"Also rufst du deine Freunde an", wandte sich Ethan an den Idioten, um das Besprochene zusammenzufassen, "und im Anschluss daran rede ich mit Kate." Er seufte. "Und anschließend schicken wir Cordes eine Nachricht", fuhr er fort, bemerkte dann aber, dass er das nur mit Lou besprochen hatte, sodass er erklärend hinzufügte: "Das erschien uns vorhin sinnvoller. Wenn sie Genauere Informationen will, kann sie uns dann selbst anrufen."
Jakob nickte dann kurz und deutete zur Tür. "Ich würde dann lieber in mein Zimmer gehen. Wenn sie wirklich Anrufe zurückverfolgen können, wäre es doof, wenn ich von Hollys Zimmer aus anrufe." Als er zur Tür ging, wandte er sich noch einmal zu den anderen. "Mag eigentlich irgendwer mitkommen oder bleibt ihr solange hier?"
"Das klingt nach einem Plan", stimmte Holly zu. "Bleibt nur zu hoffen, dass Cordes' Laune sich demnächst nicht noch weiter verschlechtert. Aber eine Nachricht ist wohl allein deshalb am besten, weil sie potentiell schon Feierabend hat. Da kann selbst sie nichts gegen sagen, oder?" "Das denke ich auch", schloss sich Lou an, ehe sie anschließend zu Jakob sah. "Ich muss nicht dabei sein. Ich glaube, dass du dich an die Absprache hältst." "Was das angeht, hast du das bisher jedenfalls so gemacht. Zumindest soweit ich weiß", bestätigte die junge Farmerin. "Aber die Frage kann man fast eins zu eins weitergeben. Wie sieht es bei dir aus Ethan? Willst du dich dann allein mit Kate unterhalten oder sollen wir dir den Rücken stärken?" "Du meinst, still daneben sitzen?", hakte die jüngere der beiden nach. "Ja... gut... Darauf wird es vermutlich hinauslaufen. Da hab ich wohl nicht ganz bis zu Ende gedacht. Tut mir leid", erwiderte Holly und hob in ratloser Geste die Schultern.
"Ich würde es sogar vorziehen, alleine mit Kate zu reden", antwortete Ethan. "Wenn irgendwer dabei ist, erhöht das nur das Risiko, dass sie mitbekommt, dass ihr ihren Nachnamen kennt." Er schüttelte den Kopf. Ein weiteres unangenehmes Gespräch, aber im Vergleich zu Rodriguez zumindest etwas weniger bedrohlich. "Sobald Jakob uns informiert hat, gehe ich zum Telefonieren in mein Zimmer."
Jalob nickte den anderen kurz zu. "Wir sehen uns später", sagte der Teenager noch und verließ Hollys Zimmer. Draußen angekommen seufzte er erst einmal und ging dann zu seinem Zimmer. Ein wenig mulmig war ihm ja schon, aber dieses Gefühl musste er im Moment ignorieren. In seinem Zimmer angekommen setzte er sich auf sein Bett und wählte schließlich die ihm bekannte Nummer.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Anruf entgegen genommen wurde. "Mein Informant", begrüßte ihn Sarah mit einem halb provokanten, halb unfreundlichen Tonfall. "Womit habe ich diesen Anruf verdient?"
Jakob schauderte es kurz bei dieser seltsamen Anrede und versuchte, sich wieder zu fassen. "Ja... das Übliche. Ein paar Dinge, die ich loswerden wollte." Kurz räusperte sich der Teenager. "Wir haben herausgefunden, dass Chief Rodriguez bestechlich ist. Und diesen Fakt möchte der junge Courtenay gerne ausnutzen."
Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, die von etwas untebrochen wurde, das vage nach leisen Stimmen im Hintergrund klang. Fast so, als befände sich Sarah in irgendeinem öffentlichen Raum, an dem diverse Leute diverse Gespräche führten. "Mhm", machte sie letztlich und klang dabei nicht unbedingt beeindruckt. Mit gespielter Höflichkeit fuhr sie fort: "Und was wollt ihr von ihm, wenn ich fragen darf?"
