"Lieber Riccardo als die Besitzer des Tunnels", bestätigte Ethan. Gut, auch Riccardo hatte einige Fragen aufgeworfen, aber er hatte die Gelegenheit gehabt, ihnen etwas zu tun und er hatte es nicht getan. Stattdessen hatte er sie sogar gewarnt und sich außerdem deutlich kooperativer gezeigt als Kate. "Außerdem bezweifle ich, dass es tagsüber viel zu beobachten gibt. Die Organisation wird vorsichtig sein."
Holly erzählte etwas davon, dass sie nachher zum Pokémon-Center gehen sollten. Ihr war es wohl wichtig, dass sie mit Conchua redeten und Jakob war der Meinung, dass sein Plan auch dann am besten aufgehen würde, wenn Holly nichts dazwischen schieben konnte. Jakob nickte ihr zu. "Gut, dann gehen wir danach ins Pokémon-Center. Ich bin mir trotzdem sicher, dass wir bis zwei genug Zeit für alles haben."
"Da stimm ich dir zu", meinte Lou mit einem Nicken. Alles war besser als diese Kerle, die im Grunde Schuld an Bonapartes Verletzung gewesen waren. "Meinst du, dass es ein Zufall war, dass wir Riccardo gestern begegnet sind?" wollte sie anschließend von Ethan wissen. Sie selbst konnte sich das irgendwie nicht vorstellen, dafür war die Begegnung irgendwie zu perfekt gewesen. Allerdings hoffte Lou durchaus, dass sich diese Begegnung wiederholen würde. Immerhin gab es bestimmt noch einiges, was sie von Riccardo erfahren konnten.
Holly:
"Das denke ich auch", stimmte Holly zu. Die junge Farmerin war tatsächlich erleichtert, dass Jakob den Hinweis verstanden und auch noch so gut aufgenommen hatte. "Conchua hat genug zu tun, sie wird auch ein Interesse daran haben, dass wir sie nicht zu lange aufhalten. Du weißt ja, wie voll ihr Terminkalender ist."
Ethan dachte einen Moment lang über Lou sFrage nach, dann schüttelte er den Kopf. "Nein", erwiderte er dann. "Riccardo wusste über den Tunnel Bescheid - und nicht nur über den Tunnel. Er war fast besser informiert als die Polizei, immehin wusste er sogar, was die Organisation überhaupt mit den Pokémon macht." Ethan schüttelte den Kopf. "Er war auf jeden Fall wegen des Tunnels dort. Aber ob er etwas mit den Leuten zu tun hat oder ob er sich auch umsehen wollte..." Er hob die Schultern. "Ich kann nur sagen, dass er kooperativer war als Kate."
Jakob nickte Holly kurz zu. "Ich weiß, sie ist eben eine begehrte Arenaleiterin. Vor allem hat ja Annie auch erzählt, dass sich jetzt vor der Liga noch einige 7-Orden-Trainer hier aufhalten, um den letzten Orden bei ihr zu sammeln. Auch wenn sie uns schnell wieder loswerden will... als Freiwillige haben wir nicht so wirklich die Macht, sie bei irgendwas zu unterbrechen. Wir müssen Glück haben, dass sie uns irgendwo zwischenschieben kann..." Jakob fand, dass sich Holly das zu einfach vorstellte. Im schlimmsten Fall vermutete er, dass sie die Information bekommen würden, dass morgen ein Kampf gegen einen Trainer ohne Orden war und dass man danach mit ihr sprechen konnte.
Lou nickte. Etwas in der Art hatte sie auch vermutet, auch wenn sie nicht in der Lage gewesen wäre, das so konkret wie Ethan zu formulieren. "Ich wüsste auch zu gerne, wie er in dieses ganze Gefüge passt", meinte das Mädchen mit einem Seufzen. Es wäre nicht schlecht, wenn sie einen weiteren Kontakt bekommen könnten. Vor allem da Kate... seltsam war. "Ich frage mich, ob er was damit zu tun, dass Kate so plötzlich gesagt hat, dass wir uns raushalten sollen. Das bisschen, was wir mitgekriegt haben, hat zumindest angedeutet, dass ihr das nahe geht."
