Jakob legte den Telefonhörer auf und atmete einmal tief durch. Die Situation war schlimmer, als er angenommen hatte. Er verschaffte sich kurz Luft, indem er einen beherzten Fluch von sich gab. Nachdem er sich beruhigt hatte, verließ er sein Zimmer, ging zuerst zu Lous Zimmer und klopfte an ihre Tür. Er musste jetzt unbedingt mit jemandem reden.
Als es an der Tür klopfte, hielten Lou und Holly kurz in ihrem Gespräch inne. Lou seufzte und trat dann zu der Tür, um sie zu öffnen. Sie hoffte wirklich, dass alles gutgegangen war. "Da bist du ja wieder", meinte das Mädchen und lächelte zumindest leicht, als sie sah, dass es sich tatsächlich um Jakob handelte. "Wie lief es?", kam es anschließend auch gleich von Holly. Die junge Farmerin war ebenfalls gespannt auf den Ausgang des Telefonats.
Jakob sah zu Lou und seufzte einmal, bevor er das Zimmer betrat. Im Zimmer angekommen setzte er sich zuerst auf den Boden. Holly war auch da. Jakob wusste nicht, ob das ihn tröstete oder störte. Trotzdem nahm er die Situation hin, alles war im Moment besser, als mit Sarah zu reden. "Wie es lief?", griff er Hollys Frage auf. "Wenn ich ehrlich sein soll... nicht gut für uns."
"Das klingt nicht sehr gut", miente Lou nachdem sie die Tür geschlossen hatte. Sie wusste nicht, ob das Gespräch nun lange gedauert hatte oder nicht und das machte es schwer, es zu beurteilen. Sie hoffte nur, dass niemand in wirklich großen Schwierigkeiten steckte. Zumindest in keinen neuen.
Holly:
"Was ist passiert?", wollte die junge Farmerin wissen, wobei sie durchaus alarmiert klang. Sie hoffte, dass Jakob sich an die Abmachung gehalten hatte und auch, dass die am anderen Ende ihm nicht auf die Schliche gekommen waren. Das wäre dann wirklich ein Desaster.
Jakob seufzte noch einmal kurz und wandte sich dann an die beiden Frauen. "Also ich hab das Abgesprochene erzählt... Das mit Kate und das mit dem Tunnel. Sie... ich glaube sie wissen, wer Riccardo ist und dass er aus Kanto kommt. Aber sie sind sehr irritiert, dass er überhaupt etwas gemacht hat. Und... und ich habe versucht, Conchua da raus zu halten... aber ich musste dann doch erzählen, wie der Zusammenhang zwischen ihr, dem Captain und Kate ist." Jakob seufzte.
"Das sind wirklich keine guten Nachrichten", stimmte Lou zu und seufzte abermals. "Aber gab es da wirklich viel zu erzählen? Ich meine mal... Conchua hat doch nicht mehr gemacht, als Kate anzurufen und jetzt beim Captain im Krankenhaus zu sitzen." Das konnte unmöglich genug sein, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Es war geradezu lächerlich! Das mussten diese Leute doch auch so sehen!
Holly:
"Lou hat recht", meinte Holly und fuhr sich kurz über das Gesicht. "Allerdings war der Captain denen ein Dorn im Auge. Oder ist es immer noch... Keine Ahnung und das kann sich schon negativ auf Conchua auswirken... Diese Typen haben doch bisher vor nichts zurückgeschreckt. Ich traue denen durchaus zu, dass sie vielleicht sogar noch ein Exempel statutieren. Entweder an Conchua oder an Johnson oder sogar an beiden... Das macht mir durchaus Sorgen..."
Jakob nickte und fuhr sich durch die Haare. "Ja, ich hab ja auch gesagt, dass es nur ein Zufall war, dass das mit Johnson so geklappt hat. Trotzem vermuten die gerade irgenetwas Größeres dahinter... naja, aber das Krankenhaus ist ihnen zumindest zu heikel. Immerhin haben sie ja auch mir aufgetragen, sie über den Gesundheitszustand von Johnson zu informieren." Jakob war nervös und sah zwischen den beiden Frauen hin und her und zwang sich zu einem Lächeln. "Wisst ihr... sie waren informiert über die Pokémon des Captain... und haben mir zum Vorwurf gemacht, dass ich hätte bescheid sagen sollen, dann hätte man einen Überfall inszeniert." Diese Vorstellung fand er immer noch gruselig.
"Verdammter Dreck...", kam es nicht gerade sehr typisch von Lou. "Ich fass es nicht! Wie können dir nur so grausam sein?" Das Mädchen schüttelte fassungslos den Kopf. "Und was kann der Captain wissen, dass die so hinterher sind, wie es ihm geht? Er muss denen ja richtig eins ausgewischt haben, dass die so vorgegangen sind...", meinte das Mächen, ehe es tief seufzte.
Holly:
"Da kann man sich zusammenreimen, dass die ihm wahrscheinlich auflauern werden, sobald sie an ihn rankommen", gab Holly zu bedenken. Die junge Farmerin war wütend. Die ganze Situation wurde mit jeder verdammten Stunde immer schlimmer. Und das obwohl sie gerade gedacht hatte, dass es bergauf ging. "Du hast das Richtige gemacht, Jakob. Also als du die Bälle abgegeben hast... Das Problem ist, dass die jetzt erstrecht von dir erwarten werden, dass du sowas tust, nachdem sie dich darauf hingewiesen haben." Holly ballte die Hände zu Fäusten. Was sie besonders nervte, war die Tatsache, dass sie nichts ausrichten konnten. Eigentlich hatte sie sich immer für recht wehrhaft gehalten, aber Holly musste einsehen, dass das nicht der Fall war. Nicht für das, was sie vorhatten.
