"Stimmt auffallend", gab Holly Ethan recht und holte dann aus ihrer Tasche die Schlüsselkarte hervor, ehe sie kurz darauf die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Sie trat zunächst ein und hielt schließlich den anderen die Tür auf, damit sie eintreten konnten.
Jakob betrat Hollys Zimmer und schaute sich kurz um. Wie in jedem Zimmer gab es hier nicht genug Sitzplätze für alle, sodass sich der Teenager einfach neben die Tür zum Badezimmer lehnte und auf die anderen wartete. Er hoffte, dass die ganze Sache nicht so lange dauern würde und vor allem hoffte er, dass er heute nicht mehr mit Riccardo gesehen werden würde. Er blickte zu den anderen und erwartete, dass Ethan den Anfang machen würde. Immerhin hatten Holly und er nicht sehr viel aus Conchua herausbekommen.
Alle: Ethan trat ebenfalls durch die Tür und sah zu, wie sich der Idiot an die Wand lehnte. Er selbst blieb in dem Zimmer stehen und sah anschließend zu Lou, die letztlich auch eintrat und die Tür hinter sich schloss. Aus irgendeinem Grund schien der Idiot Ethan noch immer zu mustern und Ethan vermutete, dass er davon ausging, dass Ethan Bericht erstatten würde. Tatsächlich fiel es ihm allerdings schwer, überhaupt über den Tunnel zu reden, sodass er schließlich erneut zu Lou sah und hoffte, dass diese den Blick verstehen und berichten würde.
Lou betrat schließlich das Zimmer und Holly schloss die Tür hinter ihr, während Ethan zusah. Allerdings bemerkte Lou den Blick des jungen Mannes, woraufhin sie kurz nickte. Sie hatte verstanden. Wahrscheinlich würde ihre Erzählung schon ausreichen, um die unangenehmen Eindrücke und Erinnerungen wieder hochkommen zu lassen. Das Mädchen ließ sich der Einfachheit halber auf den Boden sinken, nachdem Holly auf ihrem Bett platzgenommen hatte. "Keine Ahnung, wo ich am besten anfangen soll, aber ich denke, es passt wohl am ehesten, wenn ich erwähne, dass Riccardo, eine Weile nachdem ihr angerufen hattet, aufgetaucht ist. Er hat uns tatsächlich auch recht problemlos mitgenommen... Ich hatte nicht den Eindruck, als ob es ihn groß gestört hätte." Lou hob etwas ratlos die Schultern. Viel mehr gab es zu dem Wiedersehen, irgendwie nicht zu sagen. "Wie seid ihr eigentlich reingekommen?", stellte Holly eine Frage, weil sie merkte, dass Lou ins Stocken geraten war. "Riccardo hat ein Nidoking, dass die Tür mal eben mit zwei Schlägen geöffnet hat", nahm die jüngere der beiden den Faden wieder auf. "Im Tunnel selber hat er hauptsächlich sein Sengo und ein Tornupto eingesetzt. Es war sehr beeindruckend. Es waren einige Leute da unten, aber seine Pokemon waren so gut trainiert, dass es im Grunde zu keinem Kampf kam... Das einzige andere Pokemon, was wir gesehen haben, war ein Furnifraß." "Okay, das klingt wirklich beeindruckend", gab die junge Farmerin auf diese Erzählung hin zur Antwort. "Im Endeffekt hat er sich von allen die Pokébälle aushändigen lassen und die Leute ziehen lassen. Wenn die ihre Pokémon wieder haben wollen, müssen die sich nämlich bei der Polizei melden. Riccardo hat nämlich vor, sie dort abzugeben. Wir haben dann von einer Frau dort unten erfahren, wo der Captain war und dass seine Pokémon schon weggebracht worden sind. Im Endeffekt haben wir den Captain rausgeholt und Riccardo hat sowohl die Lagerhalle als auch den Anfangsbereich des Tunnels mit einem Erdbeben zerstört. Zuvor hat er mit dem Donner von seinem Sengo die Elektronik im Tunnel lahm gelegt und vermutlich die Sprinkleranlage ausgelöst. Der Tunnel dürfte jedenfalls nicht mehr benutzbar sein", beendete Lou schließlich ihre Erzählung.
