"Okay, das ist ein nicht zu verachtendes Argument", musste Lou dem jungen Mann zugestehen. "Und wenn wir eh in Montu sind, können wir auch den kleinen Abstecher nach Norden machen. Mysticia liegt doch nördlich von Montu, oder?" Tatsächlich war sich Lou da gar nicht zu hundert Prozent sicher. Was allerdings auch daran lag, dass Geographie nicht ihre große Stärke war und ihr Wissen nicht über das grobe Allgemeine hinausging. "Da du ja kein spezielles Pokémon suchst, kannst du dir ja auch alle Zeit der Welt nehmen", meinte das Mädchen dann. "Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass es deinen Pokémon gefällt, wenn du dich mit ihnen beschäftigst und dir Zeit nimmst. Vor allem Gaius dürfte das gefallen. Ich hab so das Gefühl, dass er wirklich möchte, dass du mit ihm zufrieden bist." Und das war Lous Meinung nach neutral formuliert. Immerhin hatte sie ja gesehen, wie das Serpifeu sich ins Zeug gelegt hatte. Bei Ethans letzter Antwort, seufzte Lou nochmal, ehe sie sich dann zu einem Lächeln motivierte. "Ich bestehe im Übrigen immer noch auf feste Besuchszeiten, wenn wir zurück sind", erklärte sie ihm dann hoheitsvoll, bevor sie dann doch lachte. "Und bitte nicht, dass ich doch bei dir einbrechen muss."
"Ja, nördlich und höher in den Bergen", erwiderte Ethan mit einem nicken. "Ich weiß ja nicht, ob wir überhaupt Zeit dafür haben. Aber wenn, dann kann ich mir die Ruinen auch alleine ansehen." Als Lou allerdings Gaius erwähnte, seufzte er. Sie hatte recht, das Serpifeu zeigte eine nahezu endlose Motivation und Ethan war sie nicht sicher, woran das wirklich lag. Vielleicht an Bonaparte, aber das Pliprin brauchte aufgrund seines Charakters und der Sache mit dem Tunnel mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit. "Ja, er hat im Arenakampf gute Arbeit geleistet", bestätigte Ethan mit einem Lächeln. "Ich müsste mit ihm allerdings noch etwas an seinem Strauchler arbeiten." Bei der Erwähnung der Besuchszeiten und Einbrüche, schnaubte er belustigt. Immerhin erinnerte ihn das an ihre großartige Hochzeitsplanung. Das Ganze war derartig absurd gewesen, dass es lustig war. "Wie gesagt, ich habe nicht vor, es wieder so zu handhaben wie bisher", sagte er dann. "Dann besteht auch kein Grund für Einbrüche."
"Wir gucken einfach, was sich ergibt und was die beiden anderen auch davon halten. Wer weiß? Vielleicht verbirgt sich hinter einem der beiden sowas wie ein Hobby-Archäologe", witzelte Lou, weil sie sich das weder für Jakob noch für Holly vorstellen konnte. "Dann tu das doch bei Gelegenheit. Wenn du morgen eventuell sogar mit Holly trainierst, dann würde das doch passen. Zumindest für Kampfsituationen. Und ich kann dir sogar verraten, dass Gaius am Strand sogar selbstständig geübt hat. Er ist also auch fleißig", erzählte das Mädchen. Sie war sich sicher, dass Gaius sich freuen würde, wenn Ethan ihn für das Training auswählte. Ihrer Meinung nach sollte sich Ethan eher mit Bonaparte darüber unterhalten, was im Tunnel passiert war und wie sehr es ihn eigentlich mitnahm. "Gut. Dann bin ich auch bereit, mich angemessen anzukündigen und nicht einfach aufzutauchen", scherzte Lou dann. "Vor allem nicht mitten in der Nacht." Ihr Blick wandte sich abermals auf Ethans Liste, immerhin waren dort noch einige Punkte offen. "Das nächste ist interessant. Wie kommst du auf Motorrad fahren?"
