahinter ist, dass ich hoffe, dass eine warme Decke und generell ein gemütliches Bett, schon von allein dafür Sorgen, dass du einschlafen kannst."
Ethan entschied sich dazu, das hörbar verlegene Seufzen zu ignorieren - in der Hoffnung, dass das am dezentesten war. "Also setzen wir das Gespräch fort, während ich im Bett liege und du dagegen sitzt?", fasste er zusammen. Das klang merkwürdig für ihn und er war nicht sicher, ob er überhaupt schlafen konnte, wenn jemand neben seinem Bett saß. "Das ist unhöflich dir gegenüber", fügte er seinen Gedanken hinzu. "Also noch unhöflicher als überhaupt nachts um elf anzuklopfen, um zu reden."
„Aber ich kann schlecht einfach schlafen, wenn ich weiß, dass es dir nicht besser geht. Außerdem warst du nicht unhöflich“, erwiderte Lou dem jungen Mann. Allerdings überraschte es sie nicht wirklich, dass er ablehnte. „Mir ist klar, dass der Vorschlag seltsam war, aber ich fand trotzdem, dass ich ihn zumindest erwähnen sollte. Für mich wäre es okay gewesen, aber wenn es dir zu unangenehm ist, kann ich das verstehen. Immerhin ist das nur gefühlt zwei Schritte oder so davon entfernt, dass du doch hierbleibst“, gestand Lou Ethan zu.
Ethan sah Lou einen Moment lang prüfend an. "Also habe ich die Alternative zwischen hierbleiben und dich die ganze Nacht wach halten oder in mein Zimmer gehen und dich dort die ganze Nacht wach halten?", hakte er dann skeptisch nach. "Ich bin von keiner der beiden Lösungen besonders überzeugt." Er hob die Schultern. "Wenn wir morgen mit Kate reden wollen ist es nicht hilfreich, wenn zwei von uns übermüdet sind und Jakob den Champion vergöttert."
Lou seufzte und fühlte sich noch immer verdammt hilflos. "Was willst du denn stattdessen machen? Unten bei der Rezeption eine warme Milch bestellen?", meinte das Mädchen und fuhr sich anschließend durch das Haar. Ethan hatte natürlich recht, aber Lou ärgerte sich dennoch über die Situation, vor allem weil sie erst im Gespräch mit Riccardo gesehen hatte, wie fertig Ethan eigentlich war. "Ich finde wir könnten es zumindest versuchen. Immerhin ist es erst halb zwölf und nicht drei oder so."
"Ich mochte warme Milch noch nie", erwiderte Ethan mit einem halbherzigen Lächeln. "Kakao geht, aber pure Milch..." Er hob die Schultern und seufzte anschließend. "Von mir aus", stimmte er letztlich zu. Lou wollte ihm offensichtlich helfen und er war sich ziemlich sicher, dass er diese Hilfe gebrauchen konnte.
"Dann ist das definitiv ausgeschlossen", meinte Lou. Sie musste zugeben, dass sie diese Tatsache durchaus ein wenig amüsierte. Vor allem durch den aktuellen Kontext. Als Ethan schließlich zustimmte, lächelte sie ihn aufmunternd an. Natürlich war es denkbar, dass es nicht funktionieren würde, aber sie wollte zumindest positiv an die Sache herangehen. "Dann sollten wir am besten rüber zu dir gehen", schlussfolgerte Lou und stand anschließend auf. Sie musste nur daran denken, ihre Schlüsselkarte mitzunehmen.
"Ja", erwiderte Ethan deutlich weniger überzeugt als Lou und stand ebenfalls auf. Der Plan war merkwürdig. Die ganze Situation war merkwürdig. Er wartete darauf, dass sie ihre Schlüsselkarte eingesammelt hatte, dann trat er zu der Tür und verließ das Zimmer. Nachdem er den kurzen Weg zu seinem Zimmer zurückgelegt hatte, öffnete er die Tür mit seiner Schlüsselkarte und ließ Lou eintreten. Nofretete protestierte schläfrig, als Ethan das Licht einschaltete.