Jakob nickte Lou lächelnd zu. Im Vergleich zu ihr fühlte er sich im Moment wie ein Landei. "Man lernt nie aus?", erwiderte der Teenager dann ein wenig zögerlich. "Jedenfalls hoffe ich, dass wir bald wissen, wie die Lage ist." Ein wenig gelangweilt schaute er dann zu der Decke, er dachte nicht, dass sie etwas finden würden. Er glaubte, dass die Organisation schon alles beseitigt hatte, was von Bedeutung war. Er fragte sich, ob er nicht doch gestern noch nach dem Tunnel hätte fragen sollen. Allerdings war seine Kontaktperson auch nicht bester Laune gewesen. Schließlich bemerkte er, dass Ethan mit seinem Gespräch fertig war. Neugierig blickte er zu dem reichen Jungen. "Und? Wie sieht es jetzt aus?"
"Sie schickt uns ein Pokémon hierher", antwortete Ethan. "Da ihr Hotel nicht allzu weit ist, können wir also demnächst los." Er sah kurz zu der Farmerin und zuckte erneut mit den Schultern. "Weitere Informationen hat sie auch nicht, fürchte ich." Die Tatsache, dass sie irgendwie seltsam reagiert hatte, ließ er dezent unerwähnt. Er hatte keine Ahnung, ob es von Bedeutung war und mehr als Spekulation wäre es ohnehin nicht gewesen.
"Wäre vermutlich zu schön gewesen", erwiderte Holly, zuckte dann aber mit den Schultern. Dann würden sie mit dem arbeiten müssen, was sie hatten. Im Grunde war alles also wie immer. "Ich würde vorschlagen, dass wir schon mal rausgehen sollten. Das spart zumindest ein wenig Zeit", schlug Lou vor. Dem Mädchen fiel auf, dass es eventuell ein wenig kompliziert werden konnte, ein Taxi zu nehmen, wenn man bedachte, dass Kates Pokemon potentiell ein wenig... größer ausfallen konnte. Sie hatte bisher immer recht umsichtig gewirkt, sodass Lou hoffte, dass das auch dieses Mal der Fall war.
Jakob fragte sich sofort, welches Pokémon Kate ihnen schicken würde. Egal, welches es war, Jakob war sich sicher, dass er die Attacken zusammen bekam, die Kate häufig anwendete. Er freute sich auf jeden Fall, mit einem ihrer Pokémon zusammenzuarbeiten und hoffte, dass Ethan eine etwas bessere Laune hatte, wenn nur eines ihrer Pokémon sie begleitete. Er nickte den anderen kurz zu. "Ich halte es dann auch für eine gute Idee, direkt nach draußen zu gehen. Je nach dem, was dann ankommt, können wir entweder ein Taxi nehmen oder müssen zu Fuß gehen."
Kurze Zeit später standen sie wartend und tatenlos vor dem Hotel. Ethan ging zwar davon aus, dass das Pokémon zeitnah auftauchen würde, aber er hatte trotzdem kein sonderlich gutes Gefühl dabei, sich überhaupt noch einmal in die Nähe des Tunnels zu begeben. Auch das blieb allerdings unerwähnt. Nach guten zehn Minuten bemerkte er schließlich eine Bewegung und kurze Zeit später tauchte ein Nachtara auf, das gelassen auf sie zu trottete. Es konnte selbstverständlich nur das Nachtara von Kate sein, denn es trat zu ihnen und setzte sich dann ein oder zwei Meter von ihnen entfernt hin. Dann warf es ihnen einen kurzen Blick zu und begann anschließend damit, sich zu putzen. "Unsere Eskorte ist da", kommentierte Ethan.
Holly kam nicht umhin, kurz belustigt zu schnauben, als das Nachtara damit begann, sich fast schon desinteressiert zu putzen. "Zumindest einer von uns ist entspannt", kommentierte sie das Verhalten des Pokemon. "Ganz eindeutig", stimmt Lou zu und musterte das schwarze Pokemon. "Schön dich wieder zu sehen." Ihr war schon beim letzten Mal aufgefallen, dass es durchaus hübsch anzusehen war und jetzt hatte sie zumindest einen Moment lang die Chance, es in Ruhe zu mustern. Nachtara war definitiv eine der schöneren Entwicklungen, die ein Evoli vollziehen konnte.
Jakob lächelte, als er das Nachtara sah. Er nickte Ethan zu, als er zu ihnen sprach und ging dann zu Kates Pokémon. Er wusste, dass dieses Nachtara sehr stark war, trotzdem sah es im Moment sehr friedlich aus. Es war definitiv ein schönes Pokémon und sein Herz schlug alleine dadurch etwas schneller, dass er dem Pokémon des Champions so nahe war. "Na du?", sprach er zu dem Nachtara, während er sich neben ihm niederkniete. Er fand es hübsch und er wollte sich mit ihm anfreunden. "Darf ich dich streicheln?" Vorsichtig streckte Jakob dem Nachtara die Hand zum Schnuppern hin.
