"Es ist wichtig, dass du die Chance überhaupt hast, dass es passieren kann... Auch wenn es die Dinge komplizierter macht. Vor allem wenn es passiert. Ich... ich kann dir da leider keinen wirklichen Rat geben. Ich kann dir nicht sagen, dass du auf deinen Vater hören oder dich ihm widersetzen sollst. Es ist schwer, keine Frage... Früher hätte ich dir vielleicht sogar dazu geraten, dass du so handeln sollst, dass du nichts bereust und auch wenn das nette Worte sind, ist es nicht so einfach. Ich weiß selber, wie sehr ich mit mir gehadert habe, nachdem ich mich von Alois getrennt habe. Ich kann dafür aber sicher sagen, dass du es verdient hast, so glücklich wie möglich zu werden. Und das beinhaltet auch, dass du es mehr als nur verdient hast, geliebt zu werden und auch selbst zu lieben", versuchte Lou ihre Gedanken in Worte zu fassen, was sich als gar nicht so einfach für sie herausstellte. "Und auch wenn es nicht planbar ist und keiner sagen kann, wie ernst es sein wird... Lass es auf dich zukommen, weil wenn du dir jetzt zu viele Sorgen machst, dann läufst du womöglich Gefahr, genau dann zu zögern, wenn du deine Chance ergreifen solltest. Lass das nicht passieren, okay?", bat sie den jungen Mann letztlich.
"Außerdem muss man bedenken... selbst wenn ich mich verlieben sollte... Das heißt nicht, dass ich diejenige direkt heiraten möchte. Ich glaube... es würde mehr Sinn machen, wenn man es erstmal mit einer Beziehung versucht. Und vielleicht... vielleicht würde es sich in diesem Fall von selbst klären. Also ob es sinnvoll ist, sich gegen die Meinung meines Vaters zu stellen. Ob... ob es sich lohnt." Er hob die Schultern. Für ihn war das Thema äußerst unangenehm und es störte ihn, dass er dabei so unglaublich uneloquent war, aber er konnte es nicht einfach ändern. Vermutlich wäre ihm dieses Gespräch leichter gefallen, wenn er es nicht mit einer Frau geführt hätte. "Ich habe nicht vor, die Chance verstreichen zu lassen", fügte er dann mit dem Anflug eines Lächelns hinzu. "Ich hab eher die Sorge, dass ich sie nicht bemerke. Ich meine... ich habe keine Ahnung davon."
"Heiraten sollte auch erst kommen, wenn man sich wirklich absolut sicher ist", stimmte Lou dem jungen Mann zu. "Ich meine... Man muss sich ja erst kennenlernen und alles... Ich war, wenn man es so betrachtet eigentlich nicht wirklich lange mit Alois zusammen, aber irgendwie... Keine Ahnung. Ich hab geglaubt, dass ich ihn kenne. Also richtig gut kenne, aber irgendwo hab ich mich geirrt. Wahrscheinlich war es wirklich die Zeit und die Tatsache, dass ich zuvor noch keinen Freund gehabt habe." Lou seufzte kurz. Tatsächlich hatte sie noch vor einiger Zeit geglaubt, zu verstehen, wie Beziehungen funktionierten, aber inzwischen wusste sie, dass ihre ersten Erfahrungen nur bedingt repräsentativ waren. Bei Ethans letzter Äußerung, erwiderte sie allerdings das Lächeln des jungen Mannes. "Die hat eigentlich keiner, bevor er das erste Mal verliebt ist", meinte Lou schließlich. "Irgendwie... merkt man es einfach, glaub ich. Ich weiß, dass das jetzt eine total unbefriedigende Antwort ist und das tut mir leid... Ich verspreche dir aber, dass ich dich darauf hinweisen werde, sollte ich den Eindruck haben, dass du was übersiehst." Lou lächelte nun etwas deutlich und winkte leicht ab. "Aber ich glaube nicht, dass du meine Hilfe brauchst. Du hast im Grunde alles, was du brauchst."
Ethan hielt sein Lächeln aufrecht und nickte kurz. "Es ist gut zu wissen, dass du mich im Falle des Falles darauf hinweist", merkte er dann an und seufzte. "Jedenfalls... Ich werde einfach abwarten und schauen, was passiert. Und dann... falls es passiert, werde ich weitersehen." Er sah Lou einen Moment lang an, dann hob er die Schultern. "Ich weiß, du willst aktuell keine Beziehung, aber ich wünsche dir trotzdem, dass die nächste besser wird als die mit Alois." Ethan räusperte sich kurz und entschied sich dann für einen Themenwechsel. "Hast du jetzt eigentlich noch Punkte für meine Liste?"
