Louthan: "Nein, wir sollten sicherheitshalber zusammenbleiben", antwortete Riccardo mit einem kurzen Kopfschütteln. "Alles andere ist zu riskant." Letztlich packte er Johnsons unverletzten Arm, legte ihn sich über die Schultern und hievte den Captain anschließlend hoch. Johnson schien noch immer halb bewusstlos zu sein, sodass er selbstverständlich nicht helfen konnte und mit seinem kompletten Gewicht auf Riccardo lastete. Ethan löste sich schließlich aus seiner Starre und trat einen Schritt auf Riccardo zu. "Soll ich dir helfen?" "Ich glaube, es ist besser, wenn die andere Schulter nicht belastet wird", antwortete Riccardo mit einem kurzen Kopfschütteln und klang dabei durchaus ein wenig angestrengt. Dann schleifte er Johnson in Richtung Tür, von wo aus er sich an das Tornupto wandte. "Schick Ademaro her und tausch mit ihm die Position." Das Tornupto nickte knapp und machte sich auf allen Vieren rennend auf den Weg.
"Gibt es irgendetwas, das wir tun können?", wollte Lou schließlich wissen, während Riccardo den Captain mehr schleifte als trug. Es sah schwer aus und sie konnte Ethan verstehen. Sie wollte nicht untätig nebenher laufen. Natürlich hatte auch Riccardo recht. Es war im Tunnel gefährlich. Niemand konnte ihnen garantieren, dass nicht doch irgendwo ein Hinterhalt lauerte. Die gesamte Situation erschien dem Mädchen so unreal. Allein den Captain in diesem Zustand zu sehen, war erschreckend. Lou hoffte nur inständig, dass er wieder auf die Beine kommen würde. Er mochte vielleicht unglaublich streng und penibel sein, aber das hatte er nicht verdient. Niemand hatte das verdient.
Holly:
"Sei einfach du selbst. Das funktioniert am besten. Ich finde zum Beispiel auch, dass du ganz okay bist, wenn du nicht gerade irgendeinen seltsamen Kram machst. Wie jetzt zum Beispiel. Wir unterhalten uns ganz normal und das ist definitiv okay. Du hast es auch ganz gut hingekriegt, dass mein Ärger über die Situation nicht mehr ganz so groß ist", gab die junge Farmerin direkt zu. "Kümmer dich nicht um die Masse. Kümmer dich um dich und um die Leute, die du magst. Wenn du mit dir selbst zufrieden bist, dann werden es auch andere sein. Wenn du immer versuchst irgendwen zu begeistern, stehst du doch eh nur unter Stress und das sehen dann die Leute. Jemanden, der immer nur unter Spannung und Stress steht."
Jakob sah Holly für einen Moment lang an und seufzte dann. Das Gespräch war ziemlich persönlich geworden. "Hey, dankeschön. Ich weiß das zwar echt zu schätzen, aber ich weiß nicht", fing der Teenager dann an. "Ich meine, du hast ja selber gesagt, dass ich manchmal seltsamen Kram mache." Und Jakob konnte sich nur zu gut vorstellen, was Holly unter seltsamem Kram verstand. Eigentlich wollte er das Thema sein lassen, aber da im Moment nur er und Holly anwesend waren, konnte er auch damit anfangen. Vor Holly war ihm die ganze Sache auch nur halb so peinlich wie vor Lou. "Und manchmal mache ich so einen Kram weil... weil ich genau eben mich nur um mich kümmere. Weil... nehmen wir mal als Beispiel..." Jakob schluckte. Nach all dem Spott war das Thema ganz schön bescheuert, aber vielleicht verstand dann Holly ihn besser. "Bei der ganzen ... Charly-Sache. Ich meine, natürlich war das im Nachhinein bescheuert. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass mir die Nacht an sich nicht gefallen hat. Was sagt das jetzt über mich aus?"
