Holly seufzte abermals und schlug sich die Hand vor die Stirn. "Nein. Nein, es hilft nicht", erwiderte sie ihm dann. "Wie kommst du darauf, dass ich sowas gut finden könnte? Eine Schürze ist dafür da, damit man sich nicht die Klamotten versaut. Es ist völlig egal, ob sie modisch ist oder nicht. Falls eine Schürze überhaupt modisch sein kann." "Nicht nur ein wenig", meinte Lou zu Jakob. "Definitiv nicht nur ein bisschen."
Jakob seufzte kurz, es tat ihm schon weh, dass Lou nichts von seiner Einstellung hielt. Es war doch definitiv Zeit, einiges zu überdenken. "Weil... keine Ahnung, Schürze eben. Wegen dem Backen. Ich wollte nur sagen, dass ich dich mir jetzt beim Backen vorstellen kann, mehr ja auch nicht." Definitiv mehr nicht, zumindest hoffte Jakob das. Seine Gefühle waren in letzter Zeit schon genug aus der Reihe getanzt. "Dann überdenke ich jetzt einige Dinge. Wie gut klingt das? Ich meine, ich hab ja jetzt die Möglichkeit zu sehen, wie ihr beide so seit... und wir haben ja auch viel Kontakt zueinander dank der ganzen Freiwilligen-Sache." Er schüttelte noch kurz den Kopf. Er wünschte sich jetzt, dass die Flasche weiter gedreht wurde. Bei zwei Fragen hintereinander hatte er es aus unterschiedlichen Gründen geschafft, sich in Schwierigkeiten zu reden. Und dabei hatte die Flasche nie auf ihn gezeigt.
"Klingt zumindest nach einem Anfang. Was sagst du?", meinte Lou zu Holly. "Stimmt schon. Ich glaub, das war erstmal genug Standpauke. Ich mach dann mal weiter", entschied Holly und versetzte der Flasche einen Schubs. "War ja klar", kam es von Lou, als die Flasche nun auf sie zeigte. "Ich nehme Pflicht." "Tja... Was nehmen wir da? Wie wär es damit? Du hast doch gesagt, dass du auf den Aventu Cup stehst, oder? Mach doch mal einen von den Reportern nach", forderte Holly letztlich. Lou seufzte, ehe sie sich kurz räusperte. "Und da gehen sie in die Steilkurve! Hier ist oberste Vorsicht geboten, denn die ist ein richtiges Nadelöhr und hier kommt es öfter mal zu ungewollten Berührungen!", ahmte sie schließlich einen Sprecher von einem imaginären Rennen nach. "Ooooooh! Das war knapp! Sehr knapp! Da sieht man sogar den Abrieb auf der Strecke! Da muss wohl jemand in die Box zum Reifenwechsel! Das kostet natürlich Unmengen an wertvoller Zeit!"
Ethan war durchaus froh, als sich die Diskussion dem Ende neigte. Ihm persönlich war es relativ egal, wenn der Idiot erneut aneckte, aber da er sich selbst bei solchen Dingen nicht einmischte, war es gewissermaßen verlorene Zeit. Gut, das Spiel führte letztlich auch zu nichts Konkretem, aber es war zumindest unterhaltsam. Durchaus amüsiert sah er dann Lous Performance zu, allerdings war es für ihn nur sehr bedingt unterhaltsam, weil er sich noch nie ein solches Autorennen angesehen hatte. Streng genommen war er froh, dass er überhaupt wusste, was der Aventu Cup war.
Jakob sah grinsend zu Lou. Er selbst hatte nie wirklich den Aventu Cup verfolgt, aber er hatte zumindest schonmal das eine oder andere Rennen sich angesehen. So wirklich verstand er zwar auch nicht, was man daran fand, er fand Pokémon-Kämpfe viel spannender. Lou hingegen legte sich richtig ins Zeug, was Jakob definitiv davon überzeugte, dass sie sich solche Autorennen nicht nur gelegentlich ansah. "Gut machst du das", scherzte er herum. Er war davon überzeugt, dass sie sich als Kommentatorin bei einem Sender hätte melden können.
