"Was für ein Glück, dass Ethan die Hotels eingefallen sind. Sonst müssten wir zelten", konnte Holly sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen. Sie schwor sich, wenn sie zurück in Inito war, würde sie einige alte Mitschülerinnen besuchen und sich entschuldigen. Es gab doch noch etwas Hirnloseres unter der Sonne. Als Ethan sich abwandte, erkannte auch Holly ihre Chance und folgte dem jungen Mann nach draußen, wobei Lou es ihr eindeutig gleichtat. "Ihr habt das auch gesehen, oder?", fragte das Mädchen. "Das hab ich mir nicht nur eingebildet?" "Leider nicht", erwiderte Holly. "Ich geb's nur ungern zu, aber ich vermisse Cordes."
Alle: Ethan seufzte schwer. "Es war nicht zu übersehen", kommentierte er dann mit einem Kopfschütteln. Er hatte das Bedürfnis, dieses Exemplar von Polizist zu erdrosseln. Oder sie zumindest aus der Polizei zu entlassen. Umgehend. Er versuchte vergeblich, die geballte Intelligenz der Blondine aus seinem Gedächtnis zu streichen, während er sich nach der Touristen-Information umsah. "Da drüben", merkte er schließlich an und nickte in die Richtung, in der sich das kleine Häuschen mit dem entsprechenden Schild befand. "Gehen wir." Ohne dem Idioten weitere Beachtung zu schenken, setzte sich Ethan in Bewegung. Selbstverständlich befand sich auch vor dem Informations-Häuschen eine Schlange von Menschen, aber verglichen mit dem Pokémon-Center hielt sich das Ausmaß eindeutig in Grenzen. "Ich denke, für Jayjay brauchen wir kein Hotel zu finden", merkte er aus Prinzip an, als er sich mit den anderen in die Schlange einreihte.
[align=left]Jakob seufzte kurz und sah die anderen an. Irgendetwas sagte ihm, dass die anderen ein wenig anders über Charly dachten als er. "Das ist also nicht normal? Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen. Aber ein bisschen Verstand könnte die gute sicher brauchen. Besonders hilfreich war sie nicht." Er reihte sich mit Ethan in die Schlange ein, die sich bei der Touristen-Info gebildet hatte. Dann traute er allerdings seinen Ohren nicht. "Wie bitte? Wie hast du mich genannt?" Wäre er nicht Ethan, hätte Jakob ihm noch einige andere Dinge an den Kopf geworfen. "Und was meinst du damit, dass ich kein Hotel heute brauche?" [/align]
"Normal? Normal im Vergleich zu was?", hakte Lou irritiert nach. "Ich hab Topfpflanzen getroffen, die hatten mehr Hirn als die!" Das Mädchen schüttelte ungläubig den Kopf. "Du brauchst kein Hotel, weil Jayjay heute Nacht offensichtlich bei Charly übernachtet", antwortete Holly für Ethan. "Ich frag gar nicht, was du dir dabei gedacht hast... Ich würd dir ja viel Spaß wünschen, aber dann hab ich Bilder im Kopf, die ich definitiv nicht haben will." Die junge Farmerin schauderte. "Also subtil ist definitv was anderes. Aber das gilt für euch beide. In der Hinsicht wird das wohl gut funktionieren", fügte Lou zynisch hinzu.
[align=left]Jakob schaute zwischen den beiden Frauen hin und her. "Normal im vergleich mit anderen Stadt-Frauen? Und... ich versteh dich nicht." Lou war gerade beleidigend zu Charly. Lou, die sonst zu allen Leuten nett und verständnisvoll war. Aber dann blickte Jakob finster zu Holly, was allerdings durch seine rot werdenden Wangen kaum Effekt hatte. "Nenn mich nicht so! Das ist peinlich! Außerdem, warum sollte ich bei Charly übernachten? Davon hat doch keiner geredet." Dann blickte er wieder zu Lou. Er wollte Antworten, aber es fehlten ihm mittlerweile eindeutig die Worte. "Ihr seid doch bescheuert!" [/align]
"Stadt-Frauen?", wiederholte Lou absolut überrumpelt. "Von welchem Stern kommst du denn? Darf ich dich daran erinnern, dass ich aus Grital komme? Du weißt schon, das ist die größte Stadt Aventus und so. Und ich kann dir versichern, dass weder ich noch jemand, den ich kenne, so drauf ist wie diese... Polizistin." Holly entwich ein belustigtes Schnauben. Sie glaubte nicht, dass sie Jakob noch sagen musste, was Lou von ihm dachte. "Und was das übernachten angeht", sprach Lou dann weiter. "Ihr beide habt geflirtet als gäb's kein Morgen! So wie das klang, schleppt sie dich heute abend auf eine Party und danach in ihr Bett." Wie konnte man das nicht bemerken? Lou konnte sich das nicht vorstellen. Vermutlich spielte Jakob gerade dumm.
