Holly seufzte kurz. Zumindest gab es keine schlechten Nachrichten. Davon hatten sie in letzter Zeit definitiv genug gehabt. "Da hast du natürlich recht", erwiderte die junge Farmerin. "Die Situation ist definitiv beschissen, aber der Punkt ist doch, dass wir jetzt hier stehen und nicht etwa im Keller." Und in Hollys Augen war das ein sehr wichtiger Punkt. "Der Captain wird wieder und vor allem ist er in Sicherheit. Bis er wieder fit ist, heißt es durchhalten und leider hoffen, dass die, die ihm das angetan haben, die Pause nicht ausnutzen werden." Holly seufzte abermals. Die Situation gefiel ihr nicht, aber es gab tatsächlich nicht sonderlich viel zu tun, jedenfalls nicht im Moment.
Holly: "Der Punkt ist", griff Conchua Hollys Formulierung auf, "dass er eine ganze Weile hier sein wird. Und das gibt den Leuten eine ganze Menge Zeit." Sie seufzte und winkte ab, um sich anschließend wieder auf dem Stuhl niederzulassen. "Sonst noch etwas?"
Holly verstand Conchuas Ärger, denn ihr ging es genauso. Aber genau deshalb hielt sich die junge Farmerin an die wenigen Dinge, die man positiv sehen konnte. Allerdings war das von Conchuas Standpunkt aus wahrscheinlich ein wenig schwieriger, so viel sah Holly dann doch ein. "Gibt es etwas, was wir für dich tun können?", stellte sie die gleiche Frage wie bei ihrem ersten Besuch. "Von meiner Seite aus ist sonst nichts mehr. Die Genesungswünsche von Chief Cordes müssen noch warten." Mindestens bis der Captain wach war. Andernfalls wäre es wohl sehr, sehr sinnlos.
Holly: "Du kannst mir einen Kaffee bringen", erwiderte Conchua und dieses Mal trat tatsächlich ein Lächeln auf ihr Gesicht, auch wenn es ein eher schwaches Lächeln war. "Es ist anstrengend, hier zu sitzen und nichts zu tun." Sie hob die Schultern. "Irgendwo muss es hier einen Automaten geben."
Holly erwiderte das Lächeln und nickte anschließend. Sie ließ sich nur kurz von Conchua sagen, wie sie ihren Kaffee gerne haben wollte. Die Schwester vorn am Tresen, sah Holly zwar seltsam an, aber nach einer kurzen Erklärung ermahnte sie die junge Farmerin nur, nichts zu verschütten. "Ich hol nur eben einen Kaffee für Conchua", meinte Holly zu Jakob, der im Wartebereich saß, wo sich auch der Automat befand, aus dem Holly besagtes Heißgetränk für die Arenaleiterin holte und anschließend zu dieser zurückkehrte. Natürlich unter den wachsamen Augen der Krankenschwester, die darauf achtete, dass die junge Farmerin auch wirklich nichts verschüttete. "Bitte sehr", meinte sie und reichte Conchua dann vorsichtig den Kaffee, immerhin war dieser ziemlich heiß und es wäre wirklich ärgerlich gewesen, wenn das Getränk deswegen im letzten Moment doch verschüttet worden wäre. "Mir ist übrigens doch noch eine Frage eingefallen", meinte Holly, aber ihr Tonfall verriet bereits, dass es sich um etwas anderes als die aktuelle Situation handelte. "Wie heißt die Kleine eigentlich? Mir ist das im Nachhinein aufgefallen, nachdem ich ihr erklärt habe, was wir abgemacht haben."
Holly: "Danke", bemerkte Conchua, während sie den Kaffee entgegennahm. Sie trank einen Schluck, stellte das Getränk auf dem Nachttisch ab und griff anschließend nach ihrem Portemonnaie, um Holly das Geld für den Kaffee zurück zu geben. "Nein", erwiderte sie dann mit einem nahezu amüsierten Lächeln, "sie hat keinen Spitznamen. Wie lief es?"
"Gut, dann bleib ich dabei, sie Kleines zu nennen", meinte Holly und hob kurz die Schultern. Ihr machte das nichts aus und wenn das Toxiped es nicht anders gewöhnt war, dann war es auch nicht weiter schlimm. "Ansonsten lief es echt gut. Klar, am Anfang war sie ein bisschen irritiert, weil du nicht da warst und sie halt irgendwo war, was sie nicht kannte, aber nachdem ich ihr erklärt habe, was los ist, hat sie sich auch beruhigt. Ansonsten war sie zunächst ein wenig übereifrig, als wir einen Probe-Trainingskampf mit Jakob gemacht haben, aber nachdem wir uns ein wenig eingespielt hatten, hat sie richtig reingehauen. Ich war vor allem beeindruckt, wie schnell sie ist. Das traut man so einem kleinen Krabbler gar nicht zu. Mittlerweile hab ich auch so ein bisschen den Bogen raus, welche Arten von Zischen und Klicken es gibt, immerhin will ich sie ja so gut es geht verstehen", berichtete sie und stockte anschließend kurz. Die junge Farmerin lächelte verlegen, als sie merkte, dass sie sich hatte hinreißen lassen. "Entschuldige", meinte Holly und räusperte sich kurz. "Da war ich jetzt übereifrig."