Er warf Lou einen halb amüsierten, halb skeptischen Blick zu. "Das bezweifle ich stark", kommentierte er dann, bevor er abwinkte. "Bonaparte muss sowieso an Blubber arbeiten, vielleicht klappt es irgendwann mit Blubbstrahl. Das kann er alleine machen." Er hob kurz die Schultern. "Es spricht nichts dagegen, mit Gaius zu üben." Als Lou noch einmal auf den EInbruch zu sprechen kam, schüttelte er amüsiert den Kopf. "Es würde mich interessieren, wie die Wach-Pokémon reagieren würden, wenn sie mitten in der Nacht einen fremden Geruch bemerken", warf er ein. "Vermutlich wäre ein solcher Besuch alles andere als dezent." Letztlich hob er die Schultern. "Ich war gedanklich bei dem Unterricht und dem Anwesen und habe mich gefragt, was ich noch gerne tun würde. Ich habe zwar den führerschein für Autos, aber ich bin noch nie Motorrad gefahren und ich kann mir vorstellen, dass es Spaß macht."
"Da wird er sich mit Sicherheit freuen", meinte Lou überzeugt, während sie sogar lächelte. Vielleicht würde Gaius sich auch etwas mäßigen, wenn er bemerkte, dass Ethan sich regelmäßig Zeit für ihn nahm. "Wie viel kriegen die Wachpokémon denn mit, wenn ich Finneas soweit trainiere, dass er uns direkt zu dir reinbringen kann?", witzelte das Mädchen amüsiert. Lou war sich nicht einmal sicher, ob die Strecke für Teleport samt Person nicht zu weit war oder wie lange es überhaupt dauern würde, bis Finneas derartig gut trainiert war. "Du hast einen Führerschein?", hakte Lou beeindruckt nach. Das kam für sie tatsächlich ein bisschen unerwartet, denn immerhin hatte Ethan erwähnt, dass seine Familie einen Chauffeur beschäftigte. Mindestens einen. "Das ist ziemlich cool. Ich hab noch nicht mal angefangen, meinen zu machen. Ich hätte zwar gedurft, aber wenn man noch keine achtzehn ist, dann darf man ja nur in Begleitung fahren und sind wir mal ehrlich... Dann wäre ich sowieso nie gefahren. Jetzt steht er auf meiner to-do-Liste, sobald es die Zeit erlaubt." Was vermutlich noch etwas dauern konnte, aber das störte Lou nicht sonderlich. Immerhin war sie bisher auch ohne Führerschein zurecht gekommen. "Aber ich muss dir recht geben... Motorrad fahren klingt aufregend. Wie war das eigentlich bei dir mit dem Führerschein? Normalerweise geht man ja zu einer Fahrschule, oder?"
"Gute Frage. Sie sind daruf trainiert, alles zu wittern, was irgendwie auffällig ist", antwortete Ethan. "Ich gehe davon aus, dass sie es nach einer Weile bemerken würden." Er hob die Schultern, immerhin war das Ganze eine rein hypothetische Diskussion. Er konnte sich nicht ernsthaft vorstellen, dass Lou jemals versuchen würde, sich mit ihrem Naut in das Anwesen zu teleportieren. "Ja", bestätigte er dann, als sie wegen des Führerscheins nachfragte. "Seit ich achtzehn bin. Wir haben zwar Chauffeure, aber mein Vater ist der Ansicht, dass man sicherheitshalber fahren können sollte." Ihm fiel auf, dass er vielleicht ein wenig zu beiläufig über die Chauffere gesprochen hatte, immerhin war das etwas, was vermutlich nicht unbedingt normal war. "Ich hatte einen privaten Fahrlehrer, damit die Termine in meinen Stundenplan gepasst haben. Der Temrin für die Prüfung wurde auch entsprechend gelegt. Mittlerweile fahre ich ab und zu, um nicht aus der Übung zu kommen, aber wirklich gebraucht habe ich den Führerschein bisher noch nie."
