Jakob verkrampfte die Hände und sah dann doch zu Holly auf, diesmal mit etwas Ärger im Blick. "Ja, natürlich hab ich das gerafft, dass Lou eine Entschuldigung will. Aber weißt du was? Ich glaube sie will eine ordentliche Entschuldigung. Keine, die ich mal eben so in den Raum werfe. Bis ich das mit der Eifersucht nicht in den Griff bekommen habe, bringt es doch nichts, mich zu entschuldigen!" Er schnaubte kurz und schüttelte den Kopf. "Und mir ist klar, dass ich jetzt so viel Unsinn hätte anstellen können. Aber das macht doch alles grad nur schlimmer... ich muss mit mir selber klar werden und das kann ich nicht bei solchen Themen... eigentlich will ich alleine sein und meine Ruhe haben..." Die Wahrheit war, dass das zwar Jakobs Plan gewesen war, ihm jetzt aber auffiel, dass er keine Idee hatte, wie er genau mit der Situation umgehen sollte. Es ärgerte ihn, dass er im Moment keine Lösung fand, ablenken wollte er sich aber ganz sicher nicht. "Und hör auf von dieser Frau zu sprechen, ja? Das Thema war durch!"
"Ich werde auch nicht wirklich schlau aus ihm", gab Lou zu. "Es geht ja schon damit los, dass ich nicht kapiere, wie er auf mich stehen kann, ohne mich wirklich zu kennen. Ich kann es mir nur so erklären, dass ich für ihn entweder hübsch oder anderweitig interessant bin. Vermutlich weil ich aus einer Großstadt komme oder so. Ich kann wirklich nur raten, aber egal was es ist, es ist anscheinend ziemlich oberflächlich und das ist... weniger prickelnd." Das Mädchen schüttelte abermals den Kopf. Natürlich achtete Lou auf ihr Äußeres, aber wenn sich jemand für interessierte, dann sollte er sich doch auch bitte die Zeit nehmen, um sie kennen zu lernen. "Und was das Nachfragen angeht... Ich würde es meines Wissens nach nicht als üblich bezeichnen, aber es fällt auch nicht unbedingt aus der Reihe. Ich find es ziemlich sinnfrei, um ehrlich zu sein. Immerhin kann sich so eine Meinung ja ändern. Auf dem Weg nach Litora waren wir beide noch nicht so eng befreundet wie jetzt. Das ist vielleicht nicht das beste Beispiel, weil sich aus Jakobs Sicht ja eigentlich nichts geändert hat, aber es gibt genug Beispiele in Filmen und Büchern und auch in der Realität, auch wenn ich da niemanden persönlich kenne", erklärte das Mädchen den Sachverhalt, wie es ihn kannte.
Holly:
"Du sollst ihr die Entschuldigung ja auch nicht vor die Füße spucken. Übrigens schuldest du Ethan auch eine. Wenn es ihm wirklich nicht gut ging, so wie Lou das beschrieben hat, dann hast du ihm nämlich auch ganz schön Unrecht getan", erwiderte Holly und war tatsächlich froh, dass Jakob es schaffte, nicht mehr den Fußboden anzustarren. Sie fand es ein wenig anstrengend, so mit ihm zu reden. "Du solltest es schon ehrlich meinen, aber ich glaube nicht, dass Lou von dir erwartet, dass du spontan eine Lösung parat hast oder deine Gefühle abstellen kannst. Wenn jemand von uns weiß, wie kompliziert das ist, dann wohl doch sie. Guck dir einfach an wie sehr sie die Geschichte mit ihrem Ex mitnimmt." Auf Jakobs letzte Bemerkung antwortete Holly nur mit einer wegwerfenden Handbewegung. Natürlich war das Thema Charly durch, aber die hatte sich gerade zu gut als Beispiel dafür angeboten, wie es aussah, wenn Jabok Blödsinn machte.