"Danke sehr", meinte Lou, machte aber eine wegwerfende Geste. Sie wusste, dass man die Kommentatoren nur bedingt ernstnehmen konnte und sie sah sich den Aventu Cup wegen der Rennen an, nicht wegen der dummen Sprüche. Schließlich griff das Mädchen nach der Flasche, welche dann auf Jakob zeigte. Dieser wählte Wahrheit, woraufhin das Mädchen kurz seufzte. Sie wusste nichts, was sie ihn fragen konnte. "Es gibt tatsächlich etwas, was mich interessiert", kam es schließlich von ihr. Und das war nicht einmal gelogen. "Was hat es eigentlich mit dem Typen auf sich, der Caleb stehlen wollte?", fragte das Mädchen dann nach. "Ich meine, du bist ja ganz offensichtlich Freiwilliger bei der Polizei und ich schließe da jetzt mal draus, dass dir was an Recht und Ordnung und so liegt... Zumindest weitestgehend. Wie gerät man dann an so einen?"
Jakob sog einmal kurz schaft Luft zwischen den Zähnen ein. Wenn er gewusst hätte, dass Lou nach Antonio fragte, hätte er lieber Pflicht gewählt. "Der Typ heißt Antonio", kommentierte Jakob dann trocken. "Er war ein Bekannter... ein Geschäftspartner sozusagen. Wir haben... wie heißt das nochmal? Ja, wir haben ein wenig steuerfreien Handel miteinander betrieben." Bei den Worten sah er Ethan kurz an und lächelte verlegen. "Er war vor allem mein Ansprechpartner für... naja, ich hab in Inito an ein paar Straßenkämpfen teilgenommen. Nichts spektakuläres. Wenn die eigenen Eltern einem verbieten, die Arenen herauszufordern, wird man eben kreativ." Er seufzte kurz und lächelte danach Lou verlegen an. Immerhin hatte er gerade zugegeben, dass er in der Vergangenheit ein paar nicht ganz legale Dinge getan hatte.
Ethan war über Lous Frage nur bedingt glücklich. Das Problem war, dass er nicht daran glaubte, dass der Idiot einen plausiblen Grund dafür finden würde, weshalb er eigentlich ein Freiwilliger geworden war. Es war ein heikles Thema. Ein äußerst heikles. Immerhin schien der Idiot das zu bemerken, denn er konzentrierte sich auf den Typen und sagte nichts zu seinem Dasein als Freiwilliger.
Lou war skeptisch. Natürlich machte die Erklärung Sinn, aber seltsam fand sie es dennoch. "Und was genau hat dich davon abgehalten loszuziehen, seitdem du achtzehn bist?", hakte sie dann nach. "Ich meine... Du hast deinen Eltern nicht gesagt, dass du dich als Freiwilliger gemeldet hast und bist dann mit uns los. Aber sich allein auf eine Pokemon-Reise begeben geht nicht? Also unabhängig davon, wie ich das finde."
Jakob dachte kurz nach. Er wusste, dass er dieses Thema kurz mit Holly gehabt hatte. So wirklich plausibel klang die Geschichte in seinem Kopf zwar nicht, aber immerhin entfernte sich das Gespräch zunehmend von Antonio und irgendwelchen merkwürdigen Telefonnummern. "Ich weiß nicht, ich glaube, die Situation in Inito war viel zu festgefahren. Ich glaube, ich war viel zu sehr in einem schlechten Trott drin und brauchte eine Veränderung. Außerdem fehlte mir das Geld. Ich war tatsächlich am Sparen, um den ersten Teil der Reise zu unternehmen. Ich hatte fast genug zusammen, um losziehen zu können. Glücklicherweise hat das dann mit euch funktioniert." Er lächelte Ethan kurz verlegen an. "Echt Scheiße, dass mir meine Ersparnisse geklaut wurden..." Einmal mehr schüttelte er den Kopf. Die ganze Situation hatte immer noch nicht an Peinlichkeit verloren.
