"In Ordnung", erwiderte Holly und folgte Ethan im Anschluss. Für sie machte es absolut Sinn, dass Ethan sein Gespräch privat führen wollte, vor allem wenn man bedachte, um was es eigentlich ging. Holly würde bei Zeiten ebenfalls in Erfahrung bringen müssen, was ihre Familie über die Situation eigentlich dachte. Lou blieb tatsächlich noch einen Augenblick sitzen, während die anderen sich schon erhoben. Sie hatte zwar ihr Brötchen schon aufgegessen, aber ihre Tasse war noch nicht leer, sodass sie keine Notwendigkeit sah, sich ebenfalls schon auf den Weg zu machen.
Die Verlängergung der Zimmer funktionierte problemlos und Ethan war nur mäßig darüber überrascht, dass man ihnen auch weiterhin das Frühstück schenkte. Manchmal war sein Nachname durchaus praktisch, so viel musste er zugeben. Nachdem er der Farmerin Johnsons Nummer auf einen Zettel geschrieben hatte, machte er sich auf den Weg in sein Zimmer, um das Telefonat in Angriff zu nehmen, auf das er nur zu gerne verzichtet hätte. Allerdings sah er die Notwendigkeit ein, sodass er sich letztlich mit einem Seufzen auf das Bett setzte, das AC-Phone zückte und die Nummer seines Vaters wählte. "Courtenay", meldete sich dieser zumindest relativ zeitnah. "Hier ebenfalls", erwiderte Ethan. "Ich rufe an, weil..." "Weil du mit mir über Arkwrights Idee reden willst?", unterbrach ihn sein Vater. "Was meinst du, weshalb ich gestern spontan auf einem Geschäftsessen war?" Ethan war sich nicht sicher, ob das nun eine positive oder negative Meinung bezüglich Arkwrights Plänen zum Ausdruck bringen sollte, aber zumindest war sein Vater bereits informiert und das ersparte ihm sinnfreie, langwierige Erklärungen. "Ob die Polizei mehr Ressourcen braucht oder nicht, spielt hierbei keine Rolle", fuhr sein Vater derweil fort. "Eine Gesellschft kann ohne eine Polizei nicht funktionieren, egal wie schlecht sie funktioniert. Es geht darum, dass sie existiert." "Also bist du gegen eine Abschaffung", schlussfolgerte Ethan. "Ich und ein Großteil der anderen Aktionäre", bestätigte sein Vater. "Wir haben uns gestern abgestimmt und werden Arkwright heute noch deswegen kontaktieren." Das waren tatsächlich gute Neuigkeiten und die Aktionäre konnten gemeinsam wohl duchaus genug Druck ausüben, um Arkwrights Entscheidung zu vertagen. "War das alles?", fragte sein Vater letztlich. "Ich möchte ihn in absehbarer Zeit anrufen." "Arkwrights Tochter ist ebenfalls gegen die Pläne", merkte Ethan vorsichtig an. "Sie hat in etwa so viel zu sagen wie du", kommentierte sein Vater unbeeindruckt. "Was bringt mir das?" "Sie hat Einfluss auf ihn", antwortete Ethan. "Zumindest hört er sich ihre Meinung an." Er machte eine kurze Pause und kam dann nicht umhin, es hinzuzufügen: "Im Gegensatz zu dir." "Wenn ich mir deine Meinung nicht anhören würde, würdest du jetzt nicht diese... alberne Freiwilligen-Angelegenheit machen", entgegnete sein Vaer. "Ich habe die Information bezüglich seiner Tochter zur Kenntnis genommen." Es folgte eine kurze Pause, die Ethan missfiel, weil es eindeutig eine Kunstpause war. "Darf man fragen, wie du an diese Information gekommen bist, Benjamin?" Einen Augenblick lang zögerte Ethan. "Nein", sagte er schließlich. "Aber du kannt davon ausgehen, dass sie der Wahrheit entspricht." "Und das", antwortete sein Vater gelassen, "ist der Grund, weshalb ich dich selten nach deiner Meinung frage." Ethan unterdrückte ein frustriertes Seufzen. Wieso waren Gespräche mit der Familie jedes Mal derartig anstrengend? Und wieso war es dabei eigentlich völlig egal, ob es sich um seine Mutter oder seinen Vater handelte? "Solange du sie in diesem Fall zur Kenntnis nimmst", erwiderte er letztlich durch aufeinander gebissene Zähne. "Viel Erfolg dabei, Arkwright zu überzeugen." "Den werden wir haben", sagte sein Vater selbstsicher und arrogant wie immer. "Wenn die Tochter nicht ganz so schlimm ist, wäre es vielleicht eine Überlegung wert, dem guten Arkwright