Louthan: "Nicht besonders gut, fürchte ich", antwortete Ethan und schloss einen Moment die Augen. "Wir bringen ihn hier weg und ich melde mich anschließend, sobald wir hier raus sind. Riccardo hat die Leute hier jedenfalls verjagt, wir dürften also zumindest in Sicherheit sein." Tatsächlich näherten sie sich schließlich der Biegung, hinter der sich das letzte Stück Tunnel begand, das zu der Treppe nach oben führte.
"Ihr seid noch da unten?", hakte Holly überrascht nach. Das war tatsächlich unerwartet, aber zumindest waren sie wohl in Sicherheit. "Bleibt bloß aufmerksam, klar?" Die junge Farmerin schüttelte ungläubig den Kopf. Die ganze Situation war absolut irreal, aber zumindest schien sie ein halbwegs gutes Ende zu nehmen. Jedenfalls hoffte sie das. "Okay. Irgendetwas, was wir Conchua ausrichten sollen, wenn sie wieder hier auftaucht?"
Jakob seufzte kurz. Das, was Ethan erzählte, klang nicht sehr gut. Zumindest soweit er es aus Hollys Reaktion ablesen konnte. Er seufzte kurz und entschied sich, doch etwas hinzuzufügen. "Wie geht es Ethan und Lou", wollte der Teenager wissen und hoffte, dass das Ethan gleich Holly beantworten konnte.
Louthan: Bevor Ethan antworten konnte, hörte er im Hintergrund die Stimme des Idioten. Natürlich konnte er nicht einfach warten, bis er das Gespräch mit Holly beendet hatte. Wie konnte es auch anders sein? "Ich wüsste nicht, was ihr ausrichten sollt", antwortete Ethan. "Uns geht es gut - wir sind gleich draußen. Ich melde mich später." Anschließend legte er auf und steckte das AC-Phone weg, weil ihm das Problem auffiel, das auch das Nidoking bemerkt hatte. Das breite Pokémon stand mit dem Captain vor der schmalen Treppe. Riccardo sah zu Ethan. "Ich würde sagen, jetzt brauche ich tatsächlich deine Hilfe", merkte er dann an. Ethan nickte, auch wenn er sich dabei unwohl fühlte.
Die Treppe war deutlich schmaler als der Gang, das sah auch Lou. Sie warf erst der Treppe, dann den anderen einen kurzen Blick zu. "Ich bin auch noch da", meinte das Mädchen letztlich. Sie war zwar nicht so kräftig wie Ethan oder Riccardo, aber Lou sah nicht ein, warum sie im Zweifelsfall nicht auch mit anpacken sollte.
Holly:
Ethan legte direkt auf, bevor Holly sich verabschieden konnte. Die junge Farmerin legte den Hörer zurück und warf dann Jakob einen verärgerten Blick zu. "Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber wenn du nochmal reinquatscht, wenn so ein wichtiges Gespräch ist, dann kriegst du die erste Lektion in 'Wann macht Holly ihre Drohungen wahr'. Ich hoffe, ich hab mich da klar ausgedrückt", meinte sie dem jungen Mann gegenüber. "Was wäre gewesen, wenn Ethan mir gerade irgendetwas Wichtiges gesagt hätte? Dann hätte ich das deinetwegen nicht verstanden", erklärte sie und seufzte anschließend. "Den beiden scheint es gut zu gehen, Ethan hat jedenfalls nichts anderes gesagt. Sie sind noch unten im Tunnel, aber Riccardo hat wohl alle Leute da unten vertrieben. Johnson geht es nicht so gut, aber mehr weiß ich nicht. Ethan hat gesagt, dass er sich meldet, sobald sie draußen sind."
Jakob atmete einen Moment durch und sah dann zu Boden. Holly hatte recht, aber er war trotzdem aufgeregt. Obwohl er sich vorher in der Anwesenheit der jungen Farmerin entspannt hatte, kam jetzt seine Nervosität wieder zurück. "Entschuldigung, Holly. Wird nicht mehr vorkommen", meinte Jakob entschuldigend und seufzte einmal. Immerhin fiel ihm ein Stein vom Herzen, als er hörte, dass es den anderen gut ging. Leider traf das nicht auf Johnson zu und er schüttelte kurz den Kopf. Er hoffte, dass es dem strengen Polizisten jetzt bald besser gehen würde. "Ich hoffe, Ethan kann sich zeitnah nochmal melden. So, wie ich das einschätze, möchte Conchua auch gute Nachrichten erhalten. Hat Ethan was gesagt, wie schlecht es Johnson geht?"
