"Weißt du, wenn du seine Freunde wirklich kennen würdest, hättest du mir schon davon erzählt", erwiderte Sarah mit unverändert beiläufigem Tonfall, "und wie du weißt, bin ich an allen echten Informationen interessiert. Was mich allerdings nicht interessiert, sind Spekulationen. Die kann ich selbst anstellen. Solltest du also doch etwas über seine Freunde herausfinden, kannst du mir das gerne erzählen. Vielleicht bringt dir das dann auch eine Belohnung ein."
Jakob unterdrückte ein genervtes Stöhnen und versuchte sich lieber an einem fröhlichen Tonfall. "Das klingt doch vielversprechend", meinte dann der Teenager. Eigentlich hatte er gehofft, dass er noch etwas aus Sarah herausbekam. So wie damals, als sie ihm verraten hatte, dass Kate Arkwrights Tochter war. "Dann hab ich was, wonach ich die Ohren offen halten kann. Wenn ich weitere Informationen habe, rufe ich Sie dann wieder an." Jakob hoffte, dass damit das Gespräch beendet war. Immerhin konnte es noch passieren, dass Sarah unangenehm wurde.
Jakob fragte sich, ob Sarah mit Absicht betont freundlich war, um ihn zu verunsichern, oder ob sie ihm mittlerweile wirklich vertraute. "Bis zum nächsten Mal", antwortete Jakob, bevor er auflegte. Im nächsten Moment ließ er sich auf das Bett fallen. Diese Frau war ihm nicht geheuer. Mit ihr zu reden war anstrengend. Einen kurzen Moment blieb er so liegen, atmete mehrmals durch und machte sich dann auf den Weg zurück zu Hollys Zimmer, an dessen Tür er schließlich klopfte.
Die beiden jungen Frauen hatten zusammen mit Ethan noch ein wenig über die aktuelle Situation gesprochen, die leider noch immer genauso ungünstig war wie zuvor. Aber was sollte sich auch in ein paar Minuten geändert haben? Als es an der Tür klopfte, war es Holly, die aufstand, um zu öffnen, denn immerhin war es auch ihr Zimmer. "Da bist du ja wieder", begrüßte sie Jakob und trat bei Seite, um den Weg frei zu machen. "Komm rein und erzähl. Also wie es lief und so."
Jakob trat erst ein und wartete, bis Holly die Tür geschlossen hat. Einen Moment lang betrachtete er die anderen, bevor er sich durchs Haar strich. "Puh... wie es lief? Gemischt würde ich sagen." Kurz schüttelte er den Kopf. "Ob Rodriguez irgendwie mit denen zusammenhängt, konnte ich jetzt nicht herausfinden. Die Frau, mit der ich immer rede, war allerdings sehr neugierig, warum wir sowohl Cordes als auch Rodriguez als Freunde haben. Außerdem meinte sie, dass keiner der beiden etwas davon mitbekommen sollte, weil Cordes und Rodriguez darauf nicht gut reagieren würden." Dem Teenager entfuhr ein kurzes Seufzen, bevor er weiter sprach. "Zur Bestechlichkeit von Rodriguez hat sie nichts gesagt, als ich nachgehakt habe, meinte sie, dass es etwas wert sein könnte, wenn ich die Namen der Freunde vom Chief herausfinden kann. Ja... und sie wollte wissen, was wir eigentlich vom Chief wollen...." Er schüttelte kurz den Kopf und strich sich erneut durch sein Haar. "Naja, ich hab mir was aus den Fingern gesaugt, dass es dir dabei um Beziehungsaufbau und Kontakte geht und dass wir eventuell Informationen tauschen wollen."
"Die Kurzfassung wäre also, dass du vorsichtig sein sollst, weil Cordes und Rodriguez sich nicht verstehen und dass du denen sagen sollst, was ich von Rodriguez will", fasste Ethan wenig begeistert zusammen. Das war weniger als er erhofft hatte - vor allem nachdem die Leute am anderen Ende der Leitung dem Idioten von Kates Nachnamen berichtet hatten. "Also gibt es im Prinzip nichts wirklich Neues", schlussfolgerte er dann mit einem nachdenklichen Nicken. "Aber wer auch immer dahinter steckt, scheint gut informiert zu sein."
"Das klingt jetzt erstmal nicht anders als das, was Jakob sonst so erzählt hat", bemerkte Lou. "Es ist zwar schade, dass wir nichts über die Hintermänner erfahren konnten, aber Jakob wird jetzt auch nicht in irgendeine Richtung gedrängt und das ist auch was." "Stimmt schon... Aber wir müssen halt auch gucken, dass wir irgendwie vorankommen und darum ist das natürlich eher bescheiden", entgegnete Holly, ehe sie zu Ethan sah. "Woran genau machst du fest, dass die gut informiert sind? Liegt es daran, dass die scheinbar schon wissen, dass Rodriguez bestechlich ist?" Etwas anderes machte für die junge Farmerin im Augenblick keinen Sinn, auch wenn sie nicht ausschloss, dass Ethan etwas aufgefallen war, was ihr entgangen war.