einen Rücktritt nahe zu legen. Immerhin ist er langsam in einem Alter, in dem man vergesslich wird und keinen Konzern mehr leiten sollte. Und die eine oder andere Krankheit bekommen kann." Ethan war sich nicht sicher, ob das wirklich eine versteckte Drohung oder lediglich ein laut ausgesprochener Gedanke seines Vaters gewesen war, aber er hatte kein Problem damit, wenn die Großaktionäre planten, Arkwright zu ersetzen. Kate konnte es kaum schelchter machen. "Er ist nicht viel älter als du", merkte Ethan dennoch an, wenn auch eher aus Prinzip. Er war frustriert. "Du erbst schon noch, keine Sorge", entgegnete sein Vater hörbar unbeeindruckt. "Aber solange ich noch nicht dement in meinem Bett liege, wirst du dich gedulden müssen. Ich muss wichtige Anrufe tätigen. Viel Spaß noch bei deinem... Job." Der Anruf endete abrupt und mit einem Kopfschütteln ließ Ethan das AC-Phone sinken. Zumindest waren die Aktionäre von sich aus darauf gekommen, dass Arkwrights Pläne alles andere als gut waren. Die Frage, die Kate auch schon aufgeworfen hatte, war allerdings, wie lange es ihnen gelingen würde, ihn hinzuhalten. Und irgendwie bezweifelte Ethan, dass das lange sein würde.
Holly begleitete Ethan zur Rezeption und wartete darauf, bis er alles geklärt hatte, ehe sie sich die Telefonnummer von Captain Johnson geben ließ. Danach machte sie sich zusammen mit ihm auf den Weg nach oben. Wirklich viel sprachen sie nicht, aber zum einen war Ethan nicht immer der Gesprächigste und zum anderen hatte er sehr deutlich gemacht, was er von dem anstehenden Telefonat hielt. Dementsprechend nickte sie ihm nur kurz zu und verschwand anschließend in ihr eigenes Zimmer, wo sie ohne Umschweife nach dem Telefon griff und die Nummer des Polizisten wählte.
Lou:
Lou sah den beiden anderen noch einen Moment hinterher, dann leerte auch sie ihr Tasse und folgte anschließend Jakob zum Büffet, um sich eine weitere zu holen. Das Mädchen wusste nicht, was sie von der gesamten Situation halten sollte. Es waren mittlerweile einige Dinge passiert und es nur wenige davon waren wirklich gut gewesen. Außerdem fragte sich Lou, was wohl noch kommen würde. Würden sie wirklich immer weiter in diese Sachen verstrickt werden oder würden sie irgendwann schlicht einsehen müssen, dass es nichts gab, was sie effektiv tun konnten? Das Mädchen seufzte und füllte dann seine Tasse auf. Lou wusste, dass solche Gedanken eigentlich wenig brachten und dass sie sich lieber auf die Dinge konzentrieren sollte, auf die sie gerade Einfluss nehmen konnte. Beispielsweise war da der Wettbewerb. Sie hatte es Caleb versprochen und sie wusste auch eigentlich, dass das Sesokitz diese Herausforderung brauchte. Lou entschied sich dazu, noch etwas Obst mitzunehmen, ehe sie sich dann doch dem Tisch wieder zuwandte. Sie hoffte für den Moment nur, dass Ethans Gespräch mit seinem Vater gut verlief.
Jakob setzte sich zurück an den Platz. Eigentlich wollte er mit Ethan reden und den nächsten Anruf demnächst klären, aber da sowohl der reiche Junge als auch die Farmerin gerade nicht da waren, bedeutete das, dass er mit Lou alleine war. Obwohl er müde war und wegen seiner Eltern schlechte Laune hatte, war das im Angesicht der Tatsache, dass er noch mehr Zeit mit dem attraktiven Mädchen verbrachte, nicht so schlimm. Das einzig Unangenehme war, dass er von Ethan an Charlie erinnert worden war. Er fragte sich, was ihn dazu bewegt hatte, mit ihr so weit zu gehen. Er hatte tatsächlich gehofft, auf der Party mit Leuten in Kontakt zu kommen, aber am Ende hatte er nur mit Charlie geschlafen. Er wollte es den anderen gegenüber nicht zugeben, aber die Nacht an sich hatte ihm schon gefallen, nur wusste er jetzt überhaupt nicht, wie Lou zu ihm stand. Immerhin hatten sie sich gestern gut unterhalten. Er lächelte sie an, nachdem er seine geistigen Selbstgespräche beendet hatte und sprach das Mädchen dann einfach an. "Und was geht dir gerade so durch den Kopf?"
