Jakob nickte den beiden Frauen zustimmend zu. "Ich bin auch der Meinung, dass wir Cordes kontaktieren sollten. Das, was Riccardo gesagt hat... wenn das wirklich stimmt, dass die Typen irgendwelche Versuche machen..." Jakob machte eine kurze Pause, bei der es ihm selbst kalt den Rücken herunterlief. "Naja, ich habe zufälligerweise mitbekommen, dass sich Eukalypt große Sorgen gemacht hat, dass ihre Forschungsergebnisse geklaut worden sind. Und dass das sehr schlimm wäre. Was aber Kate angeht..." Jakob überlegte kurz. Im Moment traute er Kate weitaus mehr als Riccardo. Auch wenn Riccardo ihnen Informationen gegeben hatte, die sie noch nicht gehabt hatten, waren seine Informationen sehr vage gewesen und er hatte den Eindruck gemacht, sie eher verscheuchen zu wollen. Kate war detaillierter und er glaubte einfach, dass sie etwas bewegen wollte. "Ich denke, wir sollten zwar mit ihr reden, aber Cordes und Johnson sollten wir so oder so informieren. Der Tunnel sollte möglichst schnell verschlossen werden. Von beiden Seiten." Jakob wusste zwar nicht so ganz, wie die Polizei das tun sollte, da sie recht mittellos war, aber das war nicht sein Problem. Sein Problem war ein ganz anderes. Die Organisation wusste, dass er ihnen Informationen vorenthielt und wenn Riccardo wirklich dazu gehörte, war er geliefert, wenn er nicht brühwarm von diesem Treffen erzählte.
"Die Frage ist, ob wir Cordes direkt kontaktieren oder ob wir darauf warten, dass sich Kate meldet", merkte Ethan an, während Riccardo allmählich auch aus der Sichtweite verschwand. "Wenn Riccardo in dieser Hinsicht nicht gelogen hat, hat Kate weitere Informationen, die auch für Cordes wichtig sein könnten." Es blieb natürlich die Frage, wie lange dieses Gespräch zwischen Kate und Riccardo dauern würde - und ob es bei einem Gespräch blieb. Letztlich war es genauso gut denkbar, dass das Nachtara lediglich eifersüchtig war. Und in diesem Fall war nicht einmal auszuschließen, dass Kate und Riccardo in irgendeiner Form gemeinsame Sache machten, zum Guten oder zum Schlechten.
"Guter Punkt", meinte Holly zu Ethan. "Von mir aus sollen die beiden klären, was es für sie zu klären gibt. Im Augenblick würde uns Kate vermutlich erst recht abwürgen." "Ich halte es für möglich, dass es aber auch etwas dauern kann... Das zwischen den beiden schien sehr persönlich zu sein und sowas klärt sich nicht mal eben so", gab Lou zu bedenken. "Ich hab irgendwie den Eindruck, dass die beiden was miteinander haben... oder hatten." "Dann ist es vielleicht nicht die schlechteste die Idee, wenn wir uns erstmal mit Johnson in Verbindung setzen. Außerdem sollten wir darüber nachdenken, ob wir die Möglichkeit in Betracht ziehen wollen, auch nach Montu zu gehen", schlug die junge Farmerin vor. Wenn Lou recht hatte, dann mussten sie wirklich damit rechnen, warten zu müssen.
Jakob nickte erst Ethan kurz zu. Es war tatsächlich möglich, dass ihnen Kate mehr Informationen liefern konnte. Jedoch waren ihm die Implikationen, die Ethan angedeutet hatte, recht unangenehm. Dann jedoch sprach es Lou direkt aus und Jakob schüttelte vehement den Kopf. "Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Kate und dieser... Riccardo? Was ist schon an diesem Typen? Der und Kate zusammen... nein, die würden sich nur anzoffen!" Jakob atmete einmal stoßweise aus. Er wollte sich gar nicht vorstellen, dass Kate je etwas mit so einem unsympathischen Kerl gehabt hatte. Als er sich dann beruhigt hatte, nickte er Holly kurz zu. "Dir stimme ich immerhin zu. Montu ist als nächstes Ziel wirklich interessant... dort scheinen sie ja zumindest irgendetwas zu haben. Sonst gäbe es ja keinen Grund, nach Montu zu gehen." Außerdem fand Jakob den Gedanken ganz angenehm, nach Montu zu gehen. Dort hatte Magniro seine Arena und sobald er gegen Conchua angetreten war, war diese sein nächstes Ziel.
