"Klingt vernünftig", merkte Lou auf Jakobs Aussage hin an. "Dann treffen wir uns nachher alle mit Ethan. Ich mach mich auf den Weg. Bis später", meinte Holly zu den beiden anderen und verabschiedete sich anschließend. Inzwischen wusste sie, wo sie alles bekommen konnte und machte sich auch direkt auf den Weg dorthin. Die junge Farmerin ließ sich dabei von Lola begleiten, damit sie auch ein wenig Zeit mit ihrem Snubbull verbringen konnte. Später beim Training würde sie sich auf Funke und das Toxiped konzentrieren müssen. Holly fand auch recht schnell ein T-Shirt für Jakob. Eigentlich suchte sie recht wahllos eines aus. Sie wusste zwar nicht, welche Größe er brauchte, aber da seine Oberteile ohnehin danach aussahen, als wären sie ihm zu groß, schätzte Holly die Größe einfach. Letztlich kaufte sie ein ein grünes Shirt mit einem Aufdruck, der in ihren Augen wie eine abstrakte Darstellung von einem Strand mit Palmen aussah und in geschwungenen Buchstaben das Wort Litora zeigte. So hatte Jakob zumindest ein Souvenir. Im Anschluss stockte Holly auf dem Rückweg noch die Leckerlis für ihre Pokémon wieder auf und nahm sogar ein paar mit, die extra für das Toxiped gedacht waren. Immerhin gab es sich offensichtlich sehr viel Mühe und Holly wollte ihm gerne zeigen, dass ihr das aufgefallen war. Und vielleicht steigerte es auch die Motivation beim Training. Schließlich sollte Doppelteam bis Samstag sitzen.
Lou:
Auch Lou machte sich anschließend auf den Weg. Das Mädchen war ganz froh, dass sie den Ausdruck für den Wettbewerb noch hatte, sonst hätte sie erst zurückgemusst, um den Veranstaltungsort in Erfahrung zu bringen. Es dauerte ein bisschen, nicht zuletzt, weil sie sich auch Zeit ließ und ein wenig über den Morgen und die letzte Nacht nachdachte, aber schließlich kam sie an und erfuhr sogar, dass es tatsächlich noch freie Plätze gab. Lou meldete sich mit gemischten Gefühlen an. Im Grunde freute sie sich drauf, aber gleichzeitig war sie doch sehr nervös. Sie hoffte wirklich, dass es für Caleb das Richtige war und dass es ihn glücklich machen würde. Für den moment entschied sie sich, einen Umweg zu nehmen, bevor sie zurück zum Hotel ging, um sich ein potentielles Outfit für Freitag zu suchen. Lou wusste nicht, ob sie später oder am Donnerstag Zeit haben würde und in der Zeit bis zum Mittag hatte sie ohnehin nichts vor, sodass sie das auch gleich erledigen konnte. Vielleicht lenkte es sie auch von ihren Gedanken ab, was wohl auch gar nicht so schlecht wäre.
Jakob nickte den beiden Frauen noch zu, verabschiedete sich dann und machte sich ebenfalls auf den Weg. Sein erstes Ziel war das Pokémoncenter. Glücklicherweise war dort noch nicht so viel los, er war recht schnell an der Reihe und sein Team wurde versorgt. Als er aus dem Center kam, rief er als erstes Siggi aus seinem Ball. Das Zurrokex war zwar nach wie vor beleidigt, allerdings beruhigte es sich nach einer Weile, nachdem es bemerkte, dass es Jakob auch nicht so gut ging. Mit seinem Partner an der Seite ging Jakob schließlich zur Strandwache. Ihm war direkt nach der Niederlage nicht nach Training, aber er wollte trotzdem etwas machen und ihm fiel im Moment nichts Besseres ein. Als er bei der Strandwache allerdings vor einer verschlossenen Tür stand, seufzte der Teenager und schüttelte den Kopf. Er machte das Fehlen von Johnson dafür verantwortlich, dass noch niemand da war. Trotzdem beschloss der Teenager an dem Gebäude zu warten. Irgendwann musste ja jemand kommen. Als nach einer Viertelstunde trotzdem niemand kam, seufzte Jakob genervt. Den Gedanken, bei der Hauptwache vorbeizuschauen, verwarf er wieder. Er wollte nicht noch einmal mit Charly zusammenstoßen. Zumindest nicht jetzt. Frustriert entschied sich der Teenager dann doch zu trainieren. Da er vermutete, dass Holly am Hotel trainieren würde, ging er lieber wieder zurück zum Pokémoncenter. Für den Moment wollte er alleine sein. Allerdings sah er, dass die Trainingsplätze des Pokémoncenters voll waren und es so etwas wie eine Warteliste gab. Dann ging er lieber zum Trainingsplatz vom Hotel. Etwas anderes blieb den Teenager im Moment nicht übrig. Glücklicherweise war die Farmerin noch nicht da, also hatte er zumindest ein bisschen seine Ruhe.