[align=left]Jakob starrte Lou fassungslos an. Er wollte sich gerade damit verteidigen, dass offensichtlich Grital und Litora unterschiedlich waren. Lou hingegen machte deutlich, dass sie Charly für eine Ausnahme hielt. Allerdings war das viel weniger schockierend als das, was danach kam. Jakob verstand endlich, was die beiden Frauen die ganze Zeit meinten, woraufhin er noch viel röter wurde. "Also... Charly... und ich? Aber... nein. Ich... aber... und du... aber... was? Ich... aber ich, aber ich kann nicht mal richtig flirten!" [/align]
Alle: Ethan starrte den Idioten verständnislos an. Er hatte das Ganze unbewusst gemacht? Das stellte ihn in etwa auf eine Stufe mit der Polizistin, was sein Intelligenz-Niveau betraf. "Natürlich, das alles war ein einziger, gewaltiger Zufall", kommentierte Ethan voller Ironie und mit einem Kopfschütteln. "Aber wenn wir schon dabei sind - ich bezweifle, dass deine neue Freundin Gestammel wie dieses gut finden würde." Bevor er noch etwas sagen konnte, stellte Ethan fest, dass sie das Informations-Häuschen fast erreicht hatten. "Und ganz abgesehen davon", fügte er mit einem Nicken zu dem Informationshäuschen hinzu, "könnt ihr diese Diskussion auf später verschieben." Das alles war schlicht und ergreifend lächerlich. Ja, der Idiot hatte sich gewissermaßen... zum Idioten gemacht. Einmal mehr. Aber das war nichts Neues und so erheiternd das Ganze irgendwie auch gewesen war, so sehr störte es Ethan doch, dass sich die Farmerin und Lou derartig auf diese Sache zu fixieren schienen.
"Siehst du? Auch Ethan glaubt, dass es offensichtlich war", meinte Lou und schüttelte anschließend den Kopf. Allerdings hatte Ethan recht. Es wurde Zeit, dass sie das Thema nun in Ruhe ließen. Jedenfalls so lange Jakob sich nicht den nächsten Ausrutscher leistete. "Von mir aus müssen wir sie auch gar nicht fortsetzen", merkte Holly an. Sie würde es nicht zugeben, aber langsam war ihr das Thema doch ein bisschen sehr direkt geworden. Zu viele Details, die sie weder wissen noch sich vorstellen wollte. Hinzu kam, dass die Unterkunft wesentlich wichtiger war.
[align=left]Jakob steckte aus Prinzip seine Hände in die Taschen. Diese Begegnung würden alle ihm wohl noch eine Weile lang vorhalten. "Gut, konzentrieren wir uns lieber auf eine Unterkunft. Ich möchte nämlich auch in einem Hotel oder so schlafen, falls es euch noch nicht aufgefallen ist." Er seufzte kurz und murmelte dann: "Von mir werdet ihr auf jeden Fall nichts mehr zu dem Thema hören." [/align]
Alle: Ethan setzte zu einer Antwort an, bemerkte dann allerdings, dass die letzten Leute vor ihm die Schlange verließen, sodass er es sich anders überlegte und zu dem Fenster des Häuschens trat. "Willkommen in Litora City", begrüßte ihn eine Frau mittleren Alters, die zwar nur bedingt motiviert, aber dafür zumindest nicht geistig zurückgeblieben wirkte. "Was kann ich für Sie tun?" "Wir suchen eine Unterkunft", antwortete Ethan und bemerkte, dass die Frau prüfend seine Kleidung musterte. "Haben Sie zufällig eine Liste der Hotels, die noch freie Zimmer haben?" "Ja, natürlich", erwiderte die Frau und widmete sich ihrem Computer. "Was dürfen sie denn kosten?" "Sortieren Sie sie einfach nach Preis. Ich bezweifle, dass es viele sind", kommentierte Ethan. "Das stimmt wohl", bestätigte die Frau, tippte irgendetwas in den Computer und kurze Zeit später war im Inneren des Hauses das Geräusch eines Druckers zu hören. "Das hier sind die Namen der Hotels, ihre Anschrift und der Preis pro Übernachtung", erklärte sie, als sie Ethan die Zettel hinhielt. "Und das hier", fügte sie hinzu, während sie ihm eine Broschüre mit Sehenswürdigkeiten von Litora City gab, "enthält einen Stadtplan. Kann ich sonst noch etwas tun?" "Nein, danke", antwortete Ethan mit einem Nicken. "Einen schönen Aufenthalt in Litora City", wünschte ihm die Frau. Ethan trat mit der Liste beiseite, um nicht im Weg zu stehen und begann damit, die Hotels und die Preise zu überfliegen. Die billigsten Hotels auf dieser Liste waren bereits in einer eindeutig gehobenen Preisklasse und weiter unten folgte unter anderem auch das First Row. Für ihn stellte das kein Problem dar, aber was den Rest anging...
