Jakob konnte es nicht fassen, dass Holly so wütend auf ihn wurde. Er hatte sich entschuldigt und er fand, dass sie jetzt es ein wenig übertrieb. Er fand es allerdings auch eine sehr schlechte Idee, das ihr zu sagen, so wütend, wie sie auf ihn wirkte. "Holly... es tut mir echt Leid, wirklich!" Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß, dass du dafür nichts kannst... OK, du hast ja schon recht mit dem Kukmarda." Er würde sich allerdings auf keinen Fall als widerlich bezeichnen. In dem Fall ging Holly einfach zu weit. "Ich... ich fand, du sahst in dem nassen T-Shirt gut aus. Hat deine Figur betont. Macht mich das jetzt zu einem schlechten Menschen?" Jakob hoffte, damit die Farmerin entweder zu beruhigen oder zumindest insofern aus dem Konzept zu bringen, dass er nicht gleich ihre Hand im Gesicht hatte.
"Oh, es ist nicht nur für euch anstrengend", merkte Ethan an. "Ich werde als Informant missbraucht und ausgefragt - vielleicht auch, um mich als Konkurrenten auszuschließen." Er hob erneut die Schultern. "Es ist seine Sache." Als Lou allerdings sofort einlenkte, was seine Anmerkung bezüglich der Arbeitsteilung anbelangte, sah er sie skeptisch an. Entweder bedeutete das, dass sie aus Prinzip Einsicht zeigte, ohne zu wissen, worauf er sich bezog, oder aber sie wusste, was sein Problem war und in diesem Fall stellte sich die Frage, weshalb sie es dennoch bisher ignoriert hatte. "Was hätte ich sagen sollen?", fragte er nach. "Ich habe keine Lust, zur Rezeption zu gehen, um nach dem Taxi zu fragen?" Er winkte ab. "Das Nachtara war eindeutig interessanter als Arbeitsteilung."
Holly ließ die Arme verschränkt und musterte Jakob einen Moment lang missmutig. Dieses Mal klang es wirklich so, als ob er es bereute und das war dann doch ein Fortschritt. "Nein... Nein, das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen", gestand sie dem jungen Mann zu. Schlechte Menschen waren die Leute von der Organisation und andere Verbrecher oder andere Leute ohne Moral. "Ich bin trotzdem nicht begeistert", stellte die junge Farmerin klar. "Das war einfach mal verdammt unhöflich. Man starrt einer Frau nicht auf den Vorbau... Das ist unangenehm." Aus mehreren Gründen, aber die würde sie Jakob nicht erläutern. Definitv nicht. "Entschuldigung angenommen", gab sie schließlich nach. "Aber das nächste Mal fängst du dir richtig eine, damit das klar ist."
Lou:
"Wenn er keine anderen Probleme hat...", meinte Lou nur kopfschüttelnd. "Allerdings müsste er vermutlich jeden Mann als Konkurrenten ansehen. Vor allem wenn man bedenkt, wie er sich aufführt. Das erhöht seine Chancen bei der Damenwelt ganz sicher nicht." Was seine letzte Äußerung anging, war das Mädchen noch immer verunsichert. Mittlerweile konnte sie heraushören, dass Ethan das Gefühl hatte, dass zu viele Aufgaben auf ihn abgewälzt worden waren und wenn man bedachte, was er alles getan hatte, vor allem auch für die Gruppe, dann hatte er wahrscheinlich recht. "So seltsam wie es klingt: Ja, genau sowas solltest du dann sagen", meinte Lou zu ihm. "Sag einfach, wenn dir etwas nicht passt. Sonst schleppst du es nur mit dir herum, so wie heute zum Beispiel. Und das ist doch auch nicht Sinn der Sache. Sowas schafft nur noch mehr Frust."
Jakob lächelte die Farmerin an. Er hatte es geschafft, dass sich Holly beruhigt hatte. Jetzt durfte er nur keine Fehler machen. "Danke... und das mit dem nächsten Mal notiere ich. Ich muss sagen, sowas wie die Kopfnuss von eben möchte ich nicht nochmal abbekommen." Jakob rieb sich demonstrativ über die Stirn. "Aber ich denke, das habe ich verdient. Ich nehme es als Lehrgeld. Kommt auf jeden Fall nicht wieder vor." Jakob wusste, dass er es sich nicht mit Holly verscherzen wollte. Immerhin war sie außer seiner Kollegin auch noch eine gute Trainingspartnerin. Um noch eine weitere versöhnende Geste zu machen, streckte er ihr die Hand hin. "Frieden?"
