Holly war es tatsächlich ganz recht, dass das Thema beendet war und ausnahmsweise half sogar Jakobs Sprunghaftigkeit, als dieser das Gespräch wieder auf die Rutsche lenkte. Bei Ethans Antwort auf Jakobs Frage hin, musste Holly allerdings kurz lachen. "Ich dachte, dass du nicht so schlecht in Mathe bist?", scherzte die junge Farmerin und sah den jungen Mann vielsagend an.
Jakob schüttelte nur den Kopf und seufzte kurz. Eigentlich hatte er seine Frage rhetorisch gemeint, aber er sah ein, dass er eine viel zu gute Vorlage geliefert hatte. Allerdings war der Fakt, dass nur noch eine Person vor ihnen war, weniger beruhigend für den Teenager. Immerhin wurde es jetzt ernst und er konnte sich unmöglich um die Rutsche drücken. Dass es keinen gewöhnlichen Eingang zu dieser Rutsche gab, sondern nur eine seltsame Kabine, machte die Sache nicht besser. Jakob schluckte, als er sich das Ganze etwas näher ansah. Der junge Mann vor ihm ging dann in die Kabine und verschränkte die Arme so, wie der Mitarbeiter des Wasserparks ihn anwies, und dann schloss dieser wieder die Kabine. Einen Moment lang passierte nichts, dann fiel der Junge in der Kabine einfach nach unten und es ertönte ein Schrei. Jakob war sich jetzt sehr sicher, dass das keine wirklich gute Idee gewesen war. Nicht lange dauerte es, bis der Mitarbeiter wieder die Tür öffnete und zu Jakob sah. "So, der nächste bitte!", meinte der Mitarbeiter und musterte Jakob kurz, als dieser näher trat. "Bist du schonmal mit so einer Rutsche gerutscht?" Jakob schüttelte kurz unsicher den Kopf, woraufhin der Mitarbeiter zu grinsen anfing. "Okay, dann stellst du dich in die Kabine und verschränkst die Arme vor der Brust." Kurz zeigte der Mann Jakob die entsprechende Position, bevor er fortfuhr. "Während des Rutschens solltest du die Arme so lassen, falls du stecken bleiben solltest, es gibt eine Klappe, über die wir dich rausholen können. Einfach in dem Fall Ruhe bewaren und abwarten, ich sehe ja hier über eine Kamera, ob was schief gelaufen ist." Der Mann zeigte kurz zu ein paar Bildschirmen. "Aber das passiert eigentlich nicht, wenn du alles richtig machst." Jakob nickte und lächelte ein wenig unsicher. "Okay, verstanden." Der Mitarbeiter nickte nur und Jakob betrat die Kabine. Erst, als er die Arme vor der Brust verschränkt hatte, verschloss der Mitarbeiter die Kabine. Jakob bemerkte, dass er auf einer Art Klappe stand und bereits in der Kabine Wasser an seinem Rücken entlang lief. Schließlich hörte Jakob eine Stimme aus einem Lautsprecher. "Drei..." Es musste sich um eine Art Countdown handeln. "Zwei..." Jakob merkte, wie ihm das Herz schneller schlug. "Eins..." Dem Teenager ging durch den Kopf, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war, aber bevor der Gedanke zu Ende gedacht war, klappte under Jakob der Boden weg. In freiem Fall sauste der Teenager jetzt durch die Röhre und er konnte nicht anders, als zu schreien. Er nahm sehr schnell Fahrt auf und spürte, wie es ihn gegen die Rutsche drückte, während er jegliche Orientierung verlor. Die Ohren sausten ihm und er wusste nicht mehr, wo oben und unten war, bis er schließlich bemerkte, dass er doch langsamer wurde. Sein Puls war immer noch sehr schnell und es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, dass er bereits im Auslaufbecken angekommen war. Ein wenig schwummerig richtete sich der Teenager auf und sah sich um. Er konnte kaum glauben, dass es schon vorbei und er unten angekommen war.
