"Sowohl Conchua als auch Riccardo könnten eine Menge Zeit in Anspruch nehmen", merkte Ethan an. "Conchua hat einen derartig vollen Terminkalender, dass es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist, sie zwischendurch zu erwischen und wann Riccardo am Tunnel auftaucht, ist auch eine Frage für sich." Er seufzte schwer. "Aufteilen klingt sinnvoll, auch wenn ich es eigentlich für eine schlechte Idee halte, sich dem Tunnel zu nähern." Ethan seufzte erneut. Am einfachsten wäre es, wenn Kate ihnen etwas Nützliches gesagt hätte, irgendetwas, aber das hatte sie nicht und das würde sie auch nicht. "Ob es allerdings sinnvoll ist, bei dem Wetter draußen am Tunnel zu warten...", fügte er noch hinzu, weil selbst im Gang das Prasseln des Regens zu hören war. "Vielleicht sollten wir beides auf morgen verschieben und uns heute darauf beschränken, Johnson anzurufen."
"Klingt nach einem Plan", musste Lou zugeben. Wie man den Rest des Tages sonst noch nutzen konnte, konnten sie sich danach überlegen. "Soll das einer von uns machen oder stellst du einfach wieder auf Lautsprecher?" "Bevor wir das klären, sollten wir vielleicht doch mal vom Flur weg. Hier ist zwar keiner, aber ich würde mich wohler fühlen, ehrlich gesagt", erwiderte Holly. Das Gute an diesem Flur war allerdings, dass man es sofort bemerkt hätte, wenn jemand anwesend gewesen wäre. Außerdem bezweifelte die junge Farmerin, dass die Türen sich zum Lauschen eigneten.
Jakob nickte den anderen zu. Er hielt es auch für nicht sehr sinnvoll, am Tunnel zu warten. Er hatte außerdem keine Regensachen dabei und würde deswegen nicht jetzt nochmal rausgehen, nachdem er schon geduscht hatte. "Was Conchua angeht, haben wir ja theoretisch am Mittwoch sowieso mit ihr einen Termin." Er schluckte kurz. Es fiel ihm schwer, das nächste zu sagen, aber er wollte ja guten Willen zeigen. "Ich meine... ich wäre sogar dann bereit, auf meinen Kampf zu verzichten, falls uns das etwas hilft..." Er seufzte kurz, schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. "Wenn wir schon hier sind... könen wir auch gleich in mein Zimmer gehen", meinte Jakob dann. Bisher waren sie immer in Ethans Zimmer gewesen, aber es sprach ja auch nichts dagegen, wenn sie das kurz in seinem Zimmer machen würden. "Oder hättest du es lieber, wenn einer von uns das vom Zimmer aus erledigt", fragte Jakob an Ethan gerichtet. Ohne abzuwarten, trat er einen Schritt beiseite, um die anderen hereinzulassen, falls sie das wollten.
"Ich bezweifle, dass der komplette Termin dafür draufgehen würde", kommentierte Ethan mit einem Schulterzucken. "Allerdings wäre es mir lieber, sie nicht erst übermorgen zu fragen. Je früher desto besser." Er schüttelte kurz den Kopf. "Termin oder nicht, das sollten wir morgen in jedem Fall in Angriff nehmen." Was das Telefonat mit Johnson anging, war es Ethan reichlich egal, wer es führte. Da der Idiot allerdings zumindest versucht hatte, guten Willen zu zeigen, nickte Ethan kurz und trat anschließend an ihm vorbei in sein Zimmer. Der eine Anruf machte keinen Unterschied und abgesehen davon waren die anderen in der Zwischenzeit nicht damit beschäftigt, irgendein Pokémon anzustarren. Als auch Holly und Lou das Zimmer betreten und der Idiot die Tür geschlossen hatte, wählte Ethan Johnsons Nummer und stellte das Telefon erneut auf laut. Dieses Mal klingelte es lange. Äußerst lange und letztendlich nahm nicht Johnson, sondern seine Mailbox den Anruf entgegen. "Captain Johnson", erönte seine eindeutig aufgezeichnete Stimme. "Ich bin beschäftigt. Hinterlassen Sie mir eine Nachricht." Es folgte der obligatorische Piepton und Ethan hob den Blick, um zu den anderen zu sehen.
