"Ich bin mir ziemlich sicher, dass das, was wir tun, sich allein durch die Absicht unterscheidet", erwiderte Holly an Ethan gewandt. "Wobei ich die Sache mit der Eifersucht definitiv unterschreiben würde. Klar, ist das Lous Sache, aber wenn man seinen Freunden nicht sagen kann, was man über Ideen denkt, sollte man sich überlegen, wie nah man sich wirklich ist." "Ich weiß, dass keiner von euch es böse meint", mischte sich das Mädchen dann ein, "aber ich kenne Alois. Er würde wahrscheinlich wieder auftauchen. Also sage ich ihm lieber direkt, dass ich meine Meinung bezüglich unserer Beziehung nicht ändern werde und dann zieht er sich auch hoffentlich zurück." Holly seufzte nur schwer und sah dann zu Lou. "Es gefällt mir nicht, dass er dich in die Enge treiben kann. Es kommt mir unfair vor, dich das alleine machen zu lassen", versuchte Holly zu erklären. "Das ist einer der Gründe, warum ich hier in der Nähe bleiben wollte. Damit ich abhauen kann, falls es zu viel wird, okay?", meinte Lou daraufhin. "Gefällt mir trotzdem nicht", entgegnete die junge Farmerin, ehe sie erneut seuftzte. "Aber Jakob und ich werden jetzt erstmal Ethans Vorschlag umsetzen." Bei der letzten Bemerkung sah Holly betont streng zu Jakob, damit diesem auch klar war, dass sie in der Hinsicht keinen Widerspruch dulden würde.
Jakob schüttelte den Kopf, als Ethan sich mit einmischte. Er hatte das Gefühl, Lou alleine in die Höhle des Pyroleo gehen zu lassen, aber so wirklich ändern konnte er daran nichts. "Meiner Meinung nach hast du ihm das deutlich gesagt", brummte der Teenager noch einmal, bevor er sich abwandte und zu Holly ging. "Ich halte jetzt die Klappe. Und du hast recht, Ethan. Wir sollten uns jetzt um ein Zimmer kümmern."
Ethan sah zu, wie sich Holly und der Idiot - erstaunlicherweise für den Moment ohne Protest - entfernten. Dann richtete er seinen Blick auf Lou. "Es tut mir leid, wenn ich die beiden abgewürgt habe", begann er dann mit einem etwas ratlosen Schulterzucken. "Auf mich wirkte es nicht unbedingt wie... Ratschläge." Er schüttelte kurz den Kopf. "Eigentlich wollte ich dir nur anbieten, dass du jederzeit bescheid sagen kannst, wenn du darüber reden willst." Ethan seufzte. "Außerdem fände ich es beruhigender, wenn du nachher mein AC-Phone mitnimmst. Nur für den Fall."
"Es waren auch keine Ratschläge, es waren Meinungen", meinte Lou und hob ein wenig hilflos die Schultern. "Aber ich weiß, dass die beiden es gut meinen. Im Grunde zumindest." Lou verstand die Sorge der anderen, aber es änderte nichts daran, dass sie glaubte, dass dieses Gespräch mit Alois notwendig war. Bei Ethans Angebot, musste Lou dann aber doch lächeln. Es tat gut zu wissen, dass die beiden anderen sich sorgten, aber Lou fühlte sich tatsächlich besser, als Ethan etwas Konkretes vorschlug. "Ich nehme es gerne mit. Nur für den Fall", erwiderte sie dem jungen Mann. "Was das Gespräch angeht... Im Grunde gerne, aber... aber was ist mit dem Kram, den du mit dir rumschleppst? Willst du nicht eigentlich auch mal was davon besprechen? Ich hatte das Gefühl, dass du eigentlich reden willst, seitdem wir bei Johnson im Krankenhaus waren..."
Als sich Jakob mit Holly zusammen von den anderen entfernt hatte, bemerkte er, dass Ethan bei Lou zurück blieb. Er seufzte und schüttelte den Kopf und war immer noch frustriert. "Ich habe das Gefühl... ich mache was Lou angeht alles falsch", brummte er mismutig zu Holly.