"Man kann jemanden attraktiv finden", merkte Ethan mit einem Schulterzucken an, "dafür muss man denjenigen nicht kennen. Aber das hat vermutlich ziemlich wenig mit irgendwelchen Gefühlen zu tun." Gut, er war mit Sicherheit kein Experte, aber das wusste selbst er. Wieso der Idiot der Meinung war, Lou deswegen regelrecht zu vergöttern, leuchtete ihm allerdings nicht ein. "Ich könnte mir vorstellen, dass es Sinn hat, um Problemen vorzubeugen", antwortete er skeptisch. "Unter Freunden kann so etwas ansonsten vermutlich zu Problemen führen." Aber er sah den Idioten nicht als Freund an. "Ich bin mir allerdings nicht sicher, inwiefern Filme oder Serien gute Referenzobjekte für das echte Leben sind. Viele durfte ich nie sehen, aber die, die ich gesehen habe, waren in meinen Augen doch eher... realitätsfern."
Jakob seufzte tief und trat dann doch einen Schritt näher an Holly heran. "Weißt du... ja, ich möchte mich entschuldigen. Sowohl bei Lou als auch bei Ethan. Aber mein Problem ist..." Er schüttelte den Kopf. Lou war ihm eindeutig wichtiger als Ethan, allerdings wollte er nicht wissen, was Holly über ihn dachte, wenn er nicht betonte, dass ihm Ethan auch wichtig war. "Bis ich nicht... die Eifersucht zumindest ein bisschen wieder runter gebracht habe, kann ich nichts anderes tun, als ihnen eine halbherzige Entschuldigung vor die Füße kotzen." Er dachte einen Moment an Lou und Ethan, die im Moment im Zimmer waren. Alleine. Unwillkürlich ballte er die Hnde zu Fäusten. "Ich meine, mein Kopf dreht sich schon wieder bei dem Gedanken, was die beiden jetzt wohl miteinander reden. Und in der Situation soll ich eine vernünftige Entschuldigung vorbringen? Ich fürchte, dass das Zeit braucht."
"Aber wenn man jemanden attraktiv findet, dann sollte man doch versuchen, ihn kennenzulernen und ihm nicht an den Kopf werfen, wie sehr man ihn mag", meinte Lou mit einem Seufzen. "Aber das ist wohl etwas, was ich Jakob sagen muss und nicht dir." Die andere Option, was man mit jemandem tat, den man attraktiv fand, sprach Lou dann allerdings lieber nicht aus. Es war nicht sonderlich hilfreich und wenn sie ehrlich war, erinnerte es sie zu sehr daran, dass Jakob auch Charly attraktiv fand. Und die Polizistin war nun wirklich keine Frau, mit der Lou verglichen werden wollte. "Freunde reden für gewöhnlich auch über solche Sachen. Du hättest mich mal mit meinen Freundinnen zusammen erleben müssen, wenn eine von uns jemanden gut fand. Wir haben gefühlt jedes Detail ausgetauscht", erzählte Lou ihrem Begleiter stattdessen. "Heute würde ich das nicht mehr so... exzessiv machen, aber erzählen würde ich es trotzdem." Als Ethan schließlich Filme und Serien erwähnte, musste das Mädchen doch kurz lachen. "Ganz unrecht hast du da nicht", entgegnete Lou. "Die meisten sind wohl eher eine Anhäufung von Klischees oder Wunschdenken oder dergleichen. Und das hat nicht wirklich was mit der Realität zu tun. Obwohl man darüber streiten könnte, ob das Leben sich manchmal bei den Klischees bedient oder ob das Leben die Klischees geschaffen hat."
Holly:
"Was glaubst du denn, was die beiden machen?", entgegnete Holly und rollte mit den Augen. "Die beiden werden sich wohl kaum in den Armen liegen und sich die ewige Liebe schwören. Vermutlich rätseln sie eher wie ich, was dein Gehabe soll." Die junge Farmerin schüttelte den Kopf. "Im Ernst, Jakob. Wenn du willst, dass Lou dich mag, dann solltest du dich wie jemand benehmen, denn man auch mögen kann. Der eifersüchtige Trottel steht dir ohnehin nicht. Du musst dich nicht einschleimen, das hält auf Dauer sowieso keiner durch", erklärte Holly dann ihre Meinung. "Schalt mal einen Gang zurück. Wir kennen uns alle jetzt wie lange? Zwei Wochen vielleicht? Da solltest du echt keine Wunder erwarten. Katastrophen im übrigen auch nicht."
