Louthan: Der Krankenwagen hielt an und ein Notarzt sowie zwei Sanitäter stiegen aus, wobei sie direkt einen erste Hilfe Koffer und eine Trage mitbrachten. Gemeinsam mit Lou eilten sie zu Johnson und Ethan trat zur Seite, um ihnen Platz zu machen. Die Sanitäter und der Arzt verloren keine Zeit und entfernten Johnsons Hemd, sodass eine ziemlich große, ziemlich tiefe und ziemlich unschöne Wunde sichtbar wurde, die nicht nur seine linke Schulter, sondern auch einen Teil seines Oberkörpers betraf. Ethan biss die Zähne aufeinander. "Wie ist das passiert?", fragte einer der Sanitäter, während sie irgendwelche Elektroden und andere Gerätschaften an Johnson anbrachten.
Lou war für einen Moment sprachlos, als sie Johnsons Wunde sah. Die Verletzung sah deutlich schlimmer aus, als sie erwartet hatte und das Mädchen fragte sich tatsächlich, wie viel Glück es eigentlich war, dass der Captain noch am Leben war. Die Frage des Sanitäters holte Lou letztlich zurück in die Realität. Was sollten sie darauf antworten? Dass er gefoltert worden war? Selbst in ihrer Verfassung war Lou klar, dass das keine sehr kluge Antwort gewesen wäre. "Wissen wir nicht", ergriff sie schließlich das Wort. "Wir haben ihn so gefunden. Da war er bereits nicht mehr ansprechbar." Und das war nicht einmal gelogen. Das Problem war, dass es dem Rettungsteam vermutlich nicht weiterhalf, aber sie hatten nun wirklich keine Informationen, woher die Verletzung rührte.
Holly:
"Du wirst schon noch etwas Zeit haben", meinte Holly und versuchte zuversichtlich zu klingen. Dass Conchua nicht zu unterschätzen war, hatte sie während Ethans Kampf gesehen. Dementsprechend hatte Jakob vermutlich allen Grund, um nervös zu sein. Immerhin hatte er gleich früh seinen Termin. "Selbst wenn du nicht gewinnst, ist das doch nicht schlimm. Ist ja nicht so, als ob du nur diese eine Gelegenheit haben wirst. Denk da einfach dran, dann wird das schon mit der Aufregung", schlug sie ihm vor.
Jakob schüttelte kurz den Kopf und lächelte dann Holly an. Sie versuchte, ihn zumindest ein wenig zu beruhigen. So richtig gelang ihr das nicht, allerdings freute sich der Teenager über die Geste. "Danke. Mir ist klar, dass das noch lange nicht das Ende bedeutet, wenn ich morgen verliere. Das mit der Verletzung ist echt blöd gelaufen, ich hätte gerne noch etwas mit Pachira trainiert... und sie sicher auch. Du weißt schon, junge Pokémon brauchen Bewegung und so. Ich wünschte, sie wäre ein wenig stärker, aber das kommt sicher mit der Zeit." Jakob seufzte kurz und nickte dann. "Und ich hoffe, dass ich um ihr Problem herum komme. Das macht natürlich die Auswahl an Attacken, die sie lernen kann, ein wenig schmaler. Aber ich bin im Endeffekt auch nur froh, dass ich sie überhaupt trainieren kann."
Louthan: Der Sanitäter warf Lou einen sichtlich skeptischen Blick zu, dann widmete er sich Johnson und legte einen Zugang für irgendeine Infusion, während der Notarzt die Wunde für den Moment mit Klammern schloss. Anschließend hievten sie den Captain auf die Trage. "Haben Sie die Polizei informiert?", hakte der Notarzt nach, während die beiden Sanitäter Johnson in den Krankenwagen brachten. "Er ist die Polizei", kommentierte Riccardo mit einem Nicken zu Johnson. "Aber keine Sorge, ich habe vor, dort vorbeizuschauen." Der Notarzt sah ihn einen Moment lang prüfend an, dann wandte er sich ab. "In welches Krankenhaus bringen sie ihn?", hakte Ethan noch nach, weil das potentiell eine wichtige Information sein konnte. "In das nächste", antwortete der Notarzt. "Malcom Street."