Missmutig saß Ethan auf dem Balkon seines Zimmers und musterte das AC-Phone in seiner Hand. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er seinen Vater überzeugen sollte. Vermutlich war es sogar ein Ding der Unmöglichkeit. Mit einem schweren Seufzen wählte er direkt die Nummer des AC-Phones seines Vaters, weil er so zumindest um ein Gespräch mit seiner Mutter herum kommen würde. Es klingelte eine Weile, dann wurde der Anruf entgegengenommen. „Benjamin“, stellte sei Vater fest und Ethan unterdrückte ein genervtes Seufzen. „Ja“, erwiderte er dann betont neutral. „Du rufst wegen der Telefonnummer an?“ Ethan runzelte die Stirn. Er hatte damit gerechnet, dass sich sein Vater meldete, falls er etwas herausfand, aber offenbar hatte der stattdessen beschlossen auf einen Anruf seinerseits zu warten. „Hast du was rausgefunden?“, fragte Ethan nach. „Es handelt sich um eine hochverschlüsselte Leitung“, antwortete sein Vater. „Sie stammt irgendwo aus dem Großraum Grital. Eine genaue Rückverfolgung ist nicht möglich.“ „Wie kann es sein, dass eine Rückverfolgung nicht möglich ist?“, hakte Ethan nach. „Die AC kontrolliert doch auch die Telefonanbieter.“ „Professionelle Arbeit“, schlug sein Vater vor. „Mehr lässt sich dazu nicht herausfinden.“ „Okay, danke“, erwiderte Ethan und war sich nicht sicher, wie er fortfahren sollte. „Wie ich gehört habe, ist der Tunnel zerstört worden und irgendein Captain im Krankenhaus“, merkte sein Vater an. „Ja“, bestätigte Ethan. „Die aktuellen Spuren führen nach Montu.“ „Wenn Arkwright so weitermacht, wird es bald keine Polizei mehr geben, die Spuren sammelt“, kommentierte Ethans Vater hörbar unzufrieden. „Deshalb wollen wir nach Montu“, sagte Ethan letztlich direkt. „Wir kooperieren mit dem Champion, den Arenaleitern und…“ „Mit dem Champion?“, unterbrach ihn sein Vater und schnaubte. „Dass ich nicht lache.“ „Was ist daran so abwegig?“ „Hast du die gute Malvina etwa vergessen?“ Ethan hielt inne. „Du weißt, wer sie ist?“, fragte er dann nach. „Sie war als Kind oft genug bei diversen Essen dabei“, antwortete sein Vater. „Sie wird nichts unternehmen.“ „Warum nicht?“ „Ist das eine ernst gemeinte Frage, Benjamin?“, hakte sein Vater nach. „Ich bitte dich! In Aventu passiert nichts, ohne das Arkwright seine Finger im Spiel hat. Und wenn er nichts dagegen tut, sondern auch noch die Polizei entfernen will, dann sieht das für mich nicht so aus, als wäre der den Ereignissen abgeneigt.“ Er schnaubte. „Und jetzt willst du mir sagen, seine Tochter sieht das anders?“ So hatte Ethan das noch nicht betrachtet, aber es ergab erschreckenderweise Sinn. Wenn Arkwright in irgendeiner Form daran beteiligt war oder zumindest seine wohlwollende Zustimmung oder sein Wegsehen zugesichert hatte, dann waren Kate selbstverständlich auch die Hände gebunden. „Sie hat uns zumindest Informationen gegeben“, antwortete er. „Und sie kennt eine Menge Leute, die etwas ausrichten können. Beispielsweise die Arenaleiter.“ „Und wofür braucht sie euch?