Lou zog hastig ihre Hand zurück, als Alois danach griff. "Nein... einfach nein!", meinte das Mädchen hektisch. "Du hörst mir ja nicht einmal jetzt richtig zu oder gehst auf mich ein, es würde nichts anders sein. Ganz zu schweigen davon, dass... dass ich dich... eben nicht mehr liebe." Lou wischte sich über die Augen und stand schließlich auf. "Ich hab... ich hab dir gesagt, dass du dir keine Hoffnungen machen sollst... Ich... Es war ein Fehler, herzukommen", meinte sie noch und wandte sich schließlich der Tür zu.
"Ist das dein Ernst?", fragte Alois eindeutig verärgert und stand ebenfalls auf. "Du lässt mich hier sitzen?" Er schnaubte verächtlich. "Dann viel Glück mit deinen neuen Freunden bei der Polizei, mal sehen, wie lange sie deine Ausbrüche hinnehmen."
"Sie kümmern sich mehr um mich, als du es je getan hast!", warf Lou dem jungen Mann vor, auch wenn ihr jetzt die ersten Tränen kamen. "Lass mich einfach in Ruhe!" Lou wandte sich ab und lief dann in Richtung Ausgang. Sie wollte nur noch weg und sie wünschte sich, dass sie auf die anderen gehört und diesem Treffen nie zugestimmt hätte. Es war ein riesiger Fehler gewesen.
"Weißt du was? So egoistisch, wie du mittlerweile bist, hätte es wirklich nicht funktioniert", sagte Alois noch immer wütend und ohne Anstalten zu machen, sie irgendwie aufhalten zu wollen.
"Mit Egoismus kennst du dich ohnehin am besten aus!", antwortete sie ihm, während sie weiterlief. Lou konnte es nicht fassen. Ausgerechnet er warf ihr Egoismus vor! Zum Glück hatte sie die Tür endlich erreicht, sodass sie nach draußen treten konnte, endlich weg von ihm. Lou lief noch bis zur nächsten Ecke, griff schließlich nach Ethans AC-Phone und wählte die Nummer, die sie sich zuvor hatte geben lassen. Sie wollte, dass die anderen wussten, dass sie wiederkam, wollte ihnen sagen, dass sie Recht behalten hatten und dass es ihr leid tat, dass sie so... dumm gewesen war.
Nach einer wundervollen Weile voller sinnfreier Gespräche mit Holly und dem Idioten sprang Ethan regelrecht auf, als das Telefon des Doppelzimmers klingelte. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es noch erstaunlich früh war und das wiederum konnte nu rbedeuten, dass das Gespräch nicht gut gelaufen oder dass Lou sogar in Schwierigkeiten war. Eilig griff er nach dem Hörer. "Lou?", fragte er dann, weil es eigentlich nur Lou sein konnte. "Ist alles in Ordnung?"
Auch Holly wurde hellhörig, als das Telefon klingelte. Ethan war als erster dort und nahm dementsprechend ab. Sie staunte, dass der junge Mann so schnell war, immerhin hatte er abwesend gewirkt. Holly nahm an, dass Ethan sich ebenso große Sorgen machte wie sie selbst.
Lou:
"Ja... ja ich bin es", meinte das Mädchen mit einem leichten Schniefen. "Ich... ich weiß nicht. Es war ein Fehler herzukommen. Ihr hattet recht... Du hattest recht... Es war eine beschissene Idee... Ich bin gerade auf dem Weg zurück..." Lou wischte sich wieder über die Augen.
Jakob horchte auf, als das Telefon klingelte. Allerdings war er nicht schnell genug, um ans Telefon zu gehen. Trotzdem stand er auf und schaute zu Ethan. Er machte sich Sorgen um Lou. Am liebsten hätte er Ethan gleich gefragt, ob sie los mussten, um Lou abzuholen, aber er wollte nicht in das Gespräch reinreden, vor allem wenn Lou eventuell gerade wichtige Informationen gab.
Lou klang aufgelöst, aber zumindest nicht so, als wäre sie in irgendwelche direkten Schwierigkeiten. "Sollen wir dir entgegenkommen?", fragte er dann besorgt. "Du klingst so, als könntest du Gesellschaft gebrauchen."
Das Gespräch, wenn auch einseitig, klang nicht gut. Jedenfalls nicht in Hollys Ohren. Sie fand es gut, dass Ethan gleich fragte, ob Lou abgeholt werden wollte, auch wenn sie selbst der Meinung war, dass sie ihrer Freundin in jedem Fall entgegenlaufen sollten.
Lou:
Lou war so dankbar dafür, dass Ethan einfach verstand, was sie gerade brauchte. Sie nickte zunächst, während sie sich abermals über die Augen wischte, ehe dann auffiel, dass Ethan das ja nicht sehen konnte. "Ja, bitte...", antwortete sie ihm schließlich.
Jakob sah zu Ethan. Ihm war klar, dass es Lou nicht gut ging und dass es Alois Schuld war. Er ballte kurz eine Faust. Er wusste nicht, ob er sich zurückhalten konnte, wenn sie ihm heute noch einmal begegnen würden. Immerhin fragte Ethan auch direkt, was Jakob am liebsten sofort getan hätte und er nickte sowohl Ethan als auch Holly zu, als Zeichen, dass er sofort abmarschbereit war.
"Okay, wir machen uns auf den Weg", antwortete Ethan. "Bis gleich." Anschließend legte er auf und sah kurz zu den anderen beiden, die eindeutig mitbekommen hatten, was er Inhalt des Gesprächs gewesen war. Dann verließen sie das Zimmer und das Pokémon-Center, um in die Richtung zu laufen, die Lou ihm gesagt hatte.
Lou legte schließlich auf, denn immerhin hatten die anderen das Zimmer verlassen, um ihr entgegenzukommen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aber schließlich erkannte sie sie in einiger Entfernung und winkte ihnen zu. Lou war froh, dass sie nun nicht mehr allein war. Ein wenig Angst hatte sie schon davor gehabt, dass Alois sie verfolgen würde.
"Da ist sie!", meinte Holly, als sie sah, wie Lou ihnen zu winkte. Glücklicherweise war sie allein, denn andernfalls hätte sich die junge Farmerin dieses Mal vermutlich nicht zusammenreißen können und Alois mit ihrer Faust bekannt gemacht. "Wie geht es dir?", wollte Holly wissen, als sie schließlich dichter waren. "Jetzt besser...", erwiderte Lou und fühlte sich auch definitiv erleichtert.
Jakob war doppelt erleichtert, als er Lou wieder sah. Immerhin hatten sie sie gefunden und es war kein Alois zu sehen. Holly stellte zumindest die Frage, die ihm und wie er annahm auch Ethan auf dem Herzen lag, und glücklicherweise bestätigte Lou, dass es ihr zumindest besser ging. Er lächelte die junge Frau an und nickte. "Gut... möchtest du direkt zurück oder noch einen kleinen Spaziergang mit uns machen?"
Da sowohl Holly als auch der Idiot Lou regelrecht mit Fragen überfielen, hielt sich Ethan für den Moment zurück und beschränkte sich auf ein - hoffentlich - aufmunterndes Lächeln. Er war definitiv erleichtert, dass Lou keine ernsthaften Schwierigkeiten gehabt hatte, aber es machte ihm Sorgen, dass sie ganz eindeutig geweint hatte. Und hinzu kam, dass er zumindest in einer Hinsicht die Meinung des Idioten teilte: Er konnte Alois nicht leiden.