Jakob war von den Blicken, die sich Lou und Ethan zuwarfen, mehr als irritiert. Trotzdem konzentrierte er sich auf die junge Frau, als diese zu erzählen begann und er hing an ihren Lippen. Er seufzte kurz und ihm fiel wieder ein, wie leichtsinnig es von den beiden gewesen war, überhaupt mit in den Tunnel zu gehen. "Gut, das mit dem Tunnel ist eine gute Nachricht, der scheint jetzt wirklich platt zu sein." Vielleicht hatte sich der Teenager ja in Riccardo getäuscht. Immerhin schien er willens zu sein, gegen die Organisation anzutreten. Auch wenn er sich fragte, wieso er das erst jetzt tat. "Wieso seid ihr mit Riccardo mitgegangen? Uns hat es ziemlich geschockt, als wir über Kate erfahren haben, dass ihr mit Riccardo in den Tunnel seid."
Alle: Ethan nickte Lou kurz dankend zu, als diese den Großteil der Erzähung übernahm und ihm somit entgegenkam. Als der Idiot dann nachhakte, hob Ethan die Schultern. "Außerhalb von dem Tunnel zu warten, wäre zu riskant gewesen, falls irgendwer geflohen wäre", antwortete er dann. "Wir hatten also die Wahl, zu verschwinden oder mitzugehen. Ich habe befürchtet, dass Riccardo danach einfach verschwindet - imerhin ist er irgendwie seltsam. Aber letztlich war er im Tunnel dann doch überzeugend, sodass wir im Anschluss daran doch einen Termin ausgemacht haben."
"Und er hat sich einfach bereit erklärt, sich nochmal mit euch oder uns zu treffen?", fragte Holly doch recht erstaunt nach. Das war unerwartet simpel. "Das hat er. Allerdings ist das natürlich keine Garantie, dass er auch kommt...", musste Lou zugeben. "Die hat man wahrscheinlich nie, außer bis es soweit ist", erwiderte die junge Farmerin. "Conchua kennt ihn im Übrigen auch." Lou reagierte nicht auf Hollys Aussage und sah dann zu Jakob. "Moment mal... Hast du gerade gesagt, dass Kate euch gesagt hat, dass wir im Tunnel sind? Das heißt, ihr wusstet das schon vor Ethans Anruf?"
Jakob nickte Lou zu. Er fand diese Information jetzt nicht merkwürdig, er hatte angenommen, dass Kate und Riccardo irgendwie in Kontakt standen. "Ja, Conchua hat zweimal bei Kate angerufen. Beim ersten Mal hat sie erzählt, dass Kate Riccardo geschickt hat. Beim zweiten Mal, dass ihr mit Riccardo in den Tunnel gegangen seid." Er zuckte kurz mit den Schultern. "Naja, Conchua wollte nicht erwähnen, dass sie Riccardo geschickt hat. Als ich danach gefragt habe, ist sie ziemlich kühl geworden und hat gesagt, dass wir ihn besser schnell vergessen sollten." Er schüttelte dann kurz den Kopf. Es machte die ganze Sache nicht unbedingt einfacher, wenn man ihnen ständig sagte, sie sollten sich heraushalten. Wenn sie sich wirklich herausgehalten hätten, dann wäre Johnson immer noch im Tunnel.
Alle: Ethan starrte den Idioten einen Moment lang an. "Bist du dir sicher?", hakte er dann nach und schüttelte anschließend den Kopf. "Während der gesamten Zeit - und vor allem nachdem wir uns entschieden haben, mitzugehen - hat Riccardo kein einziges Mal telefoniert." Das war in der Tat merkwürdig. Äußerst merkwürdig und Ethan fragte sich, wie Kate diese Information erhalten hatte und das derartig schnell.
"Jakob hat recht", bestätigte Holly die Aussage des jungen Mannes. "Okay, das ist jetzt offiziell seltsam", erwiderte Lou. Das Mädchen glaubte nicht, dass die beiden anderen da etwas missverstanden hatten. "Woher hat Kate das dann aber gewusst?" "Keine Ahnung", meinte die junge Farmerin mit einem Schulterzucken. "Vielleicht sollte das auf die Liste der Fragen, die wir für das Treffen vorbereiten wollten." "So lange Riccardo nicht abblockt, ist das keine schlechte Idee. Ich würde das schon wissen wollen", gab Lou zu. "Mich würde auch interessieren, warum Conchua vorgeschlagen hat, dass wir ihn vergessen", fügte Holly hinzu.
