"Es geht um Lou", behauptete Holly, ehe sie Funke in ihren Pokéball zurückrief. "Keine Ahnung, was genau passiert ist, aber ich bin der Meinung, dass es nur das sein kann." Die junge Farmerin hob kurz die Schultern. "Hab ich recht oder hab ich recht?"
Jakob schaute einen Moment lang die Farmerin an. Erst wollte er den Kopf schütteln und es verneinen, aber er wusste, dass Holly recht hatte. Dann seufzte er kurz und nickte leicht. "Ja, du hast recht. Naja, ist ja auch egal, wollen wir dann los?" Er hoffte, mit dem Aufbruch weitere unangenehme Fragen von der Farmerin vermeiden zu können.
"Wenn es egal wäre, dann wärst du nicht so schlecht drauf", erwiderte die junge Farmerin, während sie Jakobs Frage beantwortete, indem sie sich in Bewegung setzte. "Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass es vielleicht sinnvoller wäre, wenn du dich erstmal richtig mit ihr anfreundest? Mit deiner aktuellen Grundlage dürftest du jedenfalls nicht sonderlich weit kommen."
Jakob schnaubte kurz und schüttelte den Kopf. Holly war keine Hilfe. "Ich weiß nicht, wieso du jetzt das Thema fortführen willst." Jakob setzte sich ebenfalls in Bewegung und ging der Farmerin hinterher. "Ich meine, das werde ich jetzt zwar so oder so tun, aber ich hab das Gefühl, es hat keinen Sinn, irgendetwas in diese Richtung zu versuchen." Jakob schüttelte noch einmal den Kopf. Lou war viel eher an Ethan interessiert und niemand konnte ihm etwas anderes erzählen.
"Komm mir nicht blöd von der Seite, wenn ich dir einen Ratschlag gebe", erwiderte Holly ein wenig angesäuert. "Ich kapier sowieso nicht, wieso du der Meinung bist, irgendetwas für Lou zu empfinden. Ich meine, keiner von uns kennt den anderen länger als zwei Wochen oder so. Lou ist hübsch, glaub ich jedenfalls und sie scheint auch echt nett zu sein, aber mehr kannst du doch auch nicht wissen. Und das gilt auch umgekehrt. Wieso sollte sie sich nach deinem grandiosen ersten Eindruck und nach so kurzer Zeit auf dich einlassen?" Die junge Farmerin schnaubte leicht. "Außerdem glaube ich, dass es ein ganz schlechter Zug gewesen ist, so mit der Tür ins Haus zu fallen und ihr zu sagen, dass du sie magst."
Jakob schüttelte erneut den Kopf und schnaubte kurz. "Ich finde es gerade nicht schön, dass du mir vorschreibst, nichts für sie empfinden zu dürfen... manchmal ist das eben so. Das hab ich mir nicht ausgesucht." Es ärgerte ihn, dass Holly mit ihm so umging. Er hatte erwartet, dass sie anders reagieren würde. "Außerdem... schlage ich deinen Rat ja nicht eimal aus. Es ist auch egal, ob ich mit der Tür ins Haus gefallen bin oder nicht, aber ich glaube, dass Lou viel mehr an Ethan interessiert ist." Er schnaubte noch kurz und schaute dann die Farmerin direkt an. "Du siehst jetzt langsam mein Problem?"
"Ich hab dir gar nichts vorgeschrieben. Ich hab nur gesagt, dass es unlogisch ist, weil ihr euch nicht kennt", erwiderte Holly unbeeindruckt. "Und ich glaube auch nicht, dass Ethan dein Problem ist. Oder Lous vermeintliches Interesse an ihm. Als ich mit ihr gesprochen hab - für dich falls du dich erinnerst - da hat sie nichts davon erwähnt. Und nur weil sie nett zu Ethan ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch was von ihm will. Sie scheint generell eher so die Fürsorgliche zu sein, hab ich den Eindruck und Ethan geht es im Moment beschissen. Ich glaub der ganze Freiwilligenkram hat ihm zugesetzt oder so. Dann ist doch klar, dass sie sich um ihn sorgt, aber deswegen muss sie keine tieferen Gefühle für ihn haben."