Louthan: "Es geht schon", erwiderte Riccardo, während er Johnson durch den Gang schleifte. "Meine Ablösung ist immerhin schon unterwegs." Er sah zu Ethan. "Behalte dein AC-Phone im Auge, damit du anrufen kannst, sobald du Empfang hast." Ethan nickte als Bestätigung, dann kehrte sein Blick zu dem sichtlich blassen Captain zurück. Er sah alles andere als gut aus. "Ich frage mich, was sie von ihm wissen wollten", merkte Riccardo an und Ethan bemerkte erste Schweißperlen auf seiner Stirn. "Er ist letztlich nur ein Captain." Einen Moment lang wollte Ethan nachfragen, wie Riccardo überhaupt auf die Idee kam, dass man irgendeine Information gewollt hatte, aber eigentlich war es offensichtlich, allein Johnsons Gesicht sprach Bände.
"Ich frage mich auch, warum er überhaupt hergekommen ist", erwiderte Lou auf Riccardos Aussage. Er hatte allerdings recht. Sie hatten irgendeine Information von Johnson gewollt. Was auch immer er für ein Wissen haben konnte, das interessant für die Organisation war. "Er schien total auf Regeln und Vorschriften bedacht zu sein und dann kommt er auf einmal alleine her. Mir kommt das alles ziemlich kantoisch vor", meinte das Mädchen mit einem tiefen Seufzen. Sie sah besorgt zu Johnson und hoffte einmal mehr, dass er es schaffen würde. "Aber ich fürchte, wir müssen noch warten, bis wir ihn fragen können..."
Holly
Das war eine Information, die Holly nicht gewollt hatte. Definitiv nicht. "Was das über dich aussagt, dass du und... Charly... Naja... Dinge gemacht habt... Keine Ahnung", meinte die junge Farmerin und sah dann demonstrativ zu dem Toxiped auf ihrem Schoß. "Ich hab mich nur gefragt, warum du dich überhaupt auf sie eingelassen hast... Die Frau ist offensichtlich blöd wie ein Meter Feldweg. Meinst du nicht, dass du jemanden verdienst, der auch kapiert, dass du in Ordnung bist?"
Jakob schaute Holly ein wenig irritiert an. Die Antwort kam nur zögerlich und auch, wenn er es nicht deutlich ausgesprochen hate, war klar, worüber er geredet hatte. Holly hingegen schien dabei jedoch unsicher zu sein. Deutlich irritierter war er jedoch, dass Holly der Meinung war, dass er etwas Besseres verdient hätte. "So, wie das danach klang, hatte ich eher das Gefühl, ihr hättet in uns das Traumpaar gesehen." Er seufzte kurz und schüttelte den Kopf. "Und zu dem Punkt, warum ich mich auf sie eingelassen habe... das hatte ich nicht vor. Jedenfalls am Anfang nicht. Und dann... dann sind Dinge passiert und ich konnte einfach nicht nein sagen." Er seufzte kurz und schüttelte den Kopf. "Du weißt, eigentlich bin ich in Lou verknallt, aber Alkohol und gewisse Reize... naja. Außerdem... hatte ich auch vorher noch nie." Er lächelte kurz die Farmerin an und nickte. "Aber danke, dass du der Meinung bist, dass ich was Besseres verdient habe."
Louthan: "Wenn er sich wirklich nur umgesehen hat, ist das nicht einmal merkwürdig", antwortete Riccardo mit einem kurzen Kopfschütteln. "Sie haben ihn ja offenbar ohnehin beobachtet und hatten den Auftrag." Er hielt einige Augenblicke lang inne, bevor er sich erneut in Bewegung setzte. "Gut, das erklärt vielleicht, warum er hier war", bestätigte Ethan und runzelte die Stirn, "aber es beantwortet nicht die Frage, was die von ihm wollten." "Stimmt", bestätigte Riccardo und blieb erneut stehen. Fragend sah Ethan ihn an, hörte dann allerdings schwere, dumpfe Schritte. Kurze Zeit später tauchte das Nidoking auf. Das Pokémon musterte seinen Trainer kurz und griff dann erstaunlich vorsichtig nach Johnson, um ihn selbst zu tragen - und das war beeindruckend, wenn Ethan daran dachte, mit welcher Wucht das Nidoking die Tür zertrümmert hatte.
