Jakob schüttelte den Kopf. "Oh man, also hatte Johnson etwas, um Rodriguez dran zu kriegen und das haben diese Typen dann bei Seite geschafft? Das sind ja nicht gerade gute Neuigkeiten." Kurz nickte er zu Holly. "Ich hoffe echt, dass er vernünftig genug ist, um nichts zu tun. Naja, im Moment wird das ja soweiso schwer, solange er noch im Krankenhaus liegt." Er kratze sich kurz am Kopf. "Heftig, dass Rodriguez mit den Tunnel-Leuten gemeinsame Sache macht... aber... wieso macht er das? Einfach nur aus Gier? Und wer sind diese Typen denn nun eigentlich?"
Ethan neigte skeptisch den Kopf hin und her. "Ich bin mir nicht sicher, ob Conchua wirklich mehr weiß", merkte er an. "Wenn Lou recht hat und sich Conchua und Johnson näher kennen, bezweifle ich das fast, einfach weil Johnson mir nicht der Typ Mensch zu sein scheint, der andere mit in seine Angelegenheiten hineinzieht." Vor allem dann nicht, wenn sie ihm wichtig waren und laut Lou traf das auf Conchua zu.
"Den Eindruck hab ich auch", stimmte Lou zu. "Gerade weil Johnson so überkorrekt ist." "Das würde ich ja auch sagen", lenkte Holly ein, "aber an dem Tag, wo er verschwunden ist, hat Conchua uns gesagt, dass er sich irgendwann den Tunnel nochmal ansehen wollte. Inzwischen wissen wir, dass es eigentlich ein Verbot gab. Und wenn Johnson, der ja auf Regeln und so steht, vorhat sie zu brechen und das auch noch jemandem erzählt, dann muss dieser jemand doch wichtig sein, oder?" "Okay... Den Gedankengang kann man nicht ganz von der Hand weisen", gab Lou zu und hob die Schultern. "Aber irgendwann ist auch wieder so eine unbestimmte Aussage..." "Ich weiß, dass das sehr vage ist. Ist halt nur so ein Gedanke", verteidigte sich die junge Farmerin. "Kümmern wir uns lieber um Jakobs Frage. Wissen wir was über Rodriguez' Hintermänner?" Lou warf Holly einen kurzen, skeptischen Blick zu, aber den ignorierte die junge Farmerin und wartete stattdessen auf eine Antwort. "So wie es aussieht, ist es die AC", antwortete Lou schließlich, ehe sie kurz seufzte. "Im Ernst jetzt?", hakte Holly nach und sah ungläublich von Lou in Richtung Ethan.
Jakob wollte sich nicht direkt an der Conchua-Debatte beteiligen. Seiner Meinung nach könnte sie ihnen nichts weiter sagen. Außerdem schien sie doch sehr beschäftigt zu sein. Als Lou schließlich erzählte, dass die AC hinter allem stecken sollte, runzelte Jakob nur die Stirn. "Das ist... das ist schwer zu glauben. Die AC? Wirklich?" Auch er schaute kurz zu Ethan. So seltsam wie das klang, immerhin passte das zu den Andeutungen, die Riccardo gemacht hatte. Schließlich fiel ihm ein anderes Detail auf. "Aber... aber wenn dahinter die AC steckt..." Der Teenager senkte die Stimme. "Wie passt dann Kate ins Bild?"
Ethan seufzte schwer. "Laut Johnson ist es sehr wahrscheinlich, dass die AC auch hinter den gestohlenen Pokémon steckt. Wir gehen dank Riccardo davon aus, dass irgendwelche Versuche an ihnen gemacht werden - Johnson hat angemerkt, dass Pokémon-Versuche für Medikamente zwa relraubt sind und tolleriert werden, aber alles, was darüber hinausgeht, nicht. Wenn also die AC an irgendetwas forscht und dafür Pokémon braucht, ist es für sie sehr, sehr sinnvoll, das so zu handhaben, dass möglichst wenig Leute davon erfahren. Alles andere würde ihrem Ruf schaden. Und das wiederum würde auch erklären, warum der AC aktuell noch weniger an der Polizei gelegen ist als in der Vergangenheit." Er schüttelte den Kopf, weil das Ganze so unglaublich absurd klang - und dass obwohl e sirgendwie plausibel war. "Aber wie Kate ins Bild passt..." Er hob ratlos die Schultern. "Wenn das stimmt, erklärt es jedenfalls, warum sie sich nicht persönlich einmischen möchte."
