Der Erklärung des Idioten hörte Ethan nur mit halbem Ohr zu. Seine Gedanken waren eher auf Kate konzentriert und selbstverständlich auf die Frage, was er jetzt tun sollte. Er hatte keinerlei Beweis, theoretisch hatte Kate keinen Grund, ihm zu glauben, dass die Organisation diese Information weitergegeben hatte und nicht etwa er selbst. und wenn sie annahm, dass er es gewesen war, wäre das äußerst schlecht. Ethan fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sah schließlich wieder zu dem Idioten. "Solange du ihnen Informationen lieferst, werden sie dir drohen, aber mehr auch nicht", merkte Ethan dann an und schüttelte kurz den Kopf. Das war außerdem nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem war eindeutig Kate.
Jakob nickte. Solange er das tat, würden sie ihn nur bedrohen. Zumindest, solange sie seine Informationen als nützlich erachten würden. Jakob wollte den Gedanken nicht weiterführen, er fand die Situation mehr als nur seltsam. Über seine Belohnung wollte er mit Ethan nicht reden, dieser schien soweiso in Gedanken verteift zu sein. "Meinst du nicht, wir sollten Kate benachrichtigen?", fragte ihn Jakob, nachdem sie sich kurz angeschwiegen hatten. "Das sind definitiv Informationen, die sie bekommen sollte."
"Ich weiß", erwiderte Ethan düster, schüttelte dann allerdings den Kopf. "Aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, ihr das mitzuteilen." Er seufzte schwer. Das alles verlief nicht so, wie es das sollte. Ganz und gar nicht. "Sie hat uns die Trainingseinheit gegeben, weil sie davon ausging, dass ich sie wiedererkenne", begann er dann seine widerwillige Erklärung. "Sie hat mir doch recht direkt gesagt, was passiert, wenn ich diese Information weitergebe. Ich habe nicht den kleinsten Beweis dafür, dass du es von der Organisation und nicht von mir erfahren hast. Sie könnte genauso gut denken, ich hätte beschlossen, ihre Erpressung zu ignorieren."
Jakob schüttelte den Kopf. Er konnte es kaum glauben, was Ethan ihm da erzählte. Die ganze Trainingseinheit war nur dazu dagewesen, damit sie Ethan erpressen konnte? Unmöglich! Jakob dachte kurz an die Trainingseinheit zurück. Kate hatte plötzlich schlechte Laune gehabt, als sie bei ihrer Tour von Ethan zurückgekommen war. Ethan musste einfach etwas falsch verstanden haben. In seinen Augen hätte es bessere Wege gegeben, wenn sie wirklich den Courtenay erpresst haben wollte. Aber Ethan wollte das bestimmt nicht hören, also seufzte Jakob nur einmal. "Weißt du, wenn sie dir nicht glaubt... warum rede nicht einfach ich mit ihr? So, wie ich die Situation sehe, lässt es sich nicht vermeiden, dass sie früher oder später erfährt, dass ich ein Spitzel bei der Organisation bin. Dann sollte sie lieber gleich wissen, dass ich Doppelagent bin."
"Es macht nicht den kleinsten Unterschied, ob du mit ihr redest oder ich", antwortete Ethan düster. "Sie wird es weder dir noch mir glauben." Er seufzte frustriert und winkte dann ab. "Ich muss sie nachher ohnehin anrufen, dann sage ich es ihr direkt und hoffe, dass es keine weiterführenden Konsequenzen haben wird. Ansonsten wüde mich mein Vater vermutlich höchstpersönlich erdrosseln."
Jakob schaute schaute Ethan ein wenig ungläubig an. Er wusste nicht, wieso Ethan so fest davon ausging, dass Kate ihnen beiden nicht glauben würde. "Mach das auf jeden Fall. Wenn sie dir wirklich nicht glaubt, kannst du ihr ja sagen, dass ich ihr prinzipiell für eine Befragung zur Verfügung stehe. Vorausgesetzt du lässt das zu." Jakob schüttelte kurz den Kopf. Im Moment fand er es ein wenig anstrengend, dass er in dieser Sache mit dem Courtenay zusammenarbeiten musste. Aber immerhin unterstützte Ethan ihn, solange er für ihn nützliche Informationen sammelte. "Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass alles aufgeht. Und wir müssen uns etwas überlegen, wenn ich das nächste mal da anrufe. Aber das kann warten." Immerhin stand auch überhaupt nicht fest, in welcher Situation der Anruf geschehen würde. "Wenn nichts weiter ist, würde ich dann gehen."
Ethan warf dem Idioten einen skeptischen Blick zu. "Sie kann genauso gut davon ausgehen, dass ich dir gesagt habe, dass du die Organisation zu beschuldigen hast", merkte er dann an und nahm stark an, dass der Idiot aus anderen Gründen mit Kate sprechen wollte. "Ich würde ja sagen, jetzt weißt du, warum ich nicht gut auf sie zu sprechen bin, aber du scheinst ja eindeutig der Meinung zu sein, ich würde übertreiben."
