Jakob wollte gerade etwas zu dem hinzufügen, was Holly gesagt hatte, als Lou Ethan ansprach. Ihr sorgenvoller Tonfall ließ ihn kurz aufschnauben. Nur weil Ethan nichts gesagt hatte, war er jetzt wieder das Zentrum ihrer Welt? So richtig konnte er nicht glauben, was da passierte, als Lou zu dem Courtenay trat und ihm ihre Hand auf die Schulter legte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass zwischen den beiden keine Anziehung war. Kurz verdrehte er die Augen und sah dann zu Holly. "Wir müssen es wohl darauf ankommen lassen", meinte Jakob zu der Farmerin, bevor er sich an die beiden Turteltaubsis wandte. "Hey, braucht ihr beide mal wieder etwas Zeit alleine?", meinte er etwas angesäuert.
Es irritierte Ethan im ersten Moment, dass Lou sofort zu bemerken schien, dass er sich zu viele Gedanken über die ganze Sache machte. Während er noch überlegte, was er darauf erwidern sollte, unterbrach allerdings der Idiot seine Gedanken und das mit einer wahrlichen Glanzleistung an Idiotie - eine deratige Glanzleistung, dass Ethan nicht wusste, ob er sich darüber ärgern oder darüber lachen sollte. Sie diskutierten gerade über unglaublich wichtige Dinge, Dinge, die vielleicht ganz Aventu betrafen, und der Idiot hatte nichts besseres zu tun, als seine völlig unbegründete Eifersucht zur Schau zu stellen.
Sowohl Holly als auch Lou starrten Jakob für einen Augenblick lang an. Die jüngere der beiden konnte nicht fassen, was sie da gehört hatte. War das wirklich sein Ernst? "Sag mal, spinnst du?", stieß Lou schließlich aus, weil genau diese Frage gerade ihre Gedanken beherrschte. "Was ist in dich gefahren?" Das Mädchen schüttelte ungläubig den Kopf und wandte sich schließlich vollends zu Jakob um. "Was soll das heißen? Inwiefern brauchen wir "mal wieder" etwas Zeit alleine?", fragte sie ihn wütend. "Soll es uns jetzt leid tun, dass uns der Anblick eines schwerverletzten, blutüberströmten Johnsons nicht kalt gelassen hat?" Lou schnaubte wütend und musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht lauter als nötig zu werden, was ihr bei so viel Ignoranz allerdings schwerfiel. "Hast du nur den Hauch einer Ahnung, wie belastend die Situation oder der Tunnel oder generell dieser ganze Mist ist, der gerade abgeht? So ignorant kannst du doch gar nicht sein!", meinte sie immer noch aufgebracht. "Und du tust so, als ob wir kuschelnd auf irgendeiner Parkbank gesessen hätten! Was dich übrigens auch nichts angehen würde. Nur mal zu deiner Information! Aber schön, dass du der Meinung bist, dass Ethan sich nicht schlecht fühlen und ich mir keine Sorgen um meine Freunde machen sollte."
Jakob atmete einmal tief durch, bevor ihm klar wurde, dass es nicht so klug gewesen war, was er gerade getan hatte. Mit jedem von Lous Worten fühlte er sich ein Stück kleiner und er sackte auch ein wenig in sich zusammen. Es tat ihm weh, wie sehr sie ihn gerade rund machte und das schlimmste war, dass er spürte, wie sie recht hatte. Er wusste, dass es keine wirkliche Ausflüchte gab. "Ich wollte doch nur..." begann der Teenager und brach dann ab. "Ich meine..." Wieder geriet er ins Stocken. Er wusste, dass er sich wegen Ethan eifersüchtig fühlte, aber das konnte er schlecht den anderen sagen. Wahrscheinlich war auch genau das der Grund, warum er so plötzlich darauf reagiert hatte. Kurz überlegte er, ob er sich entschuldigen sollte, allerdings machte das jetzt auch keinen Unterschied mehr. Er schüttelte den Kopf und ging zur Tür, er zitterte, da er das Gefühl hatte, jetzt bei Lou endgültig unten durch zu sein. "Ich... ich brauch grad ein wenig Zeit", nuschelte der Teenager, als er nach der Türklinke griff.