"Das klingt doch nach einem Plan", meinte Lou und behielt das Lächeln bei. "Wichtig ist nur, dass du es zulässt. Alles andere kann ohnehin keiner vorhersagen." Als Ethan Alois ansprach, seufzte sie kurz und auch wenn es etwas schwieriger war, lächelte sie auch weiterhin. "Danke Ethan. Es ist lieb von dir, das zu sagen. Ich weiß ja auch nicht, wie es für mich in dieser Hinsicht weitergeht... Aber es kann nur besser werden. Das mit Alois war am Ende doch ziemlich... unschön", erzählte sie dem jungen Mann. "Ich hatte nur leider die rosarote Brille zu lange auf." Als Ethan schließlich das Thema wechselte, entschied sich Lou darauf einzugehen. Vermutlich war ihm das aktuelle Gespräch zu schwermütig geworden und Lou konnte das durchaus nachvollziehen. "Ich könnte ein paar... banalere Sachen für deine Liste vorschlagen, falls du das magst. Sowas wie... Schlittschuhlaufen oder mal Videospiele spielen."
Ethan war fast versucht, doch noch einmal auf das Thema einzugehen, weil er die ganze Alois-Sache so nicht im Raum stehen lassen wollte, aber er entschied sich dann doch dagegen. Er wusste schließlich nicht, ob Lou das Thema wirklich vertiefen wollte. Er bezweifelte es. "Schlittschuhlaufen und Videospiele", wiederholte Ethan nachdenklich. "Die Videospiele könnte man auf die Liste setzen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich wirklich schlittschuhlaufen möchte..." Er setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. "Wir waren einmal im Skiurlaub und ich fand es ziemlich furchtbar."
Lou warf Ethan einen kurzen Blick zu. Sie war sich nicht sicher, ob er das Thema in Bezug auf Alois nun fallen gelassen hatte, weil er nicht weiter ins Detail gehen wollte oder weil er dachte, dass es beendet war. Sie wollte auch nicht unbedingt nachfragen und ihn damit in Verlegenheit bringen. "Videospiele machen definitiv Spaß", meinte Lou. und führte so zumindest das restliche Gespräch fort. "Und wie bei Filmen oder Musik hat man auch da wieder mehrere Genres zur Auswahl. Aber zum Ausprobieren wäre wohl eher eins geeignet, dass kurz und relativ einfach ist, oder?" Als Ethan von seinem furchtbaren Winterurlaub erzählte, kam das Mädchen nicht umhin, kurz zu grinsen. "Ja, Winter muss man wohl mögen. Ich bin auch eher der Typ für den Strand, aber ich hab prinzipiell nichts gegen Schnee", erzählte sie Ethan. "Was war denn so furchtbar? Also außer dass es vermutlich echt kalt war, wenn ich raten müsste." Lou fand die Vorstellung von Ethan, der im Schnee stand und damit nichts anfangen konnte, fast schon unterhaltsam. Wenn er es nicht betont hätte, hätte sie jedenfalls angenommen, dass Skifahren für ihn einfach nur die nächste sportliche Betätigung gewesen war. "Ansonsten...", nahm das Mädchen die eigentliche Frage wieder auf und kam dabei ins Grübeln. Es war gar nicht so einfach, spontan etwas zu finden, wenn Ethan die wichtigsten Punkte bereits abgedeckt hatte. "Vielleicht das: Warst du schon mal Fastfood essen?" Lou bezweifelte das, aber sie wollte lieber auf Nummer sicher gehen und fragte deshalb nach.
"Hast du einen Stift da? Dann ergänzen wir Videospiele", entschied Ethan mit einem amüsierten Lächeln, während er noch immer hoffte, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, das Alois-Thema fallen zu lassen. "Und was den Ski-Urlaub angeht... Ich muss zugeben, dass ich dort erst Skifahren gelernt habe und mit Sicherheit kein Experte war, aber mein Vater war die ganze Woche lang der Meinung, dass ich den absoluten Anfängerhang nicht verlassen durfte. Und das wurde ziemlich schnell ziemlich monoton." Bei der Erwähnung von Fastfood runzelte er nachdenklich die Stirn. "Wir haben uns belegte Brötchen geholt", merkte er dann an. "Aber das ist vermutlich nur bedingt Fastfood. Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob ich das wirklich probieren möchte..." Er räusperte sich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich schmeckt."
"Klar, einen Moment", meinte Lou und holte aus ihren Sachen einen Kugelschreiber hervor, den sie Ethan schließlich reichte. Bei seiner Erzählung bezüglich des Skiurlaubs verzog das Mädchen kurz das Gesicht. "Klingt ja wahnsinnig spannend", meinte es ironisch. "Ich glaube, ich hätte mich irgendwann einfach davongeschlichen oder wäre gar nicht mehr mitgegangen. Sowas ist doch kein Urlaub." Lou schüttelte den Kopf. Je mehr Ethan erzählte desto weniger konnte sie seine Eltern verstehen. "Ich fürchte, dass du gar nicht erst die Möglichkeit bekommen hast, oder?" Sie schüttelte ein weiteres Mal den Kopf und musste für einen Augenblick an ihre eigenen Eltern denken. Lyn mochte schwierig gewesen sein, aber das war nicht wirklich mit Ethans Vater zu vergleichen. "FastFood ist mal okay, wenn du mich fragst. Gerade so Pommes und Burger. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass es darum geht Dinge auszuprobieren und mal gemacht zu haben? Wir können ja auch das Gegenteil mit aufschreiben, also selber kochen meine ich. Dann hast du auch zwei wirklich banale Dinge auf deiner Liste", schlug Lou ihm vor.