"Ich halte es ehrlich gesagt auch für sinnvoll, wenn ihr euch aussprecht", stimmte Ethan mit einem kurzen Nicken zu. Ein solches Gespräch würde unter Umständen dazu führen, dass sich der Idiot weniger wie ein Idiot benahm. Und das wiederum wäre vermutlich für alle angenehm, zumindest in Ethans Augen. "Spätestens nach dem heutigen Kommentar halte ich es sogar für mehr als sinnvoll." Er winkte kurz ab, weil er sich sicher war, dass er das nicht vertiefen musste. "Was derartige Gespräche mit Freunden angeht, kann ich nicht mitreden", merkte er dann an und hob die Schultern. "Aber falls wir irgendwann mal einen Film sehen, darfst du mir gerne erklären, inwiefern er der Realität entspricht oder daran angelehnt ist."
Jakob zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was die beiden gerade machen. Mir ist klar, dass das nichts Wildes ist, aber alleine, dass sie gerade sich unterhalten..." Er kratzte sich am Kopf. "Wahrscheinlich sogar über mich und wie dämlich ich mich verhalte... was die Situation auch nicht besser macht." Der Teenager schüttelte noch einmal den Kopf und versuchte, den Gedanken zu vertreiben, dass ihn Lou udn Ethan nicht ernst nahmen. "Aber... was soll ich dann deiner Meinung nach tun?"
"Ich werd mit ihm reden, versprochen", betonte Lou nochmal. "Wahrscheinlich ist das sogar überfällig..." Das Mädchen hob kurz die Schultern. Es blieb zu hoffen, dass Jakob danach umgänglicher sein würde. Ethan und Holly würden das vermutlich auch begrüßen, denn die beiden waren offensichtlich auch von Jakobs Verhalten genervt. "Was die Filme angeht, werd ich das gerne machen. Es gibt sowieso genug Filme, die wir mal zusammen gucken müssen. Sowas wie König der Pyroleo oder Ursaring Brüder. Die sind definitiv realitätsfern, aber trotzdem wirklich schöne Filme. Es gibt auch ein paar, die realistischer sind... Ich glaube, die Liste wird länger, je mehr Gedanken ich mir darüber mache." Das Mädchen lachte kurz. Lou wusste, dass sie einige Filme daheim in Grital hatte, wenn sie es also soweit schafften, dann hatten sie sogar potentiell die Chance darauf, einen Videoabend zu machen. "Welche Filme kennst du eigentlich?"
Holly:
"Stell dir vor, die beiden unterhalten sich. Korrigier mich, falls ich falsch liege, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide das auch gerade tun", entgegnete Holly. "Und ich verrat dir mal was: Ich hab gesehen, dass die beiden sogar schon ein Telefon benutzt haben, um mit anderen Leuten zu reden. Oh, und vorhin waren sie bei Johnson. Soll ich weitermachen oder merkst du selbst, dass das albern ist?" Die junge Farmerin schüttelte abermals den Kopf und hob schließlich die Schultern. "Ich würde dir empfehlen, dass du mal anfängst, dich normal zu benehmen. Wenn du dich nämlich nicht gerade irgendwo reinsteigerst oder irgendeinen Scheiß anstellst, bist du eigentlich voll in Ordnung. Du reißt es nur immer wieder raus. Lass das weg und dann läuft es bestimmt auch mit den beiden anderen", schlug Holly dem jungen Mann schließlich vor.
Jakob wollte erst Holly entgegenschleudern, dass es ihm nicht darum ging, dass die beiden miteinander redeten, sondern worüber sie redeten, bis ihm die Albernheit der Situation klar wurde. Jakob geriet dann tatsächlich sogar ins Stutzen, als Holly ihm sagte, dass er in Ordnung war. Einen Moment lang war er verwirrt, wusste nicht genau, was er tun sollte. Schließlich konnte er nicht anders, als die Farmerin anzulächeln und er gab ihr einen sanften Knuff gegen die Schulter. Für einen Moment hatte er das Bedürfnis, sie zu umarmen, doch er fand selber, dass das jetzt zu weit ging. "Okay... also... danke... ich glaub, ich habe mich wieder gefangen."