“ „Wenn wir uns nicht darum kümmern, wird es niemand tun“, wandte Ethan ein. „Ich weiß, dass ich mit meinen Pokémon wenig ausrichten kann. Aber manchmal reicht es schon, wenn es jemanden gibt, der diejenigen um Hilfe bittet, die helfen können.“ „Ich halte das für Schwachsinn“, antwortete sein Vater. „Du kannst mehr ausrichten, wenn du dich auf die Aktien konzentrierst.“ „Nein, das kann ich nicht“, widersprach Ethan. „Oder hast du neuerdings mehr Einfluss auf Arkwright als bisher?“ Es folgte eine gefährliche Stille. „Du wirst zurückkommen. Sofort.“ Ethan atmete tief durch. „Nein.“ „Wenn du nicht sofort…“ „Was dann?“, unterbrach Ethan seinen Vater. „Willst du meine Kreditkarte deaktivieren lassen? Viel Erfolg. Ich habe meine eigenen Aktienpakete und Konten – und das ist mehr als genug, um die Reise zu finanzieren und eine eigene Kreditkarte zu beantragen.“ „Und was ist mit deiner Zukunft? Willst du jetzt der nächste Champion werden?“, fragte sein Vater voller bösartiger Ironie. „Nein“, antwortete Ethan. „Aber ich habe alle nötigen Abschlüsse, um damit etwas anfangen zu können. Ich bin neunzehn, nicht neun. Ich habe genug Zeit mit Privatstunden verbracht.“ „Also legst du keinen Wert auf das Erbe“, merkte sein Vater kalt an. Ethan erinnerte sich an Kates Vorschlag und entschied sich dazu, es zu riskieren. „An wen soll es gehen? An Mutters Schwester? An einen deiner Cousins?“, hakte er nach. „An Arkwright? Willst du es spenden?“ „Benjamin, ich verlange…“ „Du verlangst gar nichts“, fiel Ethan ihm ins Wort. „Ich bin erwachsen und du solltest endlich einsehen, dass das so ist.“ Er verstärkte den Griff um sein AC-Phone. „Ich habe nicht vor, durch die Weltgeschichte zu reisen und sorglos irgendwelche Arenen herauszufordern! Ich will etwas tun, damit nicht noch mehr Pokémon gestohlen werden, weil irgendwer etwas tun muss. Du hast nicht gesehen, wie sie den Captain zugerichtet haben und wenn unsere Informationen stimmen und Versuche an den Pokémon gemacht werden, dann will ich nicht wissen, wie das Ganze aussieht. Aber irgendwer muss etwas unternehmen und wenn die Polizei bald nicht mehr existiert und die wenigen Einzelpersonen, die etwas machen könnten, nicht auf die Idee kommen, dann braucht es irgendwen, der den Stein ins Rollen bringt.“ Ethan atmete tief durch. „Und das wiederum ist wichtiger als irgendwelche Privatstunden oder Geschäftsessen.“ Eine ganze Weile lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung und Ethan ging stark davon aus, dass sein Vater seine Wut unterdrückte. „Schön“, sagte er schließlich hörbar gepresst. „Tu, was du nicht lassen kannst, aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Ethan setzte noch zu einer Antwort an, doch sein Vater beendete den Anruf abrupt. Unschlüssig starrte Ethan sein AC-Phone an. Er war sich nicht sicher, ob dieses Gespräch nun gut verlaufen war oder nicht. Er tendierte zu Letzterem. Mit einem schweren Seufzen steckte er das AC-Phone ein. Auf die Hilfe seines Vaters würde er sich in der näheren Zukunft nicht verlassen können.