"Sehr gut", erwiderte Ethan, als Lou zustimmte, das AC-Phone mitzunehmen. "Wir haben mit Sicherheit eine Nummer hier im Center." Als Lou möglichen Gesprächsbedarf seinerseits ansprach, seufzte Ethan. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich über irgendwelche Geschehnisse reden wollte, auch wenn er zugeben musste, dass es mehr als nett gewesen war, dass Lou trotz ihrer aktuellen Situation nachgefragt hatte. "Ich glaube, deine Angelegenheit ist definitiv die dringendere", merkte er dann an. "Und außerdem hat sich zumindest meine Sorge bezüglich Kates Reaktion vorerst erledigt." Er schenkte ihr ein Lächeln. "Also wenn du reden willst, können wir das gerne tun."
"Ich bin kein Experte, aber ich glaube, es würde helfen, wenn du endlich akzeptierst, dass sie nichts von dir will", erwiderte Holly und hob die Schultern. "Dann könntest dich darauf konzentrieren, ein guter Freund zu sein, statt zu hoffen, doch noch ihr Freund zu werden. Ich glaube irgendwie nicht, dass Eifersucht dich irgendwie attraktiver macht."
Lou:
"Reden klingt nicht übel", meinte Lou. "Allerdings wird es wahrscheinlich das Beste sein, wenn wir das auf einen Zeitpunkt nach dem Treffen mit Alois verschieben... Morgen früh vielleicht? Dann hattest du auch Gelegenheit endlich zu schlafen." Lou fühlte sich noch immer ein wenig hilflos, aber dank Ethan ging es definitiv bergauf. "Und was deinen Redebedarf angeht, ist er nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Einverstanden?", fragte sie sicherheitshalber nochmal nach.
"Darum ging es mir doch auch nicht, verdammt noch mal!", blaffte Jakob Holly an. "Es ging mir darum, dass Alois echt Scheiße zu Lou war. Und da musst du zugeben, dass du das auch so siehst, oder?"
"Okay", bestätigte Ethan. "Ich komme darauf zurück, wenn es sich anbietet." Er machte eine kurze Pause. "Ich weiß, du hast nicht viel Zeit, um dich fertig zu machen, aber um ehrlich zu sein, glaube ich, dass es sinnvoll wäre, wenn du vorher deine Gedanken sortierst", wandte Ethan ein. "Ich meine... ich hätte es vielleicht nicht so direkt verpackt wie die beiden anderen, aber er hat dich tatsächlich zu etwas überredet, was du am Anfang gar nicht wolltest. Ich weiß, ich kenne ihn nicht, aber... ich hab kein gutes Gefühl dabei."
"Ich stimme dir absolut zu, was diesen Alois angeht", erwiderte Holly unbeeindruckt von Jakobs Tonfall. "Aber das ändert nichts an deiner Einstellung. Wenn du eifersüchtig bist, dann tust du etwas für dich und nicht für Lou und das solltest du dir klar machen. Wenn du vorhin nämlich nachgedacht hättest, hätte ich nicht die ganze Zeit aufpassen müssen, dass du Alois nicht angreifst."
Lou
"Ich bin auch überhaupt nicht scharf auf dieses Gespräch", meinte Lou mit einem Seufzen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er versuchen wird, sich weiter zu entschuldigen und alles als Missverständnis hinzustellen... Aber es stimmt schon, dass wir nie... richtig über das Aus gesprochen haben. Für mich war Schluss, als er nicht kam, bevor ich nach Inito geflogen bin. Anfangs... Anfangs hab ich mir gewünscht, dass er sich melden würde, hab sogar überlegt, selbst anzurufen, aber letztlich war es meine Oma, die mich abgehalten hat und das war gut so. Und sie hat das geschafft, obwohl sie längst nicht mehr gelebt hat. Ich hab sie einfach mehr vermisst als Alois und irgendwann... hab ich dann gemerkt, dass ich ihn nicht mehr vermisse, auch wenn es schade war, weil ich es ja schön mit ihm gefunden habe. Aber ich will das nicht zurück. Schon gar nicht, weil vieles gar nicht wirklich so gut war, wie ich es zunächst noch empfunden habe."
Jakob sah Holly irritiert an und schüttelte dann den Kopf. "Aufpassen? Sag mal, ich bin doch kein bissiges Magnayen, das man an die Leine nehmen muss. Oder habe ich spontan einen Schlägerei angefangen?"