"Es ist nicht unbedingt seltsam, das stimmt schon... Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er wirklich allein hergekommen ist", meinte Lou und schüttelte betroffen den Kopf. Auch Riccardo tat ihr leid, weil dieser sich mit dem Gewicht des Captains abmühen musste. Umso überraschter war das Mädchen im Endeffekt von dem Nidoking. Es war noch nicht lange her, da hatte es mit zwei Schlägen eine Metalltür geöffnet und nun war es unglaublich rücksichtsvoll, weil der Captain verletzt war. Eins konnte keiner mehr abstreiten: Riccardos Pokemon waren definitiv unglaublich gut trainiert.
Holly:
"Sie war blöd und du hast dich blöd benommen. Das ist der Stoff, aus dem Witze geboren werden", erwiderte Holly und hob kurz grinsend die Schulter. "Das hast du dir selber zuzuschreiben, Jayjay." Holly schwieg einen Moment und überlegte, ob sie noch wirklich mehr dazu sagen wollte. Aber letztlich kam sie wohl nicht drum herum. "Und was den Rest angeht... Alkohol ist nicht so gut, was sowas angeht... Hab ich jedenfalls gehört. Du hättest dich wohl besser nicht mit ihr treffen sollen... Unabhängig davon, was Lou von dir denkt. Ich kann mir keine Frau vorstellen, die das gut findet. Also einen Typen, der erst sagt, dass er sie mag und dann mit einer anderen abzieht. Das kommt nie gut."
Jakob stöhnte, als Holly seinen ungeliebten Spitznamen verwendete. Allerdings grinste er zurück, wenn sie ihn provozieren wollte, konnte er das auch tun. "Ja natürlich. Der Alkohol war schlecht, aber in verdammten Getränken hab ich ihn einfach nicht rausgeschmeckt. Sowas kannte ich vorher nicht. Und eigentlich hatte ich da vor, mich ein wenig unter die Leute zu mischen. Stattdessen... naja." Jakob hielt es an dieser Stelle für eine schlechte Idee, zu erwähnen, wo sie es das erste mal getrieben hatten. "Und ich weiß, wie das von außen aussieht. Aber alles in allem fand ich es vom Gefühl her trotzdem gut, auch wenn ich keinen Vergleich habe." Er schüttelte kurz den Kopf und grinste Holly an. "Aber vielleicht sollten wir das Gespräch verschieben... zumindest bis du dein erstes Mal hattest."
Louthan: "Er ist Captain und angeblich kompeten", antwortete Riccardo mit einem Schulterzucken. "Wahrscheinlich waren seine Pokémon realtiv gut trainiert." Ethan kam nicht umhin, die Vergangenheit zu bemerken, in der Riccardo gesprochen hatte. Und das bedeutete letztlich, dass er nicht davon ausging, die Pokémon des Captains je zurückholen zu können. "Und dementsprechend", fuhr Riccardo derweil fort, "war es vermutlich die logische Entscheidung, sich alleine und unauffällig umzuzusehen." Er nickte zu Johnson. "Das sieht eher nach einem Hinterhalt aus und wenn das der Fall ist wäre es auch passiert, wenn er nicht hergekommen wäre." Alles, was Riccardo sagte, klang erschreckend logisch, aber das bedeutete doch letztlich nur, dass er mehr wusste, mehr als er zugeben wollte und das machte Ethan misstrauisch. So hilfreich Riccardo auch gewesen war, so wenig konnte sich Ethan sicher sein, dass er wirklich auf ihrer Seite war.
"Du... gehst davon aus, dass es für seine Pokémon zu spät ist, oder?", fragte Lou nach, der auch aufgefallen war, dass Riccardo in der Vergangenheit gesprochen hatte. Diese Nachricht versetzte ihr durchaus einen Stich. Nicht nur wegen Johnson, sondern generell wegen der Pokemon. Sie hatte nur den Hauch einer Ahnung, was mit den gestohlenen Pokemon passierte und der allein reichte schon aus, um Lou wieder mehr aus der Bahn zu werfen. Es war traurig und hochgradig ungerecht. Wieso glaubte irgendwer, dass das in Ordnung war? Wie konnte jemand nur so grausam sein? "Es tut mir leid... Für ihn und für die Pokemon..."