"Bei Arceus...", kam es nur von Holly, die sich erstmal setzen musste, dabei allerdings ungläubig den Kopf schüttelte. "Das ist einfach nur krank." "Das habe ich auch gedacht...", meinte Lou mit gesenktem Blick. "Aber sind wir ehrlich... Es passt einfach zu gut zusammen..." "Ich hab Ethans Erklärung auch gerade gehört, aber ich kann... ich will das nicht glauben. Ich meine... was sollen wir tun?", entgegnete die junge Farmerin. "Weiter", antwortete Lou, weil sie keine bessere Antwort hatte. "Wir können es nicht einfach passieren lassen, oder? Wir müssen darauf vertrauen, dass wir etwas erreichen können." "Das klingt ja schön und gut, aber wie stellst du dir das vor? Was genau sollen wir denn tun?", verlangte die Ältere der beiden zu wissen. "Wir fangen mit Rodriguez an. Kleine Schritte eben... Wir müssen uns nur überlegen, wie wir die Infos über ihn nutzen wollen", erwiderte Lou, klang aber recht ratlos dabei. "Wollen wir ihn loswerden oder ausnutzen? Das wäre meiner Meinung nach eine Frage, die man klären müsste", meinte Holly darauhin.
Jakob nickte auf Ethans Erklärung. Selbst der Courtenay fand das plausiebel und das bedeutete, dass an der Sache etwas Wahres dran sein musste. "Schon sehr krass... und die Nummer, die ich anrufe? Gehört die auch zur AC?" Der Teenager schüttelte ungläubig den Kopf. Die ganze Zeit hatte er wahrscheinlich für die AC gearbeitet und die war nicht sehr freundlich zu ihm gewesen. "Wenn er Johnson umbringen wollte, dann sollten wir Rodriguez besser loswerden", griff Jakob dann das Thema von Holly auf. "Ich meine, er wird keine Infos über die AC an uns geben. Und wenn er mitbekommt, was wir tun, dann wird er uns auch loswerden wollen. Wir müssen ihn irgendwie dran kriegen." Jakob kratzte sich am Kinn und wirkte nachdenklich. "Aber wie nur?"
"Ich bin mir da nicht so sicher", warf Ethan ein, als sich der Idiot sehr vehement dafür aussprach, Rodriguez zu beseitigen. "Wenn wir versuchen, etwas gegen ihn zu unternehmen, wird Rodriguez das mit Sicherheit bemerken und dann haben wir erst recht ein Problem." Natürlich hätte es Ethan ebenfalls nur zu gut gefallen, den korrputen Chief abzusetzen, aber das war nun einmal nicht so leicht möglich. "Allerdings kann Rodriguez aktuell nicht wissen, wie wir zu Johnson stehen und solange er das nicht weiß... sollten wir das vielleicht ausnutzen." Ethan deutete ein Kopfschütteln an. "Wenn er glaubt, dass wir auf seiner Seite sind, ist er vielleicht unvorsichtiger."
"Mir gefällt das nicht", meinte Holly, allerdings eher resignierend als vehement. "Ich würde ihn auch lieber nicht als Chief sehen, aber ich sehe auch ein, dass er uns als Informationsquelle nützich sein könnte..." Die junge Farmerin seufzte tief und schüttelte abermals den Kopf. Ihr gefiel das wirklich nicht. "Gibt es denn was, wo er uns speziell helfen kann, oder wird das so ein Ding für den Fall, dass wir ihn mal brauchen?" "Ethan hat schon gemeint, dass Rodriguez wohl nichts oder nicht viel wissen wird, was außerhalb von Litora los ist. Sprich, er wird zum Beispiel nichts über die Aktionen in Montu wissen", erwiderte Lou. "Dabei wäre das echt interessant", entgegnete Holly. "Gibt es dann überhaupt was, wo er uns helfen könnte? Immerhin ist der Tunnel Geschichte und wenn er nicht weiß, wohin die Pokémon nach Montu gebracht werden, ist das auch ungünstig. Alles, was dann noch bleibt, ist doch der Diebstahl der Akten, oder?"
"Ja, mir gefällt das auch nicht... aber wenn er wirklich unvorsichtig wird, können wir ihn vielleicht doch loswerden." Jakob kratze sich erneut am Hinterkopf. Der Chief schien nicht über die Dinge in Montu informiert sein, aber vielleicht konnten sie so etwas ausnutzen. "Naja, wir könnten uns ja auch dem Chief anbieten. Zusätzliche Informationsquelle sein oder ihm sagen, dass wir für ihn ein Auge auf Johnson haben können. Vielleicht verrät er sich dann über die Dinge, die wir für ihn herausfinden sollen. Wäre zumindest mein Vorschlag." Immerhin machte Jakob genau so etwas mit der Organisation.