Jakob war erstaunt, derartige Hintergrundgeräusche zu hören. Leider konnte er daran nicht festmachen, wo Sarah sein könnte. "Nun, bisher hat er noch nicht gesagt, was er von ihm will. Allerdings meinte er, dass er sich durchaus eine Zusammenarbeit mit dem Chief vorstellen kann, wenn sie zu beiderlei Vorteil führt." Jakob setzte einen ebenfalls gespielt freundlichen Tonfall an. "Aber falls ich zu einem unpassenden Zeitpunkt angerufen haben sollte, können Sie mir das auch ruhig sagen...immerhin klingt es so, als wären Sie beschäftigt."
"Mach dir um mich keine Sorgen", erwiderte Sarah in einem nahezu versöhnlichen Tonfall. "Ich fürchte, ich muss doch noch einmal nachhaken." Es folgte eine kurze Pause, in der weiterhin Geräusche im Hintergrund zu hören waren. "Du musst doch wissen, wie ein beidseitiger Vorteil für deinen neuen Freund aussehen könnte. Weißt du, es könnte recht wichtig sein und ich hoffe ich muss dich nicht noch einmal daran erinnern, dass du doch sicher zu mir hältst."
Jakob war etwas am Schwitzen. So langsam gingen ihm die Informationen aus, die er Sarah geben konnte. "Ich denke, er möchte so etwas wie Informationen tauschen. Und ich denke, es geht ihm auch darum, ihn als Verbindung zu sichern. Der Courtenay meinte etwas davon, dass es von Vorteil ist, mit einem Mann zusammenzuarbeiten, der es geschafft hat, an der Spitze zu bleiben." Jakob hoffte einfach, dass Sarah ihm diese Lüge abkaufen würde. "Ich halte natürlich die Ohren offen, welche Informationen den Besitzer wechseln", meinte der Teenager schließlich. "Gibt es denn etwas über Chief Rodriguez, das Sie wissen wollen?"
"Ich bin lediglich ein wenig verwirrt", antwortete Sarah gespielt betroffen. "Eigentlich seid ihr doch mit der guten Cordes befreundet - und soweit ich weiß, verträgt sie sich nicht mit eurem neuen Freund." Sie schnaubte. "Du musst selbst sehen, dass das ein wenig widersprüchlich klingt, findest du nicht?"
Jakob zuckte mit den Schultern, auch wenn Sarah ihn nicht sehen konnte. "Also... ganz ehrlich? Das ist mir bis jetzt so nicht klar geworden. Ich weiß nicht, was der Courtenay genau bezwecken will. Ihm scheint es egal zu sein, dass sich seine Freunde nicht mögen." Kurz schnaubte Jakob belustigt. Irgendwie machte ihm die Sache doch gerade Spaß. "Und naja... so schlimm ist das doch auch nicht, solange die beiden nicht wissen, dass beide unsere... 'Freunde' sind."
"Klingt für mich, als würdet ihr da sehr hoch pokern", kommentierte Sarah, klang dabei allerdings eher belustigt als beunruhigt. "Ich habe mir sagen lassen, dass mit beiden nicht zu spaßen ist, wenn sie dich nicht mögen." Fast schon theatralisch fügte sie hinzu: "Und ich fände es natürlich sehr schade, ohne deine Anrufe auskommen zu müssen."
Sarah sprach ihm direkt aus der Seele. Immerhin pokerte er auch gerade mit der Organisation. "Ich nehme es dann am besten als Kompliment auf, dass Ihnen so viel an meinen Auskünften liegt", meinte Jakob gespielt theatralisch. "Aber sehr vielen Dank für die Warnung. Da Sie nichts anderes gesagt haben, nehme ich an, dass Sie nicht an Informationen über Rodriguez interessiert sind? Zum Beispiel zu seinen... sagen wir mal anderen Freunden?"