"Wie... Wie schlimm sieht es eigentlich aus?", wagte Lou schließlich doch die Frage zu stellen, vor deren Antwort sie sich fürchtete. Allerdings machte ihr die Ungewissheit noch mehr zu schaffen und irgendwo hoffte sie natürlich, dass der Notarzt ihr bestätigen würde, dass der Captain wieder auf die Beine kommen würde.
Holly:
"Wenn es ihr wieder besser geht, wirst du vermutlich genug damit zu tun haben, sie an einem Fleck zu behalten", äußerte Holly ihre Vermutung. Pachira war definitiv lebhaft und die verordnete Ruhe war mit Sicherheit nicht nach ihrem Geschmack. "Und was ihr Problem angeht... Ihr müsst wohl beide lernen, damit umzugehen. Aber ich kenn das. Ich meine, ich versuche auch Lola irgendwie zu helfen, mit ihrer Angst klarzukommen. Das ist aber auch leichter gesagt als getan und ich vermute mal, dass sie das nie ganz ablegen wird. Aber das ist okay. So wie sie ist, ist sie am besten. Mit einer anderen Persönlichkeit wäre sie ja nicht mehr Lola, sondern nur irgendein Snubbull. Im Endeffekt macht Pachiras sogenanntes Problem sie doch erst einmalig. Und das ist was Gutes, wenn du mich fragst."
Louthan: "Gut ist was anderes", kommentierte der Notarzt. "Aber so wie es aussieht, wird er durchkommen. Bis er wieder auf den Beinen ist, wird es aber mindestens ein oder zwei Wochen dauern." Er hielt kurz inne. "Wissen Sie zufällig den Namen oder ob er Papiere dabei hat?" "Ob er Papiere dabei hat, wissen wir nicht", antwortete Ethan. "Aber er heißt Johnson und ist Captain an der Strandwache." "Okay", bestätigte der Notarzt mit einem Nicken. "Das dürfte reichen. Wir machen uns auf den Weg." Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, stieg er hinten in den Krankenwagen ein, der sich daraufhin mit Blaulicht und Sirene in Bewegung setzte.
Jakob nickte Holly zustimmend zu. "Du hast recht, ich werde sie vermutlich kaum bändigen können. Ich hab vor, morgen extra früh aufzustehen, damit ich mit ihr noch mal spazieren gehen kann. Ich bin mir nicht sicher, wie gut es ist, wenn sie beim Arenakampf zu viel überschüssige Energie hat. Das ging auch nicht so gut aus, als sie spontan beschlossen hatte, auf das Staravia zu springen." Dann schüttelte er kurz den Kopf. "Na klar macht sie ihr sogenanntes Problem einzigartig. Ich darf es aber wohl trotzdem schade finden, wenn sie bestimmte Sachen nicht kann, die andere Pokémon ihrer Art beherrschen. Das finde ich nicht nur schade, weil dadurch im Kampf flexibilität verloren geht, es tut mir auch irgendwie Leid für sie." Dann lächelte er die Farmerin kurz an und sein Gesichtsausdruck wurde entschlossen. "Aber genau deswegen will ich sie weiter trainieren und alles aus ihr herausholen, damit ich ihr das Gefühl geben kann, trotzdem etwas wert zu sein."
"Ich weiß, ich sollte wohl beruhigt sein, aber ich mach mir immer noch ziemliche Sorgen", gestand Lou, während sie dem Krankenwagen hinterhersah. Das Mädchen seufzte einmal tief, dann wandte es sich zu den beiden Männern um. "Wie genau gehen wir jetzt vor?", erkundigte sich Lou. "Klar, dass die bei der Polizei bescheid kriegen müssen und die anderen müssen wir auch anrufen..." Sie seufzte abermals und fuhr sich kurz durch die bunten Haare. Das alles war schon ziemlich viel. "Habt ihr jetzt schon was abgemacht oder noch nicht?", fragte Lou nach, in der Hoffnung so einen Anfang zu finden.