Jakob seufzte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Naja, eine Sache war da noch. Nur eine Kleinigkeit. Als ich angerufen hatte, waren gerade in dem Raum irgendwelche Gespräche am laufen. Ich habe nichts ausmachen können, aber das war schon Merkwürdig, fast so, als wäre sie in einem öffentlichen Raum gewesen." Danach zuckte er kurz mit den Schultern. "Also nichts Großes, aber wir sollten alles an Informationen nehmen, was wir kriegen können." Kurz zuckte er mit den Schultern und sah zu den anderen. "Dass sie erstaunlich gut informiert sind, wissen wir ja. Es fühlt sich manchmal so an, als würden sie mich nicht brauchen, sondern eher testen, ob ich zu was gut bin. Ich hoffe ja nicht, dass ich irgendwann ein Rekrutierungsangebot bekomme oder so."
"Wenn die Nummer einfach eine Umleitung ist, kann sie auch einfach unterwegs gewesen sein", merkte Ethan an. "Vielleicht hat sie schlicht vom AC-Phone aus telefoniert." Er hob die Schultern, weil er dieses Detail tatsächlich nicht als relevant ansah. "In meinen Augen spricht allerdings die Tatsache, dass sie so gut informiert sind, eindeutig für die AC", fügte er düster hinzu. "Das würde auch erkären, woher sie die Information über Kate hatten."
"Ein AC-Phone würde Sinn machen. Immerhin kann sie nie wissen, wann du mal anrufst und wenn es mehr Leute wie dich gibt, dann muss sie auch damit rechnen, dass die auch mal nachts anrufen, oder?", überlegte Lou, nachdem Jakob erzählt hatte, dass im Hintergrund Geräusche zu hören gewesen waren. "Das klingt nach einem sehr undankbaren Job", bemerkte Holly. "Oder nach einem sehr wichtigen", entgegnete die jüngere der beiden. "Aber wenn die wirklich so gut informiert sind, sollten wir doppelt vorsichtig sein. Außerdem... müssen wir nicht in Betracht ziehen, dass die Rodriguez potentiell warnen, wenn die wirklich von der AC sind?", stellte Holly schließlich eine Überlegung an.
Jakob schüttelte kurz den Kopf. "Ja, bisher scheint alles auf die AC hinzudeuten. Aber... aber was ich mich jetzt frage: Kates Identität wurde mir vor die Füße geworfen, aber bei Johnson macht sie dicht. Was das Ganze noch seltsamer macht, falls die wirklich zur AC gehören... warum sollten sie die Identität der Tochter des Chefs an einen wie mich rausgeben?" Jakob seufzte und fuhr sich kurz durch das Haar. "Das ist doch alles sehr seltsam..."
"Wenn wirklich die AC hinter alldem steht, scheint Kate es zumindest nicht gutzuheißen", antwortete Ethan, denn das war zumindest sein Eindruck gewesen. "Sie tut vielleicht nicht offen etwas dagegen, aber sie scheint auch kein Problem damit zu haben, das Riccardo zu überlassen. Und sie hat uns Informationen gegeben." Und das war vielleicht sogar das Merkwürdigste an der ganzen Sache, wenn es sich denn wirklich um die AC handelte. Denn in diesem Fall hatte Kate tatsächlich doch gegen den Konzern ihres Vaters gehandelt. "Falls die AC also glaubt, dass Kate eine Bedrohung ist, dann macht es durchaus Sinn, uns diese Information zu geben", fuhr er fort. "Vielleicht in der Hoffnung, dass wir sie damit irgendwie unter Druck setzen."
"Das mag ja sein... Aber sie hat auch ganz plötzlich gesagt, dass wir uns aus allem raushalten sollen", gab Holly zu bedenken. "Das ist ein bisschen seltsam, oder?" "Es kann aber sein, dass das unserem Schutz dienen sollte. Oberflächlich waren wir nützlich, aber als das passiert ist, haben wir... naja... deutlich tiefere Gefilde betreten, oder?", entgegnete Lou, wobei sie ein wenig unsicher klang. "Allerdings hat Ethan gerade auch etwas sehr Interessantes erwähnt. Wenn es sich wirklich um die AC handelt und Kate gegen sie arbeitet, dann macht es nicht nur Sinn uns ein Druckmittel zu geben, sondern es auch als indirekte Drohung gegen Kate zu benutzen. Immerhin hat sie sehr deutlich gemacht, dass sie ihre Identität geheim halten will. Wenn es ein Leck gibt, dass sie nicht kontrollieren kann, muss sie auch permanent ein Auge darauf haben", erklärte Holly ihren Gedankengang. "Zwei Wattzapf mit einer Klappe, quasi...", stimmte Lou zu und seufzte kurz.
Jakob nickte den anderen zu. "Das... das erklärt dann auch, wieso sie auf einmal nichts mehr mit uns zu tun haben will... die haben etwas herausbekommen und jetzt wird Kate von AC-Seite aus still gehalten..." Danach schüttelte er aber den Kopf. "Das macht zwar alles Sinn, aber das sind auch leider nur Spekulationen... das können wir ihr doch unmöglich sagen, oder? Ich meine, selbst wenn die AC das ist und sie Kate auf irgendeine Art still halten... Wenn Kate das nicht weiß, woher das kommt... also ich will ihr nicht sagen müssen: 'Hör mal, die Firma deines Vaters steckt hinter all dem'."