"Ja, ich... hab befürchtet, dass ihr nicht bleiben könnt", murmelte Nick niedergeschlagen. "Könnt ihr... na ja, das ist vielleicht viel verlangt, aber könnt ihr vielleicht was zu Essen mitbringen?" Er lächelte ein wenig gequält. "Es ist so, dass ich noch bis zehn bleiben muss... wisst ihr? Keine Ablösung verfügbar."
Als Jakob hörte, wie lange der Rekrut auf sich allein gestellt war, bekam er doch so etwas wie Mitleid. Immerhin nickte er dem jungen Mann freundlich zu und lächelte. "Okay, das ist hart. Und morgen sieht es ähnlich aus?" Der Teenager schüttelte kurz den Kopf und sah die anderen an. "Aber ich denke nicht, dass es ein Problem darstellen sollte, ihm was zu essen zu besorgen, oder?"
Holly fand, dass man Lou ihr schlechtes Gewissen fast ansah und irgendwie konnte sie es verstehen. Nick wurde hier auf der Wache ganz schön übel mitgespielt. "Wir kommen wieder und was zu Essen bringen wir dir auch vorbei", lenkte die junge Farmerin zumindest ein wenig ein. "Möchtest du irgendwas bestimmtes?", fragte Lou dann nach, die in Hollys Augen zumindest ein wenig aufgeheitert wirkte. "Gute Frage", stimmte die junge Farmerin zu. "Und vergiss nicht, uns anzurufen, wenn du Hilfe brauchst oder es irgendwas Neues vom Krankenhaus gibt. Vor allem nicht, wenn du Hilfe brauchst. Wir sind definitiv schneller hier, als irgendwer sonst."
"Als Rekrut verdient man nicht die Welt, wisst ihr?", antwortete Nick verlegen. "Also vielleicht äh... ein Sandwich oder so." Der Anflug eines Lächelns trat auf sein Gesicht. "Oder zwei." Letztlich sah er von Lou weg und richtete seinen Blick auf Ethan. "Und... und ihr seid wirklich erreichbar, wenn was ist? Ich... die Notfallnummer... also die Haupwache... äh... ich glaube, die wollen nichts von mir hören."
Jakob fasste sich an die Stirn. So wie das klang, strich er wohl besser Polizeirekrut als Karriereoption. Und so wie er Lou gerade angesehen hatte, würde sie ihm mit Sicherheit anbieten, ihm einfach das Essen auszugeben. Jakob seufzte einmal und er war froh, nicht auf die Ankunft des Rekruten an der Wache gewartet zu haben. "Wir finden sicher etwas", meinte Jakob dann und sah zu den anderen. "Ich wüsste jetzt nichts mehr, wollen wir dann los?"
"Wenn wir nicht erreichbar sein wollten, hätten wir es dir nicht angeboten", beantwortete Holly die Frage des Rekruten. "Wir bleiben auch wirklich in der Gegend und du kriegst auch wirklich dein Essen. Und wenn du uns brauchst, dann kommen wir. Verlass dich drauf." Nachdem letztlich alles geklärt war, verließ die Gruppe endlich die viel zu warme Strandwache. "Dem haben sie aber echt übel mitgespielt", musste Holly zugeben, nachdem sie ein Stück gegangen waren. "Find ich auch. Ich hab wirklich ein schlechtes Gewissen, weil wir ihn da allein lassen", gab Lou zu. "Wir können uns immer noch überlegen, ob wir ihm später ein wenig mehr Gesellschaft leisten", meinte Holly diplomatisch. "Jetzt sind wir aber erstmal hier und sortieren uns. Oder Jungs?" Die junge Farmerin warf Ethan und Jakob einen direkten Blick zu.
"Das Problem ist, dass wir weder etwas Sinnvolles erfahren haben, noch etwas Sinnvolles zu tun haben", merkte Ethan an. "Und ich bezweifle, dass uns Nick eine echte Hilfe sein wird." Er seufzte. "Ohne Leute wie Johnson oder Cordes ist das Konzept der Freiwilligen absolut hinfällg." Natürlich konnte einem der Rekrut leidtun, aber das änderte nichts daran, dass sie aktuell in etwa genauso nützlich waren wie Nick.