Holly:
Holly bemerkte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Verdammter Mistkerl! "Du kannst von Glück reden, dass ich das Toxiped auf dem Schoß habe, weil sonst würde ich dir eine Kopfnuss verpassen, dass noch deinen Enkeln der Schädel brummt!", meinte die junge Farmerin hochgradig verlegen. "Was schmeißt du mir auch Sachen vor die Füße, die ich gar nicht wissen wollte?", versuchte sie anschließend abzulenken.
Jakob bemerkte an Hollys Gesichtsfärbung und ihrer Reaktion, dass er direkt ins Schwarze getroffen hatte. Er konnte das Grinsen nicht unterdrücken und war ziemlich froh, dass Holly das Toxiped auf dem Schoß hatte. Auf eine Situation wie beim Regenguss konnte er verzichten. Er strich sich das Grinsen aus dem Gesicht und nickte der Farmerin zu. "Hey, das ist jetzt kein Grund, um gleich wieder gewalttätig zu werden. Ich würde einfach sagen, wir sind jetzt quitt." Er schüttelte den Kopf. "Weißt du, eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, dass ich manchmal solche Dinge mache, die mir dann eigentlich gefallen, aber die ich trotzdem nicht machen sollte. Dass das genau das Thema ist, was dir unangenehm ist, habe ich ja vorher nicht wissen können." Er seufzte kurz und legte Holly erneut die Hand auf die Schulter. "Trotzdem Danke fürs Zuhören."
Louthan: Ethan konnte nachvollziehen, dass die Sache mit Johnsons Pokémon alles andere als eine gute Nachricht war, aber Lou klang äußerst mitgenommen. Wortlos legte Ethan ihr eine Hand auf die Schulter. "Bisher ist keines der Pokémon wieder aufgetaucht", antwortete Riccardo und klang darüber alles andere als zufrieden. "Ich bezweifle, dass dieser Fall eine Ausnahme darstellt. Und wenn sie unangemeldete Pokémon-Versuche machen, sind trainierte Pokémon vielleicht sogar erst recht interessant für sie."
Lou griff kurz nach Ethans Hand und drückte diese einen Moment. Sie war froh, dass er da war und ihr beistand. "Es macht mich wütend... Was wollen die überhaupt bezwecken? Nichts auf der Welt könnte sowas rechtfertigen", meinte das Mädchen und klang dabei auch wirklich betroffen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass es den Captain mitnehmen würde. Wen nahm es nicht mit, wenn den Pokémon, die man selbst aufgezogen hatte, etwas so Schreckliches zustieß? Lou hatte jedenfalls keine Idee, wie das irgendjemand dem Captain erklären sollte. Vor allem nicht in seinem Zustand.
Holly:
"Du hast dich jetzt offiziell mit mir angelegt, Jakob", meinte Holly zu dem jungen Mann, ließ ihn allerdings gewähren, als er ihr die Hand auf die Schulter legte. "Außerdem bin ich nicht gewaltätig. Grob könnte man sagen... Vielleicht manchmal rabiat, aber bestimmt nicht gewaltätig." Die junge Farmerin schnaubte belustigt. Sie und zuhören? "Also ich finde nicht, dass ich mich da jetzt sonderlich hervorgetan habe. Wir haben uns eher normal unterhalten, wenn du mich fragst."
Jakob sah die Farmerin kurz kopfschüttelnd an und nahm dann wieder die Hand von ihrer Schulter. Manchmal, in Momenten wie diesen, verstand er die Farmerin doch nicht. "Also ich finde, das waren jetzt Worte, die gewalttätig beschreiben. Ich könnte auch so etwas sagen, wie dass du sehr schnell handgreiflich wirst. Ich meine, wer von uns hat einen Mitschüler ins Hafenbecken geworfen?" Er grinste kurz und nickte ihr dann zu. "Wenn du weniger... grob wärst, wenn dir etwas unangenehm ist, würde das mir viel besser gefallen. Ich weiß, dass ist so der Punkt in dir, dass du dich erst einmal um dich kümmerst, aber ich dachte, dir wäre es auch wichtig, was ich über dich denke... und ich denke, dass du sowas nicht bei jedem machen kannst."