Jakob zuckte ein wenig ratlos mit den Schultern. "Eine Deadline halte ich zwar auch nicht für verkehrt. Würde sie dann aber auch Samstag Nachmittag oder Sonntag ansetzen." Es freute den Teenager tatsächlich, dass Lou einen Platz für den Wettbewerb bekommen hatte. Da wollte er eigentlich zusehen. Und wenn sie sowieso bis zu Lous Wettbewerb in Litora blieben, konnten sie auch noch Hollys Arenakampf abwarten.
"Dann würde ich der Fairness halber Sonntag vorschlagen", erwiderte Ethan. "So kann Holly ihren Arenakampf und Lou ihren Wettbewerb absolvieren. In der Zwischenzeit wacht Johnson vielleicht auf." Er rang sich ein Lächeln ab. "Hast du Caleb schon erzählt, dass er an einem Wettbewerb teilnehmen darf?", wandte er sich dann an Lou. "Das freut ihn mit Sicherheit."
"Das klingt doch nach einem Plan", meinte Holly und fühlte sich tatsächlich etwas aufgeheitert. "Und danke. Ich find es echt nett, dass ihr es meinetwegen bis Sonntag schiebt." "So hat jeder einen Versuch bei dem, was er tun möchte", fügte Lou hinzu und sah dann zu Ethan. "Nein, ich hab es ihm noch nicht gesagt. Hätte ja sein können, dass es doch nicht klappt. Aber wenn es jetzt steht, dann werd ich es ihm auf jeden Fall erzählen. Er wird garantiert total aus dem Häuschen sein." "Das kann ich mir ziemlich gut vorstellen", meinte die junge Farmerin. "Allerdings müssen wir noch die Frage klären, wie wir die restliche Zeit bis Sonntag füllen wollen. Irgendwelche Vorschläge?"
Jakob sah kurz zu Ethan und hob skeptisch eine Augenbraue. Flirtete gerade Ethan mit Lou? Wo kam auf einmal das plötzliche Interesse des Courtenays her? Er hatte vermutet, dass der reiche Junge heute eher alles in sich fressen würde. Allerdings schüttelte Jakob dann den Kopf und lächelte Holly zu. "Hey, ich hatte meinen Versuch heute Morgen, da wäre es jetzt unfair, dir das zu nehmen. Vor allem da du dir so viel Mühe mit dem Toxiped machst. Ich muss zugeben, ich hab heute Vormittag ja schon gesehen, dass du Fortschritte gemacht hast." Dann schüttelte er kurz den Kopf. "Naja, wir könnten weiter Freiwilligenarbeit machen. Ich würde gerne mal nachsehen, ob jetzt jemand bei der Strandwache ist. Achja, und was mir noch eingefallen ist: wir sollten mal Johnsons Wohnung kontrollieren. Kann sein, dass die auch durchsucht worden ist, wenn diese Typen was von him wollten."
"Vielleicht solltest du das im Hotel machen", erwiderte Ethan amüsiert - er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass es hilfreich war, wenn das Sesokitz überdreht neben ihnen her hüpfte. "Was die Wohnung von Johnson angeht... wir wissen nicht, wo er wohnt und ob schon jemand dort war. Allein deshalb halte ich es für sinnvoll, erst zur Polizei zu gehen, vielleicht ist jetzt jemand da. Dann erfahren wir unter Umständen mehr." Er seufzte. "Das Problem ist, dass wir ohne Johnson hier vermutlich keine sinnvollen Aufgaben erhalten werden."
"Ich werd es auf jeden Fall erst dann machen, wenn wir soweit alles erledigt haben und Caleb seine Freude auch richtig rauslassen kann", meinte Lou und grinste leicht. "Wahrscheinlich will er dann sofort trainieren oder so. Zumindest nachdem er damit fertig ist, umherzuhüpfen wie ein Flummi." "Die Vorstellung hat aber tatsächlich was", erwiderte auch Holly mit einem schmalen Grinsen. "Ansonsten ist die Polizei jedenfalls ein guter Ansatzpunkt. Ich denke zwar, dass Ethan recht hat und wir nichts Sinnvolles zu tun bekommen, aber vielleicht haben wir Glück und können ein paar Informationen aufschnappen. Und falls der Captain zeitnah wieder ansprechbar wird, kann er uns vielleicht ein paar Tipps geben."
Jakob musste auch bei dem Gedanken an einen aufgedrehten Caleb lächeln. "Ja, das stelle ich mir auch lustig vor. Naja, das werden wir ja beim Training sehen, bin schon sehr gespannt." Er war auch so gespannt auf den Wettbewerb und er freute sich, dass alles auch beschlossene Sache war. "Und was die Polizei angeht... ich meine, wenn wir keine sinnvollen Aufgaben bekommen, dann suchen wir uns eben welche. Dürfte ja nicht so schwer sein, etwas Sinnvolles zu finden. Und wenn wir einfach nur auskundschaften, wie die Arbeitsmoral der anderen Polizisten aussieht."
