Als Lou die Stimme des Nachrichtensprechers hörte, hielt sie sofort inne, in dem was sie tat, und sah zum Fernseher. "Oh, bitte nicht...", entwich es dem Mädchen. Lou wusste nicht, was sie erwarten sollte, sie wusste nur, dass es nichts Gutes sein konnte.
Lou: "Heute Nacht kam es zu einem Übergriff auf das Krankenhaus Malcom Street", fuhr der Nachrichtensprecher mit ernster Miene fort. "Unbekannte haben versucht, in das Krankenhaus einzudringen. Die Polizei und der krankenhauseigene Sicherheitsdienst sind noch immer vor Ort. Ich übergebe an unseren Reporter."
Lou spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Das war das Krankenhaus, in dem Captain Johnson war! Das Mädchen starrte den Fernseher fassungslos an. Sie hoffte wirklich, dass es dem Captain gut ging. Es musste ihm einfach gut gehen! Der Angriff durfte nicht ihm gegolten haben! Er war dort sicher gewesen! Riccardo hatte es ihnen versichert und Johnson war auf einer verdammten Intensivstation!
Die Nachrichtensendung übertrug das Bild eines Reporters, der vor dem Krankenhaus stand. Vor dem Gebäude befand sich eine Polizeiabsperrung, an der sich unglaubliche zwei Polizisten aufhielten. Zwei Polizeiwagen mit Blaulicht ließen vermuten, dass sich im Krankenhaus selbst weitere Polizisten befanden. "Wir wurden soeben Zeuge, wie zwei Verdächtige festgenommen und abtransportiert wurden", erläuterte der Reporter. "Aktuell gibt es Berichte von Verletzen, vor allem Mitglieder des Sicherheitsdienstes des Krankenhauses."
Lou fühlte sich von der Szene und den Ausführungen des Reporters nur bedingt beruhigt. Einerseits war es beruhigend, dass nur Verletzte und keine Toten zu beklagen gab, aber die Aussage war, dass hauptsächlich Wachpersonal betroffen war. Lou leckte sich nervös über die Lippen. Die Frage, wer noch betroffen war, hing noch immer im Raum.
"Ich kann nur berichten, was vorgefallen ist", fuhr der Reporter. "Augenzeugen berichten, die Angreifer seien in den frühen Morgenstunden in das Krankenhaus eingedrungen - noch haben wir leider keine Bilder von der Überwachungskamera." Ein Polizist eilte im Hintergrund durch das Bild. "Es scheint sich um insgesamt acht Angreifer gehandelt zu haben, da nur zwei in Gewahrsam genommen wurden, bleibt fraglich, was mit den anderen passiert ist. Der Sicherheitsdienst des Krankenhauses meldet drei verletzte Mitarbeiter sowie diverse verletzte Pokémon. Patienten scheinen nach aktuellem Kenntnisstand nicht betroffen zu sein."
Als der Reporter seine Aussage beendet hatte, atmete Lou erleichert aus und merkte erst dann, dass sie sie Luft angehalten hatte. Zumindest eine gute Nachricht. Jedenfalls unter Vorbehalt. Lou strich sich durch das Haar und sah weiterhin zum Fernseher, in der Hoffnung noch weitere Informationen zu bekommen.
"Offenbar", fuhr der Reporter fort, "wurden diverse Türanlagen sowie einige Stromanbindungen beschädigt, aber die Notstromversorgung funktioniert laut Krankenhaus reibungslos. Schaulustige und Besucher werden aktuell nicht in das Gebäude gelassen, bis dieses komplett durchsucht wurde." Er räusperte sich, sah sich prüfend um und als er nichts Neues zu bemerken schien, sah er wieder in die Kamera. "Hiermit gebe ich zurück ins Studio - wir melden uns, sobald wird mehr wissen."
Lou bemerkte, dass ihre Hände zitterten. Die Tatsache, dass es keine weiteren Informationen gab, beruhigte sie nicht im geringsten. Sie hoffte, dass dem Studio vielleicht noch neue Erkenntnisse vorlagen, wenn dem nicht so war, würde sie sich sofort auf den Weg zurück zu Ethan machen. Sie musste ihm und den anderen unbedingt davon erzählen!
"Danke für den Bericht", erwiderte der Nachrichtensprecher. "Es ist nach wie vor unklar, aus welchem Grund ausgerechnet ein Krankenhaus überfallen wurde. Fraglich ist außerdem, ob dieser Überfall mit den Diebstählen der Pokémon zusammenhängt. Polizeikreise bezweifeln dies." Er griff nach einem neuen Zettel. "Kommen wir zu Neuigkeiten bezüglich der Lage am Aktienmarkt."
Lou entschied, dass sie sich nicht für Aktien interessierte und da das Thema offensichtlich beendet war, schnappte sie sich kurzerhand ihren Bademantel und warf ihn sich über, um nicht nur in ihren Schlafklamotten auf den Flur zu treten. Ein weiterer Griff galt ihrer Zimmerkarte, ehe sie schließlich eilig ihr Zimmer verließ und kurz darauf an Ethans Tür klopfte. Sehr eindringlich.
Ethan war gerade unter der Dusche, als er ein durchaus lautes Klopfen hörte. Irritiert wartete er einen Moment, aber es hörte nicht auf und der Zimmerservice kam nicht um diese Zeit. Mit einem Seufzen drehte er das Wasser ab, griff nach dem Bademantel und band ihn zu, um anschließend das Zimmer zu durchqueren. Als er die Tür öffnete, stand Lou davor. "Was ist los?", fragte er skeptisch, weil sie irgendwie... hektisch wirkte.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Ethan schließlich die Tür öffnete. Seinem nassen Haar nach zu urteilen, war er gerade duschen gewesen, aber das interessierte Lou gerade nicht im geringsten. "Das Krankenhaus, in dem Johnson liegt, ist überfallen worden!", erzählte sie dem jungen Mann aufgeregt. "Angeblich sind keine Patienten zu Schaden gekommen, aber die haben das Wachpersonal ganz schön in Mitleidenschaft gezogen und im Moment darf niemand hin!"
"Was?", hakte Ethan nach, schüttelte dann aber den Kopf. "Nachrichten", schlussfolgerte er dann und atmete tief durch. "Wenn es Tote unter den Patienten gegeben hätte, hätten sie das mit Sicherheit erwähnt, wir können also davon ausgehen, dass Johnson nichts passiert ist." Er runzelte die Stirn. "Streng genommen wissen wir nicht einmal, ob das ihm gegolten hat."
"Es ist erst heute Morgen irgendwann passiert", erzählte Lou. "Die Infos sind noch echt schwammig. Angeblich waren es acht Leute, die rein sind. Zwei konnten angeblich festgenommen werden." Das Mädchen schüttelte unwillkürlich den Kopf. Natürlich hatte Ethan recht und es konnte sein, dass die ganze Aktion nichts mit Johnson zu tun hatte, aber ein schaler Nachgeschmack und die Sorge blieben dennoch. "Ich... Ich hoffe du hast recht... Sollen wir uns beeilen? Dann klopf ich gleich bei den beiden anderen."