Holly war froh, dass zumindest die Frau von der Touristen-Information hilfreich war. Sie wirkte nicht gerade hochmotiviert, aber sie machte ihre Arbeit ordentlich und das war immerhin alles was zählte. Lou und sie traten neben Ethan, als dieser damit begann, die Liste der Hotels zu überfliegen. Wie befürchtet war das Ganze recht... teuer. "Also ich kann es hinkriegen", meinte Lou nach einem Augenblick. "Ist zwar nicht sonderlich schön, aber es wäre für mich definitiv machbar." "Für mich nicht", musste Holly zugeben. "Also eine Nacht wäre wahrscheinlich möglich, aber das wäre ziemlich witzlos, wenn man bedenkt, dass wir ein ganzes Wochenende rumkriegen müssen." Als ob es nicht reichte, dass diese Tatsache schon ätzend genug war. "Das ist nicht gut", kam es recht ratlos von Lou. "Und was jetzt?", hakte Holly nach und warf einen kurzen Blick zu Jakob. Sie bezweifelte, dass er sich so etwas leisten konnte. Vielleicht sollte er doch auf Charly zurückgreifen. "Wir... könnten gucken, ob es irgendwas in den Kleinanzeigen des Lokalblattes gibt...", überlegte Lou, klang aber alles andere als überzeugt. "Da könnte man eventuell was finden... Halt von privat... Also wenn überhaupt."
[align=left]Jakob blickte auf die Preise. Je weiter unten er auf die Liste schaute, desto mehr wunderte er sich, wieviel manche Leute wohl bereit waren, für ein Hotelzimmer auszugeben. Das waren sicherlich nicht Hotels, in denen Leute wie Jakob abstiegen, sondern eher Hotels, in denen die Courtenays ihren Urlaub verbrachten. Bei einigen der Preise wunderte sich Jakob, ob bei den Hotels auch noch ein privater Strand mit dabei war. Allerdings spielte das sowieso keine Rolle, denn er konnte sich, wenn überhaupt, nur die Hotels am oberen Ende der Liste leisten. Und die auch nur für ein oder zwei Tage. "Ich muss mich Holly leider anschließen, für mich sieht es schlecht aus." Dann blickte er wieder zu Lou. "Meinst du, es ist eine kluge Idee, bei jemand Wildfremden zu übernachten? Ich weiß nicht..." Jakob überlegte kurz. "Aber ehrlich gesagtfällt mir auch nichts Besseres ein. Vom am Strand zelten mal abgesehen. Auch wenn ich nicht glaube, dass das erlaubt ist." Wenn er wirklich bei Charly übernachten könnte, würde das das Problem für ihn zwar lösen, allerdings würden die anderen ihm dafür so sehr in den Ohren liegen, dass das keine Alternative war. [/align]
Alle: Ethan warf erneut einen Blick auf die Liste. Anhand der Preise nahm er an, dass alle Hotels, die hier aufgelistet waren, deutlich besser waren als die Unterkünfte eines Pokémon-Centers. Er musterte den Preis des First Rows für eine Nacht und stellte fest, dass er fast das dreifache betrug wie der Preis des billigsten Hotels. Wenn weder der Idiot noch die Farmerin das nötige Geld für ein solches Hotel hatten, gab es eigentlich nicht viele Möglichkeiten. "Ich bezweifle, dass du die erste bist, die auf diese Idee gekommen ist, Lou", kommentierte Ethan ihren Vorschlag bezüglich der Kleinanzeigen. "Und ich bezweifle, dass es da ernsthaft irgendwelche Unterkünfte gibt." Er hob die Schultern. "Wir gehen einfach zu dem Sunny Pearl", sagte er anschließend und deutete auf das erste Hotel auf der Liste. "Ich bezahle die Übernachtungen bis Montag, es macht so letztlich kaum einen Unterschied. Wenn ich im First Row geschlafen hätte, hätte ich im Prinzip das Gleiche bezahlt." Ethan hob erneut die Schultern. "Und Montag sehen wir weiter." Ihm war es prinzipiell egal - die Hauptsache war, dass es sich um ein Hotel handelte und nicht um ein Pokémon-Center. Und ganz abgesehen davon sprachen sie hier über Summen, die ihn nicht einmal ansatzweise beeindruckten.
"Ist das wirklich okay, Ethan?", hakte Holly nach und klang nicht sehr begeistert. "Ist nicht so, dass ich dafür nicht dankbar wäre, aber ich steh nicht gerne in jemandes Schuld, weißt du?" Man ließ keine Rechnungen offen, jedenfalls tat Holly das nicht und da sie nicht wusste, wie sie einen derartigen Gefallen jemals ausgleichen sollte, war sie doch eher skeptisch. "Bei den Kleinanzeigen hätten wir vermutlich nur eine Chance, wenn wir uns gleich früh eine Zeitung holen würden", meinte Lou mit einem Kopfschütteln. Sie wusste, dass es selbst dann schwierig sein würde und hinzu kam, dass sie dann auch immer noch einen Schlafplatz für diese Nacht bräuchten. Beides wäre äußerst problematisch. "Wenn wir also bei deinem Vorschlag bleiben... Also für mich ist das nicht wirklich notwendig...", meinte das Mädchen. Die Vorstellung, dass irgendwer ihr die Unterkunft bezahlte, war Lou doch irgendwie unangenehm.