Ethan warf dem Idioten einen skeptischen Blick zu. Das Ganze war definitiv absurd - eigentlich mochte der Idiot laut eigener Aussage Lou, aber dann ließ er sich auf Charly ein und schien obendrein noch dem Champion verfallen zu sein. Das war schlicht und ergreifend grotesk. Dennoch sparte sich Ethan einen Kommentar diesbezüglich und schüttelte lediglich kurz den Kopf. "Also warten wir, bis sich Kate meldet und behalten im Hinterkopf, dass wir eventuell bei Zeiten nach Montu aufbrechen", fasste er anschließend zusammen. "Und bis dahin?"
"Was an diesem Typen ist?", wiederholte Lou amüsiert. "Also zunächst mal muss man ja sagen, dass er wirklich gut aussieht, oder Holly?" Die Angesprochene wirkte kurz irritiert darüber, dass Lou sie so direkt ansprach. Im Grunde war es ihr egal, sodass sie kurz mit den Schultern zuckte. "Ich denke, dass man das so sagen kann. Hässlich war er jedenfalls nicht", gab die junge Farmerin möglichst diplomatisch zur Antwort. "Siehst du?", meinte Lou anschließend zu Jakob. "Außerdem hatte er ihre Telefonnummer und ich bezweifle, dass sie ihm die gegeben hätte, wenn sie sich nicht ausstehen könnten. Hinzu kommt, dass er sowohl mit ihr trainiert hat und dabei scheinbar sogar erfahren hat, was ihr sechstes Pokemon ist. Das spricht eigentlich für ein ziemlich großes Vertrauen, wenn du mich fragst. Allerdings scheint irgendwas vorgefallen zu sein, denn Kates Tonfall war vorhin doch recht frostig." "Nachdem du das so schön erläutert hast, könnten wir dann auf Ethans Frage zurückkommen?", mischte sich Holly abermals ein. "Ich bin ja dafür, dass wir auf jeden Fall etwas Sinnvolles tun sollten, bis wir von Kate gehört haben. Trainieren wäre mein Favorit. Wenn wir wirklich demnächst nach Montu gehen und uns auch weiterhin einmischen, dann können wir es definitiv gebrauchen." "Stimmt schon...", musste Lou zugeben. Sie war sich der Wichtigkeit des Vorhabens bewusst, aber gleichzeitig verunsicherte es sie natürlich auch.
Jakob schaute Lou an und versuchte, eine möglichst neutrale Miene zu behalten. Lou hatte wie immer recht, aber er wollte es sich trotzdem nicht vorstellen, dass die beiden zusammen waren. Am meisten jedoch war er erstaunt darüber, dass Lou Riccardo als gutaussehend bezeichnet hatte und das Holly sogar noch bestätigte. "Ja, er hat ihre Telefonnummer", fing Jakob an. "Aber Ethan hat sie auch. Ich finde das ist kein Argument." Jakob musste das Bedürfnis unterdrücken, die Arme vor der Brust zu verschränken. "Trainiert haben wir ja auch mit ihr", fügte er noch hinzu und überlegte. Dass er ihr sechstes Pokémon kannte, sprach eigentlich Bände. Dieses Argument konnte er einfach nicht entkräften. Außerdem wollte er auch nicht mit Lou streiten, sodass Jakob einfach einmal seufzte. Immerhin war er über Hollys Vorschlag froh, denn mit Training konnte er seinen Kopf vielleicht etwas frei machen. "Ja, den Vorschlag finde ich auch gut", meinte er schließlich zu Holly und nickte ihr kurz zu. Er holte kurz Luft, hielt es aber dann für eine schlechte Idee, hinzuzufügen, dass er das Training auch für den Arenakampf brauchte.
Es war tatsächlich lustig, wie der Idiot versuchte, Lous Aussage irgendwie zu entkräften und Ethan war sogar versucht, irgendeinen Kommentar bezüglich der Telefonnummer zu machen, entschied sich dann allerdings dagegen. Es wäre irgendwie unterhaltsam gewesen, aber er war immer noch unzufrieden, was die Haltung der anderen anging, sodass er eigentlich wenig Lust auf irgendwelche Scherze hatte. "Du hast die Kellnerin als Beweis vergessen", merkte er lediglich an Lou gewandt an - immerhin war deren Reaktion eindeutig gewesen. "Einem Training würde ich mich im Übrigen auch anschließen." Ansonsten würde Bonaparte unter Garantie wieder die erstbeste Herausforderung akzeptieren, die sich bot.