Louthan: Nidoking legte Johnson vorsichtig auf dem Boden ab, dann rief Riccardo es in seinen Pokéball zurück. Am oberen Ende der Treppe wartete derweil das Tornupto. Riccardo musterte Johnson einen Moment lang, dann ging sein Blick zu der Treppe, um letztlich an Ethan hängen zu bleiben. "Meinst du, du kriegst das hin?" Ethan zögerte einen winzigen Moment, zwang sich dann aber zu einem Nicken. Das Problem war weniger das Gewicht, sondern eher die Tatsache, dass er nicht wusste, wie er überhaupt einen Verletzten bewegen sollte. Riccardo nahm ihm die Entscheidung ab, indem er zu Johnson trat und ihn unter den Schultern packte, um seinen Oberkörper anzuheben. Bei der Berührung an der verletzten Schulter stöhnte der Captain leicht, wirkte aber nicht so, als hätte er sein Bewusstsein wiedererlangt. "Nimm die Beine." Ethan nickte entschieden, dann trat er zu dem Captain und griff nach dessen Beinen. Anschießend begann Riccardo, rückwärts die Treppe emporzusteigen und Ethan folgte ihm gezwungenermaßen. Johnson entpuppte sich dabei als schwer, was vermutlich daran lag, dass er bewusstlos war und somit keinerlei Körperspannung aufrechterhielt.
Sie wurde zwar ignoriert, aber das störte Lou in diesem Augenblick eher wenig. Immerhin war es wichtig, dass sie den Captain möglichst bald nach oben brachten. Ethan schien dabei etwas unsicher zu sein, aber Lou konnte ihm das nicht verübeln. Die Situation überforderte sie im Grunde auch. Tatsächlich richtete sie sich sogar darauf ein, den jungen Mann gegebenenfalls abzulösen, denn es war nicht zu übersehen, dass Johnson ziemlich schwer sein musste.
Holly:
Holly schüttelte den Kopf. Auch sie hätte gerne bessere Nachrichten für Conchua gehabt, aber das würde vermutlich noch warten müssen, bis Ethan erneut angerufen hatte. "Nein. Ethan hat es als 'nicht besonders gut' beschrieben. Wenn wir bedenken, dass der Captain seit gestern da unten ist, kann das leider eine ganze Menge bedeuten", meinte die junge Farmerin mit einem tiefen Seufzen. "Ich denke, wir sollten den zweiten Anruf abwarten, bevor wir Conchua benachrichtigen. Die Info ist wahrscheinlich so nicht sehr förderlich."
Jakob seufzte einmal kurz. Johnson tat ihm irgendwie Leid und seine Laune sank, als er an die Organisation dachte. Sie hatten ihm gesagt, dass er sich überlegen soll, wo seine Loyalitäten lagen. Jakob dachte sich, dass sie sicher nicht bei den Leuten waren, die Pokémon stahlen und Polizisten entführten. Mit so etwas wollte er eigentlich nichts zu tun haben. "Ja, gut. Dann hoffen wir mal, dass Conchua erst wieder hier auftaucht, sobald sich Ethan wieder meldet. Aber gut, zumindest haben sie ihn befreit und er lebt noch. Ansonsten hätte Ethan das anders ausgedrückt, denke ich."
Louthan: Der Weg über die Treppe war definitiv anstrengend, aber letztlich gelang es ihnen, Johnson in den Vorraum und von dort aus durch die zerstörte Eingangstür nach draußen zu schaffen. Erleichtert atmete Ethan aus, als die den Captain auf dem Boden vor der vermeintlichen Lagerhalle ablegten, doch dann bemerkte er das Blut, das von Johnson verletzter Schulter auf den Boden rann. Vermutlich hatte die Verletzung den Transport nicht gut überstanden, aber sie hatten den Captain letztlich aus dem Tunnel schaffen müssen! Ethan bemerkte, dass er sich so hilflos fühlte wie bei Bonapartes Verletzung. Automatisch ballte er die Hände zu Fäusten. Es musste ein Ende haben.
Lou war erleichtert, als sie es endlich nach oben geschafft hatten. Für sie fühlte es sich an, als ob das Schlimmste soweit geschafft war. Allerdings fiel ihr Blick auf die Verletzung des Captains und leider war vom Krankenwagen bisher keine Spur zu sehen. Sie bemerkte, dass Ethans Blick ebenfalls auf Johnson lag, allerdings schien ihn das besonders mitzunehmen. Lou legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und versuchte, aus dem Ausdruck auf seinem Gesicht schlau zu werden. "Er wird es schaffen", versicherte sie ihm, auch wenn sie das überhaupt nicht wissen konnte. Aber Lou wollte auch gar nichts anderes glauben. "Wir waren rechtzeitig. Er wird es schaffen."
