"Vielen Dank", meinte Holly sarkastisch, ehe sie kurz schnaubte. "Aber mal ernsthaft. Das gehört definitiv nicht zu meinen Talenten." Die junge Farmerin schüttelte den Kopf. Das Einzige in der Richtung, das sie zumindest laut ihrer Familie passabel konnte, war Singen. Allerdings war sie ganz froh, dass sie das nicht hatte demonstrieren müssen. "Es war auf jeden Fall hilfreicher, wenn man bedenkt, dass wir uns ja besser kennenlernen wollten. Sehr viel hilfreicher, wenn du mich fragst. Und lustig", erwiderte Holly.
Lou:
"Nur das Übliche", meinte Lou während der Fahrstuhl nach unten fuhr. "Man sucht immer noch nach den gestohlenen Pokemon, aber im Grunde gibt es keine Hinweise. Es gibt auch nichts Neues von meiner Mutter, aber ich schätze... Im Moment sind keine Nachrichten wohl die besten. Wenn man ihr was angetan hätte oder Geld erpressen wollte, dann hätte es wahrscheinlich schon Neuigkeiten gegeben. Ich hab Tim aber auch nicht erreicht, also weiß ich nicht, ob er irgendwas weiß, aber ich bezweifle es. So kann ich jedenfalls davon ausgehen, dass Lyn... ihrer Arbeit nachgeht." Das Mädchen zuckte kurz mit den Schultern. Mehr gab es eigentlich nicht dazu zu sagen.
Jakob schaute Lou kurz mitleidig an. Ja, er hatte ein unangenehmes Thema angeschnitten, aber er konnte ja auch nichts für Lous Mutter. Und wenn das Thema aufkam, war Lou immer gleich sehr niedergeschlagen. "Hey, ich verstehe schon, das nimmt dich sehr mit. Ich weiß, dass du mich nicht nicht als den besten Kandidaten dafür ansiehst, aber wenn du willst, kannst du mit mir gerne darüber reden, was dich bedrückt." Er schaute kurz in die Luft. Das Thema war wirklich unangenehm und er fühlte sich so, als würde er es ausnutzen, dass Lou niedergeschlagen war. "Oder mit einem der anderen... ich hab so das Gefühl, es könnte dir besser gehen, wenn du mit wem darüber redest. Du hast doch erzählt, du kommst aus Grital? Da hast du doch bestimmt auch Freunde, wenn du mit uns nicht reden willst, ruf doch mal wieder bei einem Freund an." Jakob seufzte noch kurz. Er fand es schwer, so mit jemandem zu reden. Er war sich unsicher, wie Lou reagieren würde.
"Gerne", erwiderte Ethan amüsiert, auch wenn er natürlich genau wusste, dass Holly ihren Dank ironisch gemeint hatte. Dann trank er einen weiteren Schluck Kaffee und nickte, weil Holly recht hatte. Das Spiel hatte definitiv dazu geführt, dass sie ins Gespräch gekommen waren. Auch wenn sie in Ethans Augen stellenweise ein wenig zu nah an gewissen, heiklen Themen gewesen waren. "Der Plan für heute steht?", hakte er dann nach, um sicher zu sein, das sich nichts mehr daran geändert hatte.
"Wenn Lou nicht irgendwas aus den Nachrichten erfährt, dann seh ich nichts, was dagegen sprechen würde", meinte Holly und nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee. "Wir müssen nur absprechen, wann wir uns dann wieder treffen wollen und vor allem auch wo." Es war durchaus nicht auszuschließen, dass sie unterschiedlich lange brauchen würden und allein deswegen sollten sie einen Treffpunkt und eine Uhrzeit ausmachen.
Lou:
"Es ist kein schönes Thema, das stimmt schon", erwiderte Lou dem jungen Mann. "Aber es ist nicht so, dass ich Lyn großartig vermisse. Ich mache mir nur generell Sorgen. Selbst wenn sie nicht verschwunden wäre, hätte ich sie vermutlich bisher kein einziges Mal gesprochen. Tim vielleicht, aber da würde ich mich nicht festlegen wollen." Das Mädchen seufzte einmal kurz und rang sich dann zu einem Lächeln durch. "Ich hab tatsächlich zwei sehr gute Freundinnen in Grital. Ist lustig, dass du sie gerade erwähnst, weil ich gestern erst darüber nachgedacht habe, mich mal wieder bei ihnen zu melden", erzälte sie ihm.
Jakob lächelte kurz. Die Unterhaltung mit Lou war besser gelaufen, als er befürchtet hatte. "Okay, Sorgen machen ist ja auch nur natürlich. Und ich find die Idee gut, dich mal bei deinen Freundinnen zu melden." Jakob wurde davon unterbrochen, dass die Fahrstuhltür sich im Erdgeschoss öffnete. "Gut, dann wollen wir mal zum Frühstück."
"Gute Frage", erwiderte Ethan mit einem Schulterzucken. "Das Gespräch mit Conchua dürfte vermutlich schneller gehen und die Frage ist natürlich, wie lange wir an dem Lagerhaus warten." Er schüttelte kurz den Kopf. "Theoretisch könnten wir das vermutlich den ganzen Tag tun." Und das missfiel ihm definitiv. Er hoffte lediglich, dass Holly ihm das nicht anmerkte, aber er war sich nicht sicher und immerhin war es nicht Lou. Diese bemerkte so etwas fast immer. Das Problem war schlicht und ergreifend, dass ihn dieser Tunnel zu sehr an die Geschichte mit Bonaparte erinnerte, aber er hatte dem Plan zugestimmt, also würde er jetzt nicht anfangen, darüber zu diskutieren. "Ich glaube, das können wir sofort klären", merkte Ethan an und nickte Richtung Eingangsbereich, wo sowohl der Idiot als auch Lou aufgetaucht waren.