Ethan sah zu, wie der Idiot eine kurze Einweisung erhielt und anschließend die Röhre betrat. Kurze Zeit später klappte der Boden auf und der Idiot verschwand in der Rutsche - selbstvertändlich mit einem gellenden Schrei. Ethan hob halb skeptisch, halb amüsiert die Augenbrauen, dann sah er zu Holly. "Das klang... vertrauenserweckend", kommentierte Ethan mit einem Kopfschütteln.
Als Jakobs Schrei bis zu ihnen drang, konnte Holly nicht anders als zu lachen. "Das nenn ich doch mal filmreif", meinte die junge Farmerin amüsiert. Natürlich war sie insgeheim selbst auch nervös und das nicht nur wegen der Erklärung, die sie selbst auch mitbekommen hatte. Jetzt wurde es ernst und nachdem Jakob gerutscht war, war es ausgeschlossen, dass sie nun doch kneifen würde. "Aber ja... Ich verstehe, was du meinst. Willst du als nächstes oder soll ich?", fragte sie schließlich an Ethan gewandt. Holly war sich nicht sicher, was für sie die bessere Option war. Noch länger warten, würde sie nur nervös machen, aber direkt dran zu sein, reizte sie auch nicht so sehr.
Lou:
Lou wartete eine ganze Weile, aber damit hatte sie bereits gerechnet. Immerhin war es etwas völlig anderes, wenn man eine kürzer werdende Schlange vor der Nase hatte oder einfach so warten musste. Als letztlich ein weiterer Schrei ertönte und die Rutsche schließlich Jakob ausspuckte, kam Lou nicht umhin, kurz zu grinsen. Der junge Mann sah reichlich mitgenommen aus, aber das war bei dieser Rutsche wohl kaum ein Wunder. "Na? Wie war es?", fragte Lou direkt nach, während Jakob sich gerade noch zu orientieren schien. "Du siehst aus als kämst du gerade aus einer Waschmaschine."
Jakob sah sich ein wenig verwirrt um. Er hatte den Eindruck, dass der Boden schwankte, was durch das knöcheltiefe Wasser noch verstärkt wurde. Langsam ging er auf Lou zu und fixierte sie, nutze sie als Fixpunkt und langsam normalisierte sich seine Wahrnehmung von oben und unten wieder. "Ja, jetzt wo du es sagst, Waschmaschine trifft es ganz gut, Rotom mit eingeschlossen, so wie ich mich fühle." Der Teenager rieb sich ein wenig den Kopf und atmete einmal durch. Er hoffte, sich nicht zu sehr zu blamieren.
Hollys Frage wurde davon untermauert, dass auch der Mitarbeiter zu ihnen sah, immerhin waren sie als nächstes dran. "Mir ist das egal", erwiderte Ethan und hob die Schultern, obwohl er sich nur halb so sicher fühlte, wie er sich gab. Wenn überhaupt. "Ladies first?", schlug der Mitarbeiter vor. "Die Leute warten."
"Okay. Dann ich zuerst", meinte Holly und betrat schließlich die Kabine. Tatsächlich wurde der jungen Farmerin nun definitiv mulmig, aber natürlich gab es nun kein Zurück mehr. Der Countdown setzte ein und als dieser abgelaufen war, öffnete sich schließlich die Bodenklappe. Holly hätte niemals erwartet, dass sie dermaßen schnell Fahrt aufnehmen würde, aber im Grunde war es wohl keine Überraschung, da man quasi in die Rutschte hineinfiel. Auch sie kam nicht umhin, selbst auch zu schreien, obwohl sie eigentlich keine Angst hatte. Es war die Überraschung und der Rausch der Geschwindigkeit, die Holly einfach überwältigten. Ebenso wie die Tatsache, dass sie gefühlt sofort die Orientierung verloren hatte.