Ethan: Eine Weile lang saß Ethan da, starrte das Telefon an und fragte sich, ob es sinnvoll war, Kate direkt zu informieren. Aber andererseits... Vermutlich würde er sich ohenhin noch anrufen müssen und dann konnte er es ihri mmer noch ausrichten, denn er bezweifelte, dass die Aussagen seines Vaters derartig dringend waren. Sein Blick fiel auf die digitale Uhr des Zimmers. Er hatte den Eindruck gehabt, dass der Idiot verstanden hatte, dass jetzt eine gute und hinblicklich des gesamtes Tages vielleicht sogar die einzige Möglichkeit war, um über über das Telefonat zu reden. Aber offenbar hatte er falsch gelegen, denn der Idiot tauchte nicht auf. Mit einem genervten Seufzen entschied sich Ethan dazu, noch ein paar Minuten zu warten. Sicherheitshalber.
Holly: Es dauerte einen Moment, bis das Telefon durch das aufhörende Tuten verkündete, dass der Anruf entgegen genommen worden war. "Ja", meldete sich die kühle, irgendwie genervt klingende Stimme Johnsons. Vermutlich hatte er es nicht für nötig gehalten, sich mit seinem Namen zu melden, es handelte sich schließlich eindeutig um eine private und keine Polizei-Nummer.
Holly wippte ein wenig mit dem Kopf, während das Telefon klingelte. Natürlich stand Johnson nicht direkt neben dem Telefon, aber das machte das Klingeln nicht weniger nervig. Umso erleichterter war die junge Farmerin, als doch endlich abgenommen wurde. "Guten Morgen, Captain. Hier ist Holly Sinclair von den Freiwilligen", begrüßte sie ihn höflich. Er mochte zwar kurz angebunden sein, aber das war ihr prinzipiell egal. "Ich rufe an, weil wir eine kurze Frage haben. Wir haben vor, uns tatsächlich etwas umzusehen und dabei ist uns aufgefallen, dass wir nicht wissen, wo der Durchgang hier in Litora endet. Würden Sie uns das sagen?"
Lou:
Lou blickte zu Jakob und hob anschließend kurz die Schultern. "Alles und nichts", gab sie ihm zur Antwort. "Vorrangig hoffe ich, dass Ethans Gespräch mit seinem Vater halbwegs gut verläuft." Das war immerhin das Wichtigste, jedenfalls für den Moment. Erst wenn alles geklärt war, konnten sie überlegen, wie es weitergehen sollte. Lou hob abermals die Schultern. "Und natürlich auch, dass Holly Captain Johnson erreicht. Aber ich glaube, das ist das geringere Problem ist."
Jakob nickte Lou kurz zu. Die ganze Sache war im Moment wohl in den Köpfen der anderen. Jakob wusste, dass Ethan warscheinlich auf ihn warten würde und so, wie es aussah, gab es im Moment kaum ein anderes Gesprächsthema. "Ich hoffe auch, Ethans Anruf geht gut. Was Holly angeht... ich glaube nicht, dass sie Probleme mit Johnson hat." Jakob überlegte einen Moment. Ein wirklich gutes Gesprächsthema fiel ihm jetzt auch nicht ein. Früher oder später musste er sich sowieso noch mit Ethan bereden und da war früher auf jeden Fall besser. "Bei der ganzen Anruferei... ich bin am Überlegen, ob ich noch einmal zuhause anrufe. Mein Vater dürfte schon weg sein, aber ich kann meine Mutter noch erwischen. Vielleicht kann sie mir sagen, ob mein Vater überreagiert oder es ernst gemeint hat."
Holly: "Ich bin davon ausgegangen, Cordes hätte euch informiert", antwortete Johnson in seiner üblichen Art. "Der Eingang befindet sich im Hafenviertel, das ist ein gutes Stück, ich würde ein Taxi empfehlen. Fahrt bis zur Spray Street. Sie mündet in das Viertel mit den Lagerhallen und von dort aus ist die Polizeiabsperrung nicht zu verfehlen. Auch wenn vermutlich niemand dort sein wird."
