Jakob musste noch einmal grinsen, als Holly seiner Aufforderung nachkam. Damit hatte er tatsächlich nicht gerechnet und es entlockte ihm sogar noch ein amüsiertes Kichern. Schließlich erstarb das Kichern aber, als die Flasche nun auf Jakob zeigte. Er schüttelte kurz den Kopf und lächelte dann Holly an. "Ja, sieht so aus, als würdest du jetzt deine Rache bekommen... ich nehme Wahrheit!"
"Okay. Dann kriegst du die Frage, die wir schon zweimal hatten. Ich bin trotzdem neugierig: Was war dein peinlichstes Erlebnis? Also nach Charly", verlangte Holly grinsend. Sie wusste, dass der Seitenhieb unnötig war, aber Jakob hatte ganz richtig erkannt, dass sie auch ihre Rache wollte. Zumindest ein bisschen.
Jakob stöhnte einmal kurz, als Holly Charlys Namen erwähnte. Er hatte schon damit gerechnet, dass so etwas früher oder später passieren könnte, aber zumindest schloss Holly die Begegnung mit ihr als Geschichte aus. Jakob überlegte einen kurzen Moment. "Naja, ich hab mal Schule geschwänzt und dann mit nem Kumpel gewettet. Ich hab gewettet, dass ich mich auf ein Fischerboot schleichen kann und dann nicht bemerkt werde, wenn es über den Tag rausfährt. Drauf gekommen bin ich, aber..." Jakob räusperte sich kurz und verstellte die Stimme, um wie der Fischer von damals zu klingen. "Junge, wenn du dich hier rumtreiben kannst, kannst du auch mit anpacken." Er seufzte einmal kurz und fuhr dann mit normaler Stimme fort. "Und das beste daran war, dass das auch noch ein Kumpel von meinem Vater war. Naja, immerhin kann ich jetzt Fische ausnehmen."
"Schadet nichts", erwiderte Holly lachend. "Im Ernst? Was hast du dir dabei gedacht? Dass du den ganzen Tag auf dem Bott schlafen kannst oder sowas?" Die junge Farmerin schüttelte den Kopf. Offensichtlich war Jakob noch nie der Hellste gewesen. "Und ich dachte, ich wäre damals blöd gewesen, als ich den einen Kerl aus Frust ins Hafenbecken geschubbst habe. Aber ganz ehrlich? Das ist noch blöder", meinte Holly. "Aber man muss dir lassen, dass es nicht ganz einfach ist, Fische auszunehmen. Respekt dafür."
Jakob schüttelte noch einmal den Kopf und sah dann Holly kurz erstaunt an. "Echt, du warst das, die den Typen ins Hafenbecken geworfen hat? Ich hab ja davon gehört, dachte aber, man will mich verarschen." Dann zuckte Jakob kurz mit den Schultern und drehte erneut die Flasche. Er hoffte, dass sie erneut auf Lou zeigen würde, aber stattdessen zeigte sie auf Ethan.
Ethan war durchaus überrascht von diesen doch sehr... gewöhnungsbedürftigen Geschichten. Vor allem die Aktion mit dem Hafenbecken war in seinen Augen etwas sehr, sehr Groteskes. Mehr als nur grotesk. Abgesehen davon, dass er ohnehin nicht gewust hätte, was er hätte sagen sollen, unterband die Flasche jegliche weitere Aussage, denn sie zeigte selbstverständlich auf ihn. Skeptisch sah er von dem Objekt zu dem Idioten. Er würde ihm ganz sicher nicht die Gelegenheit geben, ihn zu irgendwelchen idiotischen Handlungen zu bringen. "Wahrheit", sagte er deshalb sicherheitshalber.
"Du hast jemanden ins Hafenbecken geschubst?", hakte Lou erstaunt nach. "Ja... schon...", gab Holly zu. "Damals war ich noch reizbarer und der Typ ist mir unglaublich auf die Nerven gegangen. Ich hab ihm sogar vorher gedroht, dass ich das tun würde." "Aber er hat dir nicht geglaubt?", riet die jüngere der beiden dann. "Er ist sogar noch nerviger geworden. Und dann hab ich meine Drohung doch wahr gemacht... Zu allem Überfluss war der Typ auch noch Nichtschwimmer... Im Endeffekt hab ich ihn reingestoßen und wieder rausgeholt. Ich hab gefühlt eine Woche nach fauligem Fisch gerochen." "Okay. Das ist ziemlich widerlich", meinte Lou und schüttelte sich kurz, ehe ihr Augenmerk anschließend wieder auf Ethan und Jakob lag. Immerhin war die Flasche zum Stillstand gekommen und Ethan hatte Wahrheit gewählt.