Jakob war erstaunt über Lous heftige Reaktion, aber er konnte sie auf jeden Fall verstehen. Die ganze Situation war mehr als nur unangenehm. Immerhin waren Holly und Lou auch nicht auf Jakob sondern auf die Organisation sauer. Er hielt sich einfach an Hollys Worten fest, dass er alles richtig gemacht hatte. Er hoffte, dass er die Organisation bald an einer wichtigen Stelle behindern konnte. Aber ab da an würde er Schwierigkeiten bekommen. Kurz überlegte der Teenager, ob er noch etwas vergessen hatte und schüttelte dann den Kopf. "Das war es ansonsten... ich wurde eben leider behandelt, wie jemand, dem man nicht trauen kann." Er seufzte kurz. "Und das nur, weil ich mir die Informationen hab aus der Nase ziehen lassen. Weil ich überlegt habe, was ich als nächstes sagen kann. Ihr Vertrauen habe ich auf jeden Fall nicht." Dann lächelte er zu Lou und Holly. "Danke auf jeden Fall für die Worte... Ich fühle auch so wie ihr... ich hoffe, dass wir bald was gegen die unternehmen können. Ich kann darauf verzichten, dass diese Leute den Captain abfangen, wenn er das Krankenhaus verlässt..."
"Sind wir mal ehrlich: Die schätzen dich richtig ein. Du bist nicht vertrauenswürdig. Jedenfalls nicht für die und ich wage mal zu behaupten, dass es das Beste wäre, wenn du jetzt noch versuchst da rauszukommen, bevor es wirklich zu spät ist", meinte Holly. "Ich glaube nicht, dass irgendwer von uns warten will, bis die irgendeinen richtigen Beweis deiner Loyalität verlangen."
Lou:
"Und was den Captain angeht, sollten wir uns auf jeden Fall etwas überlegen", fügte Lou hinzu. "Es scheint immer wichtiger zu werden, dass wir mit ihm reden müssen. Das bedeutet allerdings auch im Umkehrschluss, dass wir warten müssen, bis er endlich wach ist. Und bis dahin sollten wir eine Ahnung davon haben, was wir ihm eigentlich sagen wollen."
Jakob seufzte kurz und sah zu Holly. "Wenn es dafür nicht schon zu spät ist... ich glaube kaum, dass sie jemanden rumlaufen lassen, der weiß, dass Kate Arkwrights Tochter ist... Aber ja, von einer Vertrauensprobe hab ich schon Angst." Dann sah er zu Lou und nickte. "Was auch immer los war, der Captain ist sehr interessant für die Organisation. Ich frage mich wirklich, was er weiß oder warum sie es so sehr auf ihn abgesehen haben."
"Ich glaube, es ist dein geringstes Problem, dass du weißt, wer Kate wirklich ist", meinte Lou. "Ich behaupte mal, dass es Kate sogar mehr interessiert, immerhin hat Ethan uns nicht umsonst aufgefordert, das für uns zu behalten. Mach dir lieber Sorgen darüber, was sie von dir erwarten und auch, dass die Arbeit als Freiwilliger früher oder später dazu führen wird, dass du die gegen dich haben wirst."
Holly:
"Ich hab die ganze Situation jedenfalls sowas von satt!", beschwerte sich Holly. "Wir sollten uns auf jeden Fall mit Ethan zusammensetzen, wenn der wieder fit ist und ansonsten generell die Zeit, die wir haben möglichst sinnvoll füllen." Die junge Farmerin schnaubte kurz, ehe sie sich durch ihr Haar fuhr. "Ich für meinen Teil würde gerne weiter trainieren, wenn wir jetzt nichts weiter zu besprechen haben."
Jakob verließ mit den anderen dann das Zimmer, da sich alle zum Trainieren entschlossen hatten. Das Training an sich verlief unspektakulär, Jakob belastete Siggi nicht zu stark, damit er am nächsten Tag fit war. Als sich Holly mit Lou zusammen darum bemühte, dem Toxiped Doppelteam beizubringen, ließ er sogar Pachira aus dem Ball, um ihr ein wenig frische Luft zu gönnen.
Als sie dann mit dem Training fertig waren und es Zeit zum Abendessen wurde, fuhren alle gemeinsam wieder zu den Zimmern zurück und Jakob ging zu Ethans Zimmertür, an die er dann klopfte.
Ethan hatte die Zeit damit verbracht auf dem Bett zu sitzen, kurz zu duschen und sich anschließend wieder auf das Bett zu setzen. Er fand keine Ruhe, der Tunnel ließ ihn nicht los und ohne irgendeine Form von effektiver Ablenkung war es noch schlimmer. Als es letztlich ein weiteres Mal an diesem Tag klopfte, stand er relativ bereitwillig auf, um die Tür zu öffnen. Davor standen Lou, Holly und der Idiot. "Gibt es irgendetwas Neues?", fragte Ethan betont neutral.
Jakob sah zu Ethan und nickte leicht. "Es gibt tatsächlich Neuigkeiten. Das mit Johnsons Pokémon weißt du, denke ich, von Lou?" Jakob schüttelte kurz den Kopf, als er sich an den Flur erinnerte, machte dann allerdings weiter. "Ich habe mittlerweile einen Anruf getätigt. Wollen wir kurz reingehen?"