Lou stelle fest, dass sie den Einkaufsbummel tatsächlich genoss. Natürlich war es keine sonderlich anspruchsvolle Beschäftigung, aber es machte ihr nichtsdestotrotz Spaß, sich ein paar hübsche Sachen anzusehen und auch anzuprobieren. Es erinnerte sie ein bisschen daran, wie sie mit Holly nach einem Bikini gesucht hatte. Schließlich entschied sich Lou für ein Kleid, von dem sie fand, das es ihr auch gut stand und welches auch später in ihr Gepäck passen würde. Immerhin musste sie es auch irgendwie transportieren. Das Kleid hatte einen schönen Rotton, der gut zu Calebs Fellfarbe passte, und ein Muster, das aus feinen, weißen Punkten bestand. Dem Mädchen gefiel der Schnitt besonders gut, denn das Kleid hatte keinen sonderlich großen Ausschnitt, sondern war eher taillenbetont, was durch ein weißes Band mit Schleife noch verstärkt wurde. Nachdem sie den Laden verlassen hatte, bummelte sie nocch ein wenig weiter durch die Läden und fand sogar ein passendes Paar Schuhe. Lou hatte einfach Spaß daran, ein paar Sachen anzuprobieren und den Ärger vom Morgen zu vergessen. Es war auch schon fast Mittag, als das Mädchen schließlich zurück zum Hotel kam. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr allerdings, dass sie noch genug Zeit hatte, um sich etwas frisch zu machen und anschließend nach unten zu gehen und nachzusehen, ob jemand von den anderen schon wartete. Nun da sie zurück war, fragte sich Lou durchaus, wie Ethans Gespräch mit seinem Vater verlaufen war. Sie wusste, dass es nicht gut ausgesehen hatte und Lou machte sich ehrliche Sorgen, dass sie bald Abschied von ihm nehmen mussten. Das Mädchen seufzte und begann anschließend damit, sich fertig zu machen. Es brachte nichts, zu raten. Lou würde es erfahren, wenn sie sich mit Ethan und den anderen traf.
Holly:
Holly war nach ihren Besorgungen recht zeitnah wieder am Hotel und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass Jakob ebenfalls schon da war. Als dieser allerdings deutlich machte, dass er lieber allein mit seinen Pokémon üben wollte, ließ sie in Ruhe. Die junge Farmerin nahm an, dass der Arenakampf und das Gespräch noch an ihm nagten und verübeln konnte sie es ihm nicht. Holly nutzte die Zeit und beschäftigte sich mit dem Toxiped. Das Käferpokémon freute sich über das zusätzliche Lob und auch die Belohnung schien ihm zu schmecken, denn es klickte zufrieden, was Holly durchaus ein Lächeln entlockte. Sie hatte das kleine, maulige Käferpokémon jedenfalls schon liebgewonnen. Auch das Training verlief gut und das Toxiped bewies, dass es den Bogen endlich raushatte, was die Ausführung von Doppelteam anging. Holly war jedenfalls guter Dinge, dass das Toxiped bis Samstag einige richtige Doppelgänger zustande bringen würde. Als es schließlich Zeit wurde, sich mit den anderen zu treffen, suchte Holly sich eine Bank in der Nähe des Hotels. Sie hatten keinen genauen Treffpunkt ausgemacht, aber da sie nicht im Hotelrestaurant essen wollten, konnte sie auch genauso gut draußen warten, bis die anderen zu ihr stießen.
