"Das wäre mir auch lieber, allerdings fällt mir keine Lösung ein", erwiderte Ethan mit einem Kopfschütteln. "Voltilamm zählen ist jedenfalls keine funktionierende Option." Er erwiderte das Lächeln. "Und mit Bonaparte werde ich bei Gelegenheit reden - das vergesse ich nicht, keine Sorge."
"Nicht nur bei Gelegenheit, sondern auch zeitnah", erwiderte Lou leicht mahnend, weil sie ein wenig Angst hatte, dass Ethan gerade dabei war, das Gespräch hinauszuschieben. Das war allerdings nicht Sinn der Sache und in ihren Augen auch alles andere als förderlich. "Versprochen?"
"Versprochen", erwiderte Ethan ohne Umschweife. "Ich habe vor, das Gespräch zu führen - aber nicht, wenn ich selbst kaum klar denken kann, Lou." Er schüttelte kurz den Kopf. "Keine Sorge, ich weiß selbst, dass es wichtig ist."
Lou nickte zustimmend und lächelte sogar bei Ethans Antwort, bevor sie schließlich bemerkte, dass sie ihn noch immer festhielt und daraufhin doch losließ. "Okay. Ich weiß ja selber, dass es wichtig ist, vernünftig denken zu können. Und auch, dass das manchmal echt schwierig sein kann."
Letztlich ließ Lou ihn wieder los und schien sich mit seiner Antwort zufrieden zu geben, vermutlich weil sie bemerkt hatte, dass sie ernst gemeint gewesen war. "Womit wir allerdings wieder beim Ursprungsproblem wären", merkte Ethan an und hob kurz die Schultern. "Mit vernünftigem Denken komme ich jedenfalls nicht weiter."
Lou seufzte und ließ kurz die Schultern hängen. Es war furchtbar, weil die Situation so verfahren war. "Und... wenn du es mal mit nicht vernünftigen Denken probierst?", schlug sie letztlich vor, wenn auch ein wenig zögerlich. "Ich meine... Es gibt doch immer Dinge, die man gerne tun würde, auch wenn sie vollkommen abwegig sind."
Ethan sah Lou einen Moment lang skeptisch an, weil er nicht die leiseste Ahnung hatte, worauf sie eigentlich hinaus wollte. "Was genau meinst du jetzt?", hakte er letztlich nach. Ihre Aussage... ergab keinen Sinn.
"Naja... Zum Beispiel...", fing Lou an, kam dann aber ins Grübeln, weil sie ein gutes Beispiel suchte. "Zum Beispiel sowas wie das Voltilamm-Zählen. Nur nicht ganz so... platt. Manchmal reicht es schon, wenn man nebenbei Musik hört oder den Fernseher laufen lässt. Quasi einfach ein wenig Geräuschkulisse schaffen. Oder mal sowas machen wie Kopf- und Fußende vertauschen. Ich weiß, dass das albern klingt, aber manchmal machen genau solche Dinge den Unterschied. Ich finde es zum Beispiel auch ganz angenehm, mit Caleb zu kuscheln. Es beruhigt mich, wenn ich ihn ein wenig streicheln kann und seinen Atem höre."
"Den Fernseher habe ich schon ausprobiert", erwiderte Ethan mit einem halbherzigen Lächeln. "Und Nofretete blockiert meistens das Fußende vom Bett - was auch jegliche Form von Streicheln ausschließt, darauf hat sie wenig Lust." Er hob die Schultern. "Aber ich will dich nicht auch noch vom Schlafen abhalten", fügte er anschließend hinzu und bemühte sich darum, zumindest ansatzweise überzeugend zu wirken. "Es wird schon irgendwie funktionieren."
"Mach dir um mich mal keine Sorgen", meinte Lou und warf Ethan einen skeptischen Blick zu. Das war eine echt harte Nuss. "Und wenn Nofretete das Fußende blockiert, spricht was dagegen zum Beispiel Gaius mit ans Kopfende zu nehmen?", wollte das Mädchen anschließend von ihm wissen. Lou seufzte tief und fuhr sich durch die Haare. "Ich würd dir ja anbieten, dass du hier bleiben kannst oder dass ich mit rüberkomme, aber mir ist klar, dass das sehr falsch verstanden werden kann", meinte sie dann. "Weil dann könnten wir noch zusammen irgendwas Langweiliges gucken oder so."
Lous skeptischer Blick irritierte Ethan, sodass er einen Moment lang innehielt, bevor er sich dann doch dazu entschied, normal zu antworten. "Gaius ist wechselwarm", antwortete Ethan. "Es ist also kühl und wenn es nachts warm wird, wird es wach. Und Bonaparte... eignet sich aus offensichtlichen Gründen auch nicht dazu." Er hob die Schultern und fügte mit einem Anflug von Amüsement hinzu: "Das könnte man in der Tat falsch verstehen. Vor allem Jakob."
"Okay... Dass Gaius wechselwarm ist, hab ich tatsächlich nicht bedacht", musste Lou zugeben. Bei Ethans Witz stöhnte sie allerdings genervt und rollte mit den Augen. "Sehr witzig", erwiderte das Mädchen. "Es ist ja nicht so, dass er nicht nett wäre, aber ich find es trotzdem echt anstrengend. Und ich kann dir versichern, dass ich bei ihm nichtmal diese Bemerkung gemacht hätte. Entweder hätte er sehr... unauffällig angedeutet, was er davon hält oder er wäre sehr direkt geworden und auf beides kann ich verzichten. Sei froh, dass du keine Verehrerin hast. Eigentlich ein Wunder, dass dich am Strand noch keine angeflirtet hat." Lou grinste nun ihrerseits. Sie war gespannt, was Ethan darauf erwidern würde.
"Vermutlich wäre er relativ direkt geworden", kommentierte Ethan amüsiert. "Und vermutlich hätte er sie missverstanden. Aus reinem Wunschdenken heraus." Er hob die Schultern. Zumindest hätte das zu dem Idioten gepasst - auch wenn sich Ethan nicht einmal sicher war, ob der Idiot nun Lou im Blick hatte oder schlichtweg jede Frau. "Eine Verehrerin am Strand?", wiederholte er dann und sah Lou skeptisch an. "Was meinst du damit?"
"Das befürchte ich auch", stimmte Lou dem jungen Mann zu. Sie hatte allerdings die Hoffnung, dass Jakob irgendwann noch an Reife gewinnen würde. Als Ethan sich allerdings ahnungslos gab, was potentielle Verehrerinnen anbelangte, musste sie doch ein wenig lachen. "Ach komm! Du kannst mir nicht erzählen, dass dir noch nie jemand gesagt hat, dass du gut aussiehst", meinte das Mädchen kopfschüttelnd. "Und ich mein das jetzt auch objektiv. Und sind wir mal ehrlich: Am Strand sieht man erst recht, was jemand körperlich zu bieten hat." Ein Problem, mit dem sie sich schon oft auseinandergesetzt hatte. Sehr zu Lous Missfallen.
"Vermutlich würde es reichen, wenn er erfährt, dass wir über dieses Angebot geredet haben", merkte Ethan an und schüttelte den Kopf, bevor er doch wieder dazu überging, Lou skeptisch zu mustern. "Wer hätte mir das sagen sollen?", hakte er dann nach. Irgendwelche Dienstmädchen vielleicht, aber das hatte man nicht ernstnehmen können.