"Wenn ich gewusst hätte, dass es so einfach ist, hätte ich das zuerst gesagt", meinte Holly und schüttelte den Kopf. Dieses Mal allerdings amüsiert. Sollte einer diesen Kerl verstehen, sie tat es nicht. "Wenn du dich aber wieder gefangen hast, können wir doch zurück, oder? Weil eigentlich war das Gespräch schon sehr wichtig, weißt du?", gab die junge Farmerin nun wieder ernster zu bedenken. Schließlich ging es bei der ganzen Sache nicht um irgendwas und Holly fand, dass sie das nicht aus den Augen verlieren durften. Sie hoffte nur, dass Jakob in Zukunft ein wenig mehr bei der Sache sein würde.
Der Teenager seufzte kurz und nickte dann. Es war ihm einiges Wert, dass Holly ihm gesagt hatte, dass er in Ordnung war und aus irgendeinem Grund hatte das seine Eifersucht deutlich abgemildert. "Tja... wenn man mich kennt, weiß man, dass ich nicht sehr kompliziert bin", meinte der Teenager zu ihr mit einem Lächeln. Eigentlich war nichts Schlimmes an der Situation gewesen. Lou hatte sich nur um Ethan kümmern wollen, weil es ihm schlecht gegangen war. Lou schien einfach so zu sein und das machte sie ja auch in seinen Augen so süß. "Gut, gehen wir wieder zu den anderen. Hast ja auch recht, ist ziemlich wichtig alles. Und tut mir Leid, dass du mir hinterher rennen musstest."
"Ich musste ja nicht, ich hab es freiwillig gemacht", entgegnete Holly und winkte ab. In ihren Augen war nichts dabei und wenn es geholfen hatte, dass die Situation nicht weiter eskalierte, dann war ihr das recht. "Aber ich bin auch dafür, dass wir zurück gehen. Die beiden anderen warten offensichtlich darauf, dass wir wiederkommen", meinte die junge Farmerin und wandte sich schließlich ihrem Zimmer zu. Sie hatte ihre Zimmerkarte nicht dabei, aber da Ethan und Lou das Zimmer nicht verlassen hatten, klopfte Holly kurzerhand.
Als es klopfte, unterbrach Ethan die Film-Diskussion, die er ohnehin nur halbherzig geführt hatte. Lou war recht begeistert gewesen, er selbst hingegen hatte wenig Ahnung von Filmen, sodass er nicht das Gefühl gehabt hatte, wirklich etwas beisteuern zu können. Er hob entschuldigend die Schultern und trat anschließend zu der Tür, um Holly und zu seiner Überraschung auch den Idioten wieder herein zu lassen. Während er sich den Kommentar vekrniff, dass es sinnvoll war, Zimmerkarten mitzunehmen, wenn man ein Zimmer verließ, machte er einen Schritt von der Tür weg, um die beiden eintreten zu lassen.
Jakob trat hinter Holly in ihr Zimmer und sah zu Holly und Ethan. Er atmete einmal tief durch, bevor er sich kurz durchs Haar strich. "Ethan... Lou... es tut mir Leid, was ich grade eben gesagt habe." Jakob merkte, wie er doch ein wenig verlegen wurde und sah in eine Zimmerecke. "Naja... es war schon unfair von mir, so einen Ausbruch zu haben. Vor allem, wenn wir eigentlich etwas wichtiges zu Besprechen haben und Lou eigentlich nur zu dir nett sein wollte." Jakob seufzte tief und nickte, bevor er Ethan und Lou noch einmal kurz ansah. "Also... tut mir Leid, ich versuch mich in den Griff zu kriegen."
Holly nickte Ethan kurz zu, als sie das Zimmer betrat und ließ Jakob im Anschluss den Vortritt. Lou hingegen war erstaunt, dass der junge Mann sich so einsichtig zeigte und sie fragte sich, was Holly wohl zu ihm gesagt hatte. „Wir beide sollten auch mal reden“, meinte sie schließlich mit deutlich versöhnlicherem Tonfall ihm gegenüber. Immerhin wirkte Jakob wirklich reumütig und Lou wollte auch nicht nachtragend sein. Jedenfalls nicht, wenn Jakob sich nun wirklich bemühte.Sie hoffte nur, dass er sich später immer noch einsichtig zeigen und sein Benehmen dann auch ändern würde. „Entschuldigung angenommen“, fügte das Mädchen hinzu und lächelte sogar leicht.