Bevor Ethan etwas sagen konnte, hatte Lou das Wort ergriffen und das zu seiner Überraschung sogar erstaunlich vehement. Mit eine rderartigen Reaktion hatte er nicht gerechnet - ebenso wenig wie der Idiot, der regelrecht in sich zusammen zu sinken schien, während Lou ihm die Meinung sagte. Als der Idiot letztlich nahezu fluchtartig das Zimmer verlassen wollte, tat er Ethan fast ein wenig Leid. Fast, denn eigentlich war Ethan in dieser Hinsicht Lous Meinung.
"Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee", erwiderte Lou mit verschränkten Armen. "Die Zeit solltest du nutzen, um nachzudenken, was das eben sollte und was jetzt eigentlich fällig wäre." Das Mädchen seufzte und fuhr sich mit einer hand durch das Haar. Eigentlich wollte Lou nicht, dass Jakob sich schlecht fühlte, jedenfalls nicht auf Dauer. "Im Ernst... Das war wirklich unnötig und ungerechtfertigt", fügte das Mädchen noch hinzu, auch wenn seine Stimme an Härte verloren hatte.
"Was jetzt fällig wäre...", murmelte Jakob. Lou wollte sicher eine Entschuldigung, aber das war egal. Es würde nichts bringen. Er hatte gesagt, was er gesagt hatte. So sehr er auch neutral an die Sache herangehen wollte, er war immer wieder mit Eifersucht konfrontiert gewesen. "Es wird nichts bringen... nicht, bis ich nicht darüber nachgedacht habe", meinte Jakob leise, öffnete schließlich die Tür und trat nach draußen. Weg von Ethan, Lou und auch von Holly.
"Fein. Dann tu das", meinte Lou schnippisch. Holly seufzte und rollte mit den Augen, ehe sie aufstand und sich der Tür des Zimmers zuwandte. "Ich geh ihm nach und pass auf, dass er nicht wieder irgendeinen Scheiß macht", erklärte die junge Farmerin ihren übrig gebliebenen Begleitern. "Ich meld mich später bei euch." Holly nickte Ethan und Lou zu, ehe sie das Zimmer endgültig verließ und Jakob folgte. "Jakob! Jetzt warte doch mal!"
Lou:
Lou nickte Holly noch kurz zu, ehe diese schließlich verschwand. Als sie mit Ethan allein war, stieß auch das Mädchen einen tiefen Seufzer aus. "Ich fass es nicht... Hätte er sich keinen anderen Zeitpunkt suchen können, um eifersüchtig zu werden?", stellte Lou eine eindeutig rhetorische Frage. "Oder warum bei Nocryph muss er überhaupt solche Allüren an den Tag legen? Wir haben doch schon genug Probleme." Sie seufzte abermals. "Ich glaube, ich werd wohl nicht drum herum kommen, mal richtig mit ihm zu reden, oder?"
Ethan schüttelte erneut den Kopf, weil diese Situation derartig grotesk gewesen war. "Ja, vermutlich solltest du das", bestätigte Ethan dann und seufzte. "Ich verstehe seine Anwandlungen beim besten Willen nicht, immerhin hat er schon mit mir darüber geredet."
Jakob war gerade auf dem Weg zu seinem Zimmer gewesen, als die Farmerin ihm folgte. Er seufzte kurz, bevor er sich zu ihr umdrehte, sah sie aber nicht direkt an, sondern betrachtete den Boden vor ihr. "Was willst du denn?", meinte er leise, aber dennoch genervt. "Ich meine, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe... ich kann jetzt keinen gebrauchen, der das jetzt noch kommentiert." Der Teenager wollte alleine sein. Er wollte jetzt im Moment weder Holly noch Lou sehen. Er fühlte sich nicht gut und er war sich sicher, dass sein Eifersuchtsanfall dafür gesorgt hatte, dass Lou ihn jetzt nicht mehr mochte.
