[align=left]Jakob wurde jetzt bewusst, dass er derjenige war, der dafür gesorgt hatte, dass sich die anderen auch Autogramme geben ließen. Was tatsächlich für ihn von Vorteil war, da er nichts zu schreiben dabei hatte. Er drehte sich zu den anderen um, beim letzten Mal hatte Louisa Notizzettel dabeigehabt. Den einzigen, den er hatte, war ein zerknüllter Zettel mit einer dubiosen Telefonnummer darauf. Den konnte er nicht aufheben. "Hat einer von euch etwas zu schreiben dabei?" Jakob blickte in verneinende Gesichter und zögerte nicht. Er machte sich dann zügig auf zum Thresen. Die anderen konnten den Vortritt haben, das war schon OK. Solange Kate nicht frühzeitig verschwinden würde, weil sie keine Lust hatte, würde er sein Autogramm bekommen. Am Tresen angekommen, sah er keine Notizzettel, aber die Krankenschwester war noch da. "Hallo, ich brauche schnell mal einen Notizzettel oder irgendetwas. Bitte." [/align]
Holly schlug sich eine Hand vor ihr Gesicht. Sie glaubte nicht so ganz, was gerade passierte. Natürlich hatte sie mittlerweile begriffen, dass diese Frau wichtig war oder zumindest berühmt. Das entnahm sie jedenfalls der Kommentare. Allerdings hatte sie kein Verständnis für einen derartigen Aufruhr. Was konnte an jemandem dermaßen toll sein, dass man so drauf war. "Sollen wir uns dann ums Zimmer kümmern?", fragte sie an die beiden andern gewandt. Jakob war irgendwohin verschwunden, vermutlich auf der Suche nach etwas zum Schreiben.
Lou:
Das Mädchen war mächtig beeindruckt. Immerhin begegnete man dem amtierenden Champion nicht alle Tage. Vor allem an so einem Ort. Lou war sogar fast versucht, es Jakob gleich zu tun, aber einerseits hatte auch sie das Problem, dass sie nichts zum Schreiben dabei hatte und andererseits lenkte Holly sie mit ihrem Vorschlag ab. Die Farmerin hatte recht. Eine Übernachtungsmöglichkeit war definitiv wichtiger als eine solche Zufallsbegegnung. Lou warf Ethan einen fragenden Blick zu. Immerhin wusste sie nicht, was er von der ganzen Sache hielt.
Jakob: "Belagert die Arme nicht zu sehr", merkte die Krankenschwester an, während sie hinter dem Tresen zu suchen schien und Jakob anschließend einen kleinen Block hinhielt. "Hier, bitte."
Der Rest: Ethan sah zu, wie die Krankenschwester dem Idioten tatsächlich einen Block gab. Der Champion hatte derweil die drei Jungen abgefertigt und während sich zwei der drei mit ihren Autogrammen zurückgezogen hatten, stand der mit der Autogrammkarte noch immer da und schwärmte von irgendeinem Turnier, das er im Fernsehen gesehen hatte. "Ich bezweifle, dass das Pokémon-Center sonderlich voll ist", merkte Ethan mit einem Schulterzucken an. "Wir können uns immer noch darum kümmern, wenn Jakob sein Autogramm hat. Er muss sich schließlich auch registrieren." "Und dann - Wuuuusch!", fuhr der Junge derweil in einer derartigen Lautstärke fort, dass Ethan ihn düster ansah. "Finsteraura! Das war wirklich unglaublich!" "Es freut mich, dass dir der Kampf gefallen hat", warf der Champion ein. "Allerdings habe ich nich sonderlich viel Zeit." Sie warf einen prüfenden Blick in Richtung Theke. "Ich werde die letzten Autogramme verteilen und dann muss ich weiter." "Oh", machte der Junge sichtlich enttäuscht. "Okay..." Er hob die Autogrammkarte. "Aber danke hierfür. Irgendwann bin ich stark genug, um dich herauszufordern!" "Bestimmt", erwiderte Kate und auch wenn sich Ethan sicher war, dass weder ihr Lächeln noch ihr Tonfall echt gewesen waren, hatte sie beides gut vorgetäuscht.
[align=left]Jakob schüttelte pflichtbewusst den Kopf, als er den Block der Krankenschwester entgegennahm. "Nein, natürlich nicht, ich hole mir das Autogramm ab, bedanke mich und gehe wieder." Eilig ging er wieder zurück zu Kate. Dabei fiel Jakob auf, dass sie in Natura wesentlich attraktiver aussah, als er sie vom Fernsehen kannte. Jakob schob den Gedanken beiseite. Er wollte nur ein Autogramm und ihr keine weiteren Schwierigkeiten bereiten. Den Fan, der scheinbar nichts besseres zu tun hatte, als ihr Bild den ganzen Tag mit sich herumzuschleppen, allerdings nicht den Mut aufgebracht hatte, sie anzusprechen, ignorierte er, als er Kate den Zettel hinhielt. "Hier. Für Jakob. Und danke, dass du dir die Zeit genommen hast." [/align]
Holly sah zu Lou, welche entschuldigend die Schultern hob. Das Mädchen konnte Jakobs Aufregung nachvollziehen und außerdem hatte auch Ethan recht: Das Pokemon-Center war nicht sehr voll, sie hatten also keine Eile.