Jakob ließ sich von der Anwesenheit von Holly nicht weiter stören. Sie hatte ihm sogar wie versprochen das Shirt ersetzt. Zwar hatte sie ihm eines mit Aufdruck gegeben, welches er sonst nie angezogen hätte, trotzdem bedankte er sich bei ihr und fuhr dann mit dem Training fort. Holly war sogar so rücksichtsvoll und ließ ihn weiter alleine trainieren. Das Training an sich war recht anspruchslos, aber mehr wollte er seinen Pokémon nicht zumuten. Es wurde ein sehr leichtes Training, hauptsächlich Bewegungen. Er übte mit seinem Team die Bewegungen auf einen Gegner zu, von einem Gegner weg, die Bewegungnen zueinander und dass man dabei den Gegner im Auge behielt. Sogar ein paar Ausweichübungen verordnete der Teenager, allerdings ohne Attacken. Hin und wieder erwischte sich Jakob dabei, wie er zu Holly schaute, um zu sehen, wie ihr Training lief. Eigentlich wollte er etwas mehr trainieren, aber dafür brauchte er andere Trainingspartner. Er entschied, seine Ideen einfach beim nächsten Gruppentraining umzusetzen. Schließlich war es bald soweit, Jakob verabschiedete sich kurz von Holly, um sich noch einmal kurz im Hotellzimmer frisch zu machen. Als er sich auf den Weg nach unten machte, traf er auf Lou. Die beiden verließen zusammen das Hotel, sahen, wie Holly an der Strandpromenade wartete und gingen dann zu ihr.
Alles andere als motiviert oder begeistert verließ Ethan letztlich sein Zimmer. Auch wenn sein Vater letztlich zugestimmt hatte, fühlte sich das Gespräch im Nachhinein nicht nach einem Erfolg an - ganz im Gegenteil. Das alles frustrierte ihn und er bezweifelte, dass er den anderen seine Frustration nachvollziehbar erklären konnte. Mit einem schweren Seufzen wählte er im Aufzug das Erdgeschoss aus und stellte fest, dass er entgegen seiner Gewohnheit nicht besonders pünktlich, sondern fast zu spät war. Missmutig durchquerte er die Eingangshalle und trat hinaus in die mittägliche Sonne. Nicht weit entfernt bemerkte er die drei anderen, sodass er sich dorthin auf den Weg machte.
Holly erzählte gerade von ihrem Training mit dem Toxiped, aber Lou hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie hatte ohnehin den Eindruck, dass Holly nur redete, damit gerade keine unangenehme Stille aufkam und das Mädchen fand, dass das durchaus nett von seiner Gefährtin war. Lous Gedanken waren gerade bei Ethan. Er war immer noch nicht da und Lou spielte bereits mit dem Gedanken, nach oben zu gehen und nach ihm zu sehen. Zu ihrer Erleichterung tauchte Ethan letztlich doch auf, wobei der junge Mann alles andere als zufrieden wirkte. "Hallo Ethan", begrüßte Lou ihn schließlich und auch Holly unterbrach gerade ihre Erzählung, um zu ihm zu blicken. "Wie lief es?"
Als Ethan schließlich kam, wandte sich Jakob doch von Holly ab. Es war seltsam, einerseits interessierten ihn Hollys Trainingsfortschritte, andererseits frustrierten sie ihn. Es war nicht so, dass er es ihr nicht gönnte, allerdings merkte er, dass ihn der Gedanke neidisch machte, dass Holly ihren Arenakampf gewann. Jakob musterte Ethan kurz. Wirklich glücklich wirkte der junge Mann nicht, aber wann tat er das schon mal? Er zwang sich stattdessen zu einem kleinen Lächeln und nickte Ethan zu. Er sagte nichts, Lou hatte bereits die Frage gestellt, die ihn interessierte.
Ethan bemerkte sofort, dass er das Gespräch unterbrochen hatte, denn alle drei hatten ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet. "Ich... denke, es hätte schlechter laufen können", antwortete er skeptisch und hob die Schultern. "Mein Vater war nicht begeistert. Er war dagegen, hat aber letztendlich nachgegeben - und dabei dezent angedeutet, dass ich mich in absehbarer Zeit nicht bei ihm melden sollte." Ethan winkte ab und hoffte, das Thema so beiseite wischen zu können. "Deine Nummer", wandte er sich an den Idioten, "kommt übrigens aus dem Großraum Grital und ist professionell verschlüsselt."