Holly:
Holly hob die Augenbrauen und sah Jakob recht skeptisch an. "Das klingt gerade so, als ob Pachira sich irgendwie minderwertig fühlt", meinte die junge Farmerin. "Ich finde allerdings, dass sie eindeutig eher fröhlich ist. Ein bisschen zu fröhlich vielleicht sogar, wenn man bedenkt wie lebhaft sie ist." Die junge Farmerin hob kurz die Schultern. Sie war nun wahrlich keine Expertin, was Pokémon-Psychologie anging. "Zeig ihr einfach, dass es dir egal ist. Das ist die beste Bestätigung, die du ihr geben kannst. Find ich jedenfalls."
Jakob nickte kurz und lächelte. "Weißt du... genau das habe ich ja vor. Hey, am Anfang hat das mit Glut nicht geklappt, also stürzen wir uns jetzt auf andere Attacken. Und das mit dem Minderwertigkeitskomplex..." Jakob seufzte einmal und überlegte. So wollte er das jetzt nicht formulieren. Er wusste eigentlich genau, was er meinte, er hatte nur schwierigkeiten es auszudrücken. "Ich meinte ja nur, dass sie fester Bestandteil von meinem Team wir und das, was sie mach, auch gut macht. Dass sie ein gut trainiertes Pokémon wird und so. Und hey, sie fühlt sich ja bei mir wohl und hat ihren Spaß." Jakob dachte kurz nach. Pachira war etwas anders als Siggi, als dieser noch klein gewesen war. Sie war deutlich lebhafter und auch unkonzentrierter. Trotzdem war Jakob davon überzeugt, dass er es mit ihr weit bringen konnte, ob sie jetzt ein Problem hatte oder nicht.
Louthan: "Nein", antwortete Ethan auf Lous Frage hin und sah anschließend zu Riccardo. "Du hast einen anderen Temrin angeboten?" "Ja", erwiderte dieser. "Von mir aus heute Nachmittag." "Das klingt gut", bestätigte Ethan mit einem Nicken und sah anschließend zu der mit Pokébällen gefüllten Tasche von Riccardo. "Du hast gesagt, du bringst sie zur Polizei?" "Richtig", erwiderte Riccardo, "aber bevor ich mich mit der geballten Kompetenz dort auseinandersetze..." Er beendete den Satz nicht und wandte sich stattdessen dem Tunnel zu, dann sah er zu seinem Sengo. "Donner." Das Sengo schien einen Moment lang elektrische Energie zu sammeln, dann attackierte es das Gebäude. Im oberen Teil der Lagerhalle explodierte irgendein Verteilerkasten und auch aus dem Inneren des Tunnels waren letztlich Explosionen zu hören. Dann drang Rauch aus dem Tunnel. Riccardo sah zu seinem Tornupto. "Erdbeben." Das Feuer-Pokémon griff an und konzentrierte dabei das Erdbeben so genau auf den Tunnel, dass Ethan, der nur wenige Meter entfernt stand, kaum etwas davon spürte. Das Lagerhaus und der vordere Teil des Tunnels hingegen gaben knirschend nach und fielen letztlich in sich zusammen.
Lou konnte nur mit offenem Mund staunen, wie effektiv Riccardos Pokemon arbeiteten. Natürlich hatte er es angekündigt, es jetzt aber zu sehen, war nochmal ein ganz anderes Kaliber. Den Tunnel würde sobald wohl niemand mehr auch nur betreten wollen. "Wahnsinn", meinte das Mädchen, ehe es sich doch zusammenriss und wieder zu den beiden anderen sah. "Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber ich bin dafür, dass wir jetzt ein oder zwei Querstraßen weitergehen. Jetzt vor der Lagerhalle gesehen zu werden, behagt mir so gar nicht."
Holly:
"Dann hast du doch beste Voraussetzungen", meinte Holly auf Jakobs Aussage hin. "Und wenn du für manche Dinge mehr Zeit oder mehr Versuche brauchst, dann juckt das doch auch niemanden." Natürlich wusste Holly, dass das leichter klang, als es vermutlich war, aber sie war trotzdem der Meinung, dass das die beste Einstellung war, die man in dieser Hinsicht haben konnte.