"Das hat sie nicht. Haben Sie also vielen Dank und einen schönen Tag", erwiderte Holly dem Captain und legte anschließend auf, weil sie nicht den Eindruck gewonnen hatte, dass er dem Ganzen mehr hinzuzufügen hatte. Wenigstens das war reibungslos verlaufen und nachdem das nun geklärt war, machte sich die junge Farmerin wieder auf den Weg nach unten. Holly vermutete, dass Ethan noch etwas brauchen würde, es machte also keinen Sinn, oben auf ihn zu warten.
Lou:
"Das klingt tatsächlich nach einer guten Idee", stimmte Lou mit einem Nicken zu. "Ich drück dir die Daumen, was das angeht. Sie wird dir bestimmt sagen, dass du dir keine Sorgen machen musst, weil dein Vater einfach nur etwas überreagiert hat." Sie wollte zumindest versuchen, Jakob etwas Mut zu machen. Alles andere wäre aber auch nicht sonderlich hilfreich gewesen.
Auf Jakobs Gesicht trat tatsächlich ein Lächeln, als Lou ihm gut zuredete. Auch wenn er glaubte, dass sein Vater seine Drohung durchaus ernst gemeint hatte, schaffte es Lou immerhin, dass er sich deswegen nicht mehr so schlecht fühlte. Er nickte dann dem attraktiven Mädchen zu und stand auf. "Dann hoffe ich, dass ich sie noch erwische. Wenn nicht, muss ich es eben später noch einmal veruschen." Er lächelte sie zum Abscheid noch kurz an und machte sich dann auf den Weg zu den Fahrstühlen. Er war ein wenig überrascht, dass Holly aus dem Fahrstuhl siteg, nickte ihr dann kurz zu und stieg ein. Der Weg nach oben fühlte sich etwas lang an und Jakob hoffte, dass Ethan bereits mit dem Telefonat fertig war. Immehin wolte er nicht stören. Schließlich stand er vor der Zimmertür des reichen Jungen und klopfte.
Letztlich hörte Ethan doch ein Klopfen an der Tür, sodass er aufstand und die Tür öffnete, vor der in der Tat der Idiot stand. Ethan hatte es ihm schon fast nicht mehr zugetraut. Wortlos ließ er den Idioten eintreteten, schloss die Tür wieder und drehte sich anschließend zu ihm um. "Wir sollten über den nächsten Anruf nachdenken", merkte er dann an.
Jakob war über die schlechte Laune von Ethan nicht einmal überrascht. Wie beim letzten Mal bot er ihm nicht an, sich irgendwo zu setzen. Eigentlich war das ja auch egal, trotzdem hatte Jakob das Gefühl, dass Ethans Laune ansteckend war. Aber immerhin kam Ethan genau zu dem Punkt, weswegen Jakob vor ihm stand. Er nickte knapp. "Ich bin auch der Meinung, dass es mal wieder Zeit ist. Die Frage ist eher, welche Informationen unbedenklich sind."
"Ich fürchte, es gibt nicht viel, was unbedenklich ist", merkte Ethan an. "Wir können Kate nicht erwähnen. Ebenso wenig den Notfallplan bezüglich der Polizei." Er hob die Schultern. "Das könnte schwierig werden. Und da mein Vater nichts erwähnt hat, scheint er noch nichts Nennenswertes bezüglich der Nummer herausgefunden zu haben."
Jakob nickte, Ethan hatte recht, alles, was sie wussten, sollten sie vor der Organisation geheim halten. "Ich hatte auch nicht vor, Kate zu erwähnen. Was ist mit der Schließung der Polizei? Das ist immerhin etwas, was schon öffentlich bekannt ist und ich einfach den Hintergund etwas näher erklären kann. Ohne Kate zu erwähnen. Hast du mittlerweile auch herausgefunden, was dein Vater zu der Freiwilligen-Sache denkt? Daran waren sie interessiert."
Ethan seufzte. "Ich habe meinen Vater zu der Freiwilligen-Sache überredet, weil ich der Meinung bin, dass die Polizei mehr finanzielle Mittel braucht", antwortete Ethan mit einem kurzen Kopfschütteln. "Mein Vater akzeptiert eine solche Forderung nur mit den entsprechenden Beweisen, deshalb bin ich hier." Er hob die Schultern. "Ich nehme an, das kannst du ihnen sagen. Und was die Schließung der Polizei angeht... Laut meinem Vater sind er und die anderen Großaktionäre dagegen und wollen Arkwright umstimmen."