Holly: Conchua wirkte nicht unbedingt genervt, sondern fast ein wenig gerührt - oder zumindest leicht amüsiert. In jedem Fall aber lächelte sie. "Das klingt doch nach einem spannenden Kampf", erwiderte sie, ohne auf Hollys Entschuldigung einzugehen. "Viel Erfolg euch beiden beim Training." Auch wenn Conchua es nicht direkt gesagt hatte, schwang in dieser Aussage recht eindeutig eine Art von Aufforderung zum Gehen mit.
Holly nickte und erwiderte das Lächeln sogar. Es war eine angenehme Abwechslung mal über etwas zu reden, das nicht ganz so schwer wog. „Das klingt nach einem guten Stichwort“, gab die junge Farmerin zurück. „Wir melden uns, falls es was Neues geben sollte. Ansonsten sehen wir uns morgen.“ Holly nickte noch einmal kurz. „Also bis dann und alles Gute“, verabschiedete sie sich und verließ anschließend das Zimmer, um zu Jakob zurück zu gehen.
Jakob nickte Holly zu, als diese erneut zurückkam. Er legte die Zeitschrift wieder bei Seite und trat mit einem Lächeln zu ihr. "Gut, alles erledigt?" Er nickte. So richtig wusste er zwar nicht, was er heute noch tun wollte, aber immerhin waren jetzt alle Verpflichtungen erfüllt. "So... dann gehen wir wohl besser zurück zum Hotel und sagen bescheid." Er seufzte einmal kurz und musste daran denken, dass Lou und Ethan zusammen unterwegs gewesen waren. Trotzdem hielt sich seine Eifersucht dieses Mal in Grenzen. "Ethan und... und Lou müssten ja jetzt auch wieder zurück von der Wache sein."
"Wenn die beiden schon zurück sind. Erinner dich mal dran, wie lange wir bei Cordes gesessen haben, um eine Aussage zu machen und jetzt stell dir das Ganze auf einer Wache vor, wo im Grunde nichts funktioniert", erwiderte Holly. Sie ging davon aus, dass die beiden definitiv nicht zu beneiden waren. "Wir können ja die Zeit nutzen und noch etwas trainieren. Du willst doch morgen vor deinem Idol eine gute Figur abgeben, oder?", witzelte die junge Farmerin.
Jakob stutze ein wenig darüber, was Holly ihm gesagt hatte. Er sollte vor seinem Idol eine gute Figur abgeben? Ja, sie trafen sich morgen mit Kate, jemand anderen konnte Holly wohl kaum meinen. Ein wenig erschrocken und überfordert sah er daraufhin die Farmerin an. "Du meinst sie... sie kommt morgen schon zu meinem Kampf? Und sieht mir zu?" Jakob konnte das nicht glauben. Er fühlte sich gerade viel unvorbereiteter als noch vor fünf Minuten. Er begann zu schwitzen. "Wir... wir müssen trainieren. Ich muss trainieren!" Jakob wischte sich kurz den Schweiß von der Stirn. Ihm fiel wieder auf, dass er sein Panflam in den letzten Tagen nicht hatte traineren können. "Ich meine... du Scheiße und ich weiß nicht, wie Pachira drauf ist!"
Holly sah Jakob recht überrascht an. Die Frage, ob ihm keiner etwas gesagt hatte, hatte sich eindeutig erübrigt, allerdings war seine Reaktion erstaunlich heftig. "Hey, komm wieder runter", meinte sie dann zu ihm. "Du benimmst dich idiotisch. Atme mal tief durch und denk nach." Die junge Farmerin schüttelte den Kopf. Sie musste nicht verstehen, wieso man sich so über die Anwesenheit einer Person in Panik versetzen konnte.
Jakob versuchte, Hollys Rat zu befolgen und atmete erst einmal ein paar Mal durch. Dann sah er Holly an. "Weißt du, mir macht es eigentlich nichts aus, wenn ich morgen verlieren sollte. Aber wenn Kate zuschaut..." Er sah Holly an und schnaufte noch einmal. "Ich meine... so große Töne, wie ich auf der Reise gespuckt habe... oh Gott, ich kann mich nur blamieren. Ich meine, einen so tollen Kampf wie Ethan kriege ich doch niemals hin!" Jakob schüttelte einfach nur den Kopf. Sein Arenakampf fühlte sich nicht mehr wie etwas an, auf das er sich gefreut hatte, sondern wie eine der Prüfungen an der Schule, die er so gehasst hatte.
"Könnte daran liegen, dass du nicht Ethan bist", erwiderte Holly und seufzte genervt, ehe sie sich in Bewegung setzte. Es war mit Sicherheit nicht hilfreich, wenn sie das in einem Krankenhaus ausdiskutierten. "Du hast dir doch was für morgen überlegt, oder?", meinte die junge Farmerin dann. "Wo ist also das Problem? Zieh es durch, mach es auf deine Art und dann wirst du schon sehen, ob es funktioniert oder nicht. Da macht es auch keinen Unterschied, ob du allein gegen Conchua antrittst oder ob wir zusehen oder ob Kate da ist oder was auch immer. Konzentrier dich auf den Kampf. Deine Pokémon werden deine Aufmerksamkeit brauchen."