Alle: "Natürlich", erwiderte der Champion mit einem Nicken, während sie Jakobs Block entgegennahm und zu schreiben begann. Anschließend gab sie ihm den Block zurück und steckte den Kugelschreiber weg. Ethan bemerkte, dass sie einen kurzen Blick zu Lou und der Farmerin warf, vermutlich um sicherzugehen, dass die beiden nicht auch noch ein Autogramm wollten. Dann sah sie zu Ethan. "Ich gehe davon aus, dass ein Courtenay kein Autogramm möchte." Ethan sah sie irritiert an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn erkennen würde, denn das war eigentlich nur in den Kreisen der reichen Familien üblich. Dass es Leute gab, die seinen Vater auf der Straße erkannten, war eine Sache, aber ihm war das bisher nicht passiert. "Und ich gehe davon aus, dass du meinen Vater kennst", merkte Ethan schließlich an, um überhaupt etwas zu sagen. "Gewissermaßen", erwiderte der Champion und wirkte amüsiert. "Was macht ein Courtenay hier im Nirgendwo?" "Was macht der amtierende Champion hier im Nirgendwo?", fragte Ethan skeptisch, weil ihm diese Situation seltsam vorkam. Noch immer amüsiert hob sie ihre Schultern. "Das ist eine längere Geschichte."
[align=left]Jakobs Blick wechselte zwischen Kate und Ethan hin und her. An der Reaktion des Courtenays erkannte er, dass dieser genauso erstaunt darüber sein musste wie Jakob, dass Kate Ethan als Courtenay erkannte. Jakob würde zu gerne die Geschichte hören, was sie hier draußen machte, allerdings überließ er an dieser Stelle das Reden besser Ethan. Glücklicherweise waren hier nur wenige Leute anwesend gewesen, also konnte Kate ihm nicht böse wegen dem "Fanandrang" sein. Er stellte sich dann wieder zu den anderen und wartete gespannt ab, ob Ethan auf die längere Geschichte eingehen würde. [/align]
Holly verstand zwar immer noch nicht worum es ging, aber sie hatte für sich entschieden, dass sie einfach später die anderen fragen würde. Die junge Farmerin fand es tatsächlich mäßig überraschend, dass diese Kate Ethan kannte. Die wichtigen Leute schienen einander sowieso immer zu kennen.
Lou:
"Sieht man ihm das echt so deutlich an?", platzte es aus Lou heraus, ehe sie begriff, dass das nicht gerade sehr höflich gewesen war. Das Mädchen räusperte sich und murmelte rasch eine Entschuldigung. Sie wusste, dass die Courtenays wichtig waren, das war nicht nur in den Gesprächen mit Tim angeklungen, auch Ethan hatte das mehr als deutlich gemacht. Aber dennoch hatte dieser seinen Familiennamen nicht gerade auf der Stirn stehen. Fand Lou jedenfalls.
Alle: "Wenn man weiß, worauf man achten muss, sieht man es definitiv", bestätigte der Champion auf Lous Aussage hin. Skeptisch sah Ethan sie an. Irgendwie bezweifelte er, dass es derartig einfach war, ihn zu erkennen - immerhin war er sich sehr sicher, dass kaum ein Foto oder etwas Dergleichen existierte, das ihn mit seinem Vater zeigte. Es war seltsam. "Und wie lang ist die ominöse Geschichte jetzt?", hakte er doch eher düster nach. Streng genommen hatte er wenig Lust, sie überhaupt zu hören, auch wenn der Idiot so aussah, als ob er nichts lieber getan hätte. "Zu lange für das Foyer eines Pokémon-Centers - zumindest wenn ich weitere Autogramme vermeiden möchte", erwiderte der Champion sichtlich unbeeindruckt von Ethans Tonfall. "Das ist natürlich schade, aber wir müssen uns noch um die Zimmer kümmern", merkte Ethan doch eher kühl an. Wenn sie der Meinung war, dass man ihm seinen Nachnamen derartig offensichtlich ansah, dann war das ihre Sache.