Jakob nickte Holly zu. Sie sagte ihm indirekt, dass es nicht ganz einfach werden würde, aber sie sagte auch, dass er sich nicht entmutigen lassen sollte und genau das hatte der Teenager auch vor. "Ich habe das Gefühl, ich bin für meine Verhältnisse schon einen guten Schritt weiter gekommen. Egal, ob ich morgen gewinne oder nicht, morgen ist mein erster Arena-Kampf. Natürlich möchte ich gewinnen, aber ich werde auch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn das nicht so ist. Ich weiß, dass ich aus meinem Team noch viel herausholen kann und werde, ich bin noch lange nicht an meinen Grenzen angekommen." Er zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ob ich mal alle acht Orden haben werde und an der Liga Teilnehme? Ich weiß es nicht, aber ich will es zumindest versuchen. Und selbst wenn nicht, mir macht es einfach viel Spaß, Pokémon zu trainieren, irgendeine Beschäftigung, mit der ich meinen Lebensunterhalt verdienen kann, finde ich da schon!"
Louthan: "Ich werde mich jetzt auf den Weg zur Polizei machen", antwortete Riccardo mit einem Schulterzucken. "Und dann ist meine Aufgabe hier erledigt." Ethan fragte sich einen Moment lang, ob Riccardo die Pokémon wirklich bei der Polizei abgeben würde, aber sie waren Freiwillige und letztlich mussten sie nur nachfragen - und das musste auch Riccardo bewusst sein, von daher war Misstrauen vermutlich überflüssig. "Wann und wo treffen wir uns heute Nachmittag?", fragte Ethan stattdessen. Riccardo warf einen kurzen Blick auf eine eindeutig teure Armbanduhr. "Sagen wir um 16 Uhr", erwiderte er dann. "Ich würde das kleine Café vorschlagen, in dem wir uns schon einmal unterhalten haben." Ethan nickte. "In Ordnung", stimmte er zu. "Bis später", antwortete Riccardo und wandte sich ab, wobei er seine Pokémon in deren Pokébälle zurückrief.
"Bis später", erwiderte Lou und nickte Riccardo kurz zu. Sie hoffte, dass er die Gelegenheit nutzen würde, um sich ein anderes Hemd anzuziehen. Ansonsten dürfte er vermutlich noch einiges mehr zu erklären haben. Lou seufzte und sah anschließend zu Ethan. "Was denkst du? Sollen wir dann so langsam die anderen anrufen?", wollte sie von ihm wissen. "Und dann ist da noch die Frage, ob wir zum Krankenhaus gehen sollen." Sie war jedenfalls dafür, allerdings war ihr auch klar, dass es vermutlich noch ein wenig dauern würde, bis die Behandlung des Captains abgeschlossen sein würde.
Holly:
"Das klingt in meinen Ohren ein bisschen sehr zuversichtlich, vor allem das mit der Beschäftigung, aber ausschließen kann man das wohl nicht", musste Holly Jakob zugestehen. "Aber dir ist schon klar, dass das in jedem Fall eine ganz schöne Menge an harter Arbeit für dich wird?" Tatsächlich war sich die junge Farmerin gar nicht so sicher, dass das Jakob bewusst war.
Jakob seufzte kurz und nickte. Da war auch schon wieder die Rede von der harten Arbeit. Allerdings wollte sich Jakob davon nicht abschrecken lassen. "Weißt du... mir ist schon klar, dass das viel Arbeit wird. Ich glaube nämlich nicht, dass ich vom Rumsitzen besser werden kann. Und die Trainingseinheiten, die wir in der Gruppe zusammen machen, machen zwar Spaß und bringen unseren Pokémon viel, aber wir sind noch weit von einem Intensivtraining entfernt, schätze ich." Er lehnte sich kurz zurück und streckte sich. "Aber mir ist das egal, solche Gespräche bringen ja auch immer etwas für einen selbst, unsere Pokémon sind spätestens heute Abend wieder dran, denke ich." Und bei Holly hatte er noch viel früher etwas vor, aber das würde jetzt davon abhängen, wann sich Ethan und Lou melden würden. Die Arbeit als Freiwilliger war doch zeitaufwändiger, als er gedacht hatte.