Lou erwiderte Ethans Blick und sah dann auch zu den beiden anderen, aber auch die wirkten in ihren Augen eher unentschlossen, vor allem Holly. Dementsprechend schüttelte das Mädchen mit dem Kopf und Ethan legte anschließend auf. "Wenn wir ihm auf die Mailbox sprechen, dann sollten wir uns vorher überlegen, was wir ihm sagen wollen. Immerhin ist so eine Nachricht im Grunde eine Aufzeichnung", gab das Mädchen zu bedenken. "Außerdem ist das doch eine Privatnummer, oder?", meinte Holly. Sie hatte die Nummer immerhin schonmal gewählt. "Vielleicht ist er schlicht arbeiten und wir sollten es vielleicht erst in der Wache probieren, bevor wir darüber nachdenken, irgendwo irgendwelche Nachrichten zu hinterlassen."
Jakob seufzte, nachdem Ethan aufgelegt hatte. Nur der Anrufbeantworter war rangegangen. Nicht jedes Telefonat war heute also erfolgreich verlaufen. "Ich bin auch dagegen, ihm eine Nachricht mit zu vielen Details zu hinterlassen." Dann blickte der Teenager aus dem Fenster. Natürlich war es immer noch am regnen. "Ich habe zwar keine große Lust, jetzt noch nach draußen zu gehen, aber bis zur Strandwache ist es ja auch nicht weit. Und wenn er da nicht ist, müssen wir es eben später noch einmal versuchen."
"Oder wir rufen vorher bei der Wache an", merkte Ethan an und wählte die entsprechende Nummer auf seinem AC-Phone. Kurze Zeit später wurde der Anruf entgegen genommen. "Wache am Strand", meldete sich eine Stimme, die eindeutig weiblich und somit nicht Johnson zuzuordnen war. "Guten Tag", begrüßte Ethan sie. "Ist Captain Johnson zu sprechen?" "Nein, leider nicht", antwortete die Frau. "Er ist derzeit nicht im Haus. Soll ich etwas ausrichten?" "Danke, nein", erwiderte Ethan. "Das ist nicht nötig. Ich versuche es später noch einmal." "In Ordnung, auf Wiederhören." Er beendete den Anruf und sah die anderen an. Johnson war unterwegs, das war als Polizist normal, auch bei strömendem Regen. Es gab mit Sicherheit keinen Grund, um sich Sorgen zu machen.
"Wir haben aber auch echt kein Glück", beschwerte sich Holly und stieß mit einem tiefen Seufzen Luft aus. "Naja, wenn er arbeitet, dann ist er nicht nur in der Wache. Wahrscheinlich hat er einen Einsatz oder so", bemerkte Lou, klang aber ein wenig ratlos. "Und was machen wir jetzt?", wollte die junge Farmerin stattdessen wissen. "Wir können ihm immer noch eine Nachricht hinterlassen. Es reicht doch, wenn wir ihm draufsprechen, dass wir es sind und dass er bitte zurückrufen soll", meinte das Mädchen und sah anschließend fragend in die Runde.
Jakob seufzte erst kurz. Es war wohl Pech, dass sie Johnson im Moment nicht erreichten. "Ja, es ist am wahrscheinlichsten, dass er im Moment irgendwo im Einsatz ist." Aber gut, es wäre ja auch traurig gewesen, wenn einer der kompetenteren Captains nicht beschäftigt gewesen wäre. "Aber die Idee, ihm zu hinterlassen, dass wir es sind und zurückgerufen werden wollen, finde ich gut", stimmte er Lou zu und nickte ihr kurz zu. "Ansonsten habe ich auch keine Idee, außer ihn jetzt suchen zu gehen. Aber ich glaube nicht, dass das wirklich was bringt." Ansonsten wusste Jakob auch nicht, was sie jetzt tun sollten. Der Regen verhinderte recht effektiv so ziemlich alle Aktivitäten, die man draußen machen konnte.
"Es ist absolut unmöglich, ihn in Litora zu finden", merkte Ethan an. "Diese Stadt ist viel zu groß dafür. In Inito wäre das vielleicht eine Option gewesen, aber hier?" Er schüttelte den Kopf und hielt Lou anschließend das AC-Phone hin. "Bitte."
"Danke", erwiderte Lou und nahm das AC-Phone an sich. Sie besaß zwar keines, aber dennoch war es für sie kein Problem, die Nummer von Captain Johnson zu finden und schließlich zu wählen. Wie erwartet, meldete sich abermals nur die Mailsbox. "Hallo Captain. Die Freiwilligen hier. Wir haben versucht Sie zu erreichen, leider ohne Erfolg. Wir bitten um Rückruf, sobald es Ihnen passt. Vielen Dank schonmal", sprach das Mädchen auf das Gerät und legte schließlich auf. "Klang gut", kommentierte Holly die Nachricht. "Das war echt nichtssagend." "Das war der Sinn", erwiderte Lou mit einem Lächeln und gab Ethan sein AC-Phone zurück. "Reicht ja auch, wenn der Captain weiß, worum es geht", pflichtete die junge Farmerin ihr bei. "Vielleicht sollte ich mir auch ein AC-Phone besorgen... Ich wünsch mir ohnehin länger eins und krieg es vielleicht auch zum Geburtstag... Wenn wir allerdings wirklich länger umherreisen, kann ich Tim vielleicht überzeugen, vorher eins zu bekommen... Schlecht für die Gruppe wär es jedenfalls nicht, oder?"