Holly:
"Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass so ziemlich alle Arenaleiter gerade einen sehr vollen Terminkalender haben", meinte Holly. "Außerdem arbeitet sie ja nicht pausenlos." Das wäre auch ziemlich sinnfrei. Die junge Farmerin konnte sich jedenfalls vorstellen, dass Conchua ab und zu etwas Luft brauchte, um ihren Kopf freizubekommen. Immerhin verbrauchten Kämpfe viel Konzentratiom. "Sie nimmt sich frei, um zu surfen. Und erinnerst du dich daran, als wir das erste Mal in der Arena waren? Ethan wollte ja auch erst nur mit ihr reden und musste nur etwas warten. So schlecht können unsere Chancen also nicht sein", meinte Holly zuversichtlich.
Ethan nickte zwar bei Lous erstem Kommentar, aber eigentlich fragte er sich weniger, wie Riccardo in das Bild passte, sondern vielmehr wie Kate dazu passte. Allein dadurch, dass sie Arkwrights Tochter war, konnte sich Ethan nicht vorstellen, dass sie wirklich nicht mehr wusste. In Aventu passierte nichts, ohne dass die AC daran beteiligt oder zumindest darüber informiert war. Und in beiden Fällen musste Kate mehr wissen. "Ich glaube, das, was sie mitnimmt, sind nicht die aktuellen Geschehnisse, sondern Riccardo", kommentierte Ethan mit einem Schulterzucken. "Und ich für meinen Teil glaube, dass sie uns von Anfang an nur Informationsbruchstücke gegeben hat, um zu verhindern, dass wir uns ernsthaft einmischen." Er schüttelte kurz den Kopf. "Das erklärt, wieso sie uns das Nachtara mitgeschickt hat. Vermutlich hätte es und davon abgehalten, den Tunnel zu betreten, wenn wir das vorgehabt hätten. Und allein durch das Nachsehen konnten wir rein gar nichts herausfinden."
"So rum hab ich das noch gar nicht betrachtet", musste Lou zugeben. Allerdings machte es erschreckend viel Sinn, wenn sie über die jüngsten Ereignisse nachdachte. "Das könnte bedeuten, dass sie eigentlich nicht will, dass wir nach Montu gehen, oder? Oder auch, dass wir jetzt weiter nachhaken... Allerdings glaub ich kaum, dass sie uns aktiv behindern würde, wenn wir trotzdem weitermachen. Im Grunde ist das unsere Sache und unsere Entscheidung..." Auch wenn im Grunde klar war, dass sie vermutlich gerade an der Oberfläche gekratzt hatten. Es war durchaus fraglich, ob sie viel tiefer kommen würden und vor allem auch, was sie dann erwarten würde.
Jakob überlegte einen Moment und nickte dann. "Ja schon, aber wann hattet ihr sie nochmal getroffen? Der Mann an der Rezeption sagte doch, dass Conchua am Wochenende vormittags frei hat. Ist also unwarscheinlich, sie jetzt am Strand zu treffen." Jakob seuzte einmal schwer. Es war schade, er wäre gerne dabei gewesen, als die anderen Conchua begegnet waren. Einmal mehr überlegte er sich, ob es die Nacht mit Charly wirklich wert gewesen war, wenn er dadurch nicht nur zum Gespött der Gruppe geworden war, sondern auch noch solche wichtigen Dinge verpasst hatte.
"Oder sie will, dass wir nach Montu gehen, weil wir dort ohnehin nichts finden und hier noch irgendetwas stattfinden soll", schlug Ethan vor und hob die Schultern. "Auch wenn das jetzt paranoid klingt." Er winkte ab. "Und nein, ich glaube nicht, dass sie uns in irgendeiner Form aktiv aufhalten wird. Wenn, dann höchstens indirekt." Er seufzte und war tatsächlich einen Moment lang versucht, Lou zu erzählen, worauf er diesen Verdacht stützte. Immerhin musste sie eigentlich nur nachfragen, woher die Idee kam und er hätte keine Antwort. Und das wiederum wäre ein Problem, so viel war ihm bewusst.