"Wahrscheinlich tut er genau das", antwortete Ethan mit einem Anflug von Ironie, einfach weil es derartig lächerlich war. "Das hat man heute am Beispiel Riccardo gesehen." Nicht, dass Ethan Riccardo in irgendeiner Form vertraute, aber es war ihm zumindest absolut egal, ob Riccardo gut aussah oder etwas mit Kate hatte. Das konnte man von dem Idioten nicht behaupten. Definitiv nicht. Dieser sah es vermutlich als persönliche Beleidigung, dass Riccardo überhaupt Kates Nummer hatte. "Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass das in irgendeiner Form Gehör finden würde", merkte er dann auf ihren Vorschlag hin an. "Vor allem Jakob scheint da sehr eindeutige Vorstellungen zu haben und ich gehe auch nicht davon aus, dass Holly es einsehen würde." Schließlich näherten sie sich dem Eingang, der in die Lobby führte. "Vermutlich spielt sich drinnen sowieso gerade ein Drama ab."
Holly winkte ab. "Jetzt tu mal nicht so. Natürlich war die Kopfnuss kein Klaps, aber so schlimm war sie auch wieder nicht. Wenn ich dir wirklich weh tun möchte, dann hol ich vorher aus", erklärte die junge Farmerin. Sie war froh, dass sich Jakob einsichtig zeigte, das machte die ganze Situation wesentlich weniger anstrengend. Vor allem weil sie ja noch eine Weile miteinander auskommen mussten. "Ja, von mir aus. Frieden", stieg Holly sogar auf seine Geste ein. Sie fand sie unnötig, aber wenn es Jakob half, sollte es ihr recht sein.
Lou:
"Wenn er sich einfach nicht so dämlich anstellen würde, dann hätte er auch mehr Erfolg und müsste sich nicht so dämlich aufführen", meinte Lou und seuftzte abermals tief. "Hoffen wir einfach, dass es wirklich besser wird, wenn er noch ein paar Erfahrungen gesammelt hat. Ich hoffe nur, dass wir nicht wieder mitbekommen, um was für Erfahrungen es sich handelt." Bei dem Gedanken an Charly musste sich Lou jedenfalls noch immer schütteln. "Jakob kann ich nur schlecht einschätzen, wenn ich ehrlich bin. Aber ich glaube, dass Holly durchaus zugänglich ist. Sie ist ohnehin eher der direkte Typ. Ich kann mir gut vorstellen, dass es besser wird, wenn du ihr richtig direkt sagst, was dich stört", überlegte das Mädchen. Bei Ethans letzter Aussage, war sie allerdings ein wenig ratlos. "Holly war sehr sauer und das mit Recht. Hoffen wir einfach das Beste."
Jakob nickte, als Holly ihm die Hand schüttelte. Er merkte zwar, dass sie das seinetwegen tat, allerdings war das ein sehr gutes Zeichen. Sie war nicht mehr sauer auf ihn und das war wichtig. Immerhin zeigte das auch, dass man mit ihm zusammenarbeiten konnte. "Gut, jetzt wo das geklärt ist, wollen wir nach den anderen schauen? Die müssten ja auch jeden Moment hier auftauchen. Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass sie unter dem Baum stehengeblieben sind." Jakob drehte sich damit um und schaute in Richtung des Lobbyeingangs.
"Ich befürchte, das ist ihm nicht bewusst", merkte Ethan halb amüsiert, halb skeptisch an. Zumindest erklärte das das Verhalten des Idioten. Weitestgehend. Lous Aussage hingegen brachte ihn zu einem schweren Seufzen. "Vielleicht", räumte er dann ein. "Aber ich kann darauf verzichten, das jetzt zu tun." Schließlich betrat er gefolgt von Lou die Lobby und bemerkte den Idioten und die Farmerin, die dort noch immer standen und zumindest nicht zu streiten schienen. Stattdessen schien der Idiot die Tür im Auge behalten zu haben - vermutlich hatte er halb befürchtet, dass Ethan die Zeit im Regen anderweitig nutzen würde. "Ich für meinen Teil werde jetzt ohnehin erstmal duschen gehen", deklarierte Ethan eher an Lou gewandt, aber er ging davon aus, dass ihn sowohl der Idiot als auch die Farmerin hören konnten.
"Das befürchte ich auch. Ich hoffe tatsächlich, dass er mich einfach in Ruhe lässt, was das angeht", meinte das Mädchen. Sie konnte wirklich darauf verzichten, dass Jakob ihr weiterhin Avancen machte. "Gute Idee", pflichtete Lou Ethan bei, als sie gerade die Lobby betreten hatten. "Wir sollten uns aber anschließend mit den beiden anderen zusammensetzen und besprechen, was wir machen, wenn das Wetter so bleibt."