"Okay... Das könnte schwierig werden. Kann ich dir irgendwas von mir mitgeben? Ein Halstuch oder sowas?", meinte Lou amüsiert. Natürlich war es albern, immerhin würde sie ziemlich sicher niemals bei Ethan einbrechen, nicht zuletzt, weil Ethan selbst gesagt hatte, dass sich einiges ändern würde, wenn er zurückkehrte. "Ein Glück, dass ich schon wusste, dass du einen Chauffeur hast. Sonst wäre ich jetzt wohl überrascht gewesen", scherzte das Mädchen und winkte anschließend ab. "Es ist trotzdem cool, dass du einen Führerschein hast und ausnahmsweise muss ich sagen, dass dein Vater recht hat. Es kann definitiv nicht verkehrt sein, wenn du es zur Sicherheit kannst. Will ich fragen mit was für einem Wagen du in Übung bleibst?"
"Damit sich die Pokémon an deinen Geruch gewöhnen?", hakte Ethan amüsiert nach. "Vermutlich schlagen sie mitten in der Nacht dann trotzdem an." Als sie nach dem Auto fragte, mit dem er für gewöhnlich fuhr, war er sich nicht sicher, ob er wirklich antworten sollten. Da ihm allerdings keine sinnvolle Alternative einfiel, blieb ihm nichts anderes übrig. "Meistens mit dem dem F-Type Raikou von meinem Vater", sagte er letztlich. "Ich fahre nicht gerne Automatik, der F-Type hat eine Gangschaltung."
"Vermutlich ist nicht mehr definitiv", scherzte Lou und winkte dann endgültig ab, auch wenn es unterhaltsam war. Das Mädchen wurde ohnehin von Ethans Antwort abgelenkt, die sie tatsächlich sichtlich überrumpelte. "Dein Vater lässt dich mit einem F-Type fahren? So zur Übung?", fragte sie ungläubig. "Das sind doch Sportwagen, die einiges an PS unter der Haube haben... Das ist krass. Ich kenne das Modell, weil man die durchaus in Grital mal sieht. Genauso wie die Porsche Carrera." Das war einer jener Momente, wo selbst Lou nicht ignorieren konnte, wo Ethan herkam. Nicht, dass es sie gestört hätte. "Meine Mutter hat mit einem F-Type geliebäugelt, hat dann aber doch einen Mercedes SLC genommen, weil der eher in dem Budget gelegen hat, das sie sich gesetzt hatte. Und mit dem, was meine Mitschüler so von ihren Eltern als erstes Auto bekommen haben, fang ich da lieber gar nicht erst an. Dass du dann einen F-Type fahren darfst, ist jedenfalls echt irre."
Ethan war sich nicht sicher, ob er Lou wirklich die ehrliche Variante erzählen sollte. Wenn Lou schon den F-Type derartig spektakulär gefunden hatte, dann war er sich nicht sicher, wie sie auf die Sammlung seines Vaters reagieren würde. "Die Limousinen haben fast alle eine Automatikschaltung", sagte er sicherheitshalber ein wenig vage. "Und bei den Sportwagen... sagen wir, mein Vater hat deutlich teurere Modelle, die ich nicht einfach fahren dürfte." Er räusperte sich und entschied sich dazu, das Thema zu wechseln. "Jedenfalls ist ein Motorrad mit Sicherheit etwas ganz anderes."