"Stimmt!", pflichtete Lou Ethan bei. An die Kellnerin hatte sie gar nicht mehr gedacht. "Wahrscheinlich kriegt er solche Reaktionen öfter. Würde mich nicht überraschen." "Um beim Training zu bleiben", begann Holly, die wenig Lust darauf hatte, das Gespräch über Riccardos Aussehen zu vertiefen, "wäre die nächste Frage, wo wir das am besten machen wollen. In der Nähe der Pokemon-Center dürfte bestimmt eine Menge los sein. Den Strand halte ich übrigens auch für ungünstig."
Jakob versuchte, das Gespräch über Riccardos Aussehen zu ignorieren, so gut es ging, auch wenn jetzt das Bild in Jakobs Kopf war, wie ihn Lou anhimmelte. "In unserem Hotel gibt es ja auch noch einen Trainingsplatz, auch wenn es jetzt natürlich wieder dauern würde, um dahin zurückzugehen. Der könnte frei sein. Ganz davon abgesehen, was spricht eigentlich gegen den Strand?" Alle Leute schienen sich sowieso über das Verbot, am Strand zu kämpfen, hinwegzusetzen. Es wäre also ja auch nicht weiter schlimm, wenn jetzt ein paar Teenager mehr am Strand trainierten.
"Du bist Freiwilliger bei der Polizei", merkte Ethan halb skeptisch, halb missbilligend an. "Und dann willst du mit gutem Vorbild vorangehen und die Kampfregel am Strand brechen?" Er schüttelte kurz den Kopf, weil er für seinen Teil doch recht gut darauf verzichten konnte. "Es ist noch früh, es sollte also kein Problem darstellen, zum Hotel zurückzukehren. Abgesehen davon haben wir da auch einen richtigen Kampfplatz und keinen Sand." Ethan hob kurz die Schultern. "Und falls alle Kampfplätze belegt sind, räumt das Hotel garantiert einen frei." Zumindest für ihn würde man das tun.
"Was Ethan schon sagte: Es ist am Strand verboten", antwortete Holly und rollte mit den Augen. "Außerdem ist der Boden ungünstig und überall sind Menschen. Es ist also voll und laut." Als Ethan allerdings bemerkte, dass das Hotel bestimmt einen Platz freiwäumen würde, sah Holly ihn kurz verdutzt an, bis sie schließlich begriff, worauf er hinaus wollte. "Ob das nötig ist, kriegen wir raus, wenn wir zurück sind", meinte die junge Farmerin. "Apropos... Sollen wir zurück laufen? Zumindest ein Stück? Um auszuschließen, dass uns jemand folgt", schlug Lou vor.
Jakob seufzte einmal kurz, als er merkte, wie ernst die anderen doch die Freiwilligen-Sache nahmen. "Ok, dann bin ich eben auch ein gutes Beispiel." Jakob fragte sich, ob er das jemals gewesen war. Dann lächelte er allerdings Lou zu. "Also ich hätte nichts dagegen ein Stück zu laufen. Es sei denn, es fängt doch bald an zu regnen."
"Ich wüsste nicht, was dagegen spricht", bestätigte Ethan und sah kurz in Richtung Himmel, der zwar langsam zuzog, aber weit von einem Gewitter entfernt war. Irgendwie bezweifelte Ethan, dass Riccardo wirklich nach einem Gewitter Ausschau gehalten hatte. "Dann sollten wir uns allerdings zeitnah auf den Weg machen."
"Mal schauen, wie genau der Wetterbericht ist. Sie haben tatsächlich Regen angekündigt", erzählte Lou. "Mir ist es ziemlich schnuppe, ob es regnet oder nicht. Immerhin fragt auch keiner nach dem Wetter, wenn es Arbeit gibt, die erledigt werden muss", meinte Holly und zuckte kurz mit den Schultern. Natürlich mussten die Voltilamm nicht im Regen bleiben, aber es gab genug andere Aufgaben, die nicht einfach nach drinnen verlegt werden konnten. "Und wenn es regnet, wird es vermutlich nicht einmal kalt sein. Nicht bei dem Wetter", gab Lou zu bedenken, ehe sie schließlich aufstand, wobei Holly es ihr gleich tat. Immerhin wollten sie los.