„Ich gehe auch nicht davon aus, dass sie am Strand ist. Was ich meinte, war, dass ich nicht glaube, dass Conchua die Trainer ohne Lücke hintereinander rannimmt. Sie brauch auch Luft, um mal was zu trinken oder mal wohin zu verschwinden“, erklärte Holly ihren Gedankengang. „Und wir wollen ja nichts stundenlang bei ihr bleiben. Falls es doch länger wird, kann man sicher was mit ihr absprechen.“
Lou
„Du meinst, dass Montu eventuell eine falsche Spur sein könnte? Nur für uns oder generell?“, wollte Lou wissen. Das Mädchen seufzte. Das war jetzt als schon kompliziert, wie sollte es da noch werden? „Ich find das beeindruckend, dass du da so analytisch rangehst. Deine Einschätzung zu Kate ist so voll durchdacht und alles. Woher kannst du das?“, fragte Lou nach.
Jakob nickte Holly zu. Er hatte zwar das Gefühl, dass sie etwas aneinander vorbei redeten, aber Hauptsache beide waren der richtigen Meinung. "Genau. Uns wird die Rezeption schon sagen, wann sie Zeit für uns hat. Irgendwann wird sie uns schon zwischenschieben können. Und ich meine, so viel wollen wir ja auch nicht wissen. Nur generelle Dinge, wenn ich mich richtig erinnere." Tatsächlich erinnerte sich Jakob nur daran, dass sie Conchua über Kate ein wenig ausfragen sollten. Deswegen war er froh, Holly babei zu haben. Zu zweit würden sie das schon hinbekommen.
Ethan warf Lou einen kurzen Seitenblick zu. Sie fragte nach, wieso er analytisch dachte, hinterfragte dabei aber nicht seine Grundskepsis bezüglich Kate. Das war zwar merkwürdig, kam ihm aber in jedem Fall entgegen. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass etwas in Montu ist", erwiderte er miteinem kurzen Kopfschütteln. "Aber wie sollen wir es finden?" Er hob die Schultern. "Den hiesigen Tunnel hingegen kennen wir." Allmählich nahm die Anzahl der Passanten ab, was daran lag, dass sie sich zumindest langsam der Gegend näherten, in der sich auch der Tunnel befand. Gut, am Vortag war auch nichts passiert, aber das änderte nichts daran, dass Ethans schlechtes Gefühl zunahm. "Und ich würde sagen, eine analytische Denkweise hat man mir in diversen Privatstunden oft genug gepredigt", fügte er dann mit einem Lächeln hinzu, obwohl er selbst bemerkte, dass es ihm schwerfiel. Ihm war hier nicht nach Lächeln zumute.
"Erstmal generelle Dinge, ja", stimmte Holly zu. "Immerhin war Kate bei ihr und allein das ist ein guter Ansatzpunkt. Außerdem ist sie die Arenaleiterin, was bedeutet, dass sie auch eine Menge Leute trifft." Tatsächlich kam auch endlich die Arena in Sichtweite. Holly hoffte, dass die ganze Angelegenheit unkompliziert ablaufen würde, weil sie im Anschluss hoffenlich auch effektiv weiterarbeiten konnten. "Hast du deinen Freiwilligenausweis dabei? Die werden wir vermutlich gleich brauchen."
Lou:
"Aber du bist auch generell eher der skeptische Typ, oder?" hakte Lou nach. Sie wollte das Thema Ausbildung nicht unbedingt vertiefen, immerhin wusste sie mittlerweile, dass Ethan nicht gerne darüber sprach, wie es ihm bisher ergangen war. Allein das Lächeln, das er aufsetzte, verdeutlichte eher sein Unbehagen als es zu verbergen. "Bist du Kate gegenüber besonders skeptisch oder täuscht das nur, weil wir gerade über sie reden?", wollte sie dann von ihm wissen. Lou wollte Ethan ein wenig ablenken und hoffte, dass das Gespräch helfen würde.
Jakob nickte Holly zu und lächelte. "Natürlich habe ich den dabei. Soviel Verstand habe ich ja wohl auch." Er nickte in Richtung der Arena, die gerade in Sicht kam. "Und wie es aussieht, sind wir auch bald da. Die Zeit verging doch wie im Fluge, oder?" Kumpelhaft knuffte er Holly in die Seite und lächelte. Es hatte ihm Spaß gemacht, zusammen mit Holly und ihren Pokémon einen Spaziergang zu machen.