Holly unterdrückte den Impuls kurz mit den Augen zu rollen. So wie sie das sah, war Lou gerade einfach nur nett zu Ethan, aber Jakob sah das offensichtlich ein klein wenig anders. Die junge Farmerin war nur froh, dass Jakob das Thema nicht dahingehend wechselte. Das wäre selbst ihr zu viel geworden, weil es ihr schlicht egal war, wer sich potentiell für wen interessierte oder eben nicht interessierte. "Ich fand Kate soweit in Ordnung. Sie hat einen netten Eindruck gemacht. Aber viel mehr kann ich da echt nicht sagen."
Lou:
"Das ist zumindest mal ein Anfang", scherzte Lou und nahm anschließend ihre Hand von seiner Schulter. "Vielleicht solltest du Kate für den Moment einfach kompldett aus deinen Gedanken streichen, immerhin treffen wir uns gleich mit Annie und Sean. Sowas völlig Unverbindliches hat doch auch was. An dem Treffen hängt nichts dran und es geht auch um keine Infos oder irgendwas in der Art... Ich finde das tatsächlich ganz angenehm."
Jakob nickte kurz. Holly teilte seine Einschätzung, immerhin bedeutete das warscheinlich, dass nur Ethan ein Problem mit ihr hatte. Warscheinlich war es irgendetwas Persönliches und damit war es eigentlich nicht so wichtig für die anderen. "Na gut. Ich bin ja mal sehr gespannt, mit welchem Pokémon sie uns dann unterstützt. Aber das sehen wir ja dann." Er schüttelte den Kopf und lächelte Holly an. Es war Zeit, erneut das Thema zu wechseln. "Und sonst? Bist du schon aufgeregt auf deinen Arenakampf? Wenn ich so sehe, wie es für Ethan gelaufen ist, werden wir wohl mächtig ins Schwitzen geraten, befürchte ich." Jakob begann allerdings, zu grinsen. Den Gedanken, dass er sich messen und zeigen konnte, was er so drauf hatte, fand er sehr gut.
-> Essen mit Annie und Sean war unterhaltsam, es wurden Nummern getauscht. Jayjay dürfte die eine oder andere Eifersuchtsanwandlung bezüglich Sean gehabt haben. -> Training ohne Ethan (der hat dank Kate und Arena darauf verzichtet), das allerdings keine nennenswerten Ereignisse mit sich gebracht hat. Außer einem starrenden Natu.
Jakob betrat sein Hotelzimmer und seufzte. Lou hatte ihn darauf angesprochen, bei seinen Eltern anzurufen. Da er gesagt hatte, dass er sie bald anrufen würde, würde sie mit Sicherheit morgen noch einmal nachfragen. Seufzend setzte er sich auf die Bettkante und griff nach dem Telefon. Eigentlich wollte er heute mit Ethan über die Organisation reden, aber er wusste, dass er nach diesem Gespräch keine Lust mehr darauf haben würde. Widerwillig wählte er die Nummer seiner Eltern.
Es dauerte eine Weile, dann wurde der Anruf entgegen genommen. "Smith", meldete sich die Stimme von Jakobs Mutter und klang dabei halb abgelenkt, sodass anzunehmen war, dass sie mit irgendeinem ihrer Magazine beschäftigt war.
Jakob unterdrückte ein Seufzen. Wenigstens war es nicht sein Vater am anderen Ende. Er überlegte einen kleinen Moment, wie er jetzt das Gespräch beginnen sollte und fing dann an: "Hey, Meg, ich bin es, Jakob."
"Jakob?", wiederholte sie sofort und klang halb erleichtert, halb erstaunt. Schon nach einer kurzen Pause schien sie sich allerdings wieder gefasst zu haben. "Jake! Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut? Wo bist du?", fing sie dann sofort mit ihren Nachfragen an, nur um dann einen doch eher vorwurfsvollen Tonfall anzuschlagen. "Wir haben uns verdammt große Sorgen gemacht, Jakob Smith!"
