"Stimmt", bestätigte Ethan, während sich seine Aufmerksamkeit auf die Massage richtete. Sie war erstaunlich entspannend, damit hatte er nicht gerechnet, aber beschweren würde er sich nicht darüber. Es war ein guter Preis für seinen Sieg.
Ethan wurde recht einsilbig, aber das war in diesem Kontext etwas Gutes. Denn das bedeutete, dass er doch am Einschlafen war. Lou behielt ihre Tätigkeit jedenfalls bei, denn die Massage schien Ethan wirklich gut zu tun. "Und ich verspreche natürlich, dass ich mich nur von meiner allerbesten Seite zeigen werde, wenn ich dich besuche", meinte Lou anschließend mit einem Schmunzeln. "Außer wenn wir allein sind. Dann können wir so wie vorhin rumalbern."
"Mhm", erwiderte Ethan mit dem Anflug eines Lächelns. Es war eine amüsante Vorstellung, im Anwesen seiner Eltern mit Lou herum zu albern. Vermutlich würde das seine Eltern definitiv verärgern - vielleicht sogar verunsichern und das wiederum war irgendwie großartig. Er sah seinen Vater praktisch bildlich vor sich, wie er sich darüber echauffierte, während seine Mutter gedanklich durchspielte, wie man Lous Frisur retten konnte.
Ethan antwortete nicht mehr richtig, aber das war in Ordnung. Seine Reaktion hatte nicht ablehnend geklungen, sodass Lou einfach weitermachte. Er würde bestimmt in absehbarer Zeit einschlafen. "Und falls du deine Eltern ärgern willst, können wir ihnen oder zumindest einem von beiden Finneas vorsetzen. Der sitzt dann ganz brav da und guckt nur zu. Bei was auch immer", witzelte das Mädchen leicht.
Finneas? Ethan brauchte einen Moment, um den Witz zu begreifen, aber es ergab Sinn, das Natu konnte jeden niederstarren. In das Bild seiner unzufriedenen Eltern setzte er das Natu ein, ließ es seinen Vater anstarren. Dauerhaft. Es war hochamüsant. Seine Mutter würde das Natu unter Garantie verjagen, aber es musste sich letztlich nur an eine andere Stelle teleportieren, immerhin war es schneller. Die Vorstellung brachte ihn zu einem amüsierten Schnauben.
Lou lächelte, weil Ethan ihr offensichtlich noch zuhörte. Außerdem schien ihn der Gedanke zum Lachen gebracht zu haben, was Lou wiederum freute. "Wenn du willst, dann leih ich ihn dir natürlich", scherzte das Mädchen und grinste kurz, behielt aber die Bewegung ihrer Finger bei.
Lou sagte noch irgendwas, aber Ethan war gedanklich noch mit dem Bild von Finneas und seinen Eltern beschäftigt, sodass er nicht sicher war, was Lou eigentlich gesagt hatte. Dennoch gab er ein kurzes "Mhm" von sich. Sicherheitshalber. Keine Antwort war schließlich unhöflich.
Die nächste Antwort, wenn man sie so nennen wollte, fiel knapper aus. Lou entschied sich dazu, erst einmal nichts zu sagen und einfach zu warten und schließlich zu sehen, ob Ethan sich darüber wunderte oder schließlich einschlief.
Von Ethan kam keine Reaktion, aber damit hatte Lou fast schon gerechnet. Immerhin war der Ärmste den ganzen Tag über schon sehr fertig gewesen und wenn er sich jetzt entspannen und vielleicht sogar einschlafen konnte, dann war das in Lous Augen im Moment definitiv mehr wert, als ein Gespräch darüber, ob sie Ethan Finneas leihen würde oder nicht. Statt also weiter zu reden, konzentrierte sich Lou auf ihre Tätigkeit und lauschte gleichzeitig Ethans Atem, in der Hoffnung, dass dieser ihr verriet, ob der junge Mann nun eingeschlafen war oder nicht.
Ethan wurde ruhiger, aber Lou hielt ihre Tätigkeit sicherheitshalber aufrecht. Wenn er schlief, weckte es ihn nicht und wenn er noch wach war, dann half es ihm. Immerhin hatte es das bisher getan. Zeitgleich begann Lou damit, sich zu überlegen, was sie tun wollte, wenn er definitiv schlief. Konnte sie das Zimmer so leise verlassen, dass Ethan nicht wieder wach wurde? Lou war sich nicht sicher, wenn sie ehrlich zu sich war. Hinzu kam, dass es natürlich sein konnte, dass Ethan doch wach wurde. Durch einen Alptraum oder was auch immer. Und sie bezweifelte, dass er ein zweites Mal bei ihr klopfen würde. Würde sie allerdings bleiben... Lou unterdrückte ein Seufzen. Das war wirklich keine einfache Frage.
Ethan atmete auch weiterhin sehr ruhig und gleichmäßig. Lou entschied sich dazu, es auf einen Versuch ankommen zu lassen und hörte schließlich damit auf, seine Schläfen zu massieren. Wenn er wach war, würde er mit Sicherheit etwas sagen und wenn er schlief, bekam er es nicht mit und Lou musste sich dann mit der Frage auseinandersetzen, ob sie bleiben oder gehen sollte.