Jakob nickte Ethan zustimmend zu. Die Situation des Rekruten war zwar schlecht, aber so wirklich verbessern konnten sie die Situation durch ihr Handeln im Moment nicht. "Leider hast du recht. Außer bei wirklich kleinen Dingen helfen, wenn direkt etwas passiert, können wir nichts machen." Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Dieser Captain muss ja auch von der kompetenten Sorte sein. Schickt einen Rekruten, um alleine einen Posten zu halten und will von uns nichts wissen." Er blickte zu Holly und verzog ein wenig das Gesicht. "So wenig, wie ich das zugeben will, aber wenn wir jetzt zwei Tage das Händchen von dem Rekruten halten, damit er nicht so alleine ist, wäre es besser gewesen, direkt nach Montu zu fahren..."
"Ich fühl mich auch echt nutzlos", stimmte Holly Ethan zu. "Ich hoffe, dass das Krankenhaus bei Zeiten wieder freigegeben wird und dass auch Johnson dann wieder ansprechbar ist. Keine Ahnung, ob er irgendwas ausrichten kann, aber ich finde, dass er zumindest wissen sollte, dass es ohne ihn wirklich den Bach runtergeht." "Das ist leider wahr", gab auch Lou zu. Das Mädchen seufzte und zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich will trotzdem später nach ihm sehen. Der Ärmste tut mir total leid und wir scheinen auch noch die Einzigen zu sein, denen seine Situation nicht egal ist." "Was bei der Polizei hier auch kein Wunder ist", erwiderte Holly. "Aber leider ist er auch keine allzu große Hilfe." "Stimmt schon... Aber durch ihn kommen wir zumindest an ein paar Polizei-Informationen ran. Und sind wir mal ehrlich... schaden kann es uns doch nicht, wenn wir einen weiteren Kontakt bei der Polizei haben. Egal wie klein er ist", gab Lou zu bedenken. "Ich glaube, du bist da etwas sehr optimistisch", entgegnete die junge Farmerin. "Klar, er kann uns wahrscheinlich auf dem Laufenden halten, was das Krankenhaus angeht. Und was sonst?" "Wir hätten ihn fragen können, ob irgendwer bei Johnsons Wohnung war... Oder? Mir fällt gerade wieder ein, dass wir vorhin darüber gesprochen haben", meinte das Mädchen und wirkte in Hollys Augen etwas ratlos.
"Dann besorgen wir etwas Essbares für ihn und fragen anschließend nach der Wohnung", schlug Ethan vor. "Dann ist Nick versorgt und wir wissen vielleicht mehr als vorher. Schaden kann es jedenfalls nicht." Er hob die Schultern. Die ganze Angelegenheit war frustrierend. Immerhin würde sich Nick garantiert darüber freuen, Lou wiederzusehen. Aber den Kommentar sparte sich Ethan, weil er auf einen noch schlechter gelaunten Idioten verzichten konnte.
Jakob nickte Ethan zu und lächelte. "Ja, er wird sich sicher freuen, wenn wir wieder da sind." Er blickte kurz zu Lou. Er war sich sicher, dass sich Nick nicht nur über das Essen freuen würde. "Ich hoffe nur, dass er uns die Information geben kann, ohne in der Zentrale anrufen zu müssen. Das schien ja für ihn nicht gut gelaufen zu sein." Jakob schüttelte den Kopf. Solange der Rekrut nicht damit beschäftigt war, Lou anzugrinsen, konnte er fast Mitleid mit ihm haben. Zumindest der Gedanke daran, dass sie bald aus der Stadt waren, half Jakob, nicht auf noch jemanden eifersüchtig zu werden.