Lou (Holly)
"Es gibt einen Grund, warum ich nicht rutschen wollte. Mir wäre das definitiv zu heftig", meinte Lou mitfühlend und lauschte kurz, als der nächste Schrei ertönte. "Tröste dich übrigens. Das hört sich definitiv so an, als ob die Rutsche selbst Holly schafft." Wie aufs Stichwort kam ihre Begleiterin auch nur einen Augenblick später am Fuß der Rutsche an. Sie wirkte ähnlich desorientiert wie Jakob, aber im Gegensatz zu diesem lachte Holly. "Wow! Das war der Hammer!", meinte die junge Frau, ehe sie sich kurz über das Gesicht rieb und offensichtlich versuchte, das Gleichgewicht zu halten. "Holly...", begann Lou vorsichtig. "Was denn?", fragte die Angesprochene nach, wobei sie noch immer grinste. "Richte dir mal dein Oberteil...", antwortete die jüngere der beiden zurückhaltend. "Was? Oh... Scheiße!", stieß Holly erschrocken aus und lief sofort tiefrot an, als sie bemerkte, dass ihr Oberteil verrutscht war und ihre Brust dadurch nun entblößt war. Lou sah kurz zu ihrer Freundin und wandte sich dann eilig an Jakob, um den jungen Mann abzulenken. "Dann fehlt ja jetzt nur noch Ethan. Was meinst du? Wird er auch schreien? Ich kann mir das nur sehr schwer vorstellen, weil er noch nie laut geworden ist. Also so richtig", meinte das Mädchen vielleicht etwas zu hastig.
Jakob musste definitiv lachen, als er Holly ebenfalls schreien hörte. Es störte ihn gar nicht, dass der junge Frau die Rutsche besser gefallen hatte als ihm selbst, allerdings musste er zugeben, dass Holly ebenfalls sehr mitgenommen aussah, als sie wieder aufstand und er ihr ins Gesicht grinste. Als Lou allerdings das Oberteil ansprach, wurde Jakob schlagartig klar, woher sein Eindruck stammte, da er mehr Haut sah, als Holly hätte zeigen wollen. Viel mehr. Jakob war so perplex, dass er gar nicht anders konnte, als seine Augen auf die entblösten Brüste der Farmerin zu richten und sie dort verweilen zu lassen, bis sich die Farmerin eiligst das Oberteil wieder richtete. Sofort merkte Jakob, wie er hochrot wurde. Peinlicher noch, dass das Blut nicht nur in sein Gesicht rauschte. Schnell drehte er sich um, weg von Holly und Lou, da er nicht wollte, dass seine Reaktionen zu offensichtlich waren. Jakob realisierte dann am Rand, dass Lou ihn ansprach. "Ja... ich... ähm... kannst... kannst du das noch einmal wiederholen?"
Ethan hörte Hollys Schrei in der Rutsche und in Anbetracht der Tatsache, dass sie auf der ersten Rutsche nicht so reagiert hatte, sprach das nicht für diese Rutsche. Er atmete tief durch und betrat letztlich die Startkabine, wobei er seine Entschidung bereute. Definitiv sogar. Während des Countdowns atmete er tief durch, dann biss er die Zähne aufeinander. Letzteres gerade rechtzeitig, denn im gleichen Moment verschwnad abrupt der Boden unter seinen Füßen. Ethan hatte das Gefühl, als würde ihm die Luft wegbleiben, zwang sich allerdings dazu, die Zähne aufeinander gepresst zu lassen. Schon nach den ersten Augenblicken hatte er keinerlei Orientierung mehr, er wusste nur, dass er sich sehr schnell in irgendeine Richtung bewegte. Von dem Looping bekam er nichts mit, allerdings war er definitiv überrascht, als er plötzlich von Wasser gebremst wurde.