"Wir können auch eine Zeit abmachen, wo wir euch ablösen kommen", schlug Holly vor. "Oder noch einfacher: Nach dem Gepräch mit Conchua kommen Jakob und ich einfach nach. Dürfte definitiv am leichtesten sein. Falls wir nichts umplanen." Die junge Farmerin zuckte mit den Schultern. Ihr war das prinzipiell egal, so lange sie endlich was zu tun hatten.
Lou:
"Die werden sich bestimmt auch freuen", stimmte Lou zu. "Wenn wir mal nach Grital kommen, kann ich sie euch vorstellen." Das Mädchen lächelte und verließ dann zusammen mit Jakob den Fahrstuhl. "Also ich hab definitiv Frühstückshunger." Sie ließ ihren Blick kurz schweifen und entdeckte dann Ethan und Holly, denen sie kurz zuwinkte.
Jakob lachte für einen Moment. "Falls wir nach Grital kommen. Also ich hoffe, dass es mich irgendwann dahin verschlägt, ich will ja auch Fuegro herausfordern." Als Lou winkte, entdeckte auch Jakob die beiden anderen und nickte ihnen zu. "Frühstückshunger habe ich auch... und ich möchte einen Kaffee!"
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich Jakob wirklich in der Nähe von dem Tunnel haben möchte", kommentierte Ethan düster, winkte dann aber eilig ab, um zu verhindern, dass das Ganze zu verbittert wirkte. "Wir klären das, sobald die beiden hier sind, würde ich sagen." Der Idiot und Lou hatten sich derweil auf den Weg zu dem Büffet begben und Ethan trank einen weiteren Schluck Kaffee. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger behagte ihm dieser Plan.
"Guten Morgen", begrüßte Lou die beiden anderen, nachdem sie sich ihr Frühstück geholt hatte. "Morgen", erwiderte Holly. "Und? Wieder Nachrichten geguckt?" "Ja, aber es gibt nichts Neues. Sie versuchen immer noch die Diebstähle aufzuklären und haben keine Ahnung wie. Aber davon abgesehen, ist nichts Nennenswertes passiert", erwiderte die jüngere der beiden. "Ist immerhin besser, als wenn wieder irgendwas passiert wäre", gab Holly zu bedenken. "Hat sich eigentlich Johnson gemeldet?", wollte Lou anschließend von Ethan wissen.
"Guten Morgen", erwiderte Ethan und runzelte dann leicht die Stirn. Er hatte ganz vergessen, dass sie Johnson auf die Mailbox gesprochen hatten. "Nicht dass ich wüsste", erwiderte er dann an Lou gewandt, griff aber sicherheitshalber nach seinem AC-Phone, um nachzusehen, ob er irgendetwas nicht mitbekommen hatte. "Nein." Mit einem Anflug von Skepsis steckte er das Gerät wieder ein. Er war sich nicht sicher, ob es wirklich ein gutes Zeichen war, dass sich der Captain nicht gemeldet hatte. "Wir waren übrigens gerade dabei, das heutige Vorgehen zu besprechen", fügte er dann hinzu.
Jakob setzte sich auch zu den anderen und nahm als erstes einen Schluck Kaffee. Es war seltsam, wie sehr er sich mittlerweile angewöhnt hatte, morgens eine Tasse zu trinken. "Seltsam, aber er wird sich sicher im Laufe des Tages melden..." Nach einem weiteren Schluck nickte er dann Ethan zu. "Richtig... der Plan war, dass du mit Lou zusammen das Lagerhaus überwachst und Holly mit mir zusammen in der Arena versucht, Conchua zum Champion zu befragen. Gibt es irgendwelche spontanen Änderungen?"
"Vielleicht wurde er zu einem Notfall gerufen und konnte sich deshalb noch nicht melden", meinte Holly. Es war noch nicht einmal ein ganzer Tag vergangen und das war in ihren Augen noch kein Grund, um sich wirklich Sorgen zu machen. Johnson würde schon auf sich aufpassen können. "Wir können eh nur warten und es höchstens später nochmal probieren", gab Lou zu bedenken. "Konzentrieren wir uns lieber auf das, was wir jetzt tun können." "Eben. Und nein, wir haben keine spontanen Änderungen in deiner Abwesenheit beschlossen, Jakob", meinte die junge Farmerin. "Aber Ethan und ich haben tatsächlich gerade darüber geredet, dass die Sache mit Conchua potentiell schneller erledigt ist, als die Angelegenheit mit dem Tunnel. Dementsprechend ist es eine Überlegung wert, vielleicht einen Treffpunkt auszumachen oder abzusprechen, dass wir beide nachkommen, wenn wir mit Conchua geredet haben."
Jakob nickte Holly zu, während er sich an einen Brötchen zu schaffen machte. "Also keine Änderungen sondern eine Fortsetzung? Ja, wir sollten uns einen Treffpunkt ausmachen. Dann können wir euch ja auf Ethans AC-Phone anrufen, wenn wir etwas wissen und uns dann da treffen. Oder wir könnten zu euch zum Hafen kommen und euch helfen oder ablösen. Klingt in meinen Ohren nicht schlecht."
"Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, wenn ihr mich anruft. Je nach SItuation ist potentiell ungünstig, wenn das AC-Phone klingelt", gab Ethan zu bedenken und schüttelte kurz den Kopf. "Ich würde eher sagen, wir treffen uns einfach gegen Mittag, dann müssen wir sowieso etwas essen. Entweder wir hatten bis dahin Glück am Lagerhaus oder nicht. Danach können wir immer noch weitersehen."