Jakob schüttelte amüsiert den Kopf und lachte. Von Holly in den Schwitzkasten genommen zu werden fand er zwar nicht so prickelnd, aber mittlerweile verstand der Teenager die Scherze der Farmerin viel besser. "Naja, wir werden ja sehen. Und das mit den ein bis zwei Jahren war ja auch nur ein Scherz! So viel Mathe beherrsche ich dann doch."
"Dass du nicht so dämlich bist, weiß ich auch", meinte Holly und schnaubte amüsiert, ehe sie abwinkte. "Bitte verschone uns damit, dass du jetzt das Einmaleins aufsagst oder sowas." Sie traute es Jakob durchaus zu, dass er ihre Aussage als Herausforderung auffasste und darauf konnte sie getrost verzichten. "Bist eigentlich du eigentlich älter als ich?", fragte die junge Farmerin stattdessen. "Ich muss zugeben, dass ich keinen Plan hab, wie alt ihr beide seid. Ich weiß nur, dass Lou erst siebzehn ist."
Jakob schüttelte den Kopf und schnaubte belustigt. Er würde jetzt nicht das kleine Einmaleins aufsagen, nur um Holly zu beweisen, dass er es konnte. Ein gewisses Maß an Mathe zu beherrschen, fand Jakob tatsächlich praktisch. Vor allem, wenn man es brauchte, um Wetteinsätze zu berechnen. "Wir waren im gleichen Jahrgang", meinte Jakob daraufhin. "Also wenn du nicht sitzen geblieben bist oder eine Klasse übersprungen hast, müssten wir gleich alt sein. Ich bin 18. Und wenn du es genau wissen willst, habe ich im März Geburtstag."
"Dass wir im selben Jahrgang waren, weiß ich auch. So viel haben wir bereits festgestellt", erwiderte Holly. "Aber auch innerhalb eines Jahres gibt es Unterschiede. Darum hab ich auch gefragt. Und falls du es wissen willst: Du bist jünger als ich. Ich werd im November nämlich schon neunzehn." Die junge Farmerin hob kurz die Schultern. "Nicht, dass das jetzt den Unterschied schlechthin macht, aber hey. So haben wir es mal festgehalten." Holly schnaubte belustigt und sah im Anschluss zu Ethan. Wenn sie schon über ihr Alter sprachen, durfte auch er nun eine Zahl in den Ring werfen. "Wenn ich raten müsste, bist du auch ungefähr so bei uns, oder?", meinte Holly dieses Mal direkt an Ethan.
"Zumindest ungefähr, ja", bestätigte Ethan Hollys Frage und hob kurz die Schultern. "Ich werde Ende August zwanzig." Obwohl er nur etwa ein Jahr älter war als Holly klang die Zwanzig in seinen Ohren dabei irgendwie alt, aber gut, vermutlich lag das an der Zahl an sich.
Jakob nickte und sah zu Holly. Natürlich war sie älter als er, aber das halbe Jahr machte ihm nicht viel aus. Seit er achtzehn geworden war, gab es keinen wirklichen Grund neidisch auf Ältere zu sein, da er theoretisch ja jetzt alles machen konnte. Dass Ethan allerdings schon ein Jahr älter als die beiden war, überraschte ihn ein wenig. "Du bist jetzt schon 19? Und da kontrollieren dich deine Eltern immer noch so sehr? Und vor allem: du bekommst noch Privatunterricht? Du musst doch eigentlich schon einen Abschluss oder etwas in der Art haben."
Holly stöhnte genervt und schlug sich eine Hand vor das Gesicht. "Noch ein bisschen unsensibler, du Vollidiot!", fuhr sie den jungen Mann schließlich an. "Ernsthaft! Hast du in deinem Hohlkopf irgendwas drin, was auch nur im Entferntesten an Taktgefühl herankommen könnte? Du tust gerade so als ob es das Normalste der Welt wäre, sich gegen seine Eltern zu stellen. Denk doch mal nach, bevor du sprichst! Nur ein bisschen!" Holly schüttelte den Kopf. Manchmal war dieser Kerl einfach nur unfassbar. In diesem speziellen Fall war er unfassbar dämlich.
Ethan sah den Idioten einen Moment lang verständnislos an. Hatte er diese Fragen wirklich gestellt? Wie wenig umsichtig konnte ein Mensch eigentlich sein? Immerhin schien Holly das ebenfalls so zu sehen, denn sie zeigte eine sehr deutliche Reaktion, mit der Ethan so nicht gerechnet hatte. Eine Reaktion, die fast ein wenig übertrieben wirkte. "Wahrscheinlich kann er sich einfach nicht vorstellen, wie das ist", kommentierte er an Holly gewandt, bevor er zu dem Idioten sah. "Den Schulabschluss habe ich selbstverständlich. Der aktuelle Privatunterricht dürfte sich vermutlich eher als Privatstudium betiteln - im Finanzwesen, wenn du es genau wissen willst."