"Wen interessiert denn gerade die Nummer?", stellte Holly eine eindeutig rhetorische Frage. "Viel wichtiger ist doch, dass du bei uns bleiben kannst. Warum also ziehst du ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter?" "Holly hat absolut recht! Das sind super Neuigkeiten!", meinte Lou und konnte ihr Lächeln nicht zurückhalten. Ethan würde bleiben! Am liebsten hätte sie den jungen Mann umarmt, aber da die anderen anwesend waren und Ethan eher schlecht drauf zu sein schien, nahm sie sich zurück. Lou verstand allerdings nicht, was genau Ethans Problem war. Wenn sie ihn richtig verstanden hatte, dann ging er seinem Vater ohnehin lieber aus dem Weg. Wenn er sich jetzt nicht melden brauchte, konnte es ihm doch eigentlich egal sein.
Jakob sah Ethan ein wenig ungläubig an und schüttelte dann den Kopf. "Wen das interessiert? Mich zum Beispiel... und ich muss sagen, dass 'Grital' und 'professionell verschlüsselt' sich für mich nicht gerade gut anhört. Wir wussten ja schon, dass diese Typen etwas drauf haben, aber das... ich hatte jetzt... auf mehr gehofft." Leider war das sehr vage und Grital stand bisher auch nicht auf der Liste ihrer Reiseziele. Grital war außerdem groß, noch größer als Litora. Jakob hatte bereits diese Stadt unterschätzt, in Grital etwas zu finden würde sich also als schwierig herausstellen.
Der Idiot schien der einzige zu sein, der sich für die halbherzige Ablenkung interessierte - aber das ergab Sinn, immerhin war es ihm vermutlich herzlich egal, ob Ethan nun blieb oder nicht. Die Freude der beiden Frauen konnte Ethan allerdings nicht nachvollziehen. "Ich hatte eher das Gefühl, dass er zugestimmt hat, damit ich ihn nicht länger damit störe", erwiderte er an die beiden gewandt und hob die Schultern. "Und es ist in jedem Fall schlecht, dass er jegliche Hilfe seinerseits ausgeschlossen hat." Ethan seufzte. "Ich habe das Gefühl, als hätte ich den Kürzeren gezogen und nicht er."
"Dass er dir nicht helfen will, ist eine Sache und du hast schon recht, dass das eher suboptimal ist, aber es ist wichtiger, dass er dich nicht zwingt zurück zu gehen. Den Rest kriegen wir schon irgendwie hin", meinte Lou optimistisch. "Ganz genau", pflichtete Holly Lou bei. "Das klingt für mich eher so, als ob dein Vater nicht glaubt, dass du sonderlich lange durchhältst. Aber wenn er erwartet, dass du angekrochen kommst, kann er lange warten. Das ist immerhin deine Chance ihm zu zeigen, was du drauf hast." "Mag ja sein, dass es sich jetzt noch blöd anfühlt, aber warte mal eine Weile, bis du dich an das Gefühl gewöhnt hast. Dann wirst du das bestimmt anders sehen", fügte Lou hinzu und klang durchaus zuversichtlich. Für sie selbst war es im Moment eine enorme Erleichterung zu wissen, dass Ethan bleiben würde.
Jakob sah erneut zu Ethan und blinzelte. "Okay... autsch, das klang beim ersten Mal nicht so... bescheuert." Er seufzte einmal und hoffte, dass es zwischen Ethan und seinem Vater bald besser werden würde. Er freute sich zwar, dass Ethan weiterhin mit dabei sein würde, aber die Geschichte mit seinem Vater war unschön. Die Unterstützung hätten sie bestimmt brauchen können. "Na gut, dann... dann gibt es jetzt für dich kein Zurück mehr denke ich? Ich meine, wie schlimm kann das sein, ich hab mich ja auch mit meinen Eltern zerstritten... und wer weiß? Vielleicht kommt ihr doch irgendwann wieder miteinander klar?" Jakob hoffte, dass seine Worte Ethan ein wenig aufheitern würden. Die Situation war zwar nicht schön, aber solange sie zusammenhielten, war sie schaffbar.
"Ich fürchte, wir sind nie miteinander klargekommen", antwortete Ethan an den Idioten gewandt und schnaubte. "Streng genommen ändert sich dadurch wenig." Er schüttelte den Kopf. "Wahrscheinlich stört mich schlicht der Verlauf des Gesprächs." Ethan bemühte sich um ein halbherziges Lächeln. "Gehen wir irgendetwas essen."