Ethan nahm den Stift entgegen und notierte den genannten Punkt auf seiner Liste. Anschließend sah er Lou skeptisch an, nur um dann mit den Schultern zu zucken und die beiden anderen Punkte ebenfalls hinzuzufügen. "Sie wird auf jeden Fall länger", kommentierte er mit einem Lächeln, bevor er genervt abwinkte. "Im Nachhinein ist es nicht unbedingt überraschend, mein Vater ist immer so. Vermutlich würde er mich auch nicht Auto fahren lassen, wenn der Lehrer nicht gesagt hätte, dass es wichtig ist, um es nicht zu verlernen." Er seufzte schwer. "Lassen wir das."
SL: Neue Liste
- Achterbahn fahren - ins Kino gehen - an einem Turnier teilnehmen - die anderen Länder besichtigen - ein Pokémon fangen - das Privatstudium erfolgreich beenden - Motorrad fahren - in einen Club gehen (SL-Notiz: gemeint ist Club wie Disco, aber Lou müsste das wissen) - alle Arenen herausfordern - Geburtstag mit Freunden feiern - verlieben - Videospiele spielen - Fastfood essen - selbst kochen
"Du musst nur dran denken, sie regelmäßig zu erweitern, wenn dir wieder was auf- oder einfällt", meinte Lou. "Und beim Abarbeiten helf ich dir, so gut ich kann", versprach sie Ethan. Lou fand die Idee mit der Liste wirklich gut, denn sie führte Ethan kleine und große Ziele vor Augen, die er sich gesetzt hatte. Und das war etwas, was er definitiv nicht gehabt hatte, als sie einander kennengelernt hatten. "Ein Wunder, dass dein Vater dich dann sogar allein fahren lässt", meinte Lou mit einem Augenrollen. Wenn sie dank Ethan nicht inzwischen wüsste, wie sein Vater drauf war, hätte sie ihm vielleicht unterstellt, dass er sich ein wenig zu viele Sorgen, um seinen Sohn machte. "Denken wir lieber über weitere Punkte nach... Wir waren bei deinem Geburtstag. Wie sieht es mit anderen Festen aus? Zum Beispiel wäre da Silvester."
"Ich werde mich bemühen, dran zu denken", erwiderte Ethan mit einem Nicken, bevor er dann zugegebenermaßen amüsiert den Kopf schüttelte. "Du hilfst mir zumindest bei den Punkten, bei denen du mir helfen kannst." Als sie Silvester ansprach, seufzte er. "Ich fürchte, Silvester wird noch schwerer als mein Geburtstag", sagte er dann. "Meistens trifft man sich mit wichtigen Geschäftsleuten - ich fürchte, mein Vater würde mir da definitiv nicht erlauben, anderweitig zu feiern."
"Ich sag ja: So gut ich kann", erwiderte Lou lächelnd und hob kurz die Schultern. "Aber so wie ich das sehe, gibt es mehr als genug, wo ich dich unterstützen kann. Und im Zweifelsfall helf ich dir eben wieder, die Liste zu erweitern." In ihren Ohren klang das nach einem ganz guten Plan. Als Ethan allerdings von seinem Silvester erzählte, kam Lou nicht umhin ebenfalls zu seufzen. "Das klingt unglaublich anstrengend", meinte das Mädchen. "Ich trau mich fast nicht, zu fragen, aber ist es wenigsten zu Weihnachten ein bisschen... naja... weihnachtlich bei euch?"
Als Lou nach Weihnachten fragte, seufzte Ethan schwer. "Nicht wirklich", erwiderte er dann mit einem Kopfschütteln. "Vielleicht... sollten wir das Thema besser lassen." Er hoffte, dass sie sich darauf einlassen würde, nicht weiter nachzufragen, immerhin gab es wenig, was er dazu sagen und noch weniger, was er daran ändern konnte. "Wir müssen sowieso bald los."
"Ich kann dich verstehen. Ich bin im Augenblick ganz froh, dass das noch so weit weg ist. Ich hab für gewöhnlich mit meiner Oma gefeiert, weil meine Eltern gearbeitet haben. Ich schätze mal, dass es wirklich eine stille Nacht sein wird", meinte Lou und folgte dann Ethans Blick zur Uhr. Für den Moment war sie tatsächlich abgelenkt, weil sie nicht bemerkt hatte, wie die Zeit verflogen war. "So spät ist es schon?", fragte Lou doch erstaunt, ehe sie wieder zu Ethan sah. Man konnte sagen, was man wollte, aber er hatte ihr wirklch geholfen. "Danke Ethan. Also nochmal... Ohne dich wäre ich jetzt ein zitterndes Häufchen Nervosität."