"Die spielen ihm echt übel mit", meinte Holly kopfschüttelnd. "So wie die ihn hängen lassen, würde es mich nicht mal überraschen, wenn er darüber nachdenkt, hinzuschmeißen. Vor allem wenn man bedenkt, dass Arkwright ja die Auflösung der Polizei angekündigt hat." "Ich hoffe, dass du da falsch liegst. Die Polizei kann echt jeden gebrauchen, der Einsatz zeigt", gab Lou zu bedenken. "Wir können ihm ja was Besseres als ein Sandwich mitbringen. Das könnte seine Laune heben", schlug die junge Farmerin vor und zuckte mit den Schultern. Sehr viel mehr konnten sie nun echt nicht für Nick tun. Aber irgendwie war das in ihren Augen nicht sonderlich zufriedenstellend. "Okay, ich hab einen Vorschlag. Wenn wir Nick nachher etwas zu essen bringen, nutz ich die Zeit gleich, um Cordes anzurufen. Ich wollte sie eh nochmal anrufen und da wir ja jetzt einen Termin haben, wo wir nach Montu aufbrechen, will sie das unter Garantie auch wissen. Ich kann die Situation an der Strandwache ja mit erwähnen und vielleicht kennt sie ja wen, der Nick weiterhelfen kann", erläuterte Holly schließlich ihre Idee.
Die anderen hatten keine Einwände und auch sonst ergab sich nicht sonderlich viel. Es passierte nichts Nennenswertes, während sie die Promenade entlang liefen und Nick meldete sich auch nicht. Holly und Lou entschieden, dem jungen Mann eine Pizza zu spendieren. Die war weniger langweilig als ein gewöhnliches Sandwich und die beiden hofften, dass die Geste Nick etwas aufheitern würde. "Da sind wir wieder", meinte die junge Farmerin, während es dieses Mal Lou war, die ihr und den anderen die Tür aufhielt. "Alles klar bei dir, Nick?"
In Ethans Augen wurde es ein verschwendeter Nachmittag. Nichts geschah und letztlich waren sie nichts anderes als bessere Pizza-Boten für einen ängstlichen Rekruten. Dieser strahlte sie regelrecht an, als sie wieder in die Wache kamen - und selbstverständlich konzentrierte sich sein Lächeln auf Lou. "Ja, es... es ist nichts passiert", antwortete er und runzelte leicht die Stirn, als er die Pizza sah. "Ich... äh... wie teuer war die?"
Holly stellte fest, dass Nick dort weitermachte, wo er zuvor aufgehört hatte. Lou lächelte kurz zurück, aber da er nicht mehr tat, schien sie es hinzunehmen. Holly konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Lou nichts gemerkt hatte. Wenn sie es aber hinnahm, würde Holly es ignorieren. Es war ohnehin nicht ihre Sache. "Passt schon", antwortete die junge Farmerin stattdessen auf Nicks Frage und stellte ihm schließlich den Karton hin. "Geht auf uns." "Wir fanden, dass du dir etwas Besseres als ein Sandwich verdient hast, wenn du schon einen Zehn-Stunden-Dienst schieben musst", erklärte Lou. "Ist es eigentlich okay, wenn ich das Telefon benutze? Wir müssen uns noch bei Chief Cordes melden, weil wir am Sonntag nach Montu aufbrechen", meinte Holly und bemerkte bewusst den baldigen Aufbruch. Nick sollte sich nicht noch in irgendetwas hineinsteigern, was Lou anging. Ihr reichte es schon, dass Jakob das tat.
Jakob schüttelte kurz den Kopf, als Nick und Lou sich wieder anlächelten. Allerdings schien der junge Polizist zu nicht mehr in der Lage zu sein, als zu Lächeln. Also störte es Jakob nicht mehr so sehr. Als Holly dann den baldigen Aufbruch ansprach, nickte er kurz und lächelte dann die Farmerin an. Immerhin sollte ihr Kommentar dem Rekruten einen Dämpfer verpassen. Diesen schaute jetzt Jakob an und nickte kurz. "Und? Gab es in der Zwischenzeit etwas Neues vom Krankenhaus oder von Captain Johnson?"