Jakob schüttelte bei der Hafenbecken-Diskussion einmal kurz den Kopf und nickte dann Ethan zu. Er hatte Wahrheit gesagt und Jakob musste erst ein wenig überlegen. Im ersten Moment dachte er daran, seine Frage absichtlich in die Länge zu ziehen, um zu sehen, ob sich Lou auch zu ihm beugen würde, ließ es aber dann sein. Stattdessen fiel ihm eine seiner Meinung nach gute Frage ein. "Erzähl mal, hattest du schonmal eine Idee, die du total gut fandest, im Nachhinein aber festgestellt hast, dass sie total doof war?"
Bei dieser Frage runzelte Ethan die Stirn, hob dann allerdings recht schnell die Schultern. "Ich hatte nie wirklich Gelegenheit dazu, spontan eine Idee umzusetzen", merkte er dann an und schüttelte den Kopf. "Am ehesten zählt da vermutlich die Geschichte mit dem Tunnel in Inito..." Er hob erneut die Schultern. "Ich fürchte, ansonsten habe ich keine spektakuläre Begebenheit anzubieten."
Jakob war etwas enttäuscht von Ethans Antwort, allerdings war mit einer derartigen Antwort zu rechnen gewesen. "Ja, der Tunnel", meinte Jakob ein wenig kleinlaut. Er hatte dort ja auch die wirklich blöde Idee gehabt, mit dem Sengo-Mann einen Kampf anzufangen. Im Endeffekt hatte Jakob damit seine Frage verschwendet.
Die beiden Frauen warfen sich einen kurzen Blick zu und kamen zu der stillen Übereinkunft, dass sie nichts weiter dazu sagen zu wollen. Zum Glück nahm Ethan das Spiel auch wieder auf und versetzte der Flasche einen erneuten Schubs. "Sieht so aus, als ob du wieder fällig bist, Jayjay", stichelte Holly, um die Atmosphäre wieder zu lockern. Aber Jakob hatte es ihr ziemlich einfach gemacht, da er Pflicht gewählt hatte. "Ich bin ja dafür, dass du auch wen nachmachen musst. Dann hab ich auch was zu lachen." "Ich will mir nicht mal vorstellen, wie Jakob wie Pachira rumhüpft oder sowas", meinte Lou kopfschüttelnd. "Wenn dann lieber eine Person." "Wäre mir tatsächlich egal", erwiderte Holly mit einem Schulterzucken. "Aber das entscheiden ja nicht wir, sondern Ethan."
Ethan war sich nicht sicher, ob die beiden ihm absichtlich Tipp gaben oder nicht. Er vermutete eher, dass sie besagte Vorschläge wirklich sehen wollten. Definitiv amüsiert sah Ethan schließlich zu dem Idioten. "Ich finde die Idee auch gut", sagte er dann. "Wie wäre es mit Kate? Du bist doch ein großer Fan."
Jakob sah die beiden Frauen mit einem Augenrollen an. Sie wollten eindeutig Ethan auf dumme Gedanken bringen. "Ihr wollt wohl, dass ich mich zum Panflam machen, oder?" Dann schüttelte er den Kopf, als Ethan vorschlug, dass er Kate nachahmen sollte. Der Teenager stand auf und nahm zuerst ihre übliche Siegerpose ein. "Ich bin Kate, der Champion", sagte er dann mit verstellter Stimme. Er fühlte sich sehr albern dabei. Er wechselte die Pose und strich sich dann imaginäres Haar aus dem Gesicht. "Keine Herausforderung", meinte er dann immer noch in Kates Stimme und verschränkte die Arme vor der Brust.
Lou begann, abermals zu lachen. Sie hätte zwar nicht sagen können, ob das, was Jakob zeigte, wirklich typisch für Kate war, aber lustig war es definitiv. "Ein bisschen mehr Einsatz!", verlangte Holly, obwohl auch sie die Situation eindeutig lustig fand. Allerdings hatte Jakob von ihr auch eine Zugabe verlangt und dementsprechend war es ihrer Meinung nach nur fair, wenn sie selbst auch etwas Vergleichbares tat.
Die Imitation des Idioten war zwar nicht ganz so amüsant wie Hollys glänzenden Voltilamm-Darbietung, aber sie war immer noch gut genug, um Ethan zumindest zu einem belustigten Schnauben zu bringen. "Sehr realitätsnah", kommentierte er halb amüsiert, halb ironisch.