Holly:
Holly hörte die Stimmen der beiden anderen und wandte sich dementsprechend um. "Da seid ihr ja", bemerkte sie. "Wir haben gerade überlegt, ob wir nach euch schauen sollen. Gewitter und Bäume sind nicht die beste Kombination." Auch wenn die Gefahr in diesem speziellen Fall vermutlich eher gering gewesen wäre. Man konnte dennoch nie wissen und dementsprechend sollte man auch definitiv Vorsicht walten lassen.
Jakob erblickte auch Lou und Ethan. Beide waren nass und Jakob musste feststellen, dass Holly die nassen Klamotten doch besser standen als Lou. Er schüttelte nur den Kopf über diesen Gedanken. Etwas Derartiges hatte ihm heute schon genug ärger mit Holly eingebracht, er würde jetzt nicht anfangen, Lou auf dieselbe Art und Weise zu verärgern. Es war zu befürchten, dass Lou ihren Ärger auf andere Art und Weise zur Geltung brachte. "Da seid ihr ja. So, und was machen wir jetzt? Ich hoffe, es hört bald auf. Wenn es so weiter regnet, können wir nicht viel draußen machen..."
Ethan sah zu dem Idioten, der tatsächlich so zu tun schien, als ob nie etwas gewesen wäre. "Wie ich bereits sagte", antwortete Ethan ein wenig unterkühlt, "werde ich jetzt diese Kleidung loswerden. Danach können wir uns wieder hier treffen. Sagen wir in einer halben Stunde." Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er sich auf den Weg zu den Aufzügen. Wenn die anderen mit wollten, dann konnten sie das tun, aber er hatte keine Lust auf irgendwelche Diskussionen.
"Also ich geh mich definitiv auch frisch machen", meinte Lou. Sie wollte aus den nassen Klamotten raus. Sie waren schwer und äußerst unangenehm auf der Haut. "In einer halben Stunde klingt gut", pflichtete auch Holly bei. Nachdem die Angelegenheit mit Jakob geklärt war, sprach nichts dagegen, es den anderen gleichzutun und ebenfalls die nassen Sachen zu wechseln. "Und Ethan: Danke für die Hilfe. Ich finde Lola hat gute Fortschritte gemacht, aber Gaius hatte vermutlich nicht sonderlich viel davon. Ich weiß das zu schätzen." Holly hoffte sogar, dass sich irgendwann eine Situation ergeben würde, in der sie sich erkenntlich zeigen konnte. Natürlich hatte Ethan seinen Kampf gegen Conchua schon hinter sich, aber das bedeutete nicht, dass er nicht ebenfalls ordentlich trainieren wollte.
Jakob nickte Ethan kurz zu und folgte ihm dann zu den Aufzügen. "Ich finde das Trainign mit euch auch gut, Leute. Heute muss ich ja Ethan danken, aber ich denke, dass sowohl Siggi als auch Bonaparte bei unserem Training gute Fortschritte gemacht haben." Die Attacken des Pliprin waren zumindest beeindruckend und für Siggi war es auch nicht besonders einfach gewesen, die Attacken abzuwehren. Aber es ging beim Training ja auch nicht darum, eine einfache Sache zu üben.
Ethan häte am liebsten verächtlich geschnaubt. Natürlich, jetzt spontan schätzte man das, was er tat und man bedankte sich dafür. Diese Logik war bestechend. Er drückte vielleicht ein wenig zu energisch auf den Knopf des Aufzuges, dessen Türen sich zumindest direkt öffneten. "Bonaparte hat auch einiges gelernt", antwortete er dem Idioten und sah anschließend kurz zu der Farmerin. "Und für Gaius finden wir nächstes Mal sicher auch etwas." Ihm war selbst bewusst, dass er weder sonderlich überzeugend noch sonderlich euphorisch geklungen hatte, aber wenn die beiden das bisher nicht bemerkt hatten, würden sie das jetzt auch nicht tun. Als endlich alle in dem Aufzug waren, betätigte Ethan den Knopf für die entsprechende Etage.
"Also sonderlich begeistert klingst du nicht gerade", bemerkte Holly und hob skeptisch eine Augenbraue. Sie war sich nicht sicher, was genau gerade Ethans Problem war, aber irgendetwas schien ihm gegen den Strich zu gehen. Allein seine Antwort hatte doch irgendwie... automatisch gewirkt. Für den Geschmack der jungen Farmerin hatte Ethan viel zu höflich und distanziert geklungen und eigentlich war sie davon ausgegangen, dass er über diese Phase schon hinaus war. Lou hingegen schluckte kurz und schaffte es zu verhinden, dass sie die Luft scharf einzog. Irgendwie waren sie genau auf das Thema gekommen, dass sie mit Ethan schon draußen angerissen hatte und welches er eigentlich im Moment nicht vertiefen wollte. Das war kein gutes Omen und das Mädchen hoffte, dass weder Holly noch Jakob irgendetwas Unbedachtes sagten.