"Also versuchen wir unser Glück bei der Strandwache", schloss Ethan mit einem Schulterzucken. "Die ist zumindest in der Nähe - und notfalls können wir es immer noch bei anderen Polizeistationen versuchen." Mit einem amüsierten Lächeln schüttelte er den Kopf. "Ich will auf jeden Fall zusehen, wie Caleb seine gute Nachricht erhält", fügte er dann hinzu. "Das hebt meine Laune garantiert."
"Klar gerne", erwiderte Lou. "Aber stell dich drauf ein, dass das eine Weile dauern kann, bis er sich wieder beruhigt hat." Das Mädchen lachte, während sich die kleine Gruppe endgültig auf den Weg zur Strandwache machte. Holly fand, dass sie nichts zu verlieren hatten und irgendwie musste es nun weitergehen. Sie hatte sich schließlich mit ihrem Vater angelegt und das hatte sie noch nie vorher getan. Die junge Farmerin war sich nicht sicher, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber da die Situation nunmal war, wie sie war, würde sie mit dem Ergebnis leben müssen. Als sie die Strandwache erreichten, hielt Holly den anderen sogar die Tür auf. Da sie sich öffnen ließ, war davon auszugehen, dass endlich jemand da war.
Als sie das Gebäude betraten, waren zwei Dinge offensichtlich. Der Ventilator funktionierte nicht, sodass sich die Wärme im Erdgeschoss staute und abgesehen davon schien der einzige, anwesende Polizist ein junger Mann zu sein, der kaum älter aussah als Ethan. "Oh, äh... hallo", begrüßte er sie sichtlich unsicher. "Ist... äh... Kann ich helfen?" Ethan hatte das Bedürfnis, die Wache auf der Stelle wieder zu verlassen. Diese geballte Inkompetenz war beeindruckend.
Jakob musterte interessiert den jungen Mann hinter der Theke. Er war der Meinung, dass selbst er einen besseren Eindruck als Polizist abgeben würde. Trotzdem lächelte Jakob den Mann an. "Hallo", sagte Jakob möglichst freundlich und machte eine Pause. Er würde zuerst die anderen reden lassen.
Holly betrat nach den anderen die Wache und bereute sofort, dass sie die Tür nicht weiter offen gehalten hatte. Das Exemplar von Polizist, das sie antrafen, war nun auch nicht gerade vertrauenserweckend. "Guten Tag", kam es recht höflich von Lou und Holly sah sowohl auf ihrem, als auch auf Ethans Gesicht sowas wie Irritation zu sehen war. Sie konnte es verstehen. Aber zumindest war dieser Kerl immer noch besser als Charly. "Das hoffen wir tatsächlich", antwortete Holly ihm schließlich auf seine Frage. "Wir sind die Freiwilligen aus Inito und waren eigentlich hier, um auszuhelfen. Eigentlich waren wir Captain Johnson zugeteilt, aber dem geht es ja leider nicht so gut. Wir sind hier, weil wir uns auch weiterhin nützlich machen wollen." Die junge Farmerin hoffte, dass ihre Erklärung den jungen Mann nicht allzu sehr überfordern würde. Sonst hatten sie definitiv ein Problem.
"Oh", erwiderte der junge Mann und wirkte heillos überfordert. "Wisst ihr, eigentlich bin ich noch in der Ausbildung - ich bin ein Rekrut, wisst ihr?" Er räusperte sich verlegen. "Das ist mein erster Tag hier alleine. Heute sind irgendwie alle krank, deshalb..." Er setzte ein hilfloses Lächeln auf. "Ich... ähm... wisst ihr, vielleicht fragt ihr besser woanders nach." Ethan hatte das Bedürfnis, frustriert zu seufzen. Womit hatten sie das nun wieder verdient?
Jakob fixierte den jungen Mann und schnaubte. Er glaubte das nicht recht, es wirkte für ihn eher so, als würden sich Leute um ihre Arbeit drücken. "Wie, was heißt hier krank?", fuhr Jakob den jungen Mann an. "Ich meine, was haben die denn alle? Und überhaupt, wo ist die Frau, die gestern hier Dienst hatte? Du kannst doch nicht wirklich komplett alleine hier sitzen, oder?" Jakob war vielleicht ein wenig hart zu dem Jungen gewesen, aber er war schlecht gelaunt und wollte Antworten haben.
Lou seufzte und schlug sich eine Hand vor ihr Gesicht. "Jakob!", kam es vorwurfsvoll von dem Mädchen und Holly musste definitiv zustimmen. "Hör auf ihn so anzumachen. Er kann auch nix dafür", meinte die junge Farmerin dann zu ihm. "Außerdem wissen wir doch schon, wie es hier in Litora läuft. Kein Grund also, um überrascht zu sein." Holly seufzte und sah dann wieder zu dem jungen Mann. "Nimm ihm das nicht übel. Es ist nur echt frustrierend, weil wir uns die Hacken wund laufen und das meistens für nichts", erklärte die junge Farmerin. "Besteht denn vielleicht die Chance, dass du uns was zur Situation am Krankenhaus sagen kannst? Wir würden den Captain gerne besuchen, aber wegen des Überfalls sind Besucher nicht erlaubt gewesen."