"Ich befürchte, dass Eifersucht nie rational ist", meinte Lou mit einem weiteren Seufzen. "Der Punkt ist aber, dass ich nicht nett zu dir bin, weil ich was von dir will und das muss Jakob einsehen." Lou fand das Verhalten des jungen Mannes nur anstrengend. Sie wollte nichts von Ethan und auch nichts von Jakob. Tatsächlich wollte sie im Moment überhaupt keine Beziehung. Allerdings fiel dem Mädchen schließlich etwas ganz anderes auf. Ethan hatte gerade gesagt, dass er und Jakob sich bereits unterhalten hatten. "Was genau meinst du damit, dass ihr beide schon darüber geredet habt? Habt ihr euch abgesprochen oder um was ging es?", wollte Lou irritiert wissen.
Holly:
"Irgendwer muss aufpassen, dass du nicht gleich losrennst und den nächsten Mist verzapfst", entgegnete Holly ungerührt vom Tonfall ihres Gegenüber. "Aber wenn du schon weißt, dass du Scheiße gebaut hast, dann erspart mir das zumindest ein bisschen Arbeit. Immerhin hast du dir gerade die Mitte eines wichtigen Gesprächs ausgesucht, um wie ein getretenes Yorkleff zu jammern."
"Seine Eifersucht ist nicht nur irrational, sondern auch unbegründet", erwiderte Ethan und hob die Schultern. "Und nein, wir haben uns nicht abgesprochen. Er hat mich auf dem Weg nach Litora lediglich gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er sein Glück bei dir versucht." Er runzelte die Stirn. "Und ich habe ihm gesagt, dass er das mit dir klären soll und nicht mit mir."
Jakob zuckte kurz mit den Schultern, fixierte dabei immer noch Hollys Schuhe. "Ich weiß nicht... ich finde es jetzt keine gute Idee, da wieder rein zu gehen. Wie gesagt muss ich eigentlich nachdenken oder so... den ganzen Scheiß rauskriegen." Er schüttelte den Kopf und schnaubte dann kurz. "Aber schön, dass du glaubst, dass ich jetzt loslaufe, um den nächsten Mist anzustellen."
"Wenn er mal mit mir reden würde und nicht so komische Aktionen immer abziehen würde", meinte Lou resigniert. "Ich weiß auch von Holly, dass er sie auch gebeten hat, mir ein paar Fragen zu stellen. Ich find das albern... Solche Aktionen haben ein paar Leute in der siebten oder achten Klasse gebracht. Jakob sollte eigentlich reif genug sein, um zu kapieren, dass du und ich Freunde sind. Und Freundschaft ist jetzt nichts, worauf er eifersüchtig sein muss. Wenn er sich nicht immer so verkrampft geben würde, wäre es für mich auch leichter, mit ihm umzugehen. Wahrscheinlich sogar für uns alle." Lou seufzte und schüttelte kurz den Kopf. "Beim Flaschendrehen war er eigentlich ganz okay. Schade eigentlich, dass das nicht wirklich angehalten hat, oder?"
Holly:
"Weißt du... Selbst ich hab gesehen, dass eine Entschuldigung das Mindeste gewesen wäre. Und Lou hat dir sogar mit dem Zaunpfahl gewunken", entgegnete Holly und musterte Jakob skeptisch, auch wenn sie annahm, dass er das gar nicht mitbekam. "Und wenn du das nicht mal kapierst, dann ist es auch wahrscheinlich, dass du rausgehst und irgendwas machst. Dich mit wem anlegen, der stärker ist oder von Charly abschleppen lassen... Also lauter Dinge, die weder du noch wir wirklich gebrauchen können."
"Ich fürchte, dass ich das nicht beurteilen kann", erwiderte Ethan. "Ich fand es merkwürdig, dass er mich gefragt hat, aber ich wusste ja nicht, ob das nicht doch irgendwie üblich ist." Er hob die Schultern und entschied sich dazu, seine Meinung über den Idioten nicht zu äußern. Er hielt es für alles andere als förderlich, wenn er Lou sagte, dass er den Idioten für... einen Idioten hielt. Eine derartige Bemerkung hätte vermutlich auch nach der aktuellen Anwandlung des Idioten eine Diskussion zur Folge gehabt. "Stimmt", bestätigte er stattdessen, "beim Flaschendrehen war er umgänglicher. Aber ich verstehe ihn sowieso nicht."