Jakob hielt doch noch einmal inne. Ethan war recht verbissen, was die Sache mit Kate anging. Es widerstrebte ihm zutiefst, Ethan einfach so zu glauben. Immerhin hatte der reiche Junge nicht wirklich viel Feingefühl. Allerdings würde er nicht so darauf bestehen, wenn nicht wirklich etwas an der Erpressungs-Sache dran wäre. Unter Umständen war es auch möglich, dass Kate das nötige Feingefühl fehlte, um Ethan freundlich darauf hinzuweisen, dass er ihre Identität geheimhalten sollte. Jakob wirkte wirklich nachdenklich. "Okay", sagte Jakob schließlich an Ethan gewandt. "Ich gebe zu, dass ich mir auch vorstellen kann, dass du nicht übertreibst. Wenn du sagst, dass die Situation mit ihr Scheiße ist, dann ist das warscheinlich so." Jakob zuckte mit den Schultern. Er glaubte immer noch an ein Missverständnis, aber er wollte Ethan zumindest etwas nachvollziehen können.
Ethan sah den Idioten einen Moment lang an und unterdrückte dabei seine Frustration. Wie nett. Er konnte sich also vorstellen, dass er nicht übertrieb. Wundervoll. Genauso stellte man sich eine Kooperation vor. "Ich komme mit nach unten", sagte Ethan dann lediglich. Alles andere hätte wohl nur zu weiteren Diskussionen geführt. "Wir müssen klären, wann wir jetzt heute wohin gehen."
Jakob nickte. Ethan war angesäuert, aber im Moment konnte Jakob es einfach nicht glauben, dass Kate derartig gemein zu ihm war. Schwierig vielleicht, aber doch bestimmt ohne eine böse Absicht. Auf jeden Fall schien der reiche Junge das Gespräch für beendet zu halten und so nickte Jakob ihm kurz zu. Er würde Kate auf jeden Fall im Auge behalten, wenn auch nur, um seine eigenen Vermutungen zu bestätigen. "Hast ja auch recht", meinte Jakob schließlich. "Es bringt nichts, jetzt darüber zu diskutieren. Gehen wir zu den anderen und besprechen uns."
Ethan nickte knapp, trat zu der Tür und verließ anschließend das Zimmer. Ein weiterer großartiger Tag. Irgendwie begann er allmählich, diese ganze Freiwilligen-Geschichte zu bereuen. Aber gut, ändern ließ sich das nicht. Düster betrat er mit dem Idioten den Aufzug, betätigte den Schalter für das Erdgeschoss und sah anschließend zu, wie sich die Türen schlossen. Unten angekommen ging er in Richtung Speisesaal, wo die beiden anderen tatsächlich noch an ihrem Tisch saßen. "Für den Moment wirst du kein Wort darüber verlieren", sagte er noch zu dem Idioten, bevor er schließlich auf die anderen beiden zuging.
Auf der Fahrt nach unten schwiegen sich die beiden an. Genug Zeit, damit Jakob seine Gedanken in eine andere Richtung wandern ließ, ein wenig weg von dem belastendem Gespräch. Tatsächlich machte er sich Gedanken über den Arenakampf. Er hatte eine Idee, wie er das Bluzuck angehen konnte, aber das Smettbo würde ein Problem werden, zumindest wenn Siggi nicht bald lernen würde, möglichst hoch zu springen. Das würde er am besten heute noch ausprobieren müssen. Ethan sprach ihn dann kurz vor dem Hotelrestaurant an und Jakob blinzelte ihn kurz an, bis er verstand, worauf Ethan hinauswollte. "Nein, ganz sicher nicht. Ich will auch niemanden verärgern."
Die beiden Frauen saßen noch immer am Frühstückstisch und unterhielten sich. Im Moment konzentrierte sich das Gespräch auf Hollys bevorstehenden Arenakampf und Lous Absicht am Wettbewerb teilzunehmen. "Ah, ihr seid zurück", stellte die Jüngere der beiden fest. "Wie lief es?", erkundigte sich Holly direkt bei Ethan. Ihrer Meinung nach hing von dieser Information einiges ab und dementsprechend hoffte die junge Farmerin natürlich auf gute Neuigkeiten.
"Mein Vater und die anderen Großaktionäre sind nicht von Arkwrights Plänen begeistert", antwortete Ethan mit einem Schulterzucken. "Sie wollen versuchen, ihn umzustimmen, aber wie viel dabei wirklich herumkommt..." Vermutlich nicht unbedingt viel. Ethan ging eher davon aus, dass Arkwright früher oder später doch tun würde, was er für richtig hielt. "Hast du Johnson erreicht?"
"Das klingt zumindest nach einem Anfang", erwiderte Lou, wenn auch mit vorsichtigem Unterton, weil Ethan doch recht reserviert klang. "Es verschafft uns hoffentlich etwas Zeit." "Hoffentlich", stimmte Holly zu, ehe sie kurz auf Ethans Frage hin nickte. "Ja, hab ich. Er hat mir eine Straße gegeben und auch gleich gesagt, dass wir ins Hafenviertel müssen. Laut ihm ist das aber ein Stück und er empfiehlt uns ein Taxi. Besagte Straße mündet in die Lagerhallen und von da aus müssen wir nur nach der Absperrung gucken. Johnson geht allerdings auch davon aus, dass sonst niemand anwesend sein wird."