Jakob war ein wenig überrascht von der deutlich ablehnenden Reaktion der beiden anderen und seine Gesichtsszüge entgleisten ihm für einen Augenblick. Das letzte, was er wollte, war Ethan vor den Kopf zu stoßen. Allerdings hatte die Aussage der Farmerin dazu geführt, dass Ethan zumindest scheinbar nicht zu sehr sauer wurde. Jako schüttelte den Kopf. "Also... es tut mir Leid. Du hast völlig recht, ich weiß nicht, wie das ist. Ich weiß nur, dass es nicht schön ist, sich gegen die Eltern zu stellen. Bei mir zuhause war es auch nicht schön, aber mir hätte eigentlich klar sein sollen, dass es bei euch noch viel schlechter wäre, wenn euch eure Eltern vor die Tür setzen würden." Der Teenager seufzte noch einmal kurz und der Gedanke kam ihm in den Kopf, dass er so einfach nicht mehr nach Hause zurück konnte, wenn sie wieder nach Inito zurückkehrten. Allerdings hatte er sich darüber bis jetzt überhaupt keine Gedanken gemacht.
Holly schnaubte abermals, verzichtete aber darauf, weiterhin laut zu werden. Jakob hatte ganz offensichtlich das Problem nicht erfasst. In diesem Moment vermutete Holly auch, dass er das nicht würde. Jedenfalls nicht all zu bald. "Bei Ethan und mir ist das Gegenteil der Fall. Unsere Eltern wollen gar nicht, dass wir gehen. Ich habe mich mit meinem Vater gestritten, weil ich mich geweigert habe, nach Hause zu gehen. Mein Bruder versucht seit Monaten, ihn zu überzeugen, dass er eine Pokémonreise machen darf... Du glaubst nicht wirklich, dass ich mir Sorgen mache, daheim vor die Tür gesetzt zu werden?", meinte die junge Farmerin mit einem weiteren Schnauben. "Und ich würde jede Wette eingehen, dass das nichts im Vergleich zu Ethan ist."
Der Idiot zeigte sich ein wenig zerknirscht, schien die eigentliche Problematik allerdings nicht zu verstehen. Letzteres überraschte Ethan nur wenig, immerhin war es bei dem Idioten ganz offensichtlich anders als bei ihm oder Holly - und das schien diese gerade außer Acht zu lassen. "Es geht eben nicht allen so, Holly", wandte sich Ethan an die Farmerin, die in seinen Augen gerade überreagierte. "Woher soll er das wissen?" Er hob die Schultern. Das Thema ärgerte ihn ebenso sehr wie Holly, aber er hatte eine Lösung von Kate präsentiert bekommen und vor allem hatte er im Moment keinen Grund, sich unnötig darüber aufzuregen. Sein Blick richtete sich auf den Idioten. "Hollys Eltern brauchen sie auf der Farm, meine wollen verhindern, dass das Geld bei irgendwem landet, bei dem sie es nicht sehen wollen." Er zuckte erneut mit den Schultern. "Es ist eine andere Grundvoraussetzung, aber das solltest du mittlerweile eigentlich wissen."
Jakob war ein wenig verärgert und gleichzeitig beschämt darüber, dass Holly ihn weiter angriff, obwohl er sich entschuldigt hatte. Er schnaubte auch ein wenig und schüttelte den Kopf, allerdings schien ihm Ethan diesmal wirklich zur Hilfe zu kommen. Es war schon ein wenig seltsam. Immer noch ein wenig zerknirscht, weil das Gespräch nicht so lief, wie er es gewollt hätte, lächelte er die beiden dann an und berührte erst Holly und dann auch Ethan kurz an der Schulter. "Okay, es tut mir leid ihr beiden. Schwamm drüber, in Ordnung? Ich merk mir das jetzt." Der Teenager seufzte kurz und schüttelte den Kopf. "Ich sehe ja ein, dass ihr gebraucht werdet. Ich eben nicht. Hoffe, jetzt ist alles wieder gut?" Bei den letzten Worten sah er betont zu Holly und lächelte diesmal auch ein wenig entspannter, jetzt wo er sich ein zweites Mal entschuldigt hatte.
Holly seufzte und verzichtete darauf, zu erwähnen, dass sie mit Jakob über dieses Thema bereits gesprochen hatten. Ethan hatte recht, denn es war wirklich eine andere Grundvoraussetzung. Es brachte nichts, wenn sie sich nun weiter in das Thema hineinsteigern würde. Stattdessen seufzte sie abermal und entspannte sich anschließend wieder. Sie waren immerhin hier, um Spaß zu haben und sich gerade von solchen Dingen abzulenken. "Meinetwegen, Schwamm drüber", gab die junge Farmerin letztlich nach. Es schien Jakob wirklich leid zu tun und dementsprechend wollte sie nun wirklich nicht nachtragend sein.
Jakob atmete einmal erleichtert auf und sein Lächeln blieb erhalten. Holly hatte ihm verziehen und Ethan wirkte auch so, als wäre alles nicht so schlimm gewesen. Der Teenager nickte noch einmal und kratzte sich kurz am Hinterkopf. Das Thema war für ihn jetzt beendet, nachdem Holly seine Entschuldigung akzeptiert hatte. Stattdessen drehte er sich wieder nach vorne. "Da das Thema jetzt beendet ist... wann sind wir eigentlich dran?"
Holly schien sich wieder beruhigt zu haben und Ethan nahm die Entschuldigung des Idioten mit einem Schulterzucken hin. Der Idiot hätte es zwar wissen können, aber da Ethan ihm nicht sonderlich viel Umsicht zutraute, war es wohl auch nicht überraschend, dass er zielsicher Themen traf, die er besser nicht treffen sollte. Als er dann allen Ernstes fragte, wie lange es noch dauern würde, trat ein durchaus amüsiertes Lächeln auf Ethans Gesicht. "Ich zähle noch ziemlich genau eine Person vor dir", merkte er dann an, obwohl das auch für den Idioten offensichtlich sein musste.