"Das tut mir leid", bemerkte Ethan und meinte es definitiv auch so. "Noch hast du Zeit bis Weihnachten, du findest bestimmt eine Lösung." Er lächelte und hob anschließend kurz die Schultern. "Und gern geschehen", fügte er hinzu. "Ich bringe eben die Liste weg und sage direkt Finneas bescheid, dass er wieder zu dir rüberkommen soll. Dann können wir die anderen beiden einsammeln."
Lou erwiderte Ethans Lächeln, bevor sie im Anschluss nickte. "Das klingt nach einem Plan", erwiderte sie dem jungen Mann. "Ich nutze die Zeit kurz, um noch einmal schnell in den Spiegel zu gucken und mich zu vergewissern, dass ich alles habe." Jetzt wurde es zwar ernst, aber Lous Nervosität hielt sich immer noch in Grenzen. Ethan hatte wirklich ganze Arbeit geleistet und das Mädchen hoffte wirklich inständig, dass ihm bewusst war, was er eigentlich für sie getan hatte und auch, dass sie seine Geste sehr zu schätzen wusste.
Die Halle, in der der Wettbewerb stattfand, war zwar nicht unbedingt im Zentrum der Stadt, aber sie war durchaus recht groß und einige große Plakate kündigten den Wettbewerb an. Hinzu kam, dass durchaus beachtliche Mengen an Leuten die Halle durch die Glastüren betraten. Ethan musste zugeben, dass er nicht mit einem derartig großen Interesse gerechnet hatte, aber unter den Besuchern sah er viele Familien mit Kindern, sodass er davon ausging, dass sowohl die Uhrzeit als auch der Preis dafür sprachen, sich diesen Wettbewerb anzusehen. Als sie die Halle durch die Türen betreten hatten, fanden sie sich in einer Art Wartebereich wieder, von dem aus es offenbar nur mit Karten weiterging, denn hier standen links, rechts und mittig uniformierte Frauen, die die Karten kontrollierten. Direkt neben den Türen befand sich eine Art Kasse, hinter der sich ebenfalls zwei uniformierte Frauen befanden.
Lou fühlte sich tatsächlich auch weiterhin ziemlich gut, denn ihre Nervosität hielt sich immer noch in Grenzen. Auch der Weg zur Halle war recht ereignislos und man konnte fast sogar sagen, dass er entspannt war. Als sie ihr Ziel allerdings letztlich erreichten und Lou sah, wie viele Leute anwesend waren, musste sie doch unwillkürlich schlucken. "Dafür, dass das ein Anfängerwettbewerb ist, ist hier echt viel los", kommentierte Holly und sah sich in der Eingangshalle um. "Scheint so... als ob das was ist, was man so am Wochenende mit der Familie macht", meinte Lou und atmete kurz durch. Es gab keinen Grund, sich unnötig aufzuregen. "Wo musst du eigentlich hin?", hakte ihre Begleiterin dann nach. "Soweit ich weiß, melde ich mich an einem der Schalter. So stand es jedenfalls auf den Zetteln, die ich bekommen habe", antwortete die jüngere der beiden. "Sollen wir dann direkt? Ihr braucht scheinbar ja auch Tickets."
Jakob sah sich um und kratzte sich am Hinterkopf, als er die Menge an Menschen sah, die sich im Eingangsbereich der Wettbewerbshalle tummelten. "Oha, das ist hier ja weitaus beliebter, als ich gedacht hatte... ich hoffe, wir bekommen noch gute Plätze. Oder zumindest überhaupt Plätze." Den ersten Wettbewerb von Lou wollte Jakob auf keinen Fall verpassen. Er drehte sich zu der jungen Frau und nickte. "Gut... das heißt, wir trennen uns jetzt erst einmal? Dann... wünsche ich dir schonmal alles Gute!" Danach wandte er sich in Richtung des Kassenschalters. Immerhin standen hier kaum Leute, sodass er direkt an eine der beiden Kassendamen herantrat.
"Guten Tag", erwiderte Lou der Frau. "Mein Name ist Louisa Ryder, ich bin für den Wettbewerb angemeldet. Bin ich hier richtig? Auf dem Zettel stand was davon, dass ich mich hier irgendwie melden soll." Lou hoffte, dass man ihr hier weiterhelfen konnte, allerdings ging sie davon aus. Die Dame wirkte jedenfalls so, als ob es ihre Aufgabe war, unter anderem Auskünfte zu erteilen.
"Ja, das ist genau richtig", bestätigte die Frau mit einem Lächeln. "Einen Moment bitte." Sie wandte sich einem Computer zu und tippte etwas ein. "Louisa Ryder?", wiederholte sie dann. "Wenn Sie so nett wären, mir Ihren Trainerpass zu geben?" Sie nahm den Pass von Lou entgegen, tippte noch etwas ein und gab Lou ihn Lou anschließend zurück. Kurze Zeit später ertönte ein Drucker. "Das hier", sagte sie dann, während sie Lou eine Art Eintrittskarte gab, "ist Ihre Teilnehmerkarte. Damit gelangen Sie auch in den Backstagebereich - unsere Angestellten dort erklären Ihnen den weiteren Ablauf. Gehen Sie einfach zu der mittleren Kontrolle - und viel Erfolg wünsche ich Ihnen!" Anschließend sah sie zu den anderen. "Sind Sie auch Teilnehmer?"