Jakob nickte zu Hollys Aussagen. Das war wirklich mehr als Merkwürdig. "Klingt auf jeden Fall so, ich frage mich, ob Kate Riccardo irgendwie beobachten kann. Anders kann ich mir das ja nicht vorstellen, aber ja, wir sollten ihn darauf ansprechen." Zu Hollys Aussage hin seufzte der Teenager einmal tief. So, wie es aussah, hatte Lou warscheinlich recht damit, dass zwischen Kate und Riccardo etwas sehr ... Persönliches war. "Ich hab zumindest zu Riccardo eine Idee. Wenn die beiden wirklich in irgendeiner Form etwas sehr persönliches miteinander hatten..." Jakob pausierte. Es klang für ihn sehr absurd und weil er um den heißen Brei herumredete, klang es wirklich merkwürdig. "Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, dass Conchua Kate vor der Presse bewahren wollte. Stellt euch vor, was die Klatschmagazine machen, wenn sie so viele Informationen hätten wie wir."
Alle: "Das sollten wir ihn in der Tat fragen", bestätigte Ethan und schloss einen Moment lang die Augen, bevor er wieder in die Runde sah. "Wo wir schon beim Thema Kate sind..." Er schüttelte kurz den Kopf. "Bevor wir mit Riccardo reden und uns weiter mit... alldem beschäftigen, sollte ich vielleicht eine Information teilen, die ich nicht teilen darf. Ich habe Kate damals im Pokémon-Center von früher erkannt, deshalb hat sie uns überhaupt erst angesprochen, sie wollte sichergehen, dass ich die Information für mich behalte." Er machte eine Pause, obwohl er wusste, dass es sinnvoll war, die anderen zu informieren. "Sie ist Arkwrights Tochter."
Lou hatte eigentlich vorgehabt, noch etwas zu der Sache mit Kate und Riccardo zu erwähnen, aber die Information, die Ethan mit ihnen teilte, verschlug ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache. "Kate ist Arkwrights Tocher?", kam es nur ungläubig von der völlig überraschten Holly. "Ich fass es nicht... Damit hatte ich echt nicht gerechnet." "Wow...", war das erste, das Lou zustande brachte. "Das ist absolut krass. Das hätte ich nie gedacht." Das bedeutete zwar, dass Ethan ein wenig gelogen hatte, als sie letztens über Arkwrights Kinder gesprochen hatten, aber wenn er diese Information eigentlich nicht teilen durfte, war das wohl nur verständlich.
Jakob atmete einmal tief durch. Er konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass Ethan ihnen jetzt diese Information gab, zumal er ihm gesagt hatte, dass Kate ihn deswegen erpressen würde. Trotzdem sprach er diese Information aus, die Jakob schon kannte. Ihn hatte es beim ersten Mal recht mitgenommen, allerdings kannte er jetzt diese Information schon. Er atmete einfach einmal tief durch und schüttelte den Kopf, mehr dazu sagen wollte er nicht. Immerhin wusste er nicht, was er sagen konnte, was überzeugend klang.
Alle: "Sie hält es aus offensichtlichen Gründen geheim, wenn das bekannt wird, wäre es nur eine Frage der Zeit bis man behaupten würde, sie wäre nicht zurecht Champion", fuhr Ethan fort. "Sie hat mir recht... eindeutig zu verstehen gegeben, dass ich diese Information nicht weitergeben darf. Aber ich glaube einfach, es ist zu wichtig." Er schüttelte kurz den Kopf. "Deshalb musste ich auch dringend mit Kate sprechen, als Arkwright angekündigt hat, die Polizei abzuschaffen, sie sollte Einfluss auf ihn nehmen." Ethan hob ein wenig ratlos die Schultern. "Ihr dürft das auf keinen Fall erwähnen. Auch nicht gegenüber Riccardo. Wir wissen nicht, was er wirklich weiß, vielleicht blufft er auch, was Kates sechstes Pokémon angeht."