Jakob seufzte einmal kurz und schüttelte dann den Kopf. "Ja... okay, ja. Ich weiß nicht, ich bin trotzdem ..." Jakob stockte. Hollys Antwort hatte ihn ein wenig überfahren. "Ich fühle mich schon eifersüchtig, denke ich... aber jetzt klingt das ein wenig albern." Jakob knuffte Holly kurz auf die Schulter und zwang sich zu einem Lächeln. Seine Laune war zwar nicht besser geworden, aber das Gefühl, dass er wegen Lou und Ethan hatte, klang langsam ab.
"Es ist ja auch albern", erwiderte Holly und gab den Knuff zurück. "Sowas wie Liebe auf den ersten Blick ist lächerlich. Man kann jemanden gut finden, aber mehr meiner Meinung nach nicht." Die junge Farmerin schnaubte abermals und schüttelte anschließend den Kopf. "Und jetzt sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir zu tun haben. Immerhin ist es wichtig, dass der Captain seine Pokémon zurück bekommt."
Jakob nickte Holly zu und lächelte wieder, diesmal sogar ernsthaft. Das Gespäch mit Holly hatte ihm gut getan, auch wenn die Farmerin schonungslos ehrlich zu ihm gewesen war. Er musste sich eingestehen, dass ihm die Art von Holly zumindest ein wenig gefiel. "Gut, also auf zum Krankenhaus." Sie nahmen erneut ein Taxi zum Krankenhaus, auch wenn Holly laufen wollte. Jakob war der Meinung, dass er schon genug Zeit vertrödelt hatte. Immerhin dankte ihm die Farmerin, dass er erneut die Fahrt bezahlte. Im Krankenhaus angekommen wandte sich Jakob direkt zum Fahrstuhl und fuhr mit Holly zusammen in den zweiten Stock, wo er dann erneut an der Intensivstation klingelte.
Die Intensivstation wiederzufinden war alles andere als schwer und auch der Weg zum Krankenhaus war angenehmer, nachdem Jakob sich wieder gefangen hatte. Holly trat zielsicher zu dem Tresen, hinter dem noch immer die gleiche Krankenschwester saß, bei der sie sich zuvor schon einmal angemeldet hatte. "Guten Tag nochmal", meinte sie zu der Schwester. "Wir sind nochmal wegen Captain Johnson hier. Gibt es etwas Neues?" Die junge Farmerin wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern lieber erst einmal in Erfahrung bringen, wie es dem Captain ging und vielleicht auch, ob Conchua noch bei ihm war.
Jolly: Die Frau hinter der Theke warf ihnen einen durchaus skeptischen Blick zu. "Schon wieder?", hakte sie dann nach. "Tauchen Sie jetzt alle paar Stunden hier auf?" Sie schnaubte. "Der Besuch ist noch da, Johnson nicht bei Bewusstsein. Müssen Sie wirklich zu ihm?"
Jakob schüttelte den Kopf und lächelte. "Nein, wir haben nicht vor, alle paar Stunden hier aufzutauchen. Es sind tatsächlich noch ein paar persönliche Dinge von Johnson aufgetaucht, die ich ihm bringen sollte. Die müssten wir hier abgeben." Er sah kurz zu Holly und dann wieder zu der Krankenschwester. "Mir fällt auch gerade auf, je nach dem, wie lange der Besuch noch bleibt, sollten wir ihn auch noch informieren."
"Tatsächlich sind die Pokémon des Captains wieder angetaucht und wir haben von der Wache aus eigentlich den Auftrag bekommen, sie ihm zu bringen." Die junge Farmerin hoffte, dass sie von der Schwester erfahren würden, ob die Pokémon für den Captain verwahrt werden konnten oder ob sie sich etwas anderes überlegen mussten. Im letzten Fall wollte Holly definitiv noch einmal mit Conchua reden, weil die Arenaleiterin im Moment die einzige war, die man wohl als Angehörige bezeichnen konnte.
Jolly: Die Frau hinter der Theke seufzte und wirkte dabei resignierend. "Sie kennen das Prozedere. Einer von Ihnen wartet hier", sagte sie dann. "Und halten Sie sich dieses Mal daran, dass es schnell gehen soll."