Jakob sah kurz zu, wie Lou ihr Teilnehmerticket bekam und wandte sich dann wieder an die Frau am Schalter, als diese ihn ansprach. "Nein, wir wollten uns den Wettbewerb ansehen. Gibt es noch Tickets?"
Lou ließ sich alles soweit erklären, während sie ihre Eintrittskarte entgegennahm. Einerseits war sie noch immer nervös, aber andererseits fühlte sie sich auch erleichtert, weil sie den ersten Schritt geschafft hatte. Eigentlicht wollte sich das Mädchen noch bedanken, aber da wandte sich die Frau auch schon dem Rest der Gruppe zu, sodass Lou lieber einen halben Schritt zur Seite machte, während Jakob sich nach den Zuschauerkarten erkundigte.
"Ich fürchte, das wird schwierig", merkte die Frau mit einem kurzen Kopfschütteln an. "Heute Vormittag wurden die letzten freien Plätze reserviert." Sie lächelte. "Warten Sie einen Moment, ich sehe nach, ob jemand vielleicht abgesagt hat." Sie wandte sich erneut ihrem Computer zu, brauchte eine Weile, dann sah sie wieder zu Jakob. "Es tut mir leid, ich habe bisher keine Stornierungen vorliegen", sagte sie anschließend entschuldigend.
Jakob sah kurz zu den anderen beiden, vornehmlich zu Ethan. Wenn jemand auf die Schnelle noch drei Tickets besorgen konnte, dann ein Courtenay. Allerdings war das Ethans Entscheidung und Jakob würde jetzt nicht provozieren, dass Ethan seinen Vorteil ausspielen musste. "Gut, schade... dann... gibt es so etwas wie eine Warteliste? Wir würden ungerne den ersten Wettbewerb unserer Freundin verpassen, vor allem, da sie recht aufgeregt deswegen ist."
Dass es keine Karten mehr gab, war tatsächlich ein kleiner Rückschlag und Holly fand das durchaus schade. So wussten sie zumindest für das nächste Mal bescheid. "Das tut mir leid ihr drei", meinte Lou und wirkte ziemlich betroffen. "Ich weiß, dass man eigentlich reservieren sollte, aber ich hab das total vergessen." "Hey, mach dir deswegen keinen Stress", erwiderte Holly, weil sie befürchtete, dass ihre Begleiterin sich davon aus der Bahn werfen lassen würde. "Das ist zwar schade, aber es macht keinen Unterschied, ob wir nun da sitzen oder nicht. Du gibst doch so oder so dein Bestes, oder?" "Ja, schon... Aber-" "Kein Aber. Wir sollten gerade die letzten deiner Sorgen sein, oder Jungs?"
Ethan bemerkte den Blick des Idioten, aber der wäre ohnehin nicht nötig gewesen. Als Holly letztlich versuchte, die Situation irgendwie zu retten, hob er kurz die Schultern. Vielleicht ließ sich doch noch etwas erreichen. Mit einem betont höflichen Lächeln wandte er sich an die Frau hinter dem Schalter. "Entschuldigen Sie, wir wollen natürlich nicht aufdringlich sein", merkte er an, während er seinen Ausweis aus dem Portemonnaie holte und ihn der Frau auf die Theke legte. "Aber ich bin mir sicher, wenn Sie noch einmal nachsehen, hat bestimmt jemand storniert." Leicht irritiert griff die Frau nach dem Ausweis und warf einen Blick darauf, nur um anschließend kurz zu Ethan und dann zurück zu dem Ausweis zu sehen. "Oh", machte sie dann, bevor ihr Lächeln zurückkehrte. "Ich sehe noch einmal nach, Mr. Courtenay." Ethan nickte zustimmend und die Frau wandte sich wieder ihrem Computer zu. "Wie ich sehe, sind soeben drei Karten frei geworden. Sogar in der vierten Reihe. Das ist zwar die teuerste Preisklasse, aber..." "Das ist kein Problem", erwiderte Ethan ebenso höflich wie sie und reichte ihr seine Kreditkarte. Die Frau nahm sie entgegen und nachdem Ethan auf dem Beleg unterschrieben hatte, erhielt er sie zurück. Während er die Kreditkarte und seinen Ausweis zurück in sein Portemonnaie steckte, holte er einen mittelgroßen Geldschein heraus und legte ihn der Frau auf die Theke. "Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft." Mit einem noch etwas freundlicheren Lächeln steckte die Frau den Schein ein und gab Ethan die drei Karten. "Gern geschehen", antwortete sie. "Ich hoffe, Sie genießen den Wettbewerb."
Jakob war erstaunt, dass Ethan tatsächlich seinen Namen benutzte. Er war sich ziemlich sicher, dass drei Besucher jetzt eine Meldung bekamen, dass ihre Karten auf Grund eines Fehlers nicht bekommen würden. Jakob wollte sich allerdings nicht darüber den Kopf zerbrechen, er war sich sicher, dass Ethan bewusst war, was er gerade getan hatte. Er war sich allerdings nicht sicher, wie gut Holly diese Aktion finden würde. Er nickte noch einmal lächelnd der Frau am Ticketschalter zu. "Danke auf jeden Fall. Das werden wir."