[align=left]Jakob schüttelte den Kopf. Ethan wimmelte sie tatsächlich gerade ab. Dabei hatte sie deutlich gemacht, dass sie sich für ihn Zeit nehmen würde. Wenn sie jetzt einfach gehen würde, würden sie warscheinlich nicht erfahren, was sie hier wollte. Und das schien sie zumindest dem Courtenay erzählen zu wollen. "Hör mal, wenn du uns das erzählen möchtest, aber nicht hier, dann sag uns, wann und wo wir dich treffen können. Warum auch immer du hier bist, um die nächste Stadt im Hellen zu erreichen, ist es schon zu spät. Irgendwo musst du ja auch die Nacht verbringen. Oder hast du vor, mitten in der Nacht zu wandern?" [/align]
Wenn man wusste worauf man achten musste? Lou war irritiert, weil sie sich auf diese Aussage definitiv keinen Reim machen konnte, aber wirklich nachfragen konnte und wollte sie auch nicht. Ethan hingegen war wieder sehr frostig geworden und das Mädchen hatte einen Verdacht, woran das vermutlich lag. Statt nach seinem Namen zu fragen, blieb Kate einfach dabei, dass er ein Courtenay war. Das war keine gute Vorraussetzung für ein Gespräch, auch wenn Jakob gerade versuchte noch etwas zu retten. Lou musste zugeben, dass sie auch neugierig war, aber nicht um jeden Preis. "An Zeit soll es nicht mangeln", meinte sie dennoch beschwichtigend, vor allem in Richtung Ethan. "Vor allem nicht an Zeit, uns dann auch richtig vorzustellen, oder?"
Alle: Selbstverständlich hatte Ethan damit gerechnet, dass der Idiot diese Gelegenheit nutzen wollte, aber dass auch Lou der Ansicht war, diese Geschichte unbedingt hören zu wollen, war nicht nur überraschend, sondern anstrengend. Womit hatte er das nun wieder verdient? "Ich habe nicht vor, draußen zu übernachten, wenn es hier ein Pokémon-Center gibt", merkte der Champion an den Idioten gewandt an. "Was die Vorstellungen angeht", fuhr sie fort und sah dabei in Lous Richtung. "Ich muss mich offensichtlich nicht vorstellen und kenne zumindest Jakob und Ethan." Sie hob die Schultern. "Es fehlen also lediglich zwei Namen." Ethan starrte sie an. Er fragte sich, ob ihn jemand Ethan genannt hatte, seit der Champion in Hörweite war, aber er glaubte, dass das nicht der Fall war. Und selbst wenn sie ihn erkannt hatte, dann hätte sie ihn, wenn sie denn überhaupt einen Vornamen gewusst hätte, höchstens Benjamin genannt. "Das können wir allerdings auch später erledigen", fuhr der Champion derweil unbeirrt fort und ließ den Blick kurz durch das Pokémon-Center gleiten. Die anderen Fans waren mittlerweile nicht mehr in der Nähe. "Hinter dem Pokémon-Center ist ein kleines Waldstück, in dem ich noch ein wenig an der einen oder anderen Attacke arbeiten wollte. Eine Weile lang." Sie schien keine Antwort abzuwarten, sondern wandte sich ab und verließ anschließend das Pokémon-Center. Ethans Blick hing an der Tür. Was ging hier vor sich?
[align=left]Jakobs Verdacht, dass Kate Ethan von irgendwoher kannte, erhärtete sich. Es wussten nicht viele Leute, dass der Courtenay nicht mit Benjamin sondern mit Ethan angeredet werden wollte. Er erinnerte sich selbst daran, dass er absichtlich der Organisation Ethans bevorzugten Rufnamen nicht explizit genannt hatte. Woher auch immer Kate ihn kannte, der Courtenay schien sich nicht bewusst zu sein, sie getroffen zu haben oder er hatte es schlicht vergessen. Zumindest hatte sie angedeutet, dass sie das Pokémon-Center hier als abgeschiedenen Trainingsort nutzte. Allerdings steckte mehr dahinter, ansonsten hätte Kate sie wohl kaum eingeladen, sie zu besuchen. Jakob blickte Ethan an. "Gut, wir kümmern uns erst um die Zimmer. Dann gehe zumindest ich in den Wald." [/align]
"Okay... Also entweder ist sie gruselig oder ihr kennt euch irgendwoher", meinte Lou nachdenklich und sah Ethan prüfend an. Er hatte jedenfalls nicht den Eindruck gemacht, dass er den Champion irgendwoher kannte. "Woher kannte sie eigentlich auf einmal dann doch deinen Namen?", mischte sich Holly wieder in das Gespräch. "Ich habe nicht genau aufgepasst, aber ich glaube, keiner hat dich hier drinnen angesprochen, oder?" Auch Lou war ratlos. Vor allem war diese ganze Situation sehr, sehr merkwürdig.
Alle: "Ich habe nicht die leiseste Ahnung", erwiderte Ethan skeptisch, aber sie musste ihn definitiv kennen. Oder jemanden, der wusste, dass er sich Ethan nennen ließ. Und das wiederum schränkte die Auswahl an Personen ein. "Ich gehe definitiv mit in den Wald, ich will wissen, was es damit auf sich hat." Er schüttelte den Kopf. Es war ungewöhnlich genug, den Champion in irgendeinem Pokémon-Center zu treffen, aber damit konnte man noch leben, so etwas konnte passieren. Was deutlich seltsamer war, war die Tatsache, dass sie ihn mit Ethan angesprochen hatte. Es irritierte ihn. "Kümmern wir uns um die Zimmer", stimmte er dann dem Idioten zu.