"Na? Hast du genug gegafft?", maulte Holly in Jakobs Richtung. Dieser hatte eindeutig rote Ohren und sein Gestammel bewies ihr, dass seine Gedanken definitiv woanders waren. Ihr selbst war die ganze Situation unglaublich peinlich, was zur Folge hatte, dass sie für den Moment sogar vergaß, dass ihr die Rutsche eigentlich Spaß gemacht hatte. "Du solltest dich ganz schnell entschuldigen", wisperte Lou hastig in Jakobs Richtung, was Holly nur ein missmutiges Schnauben entlockte. Auf die Entschuldigung war sie sogar fast gespannt. Die junge Farmerin wurde allerdings jäh in ihren Gedanken unterbrochen, als ein Schwall Wasser ankündigte, dass Ethan das Ende der Rutsche erreicht hatte. "Ethan?", meinte Holly irritiert, wobei sie vergaß, dass auch er sich vermutlich einen Augenblick sammeln musste. "Man hat dich gar nicht gehört. Bist du echt still geblieben?"
An Hollys Reaktion bemerkte Jakob, dass Ethan wohl auch gerutscht war. Man hatte ihn zwar nicht schreien hören, aber das kurze Aufbrausen des Wassers war zu vernehmen gewesen. Jakob versuchte sich durch diese Gedanken von dem geistigen Bild abzulenken, dass Hollys Brüste in seinem Kopf hinterlassen hatten. Er rückte sich die Badehose zurecht und hoffte, dass man seine Erregung nicht allzu deutlich sehen konnte. Immer noch von den anderen abgewandt seufzte er kurz. Er war sich nicht sicher, ob es jetzt eine gute Idee war, sich zu entschuldigen. Er drehte sich also schließlich zu den anderen um und lächelte Ethan, wenn auch etwas peinlich berührt, an. "Das war nicht schlecht", meinte er dann zu Ethan. "Alle Achtung, dass du keinen Laut von dir gegeben hast."
Ethan brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er in dem Wasserbecken am Ende der Rutsche angekommen war und einen weiteren Moment, bis er bemerkte, dass die anderen mit ihm redeten. Er stand auf und bemerkte, dass seine Kiefermuskeln leicht schmerzten, vermutlich weil er sie angespannt hatte. "Ich weiß jetzt, was eine Looping-Rutsche ist", merkte er mit einem kurzen Kopfschütteln an. "Und ich weiß auch, dass mir das eine Mal gereicht hat."
"Kann ich verstehen", stimmte Lou Ethan zu. Der junge Mann war keine Sekunde zu früh aufgetaucht, denn er brachte definitiv die nötige Ablenkung, damit Holly und Jakob aus ihrer doch recht peinlichen Situation befreit wurden. "Holly war die einzige von euch, die gelacht hat." "Ich fand es auch cool. Ich würd das Teil sogar nochmal rutschen", behauptete sie, obwohl sie gerade mit verschränkten Armen dastand. "Mich würden keine zehn Gallopa da hoch bekommen", erwiderte Lou und schüttelte energisch den Kopf. "Keine Chance. Definitiv." "Ach, jetzt tu nicht so. So schlimm ist es gar nicht. Oder Ethan?"
"Wenn du willst, kannst du gerne nochmal rutschen, aber ich will definitiv nicht nochmal", meinte Jakob, bevor er sich kurz im Schritt kratzte und noch einmal die Hose zurecht zog. Er hoffte nur, dass die anderen dort nicht hinsehen würden und sie möglichst bald wieder im Wasser waren. Jakob lachte ein wenig verlegen und sah dann zu Ethan, um sich nicht von der Farmerin ablenken zu lassen. "Außerdem muss ich ja nochmal eine Kinderrutsche rutschen, nicht wahr? Bei der bin ich mir allerdings auch sicher, dass ich sie nur einmal rutschen will."
Ethan sah Holly skeptisch an, als sie betonte, dass die Rutsche ihrer Meinung nach nicht schlecht gewesen war. "Man ist orientierungslos", erwiderte er mit einem Schulterzucken. "Das einzige, was man merkt, ist, dass man sich schnell vorwärts bewegt." Er schüttelte den Kopf. "Ich finde es nicht unbedingt unterhaltsam." Aber gut, das war wohl Geschmackssache und wenn es nicht Leut gäbe, die diese Rutsche mochten, hätte man sie vermutlich nie gebaut.