Jakob ließ den halb erstaunten, halb erleichterten Redeschwall über sich ergehen und schüttelte kurz den Kopf. "Mir geht es gut, Ma. Ich bin mit Freunden in Litora. Es tut mir Leid, dass ich mich nicht abgemeldet hatte." Das letzte war zwar ein wenig geflunkert, aber Meg klang wirklich so, als hätte sie sich große Sorgen gemacht. "Du... ich weiß, das ist schwer zu glauben, aber ich bin Freiwilliger bei der Polizei."
"Du bist wo?", hakte sie überflüssigerweise nach. "Jake, was zum Darkrai machst du in Litora City? Und vor allem bei der Polizei? Das ist..." Sie brach ab und im Hintergrund war eine männliche Stimme zu hören. "Ja, es ist Jakob.", sagte Megan. "In Litora bei der Polizei." Es folgte eine kurze Pause, dann ertönte ein Geräusch, das verdächtig danach klang, als würde der Telefonhörer weitergereicht. "Was hast du dir dabei gedacht?", ertönte im Anschluss daran die hörbar wütende Stimme von Robert.
Jakob seufzte kurz, als er hörte, wie der Hörer weitergereicht wurde. Sein Vater wollte sich einmischen und Jakob wusste jetzt schon nicht, wie er ihm am Telefon begegnen sollte. Und natürlich kam von seinem Vater nicht einmal ansatzweise eine Begrüßung. "Ich bin Freiwilliger bei der Polizei", wiederholte Jakob trocken. "Ich dachte, ich mache mal etwas Nützliches für die Gesellschaft", fügte er ironisch hinzu.
"Spar die deine Ironie", entgegnete sein Vater hörbar unzufrieden. "Solange du hier wohnst, verschwindest du nicht einfach tagelang, ohne ein Wort zu sagen!" "Beruhig dich, Rob", ertönte Megans Stimme im Hintergrund. "Es geht ihm doch zumindest gut und er hilft der Polizei." "Das ist doch nur ein Vorwand", konterte Robert wütend. "Wir haben die Polizei gerufen, weil du verschwunden bist!"
Jakob schüttelte den Kopf. "Wenn du es genau wissen willst, weiß ich von meinem Ansprechpartner, dass ihr mich sucht. Deswegen rufe ich an, damit ihr euch keine Sorgen mehr macht." Und damit Lou sich keine Sorgen mehr machte und zufrieden mit ihm war, aber er war sich nicht sicher, ob er seinen Eltern erzählen sollte, dass da noch ein Mädchen mit im Spiel war. "Im Moment geht es mir gut und für mich ist gesorgt... oder gibt es sonst noch etwas, was ich mit euch klären muss? Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, war ich schon achtzehn."
"Ich wusste nicht, dass die Polizei ihre Freiwilligen neuerdings bezahlt", entgegnete sein Vater in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er sehr genau wusste, dass das nicht der Fall war. "Rob!", warf seine Frau ein und schien ihm das Telefon wieder zu entwenden. "Jake, was dein Vater dir sagen will, ist, dass wir uns wirklich große Sorgen gemacht haben und dass es wirklich nicht in Ordnung war, einfach ohne ein Wort zu verschwinden, ob du achtzehn bist oder nicht." Sie seufzte. "Bist du im Pokémon-Center untergekommen?"
Jakob überlegte für einen Moment, ob er wirklich sagen sollte, dass er in einem Pokémon-Center untergekommen war. Es würde das Gespräch zwar etwas vereinfachen, aber er war sich nicht sicher, was dann als nächstes kommen würde. "Nein", sagte er schließlich nach einer kurzen Denkpause. "Als wir hier angekommen sind, waren alle Center schon überfüllt. Einer der Freiwilligen bezahlt mir und den anderen im Moment ein Hotelzimmer. Wir sind zu viert." Er überlegte kurz, Ethans Nachnamen einzuwerfen, dachte sich allerdings, dass das im Moment noch keine gute Idee war. Nicht, solange seine Mutter am Telefon war.
Sein Vater schnaubte im Hintergrund hörbar missbilligend. "Jake, wie willst du das Geld denn je zurückbezahlen? Hotels sind teuer", merkte seine Mutter vorsichtig an. "Ich... meinst du nicht, es wäre besser, wenn du nach Hause zurückkommst?"