"Das war der Gedanke dahinter", bestätigte Ethan an den Idioten gewandt, nur um dann doch skeptisch den Kopf zu schütteln. "Aber es ist und bleibt riskant - natürlich kann es funktionieren und natürlich könnten wir das Glück haben und entweder selbst einen Nutzen daraus ziehen oder Rodriguez loswerden, aber das kann genauso gut schief gehen und..." Er brach ab und zwang sich dann dazu, weiterzusprechen. "Wenn Johnson recht hat, wissen wir, wie Rodriguez mit Leuten umgeht, die ihm im Weg sind."
"Ich glaube dem Captain", meinte Lou, "Wir haben alle gesehen, wie gleichgültig Rodriguez die Tatsache hingenommen hat, dass Johnson fast gestorben wäre." "Stimmt schon", entgegnete Holly. "Allerdings ändert das nichts daran, dass Ethan recht hat und wir vorsichtig sein müssen. Also... Was jetzt?" "Rodriguez hat keine Ahnung, dass wir wissen, dass Johnson an ihm dran war. Vielleicht lässt sich ja darüber rauskriegen, was aus den Beweisen geworden ist oder ob es eine Möglichkeit gibt, da nochmal ranzukommen", schlug Lou vor, klang aber ein wenig zurückhaltend. "Keine Ahnung, ob das so eine gute Idee ist", entgegnete die ältere der beiden Frauen. "Ich muss aber zugeben, dass ich spontan keinen besseren Einfall habe... Ich meine, was für Möglichkeiten hat er denn als Chief? Also außer potentiell Akten verschwinden lassen."
Jakob schüttelte den Kopf. "Ich halte es für keine gute Idee, zu versuchen, über ihn an die Beweise von Johnson heranzukommen. Sie waren eine Gefahr für ihn und wegen denen geht der gute Chief über Leichen. Wir sollten nicht versuchen, irgendetwas über die Beweise herauszufinden." Danach seufzte Jakob einmal und fuhr sich durch sein Haar. "Naja, riskant ist es schon. Aber ich sehe nicht wirklich, was wir sonst machen sollten. Ich denke, das Risiko muss es uns wert sein. Sonst sitzen wir wieder nur rum und tun nichts."
Ethan war sich nicht sicher, ob er es gut finden sollte, dass sie im Begriff waren, sich auf das Doppel-Agenten-Spielchen zu einigen. Das Problem war schließlich nicht nur die Tatsache, dass das riskant war - für ihn kam hinzu, dass er derjenige war, der das mit Rodriguez würde aushandeln müssen und das missfiel ihm. Rodriguez ließ sich seit geraumer Zeit bestechen und schien damit durchgekommen zu sein, was wiederum bedeutete, dass er kompetent war. Und Ethan selbst hatte keinerlei Ahnung von derartigen Gesprächen. Vielleicht hätte er seinen Vater doch häufiger begleiten sollen, wenn dieser irgendwelche Verhandlungen geführt hatte. Als Bonaparte verletzt worden war, hatte Ethan kaum geglaubt, dass es noch schlimmer kommen könnte, aber jetzt schien sich alles vom Schlechten hin zum Katastrophalen zu wenden und er hatte nicht den Eindruck, dass sie als Freiwillige der Sache auch nur ansatzweise gewachsen waren.
"Die Frage ist doch auch, ob Rodriguez irgendetwas wissen will oder ob er lieber weiter einfach wegguckt", meinte Holly und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. "Das wäre gleichzeitig bescheuert und nützlich..." Lou verstand Hollys Sorge, ihr ging es ähnlich. Wie sollten sie sich einer solchen Übermacht gegenüber jemals behaupten? Sie wollte sich eigentlich an Ethan wenden, aber dieser war auf einmal erschreckend ruhig geworden und als sie zu ihm sah, wirkte er fast abwesend auf sie. "Ethan?", sprach Lou den jungen Mann an und wandte sich ihm zu. Am Rande bemerkte sie, wie auch Holly nun zu ihm sah. Lou vermutete, dass es am Tonfall lag, mit dem sie ihn angesprochen hatte. "Ist alles okay? Du scheinst irgendwie gerade ganz weit weg zu sein", meinte das Mädchen und trat schließlich zu ihm, um ihm die Hand auf den Oberarm zu legen.