Jakob nickte Lou zu. Er fand, dass sie das gut gemacht hatte. Wie Holly schon gesagt hatte, hörte man aus dem Gesagten auch nichts heraus. Johnson würde sie also bei nächster Gelegenheit kontaktieren. "Besser hätte ich es auch nicht hinbekommen", meinte Jakob noch mit einem Lächeln zu Lou, bevor er dann den Kopf schüttelte. Er würde sich in nächster Zeit kein AC-Phone leisten können. Da auch Jakob niemand einfiel, der ihm eines schenken würde, würde er wohl auch in naher Zukunft keines besitzen. Den Vorschlag, in der Gruppe ein zweites zu haben, fand er allerdings gut. "Ja, mach das. Vielleicht hast du Glück und ein zweites wäre wirklich nicht schlecht. Rede mal mit ihm, sag ihm einfach, dass wir eins brauchen." Dann blickte er kurz in die Runde. "So und wie machen wir jetzt die Aufteilung für Morgen? ich glaube, es wäre am besten, wenn du in die Arena gehen würdest", meinte er zu Ethan. Immerhin hatte er den Courtenay-Bonus und konnte im Notfall auch Kates echten Namen auspacken.
Ethan nickte kurz, als Lou ihm sein AC-Phone reichte. Vermutlich würde Johnson im Laufe des Tages anrufen und dann würden sie weitersehen. Für den Moment schien die Planung für morgen wichtiger zu sein. Ethan ertappte sich dabei, dass er nahezu erleichtert über den Vorschlag des Idioten war, immerhin würde das bedeuten, dass er selbst nicht zu dem Tunnel musste, aber fast sofort löste das ein schlechtes Gewissen in ihmaus, weil er das Risiko dadurch letztlich den anderen auferlegen würde. Abgesehen davon... "Ich glaube, es wäre sinnvoller, wenn ich zum Tunnel gehe", sagte er widerwillig. "Ich habe ein AC-Phone und das wiederum ist nützlich, falls es doch irgendwie zu Problemen kommt. Außerdem gehe ich davon aus, dass es durchaus lange dauern kann, den Tunnel zu beobachten und ich bezweifle, dass du die Geduld dafür hast."
"Stimmt auffällig", pflichtete Holly Ethan bezüglich Jakob bei. "Aber ich muss gestehen, dass einfach nur abwarten auch nicht so mein Ding ist. Ich würde mich dann tatsächlich Jakob anschließen und mit zur Arena gehen." Außerdem stellte sie so sicher, dass der junge Mann nicht von Lou abgelenkt war und diese sich nicht mit seinen Avancen auseinandersetzen musste. Und sollte Jakob ihr selbst gegenüber nochmal auffällig werden, wäre Holly garantiert nicht so nachsichtig wie Lou. "Ich hab keine Einwände", erwiderte Lou. Tatsächlich fand sie die Aussicht, Riccardo noch einmal zu treffen, gar nicht mal so schlecht. Und generell war Ethan definitiv eine angenehme Gesellschaft. Angenehmer als Jakob jedenfalls. Sie hoffte, dass er sich bessern würde, aber sie war Holly durchaus dankbar, dass sie es nicht morgen herausfinden musste.
Jakob sah kurz zu Holly. Er war zwar der Meinung, dass Ethan durchaus mehr aus Conchua herausbekommen würde, allerdings war der Einwand mit dem Abwarten gar nicht mal so schlecht. Hinzu kam, dass Jakob trotz Kates merkwürdigem Verhalten sich nicht mit Riccardo auseinandersetzen wollte. Die beiden Mädels alleine zum Lagerhaus zu schicken, hielt er allerdings auch für eine schlechte Idee, also war dieser Vorschlag in Ermangelung besserer Alternativen der beste. "Ich habe keine Einwände", sagte Jakob schließlich und nickte Holly zu. "Ich hoffe einfach, dass der Freiwilligen-Status ausreicht, um etwas aus Conchua herauszubekommen." Auch wenn Jakob lieber mit Lou gegangen wäre, war Holly auch nicht die schlechteste Gesellschaft. Wenn man die Themen auf Training beschränkte und ihr nicht auf den Vorbau sah. Jakob fand, dass sie umgänglicher als Ethan war.