"Ein F-Type ist beeindruckend genug. Also als Übungswagen", erwiderte Lou, wobei sie sich langsam wieder fing. "Ich frage mich eher, ob die Straßen in Inito und Umgebung gut genug sind, damit ein Sportwagen keinen Schaden bekommt. Vor allem wenn dein Vater noch andere Wagen hat." Das Mädchen schüttelte den Kopf, als es realisierte, dass diese Gedanken wahrscheinlich zu weit führten. Stattdessen entschied Lou, es Ethan gleichzutun und sich wieder auf das eigentliche Thema zu konzentrieren. "Ich gehe auch davon aus, dass ein Motorrad etwas ganz anderes ist. Allerdings hab ich da keine Ahnung von. Vermutlich müsste man da jemanden fragen, der Motorrad fahren kann, worin der eigentliche Reiz besteht", überlegte sie.
"Zumindest die großen Straßen sind gut genug, ja", erwiderte Ethan amüsiert. "Zumindest für den F-Type. Ich würde dir ja anbieten, dich mal mitzunehmen, aber das dürfte aktuell schwierig werden." Er winkte amüsiert ab. "Was allerdings das Motorrad angeht... Ja, man könnte jemanden fragen. Oder aber man probiert es einfach selbst und ich bin in dieser Hinsicht definitiv für Letzteres."
"Ich komme gerne auf das Angebot zurück, wenn wir irgendwann wieder in Inito sind. Da das aber wohl noch eine Weile dauert, verschieben wir den Gedanken erstmal", entschied Lou, "Aber wenn es soweit ist, erinnere ich dich gerne daran." Das Mädchen lachte amüsiert und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. Im Grunde war es ihr egal, ob Ethan darauf zurückkam, wichtig war nur, dass er überhaupt Zeit haben würde, wenn sie erst einmal wirklich zurück sein sollten. "Ausprobieren dürfte auch deutlich mehr Spaß machen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich von Motorrädern so gar keine Ahnung habe. Ich verstehe ja schon von Autos nicht sonderlich viel, aber da bin ich ganz raus", meinte Lou und hob die Schultern. "Aber apropos Spaß. Der nächste Punkt auf der Liste beinhaltet einen Club. Da bin ich definitv dabei. Vorzugsweise allerdings, wenn ich dann achtzehn bin."
"Dann werde ich zur Abwechslung nicht chauffiert, sondern chauffiere", merkte Ethan ebenfalls amüsiert an und schüttelte dann den Kopf. Das Ganze war wieder einmal irgendwie albern geworden, aber immerhin lenkte es Lou von ihrer Nervosität ab. "Von Motorrädern habe ich auch keine Ahnung - mir geht es ja nicht darum, ein möglichst teures zu fahren, sondern es einfach probiert zu haben." Als Lou kurz auf die Liste schaute, warf er einen schnellen Blick auf die Uhr, um die Zeit im Blick zu behalten. Immerhin wollte er Lou zwar ablenken aber definitiv nicht, dass sie zu spät kam. "Ja, was den Club angeht..." Er hob kurz die Schultern. "Ich bin mir nicht sicher, ob mir das wirklich Spaß macht, aber ich glaube, man muss es zumindest ausprobiert haben, um das sagen zu können."
"Ist chauffieren nicht, wenn man jemanden dorthin bringt, wo er hin will? Wenn dann ginge es ja nur darum, dass du mich mitnimmst. Das Ziel kannst du dir dann noch alleine aussuchen", scherzte das Mädchen, ehe es lachte. "Und dass du mal ein Motorrad ausprobieren darfst, kriegen wir auch noch hin. Keine Ahnung wie, aber irgendwie klappt das schon." Sie würden sich dann schon eine Lösung einfallen lassen, daran hatte Lou keinen Zweifel. "Es gibt verschiedene Arten von Clubs. Ich persönlich find Discos gar nicht so super wie viele andere, die ich kenne. In Grital gibt es einen Club, wo ich mit meinen Freundinnen war, der hatte einen echt schönen Barbereich und man konnte sich auch unterhalten, ohne dass man sich anschreien musste", erzählte sie dem jungen Mann. "Das könnte eher etwas sein, was dir zusagt, oder?"