Das Nachtara hörte kurz mit dem Putzen auf, um Jakob zu mustern, dann stand es auf, machte ein paar kurze Schritte von ihm weg und ließ sich erneut nieder, um mit seiner Fellpflege fortzufahren. Den Idioten würdigte es zu Ethans Amüsement keines weiteren Blickes. "Ich würde sagen, es hat kein Interesse daran, sich mit uns anzufreunden", merkte Ethan aus Prinzip an, dann sah er zu den anderen. "Passen wir mit dem Nachtara in ein normales Taxi oder müssen wir uns ein Großraumtaxi rufen?"
"Wenn du glaubst, dass das Nachtara in den Kofferraum hüpft, dann passen wir in ein normales Taxi", meinte Holly abschätzend, allerdings konnte sie sich bereits denken wie die Antwort ausfallen würde. "Ein einfaches wäre vermutlich auch denkbar, aber dann könnte es auch der Rückbank... ziemlich warm werden", gab Lou zu bedenken. Und auch bei diesem Vorschlag musste das Nachtara natürlich mitspielen, was natürlich auch nicht sicher gegeben war. Lou bezweifelte es sogar stark.
Jakob stand wieder auf und klopfte sich kurz über dei Hose. Kates Nachtara zeigte ihm eindeutig, dass es nicht auf körperliche Nähe aus war. Jakob hatte es trotzdem versucht und das zählte ja auch immerhin. Er lächelte das Nachtara kurz an und meinte dann: "Aber wenn du es dir anders überlegst, weißt du, wohin du kommen kannst." Das Nachtara würdigte ihn natürlich mit keinem Blick und irgendwie war Jakob enttäuscht. Es war so sehr mit seiner Fellpflege beschäftigt, dass Jakob einfach annahm, dass es nicht gestört werden wollte. Er drehte sich zu den anderen um. "Also ich habe kein Problem damit, ein Nachtara auf dem Schoß zu haben. Ich glaube eher, dass das Nachtara ein Problem haben dürfte, bei einem von uns auf dem Schoß zu sitzen." Jakob blickte noch einmal abschätzend zu Kates Pokémon. "Und ich bezweifele auch, dass dieses Nachtara freiwillig in einen Kofferraum springt."
Als sowohl die Farmerin als auch der Idiot von dem Kofferraum sprachen, ernteten beide einen vernichtenden Blick seitens des Nachtaras, das dafür sogar kurz seine Fellpflege unterbrochen hatte. "Das bedeutet, wir brauchen ein Großraumtaxi", schlussfolgerte Ethan zugegebenermaßen durchaus amüsiert von dem Verhalten des Nachtara. "Kennt jemand die hiesige Nummer zum Rufen von Taxis? Wenn nicht, frage ich bei der Rezeption nach."
Holly ignorierte den Blick des Nachtaras. Sie hatte es nicht ernst gemeint und die Reaktion des Pokemon bewies das auch. Auf Ethans Frage hin zuckte die junge Farmerin mit den Schultern. Woher sollte sie sowas auch wissen? "Uff... Keinen Plan. Ich glaub, dass ich was gesehen habe, aber ich erinnere mich nicht", gab Lou zu und klang auch entschuldigend. Wenn sie gewusst hätte, dass das wichtig sein könnte, dann wäre sie auch aufmerksamer gewesen.
Jakob blickte zu dem Nachtara, als er den bösen Blick bemerkte. "Tut mir Leid. Du hast ja jetzt auch Ethan gehört. Du bekommst deinen eigenen, schönen Platz in einem Großraumtaxi. Das klingt doch gut oder?" Ohne den Blick von Kates Nachtara zu lösen, antwortete der Teenager Ethan. "Keine Ahnung, ich kenn die Nummer leider nicht. Du musst wohl an der Rezeption fragen."
Drinnen: Mit einem Seufzen wandte sich Ethan ab und betrat die Lobby des Hotels. Er fragte sich, weshalb er eigentlich derjenige war, der ständig irgendetwas in Erfahrung bringen oder irgendwen anrufen musste. Es störte ihn und das sogar sehr.
Draußen: Der Blick des Nachtara wurde - wenn überhaupt - nur unwesentlich weniger kühl. Allerdings schien die Aufmerksamkeit des Pokémon auch nicht länger auf den Menschen zu liegen, denn es war dazu übergegangen unter kunstvollen Verrenkungen das Fell an seinem Rücken zu putzen.
Lou war sich nicht sicher, ob das Nachtara sich nicht doch von Jakob genervt fühlte. Zumindest versuchte er, nett zu bleiben, auch wenn sie vermutete, dass es daran lag, dass es Kates Pokemon war. Holly ließ ihren Blick kurz schweifen, aber im Moment war natürlich alles wie immer. Es wäre auch äußerst seltsam gewesen, wenn jetzt etwas Ungewöhnliches passiert wäre. Ein wenig wünschte sie sich auch, dass es so bleiben würde, vor allem da sie bald im Hafen sein würden. Allerdings war ihr auch bewusst, dass es niemanden weiterbringen würde, wenn sie nichts herausfanden und allein deswegen war dieser Wunsch schon unsinnig.