Holly:
"Ich denke mal, dass Ethan das dann direkter gesagt hätte. Vermutlich wollte er nicht mehr sagen, weil er uns nicht beunruhigen wollte. Kann ich mir jedenfalls vorstellen", erwiderte Holly auf Jakobs Aussage, ehe sie schließlich wieder nach dem Tuch griff und begann abermals das Toxiped auf ihrem Schoß zu putzen. Tatsächlich war sie froh, dass das Pokemon da war, denn es gab ihr das Gefühl, nicht komplett nutzlos zu sein und außerdem konnte Holly so ihre Hände beschäftigt halten.
Jakob seufzte noch einmal und lehnte sich dann wieder zurück, als er sah, dass Holly abermals begann, das Toxiped zu polieren. "Ja, vermutlich hast du recht", antwortete Jakob dann und schaute kurz auf das Telefon. Wirklich viel zu tun hatten die beiden immer noch nicht und nach Hollys Aussage war es wohl eine schlechte Idee, jetzt zu Conchua zu gehen. Mit einem kurzen Blick zu dem Toxiped nickte er Holly zu. "Sag mal, gefällt dir das so sehr, das Toxiped zu polieren, oder machst du das nur, um dich beschäftigt zu halten?"
Louthan: Ethan seufzte, als Lou ihn ansprach, dann nickte er kurz. Ob sie allerdings recht hatte... war eine andere Frage. "Ich würde sagen", merkte Riccardo letztlich an, "wir verschieben unsere Fragestunde." Ethan sah zu ihm und bemerkte, dass Riccardo definitiv Blut an seinen Händen und seinem Hemd hatte. Und das wiederum war wohl wirklich keine sonderlich gute Voraussetzung, um sich irgendwo zu unterhalten. Trotzdem brauchte Ethan einen Moment, um schließlich erneut zu nicken. "Ja", bestätigte er dann. "Wann hast du Zeit?" Bevor Riccardo antworten konnte, ertönte letztlich die Sirene eines Krankenwagens und das Geräusch kam eindeutig näher. Ethan musste zugeben, dass zumindest das reibungslos zu funktionieren schien.
Das ganze Blut auf Riccardos Klamotten war definitiv kein schöner Anblick und Lou musste sich unwillkürlich an den Tag erinnern, an dem Bonaparte verletzt worden war. Ethans und auch ihre Sachen waren ebenfalls unangenehm rot verfärbt gewesen. Zum Glück holte sie die Sirene des Krankenwagens zurück in die Realität und Lou musste zugeben, dass das in diesem Moment das beste Geräusch war, das hätte auftauchen können. "Klärt ihr das kurz, ich wink den Krankenwagen ran", entschied das Mädchen, weil es auch endlich etwas tun wollte. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie zum Straßenrand, um dem Krankenwagen schließlich zu signalisieren, wohin er musste.
Holly:
Als Jakob sie nach dem Toxiped fragte, hob Holly kurz den Blick. "Es ist irgendwie beruhigend und ja, es hält mich beschäftigt. Außerdem schien es der Kleinen zu gefallen und das gibt mir das Gefühl, dass ich auch nichts Nutzloses mache. Ich bin normalerweise nicht so der Typ, der abwartet und alles... Ich bin eher jemand, der die Dinge direkt angeht. Hier zu sitzen und nur zu warten ist unglaublich anstrengend für mich", gab sie Jakob zur Antwort.
Jakob musste tatsächlich erneut lachen. Er war froh, mit der Farmerin in einigen Punkten übereinzustimmen. "Du, mir geht das ähnlich, nur dass ich kein Toxiped zum Polieren habe. Aber mach du nur. Ich würde jetzt viel lieber noch einmal trainieren. Ich bin immerhin froh, dass die Abwehr mit Felsgrab mittlerweile einigermaßen klappt." Danach lächelte der Teenager Holly verlegen an. "Ich muss auch ganz ehrlich gestehen, durch Ethans Kampf bin ich ziemlich aufgeregt. Ja, ich habe ein bisschen Strategie, aber mal sehen, wie gut alles im Einzelnen klappt. Ich bin der Meinung, Conchua hat es definitiv in sich."