"Das klingt, als sollten wir doch vorher reden", stellte Ethan mit dem Anflug eines Lächelns fest. Er sah sich kurz um und nickte dann zu einer Bank, die etwsa abseits gelegen war, sodass sie nicht mehr mitten in der Lobby standen und dennoch in Sichtweite von Holly und dem Idioten waren, die sich mittlerweile in die Schlange an der Theke gestellt hatten. Vermutlich würde das eine Weile dauern, immerhin musste der Iidot sein neues Pokémon noch registrieren lassen. Gemeinsam mit Lou setzte sich Ethan auf die Bank. "Auch wenn für dich klar ist, dass es zu Ende ist, glaube ich nicht, dass er das auch so sieht", merkte er dann an. "Ich meine... er ging davon aus, dass du einfach so zu ihm in seine Ferienwohnung zieht." Und dieser Gedanke störte Ethan ungemein. So etwas nahm man doch nicht als gegeben hin. "Ich hatte den Eindruck, als ob er davon ausgeht, dass ihr euch ein paar Mal unterhalten müsst, damit alles wieder wie vorher wird. Und er hat dich zumindest schonmal zu einem Gespräch überredet." Er seufzte. "Ich meine... es ist nachwievor deine Sache, aber er war da sehr einnehmend."
"Jakob, ich hab zwei Augen im Kopf. Du warst eine blöde Bemerkung davon entfernt, dem Kerl an die Gurgel zu springen", entgegnete Holly. "Und auch, wenn ich ich das durchaus nachvollziehen kann, ist mir bewusst, dass auch das eine Scheißidee ist, weil uns das eine Menge Ärger einhandeln kann."
Lou:
"Ja... Alois ist so. Er hat oft bestimmt und für mich war es meistens okay", gab Lou zu. "Ich glaube, ich hab es damals mit Fürsorge verwechselt. Wahrscheinlich hab ich geglaubt, dass er sich Gedanken gemacht hat, was gut ist, was für uns oder für mich passt und ich hab es hingenommen, weil es ja prinzipiell keine schlechten Dinge waren. Heute weiß ich, dass das keine Fürsorge war, sondern Kontrolle. Ich hab gar nicht selber entschieden, was ich möchte, ich hab das nur geglaubt, selbst wenn ich irgendwas ausgewählt habe. Dann war es meistens die Wahl zwischen Dingen, die er auch ausgesucht hat. Ich wünschte, ich könnte so wütend sein, wie ich müsste, aber irgendwie klappt es nicht. Ich hab mich in Inito wohl gefühlt, weit weg von ihm und allem, was mich genervt hat. Ich war für mich, nur Caleb war da und hat mich getröstet, wenn es mir wirklich nicht besonders ging. Es war gut allein zu sein, weil ich auch so richtig um meine Großmutter trauern konnte. Ich glaube nicht, dass ich das gekonnt hätte, wenn jemand da gewesen wäre... Dass Alois jetzt hier ist, hat mich völlig überrumpelt und die ganzen alten Wunden wieder aufgerissen. Ich hab gedacht, dass ich mich erst wieder mit ihm beschäftigen muss, wenn ich nach Grital zurück gehe... Oder vielleicht sogar gar nicht. Das war wohl ganz eindeutig ein Irrtum." Lou fuhr sich kurz über das Gesicht. Das alles war anstrengend und deprimierend.
Jakob schnaubte und schüttelte den Kopf. "Aber ich hab es nicht gemacht. Und ja, ich weiß, dass es eine dumme Idee gewesen wäre. Und bei dir? Wer hätte auf dich aufgepasst, wenn du irgendetwas gemacht hättest?"
Ethan hielt einen Moment lang inne. Indirekt hatte Lou gerade gesagt, dass es für sie am angenehmsten gewesen war, als sie Caleb alleine gewesen war. Andererseits war sie es aber gewesen, die gesagt hatte, dass es half, mit anderen über Dinge zu reden. Dieser offensichtliche Widerspruch verwirrte ihn, aber solange Lou mit ihm sprach und das auch offensichtlich wollte, würde er das nicht hinterfragen. "Weißt du, für mich klingt es so, als ob einiges gegen Alois spricht, ich meine... alleine die Sache mit der Kontrolle... Es klingt so, als wärst du dir eigentlich sehr sicher, was du von ihm hältst, aber trotzdem hast du zugestimmt, dich mit ihm zu treffen. Um ehrlich zu sein, verstehe ich das nicht", erwiderte er dann. "Und er wirkte so, als würde er ein 'Nein' in etwa so gut akzeptieren wie Jakob."