Ethan sah den Idioten skeptisch an, aber dieser schien tatsächlich eine halbwegs plausible Erkärung zustande zu bringen und als er dann zu Ethan sah, nickte dieser knapp. "Echt Scheiße trifft es recht gut", bestätigte Ethan dann sicherheitshalber. "Und das mit den Turnieren müsstest du wohl auch noch etwas üben." Gut, das war eine Provokation gewesen, das war ihm auch klar, aber mit der Anspielung auf das Turnier würde das Gespräch vielleicht eine andere Richtung annehmen, die weniger gefährlich war.
"Ja, Geld kann schon ein Problem sein...", musste Lou zugeben, die im Grunde auch darauf angewiesen war, dass ihre Eltern sie versorgten. Das sah sie schon ein. "Bevor es mit Turnieren weitergeht, steht ohnehin erst der Kampf in der Arena an", gab Holly zu bedenken. "Das wird aber auch nochmal interessant", fügte die jüngere der beiden hinzu. "Mittwoch war das, oder?", fragte Holly anschließend nach.
Jakob war erleichtert, dass das Gespräch jetzt in eine andere Richtung ging. Die Erleichterung, die sich jetzt in ihm breit machte, konnte man auch ganz gut darauf zurückführen, dass das Gespräch sich jetzt nicht mehr um Geld drehte. Jakob lenkte glücklich auf die neue Frage ein. "Genau, am Mittwoch. Ich hoffe ja, dass sich bis dahin Pachira wieder ganz erholt hat. Ich sollte am besten morgen nochmal ins Center gehen und sie überprüfen lassen. Ich will diesen Kampf zwar unbedingt machen, aber dabei soll Pachira nicht nochmal ernsthaft verletzt werden." Es war schon schlimm genug, dass sie sich am Strandturnier verletzt hatte. Er wollte diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Stattdessen griff Jakob nach der Flasche und drehte diese. Sie zeigte auf die Farmerin und diese wählte Wahrheit. Jakob überlegte kurz, ob er sich bei Holly irgendwie rächen konnte und entschied sich schließlich, sie nach der Arbeit auf der Farm zu fragen. "So... ist dir beim Arbeiten auf der Farm schonmal was Schlampiges passiert? Bist du zum Beispiel mal während der Arbeit eingeschlafen oder hast du mal ein Voltilamm verloren?"
Holly sah Jakob einen Moment lang skeptisch an. Sie war sich nicht sicher, wie er sich die Arbeit und das Leben auf der Farm vorstellte. "Nein, nicht sowas Krasses wie du es gerade beschreibst", antwortete sie ihm schließlich. "Mein Pa würde gewaltig wütend werden, wenn ich unsauber arbeiten würde. Außerdem ist es wichtig, dass ich meine Aufgaben ordentlich erfülle." Die junge Farmerin zuckte kurz mit den Schultern. "Irgendwann hat man den Schlafrhythmus drinnen und die Arbeit ist jetzt eigentlich nicht so, dass man da wirklich gemütlich schlafen könnte. Und damit die Voltilamm nicht verloren gehen, haben wir ja Hütepokemon wie Lola. Das Einzige, das mal war, war als mir eine Schermaschine kaputt gegangen ist. Aber das war ein Unfall. Klar, mein Pa war nicht sonderlich begeistert, aber das hatte nichts damit zu tun, dass ich unsauber gearbeitet hätte", erzählte die junge Farmerin. "Ab und zu bin aber auch schon ordentlich im Dreck gelandet. Dann bleiben die blöden Bemerkungen natürlich nicht aus, aber das ist ja was anderes."
Jakob war zwar enttäusch, schnaubte aber belustigt, als Holly davon erzählte, dass sie im Dreck gelandet war. "Ja... ich dachte, es hätte mal was passieren können. Jeder macht ja auch schließlich Fehler, oder? Aber wenn dein Vater das alles so ernst sieht..." Er schüttelte einmal belustigt den Kopf bei der Vorstellung, dass sich Hollys Vater und sein eigener kennen könnten. "Darf ich im Anschluss noch wissen, was der ungünstigste Zeitpunkt war, an dem du im Dreck gelandet bist? Das klingt schon irgendwie lustig."