"Das nenn ich mal heftig", meinte Holly, während sie sich noch sammelte. "Ich würd gern sagen, dass das einiges erklärt, aber eigentlich macht die Info alles nur noch komplizierter", musste Lou zugeben, die sich einmal mehr durch ihr Haar fuhr. "Aber es stimmt schon... Das ist wirklich verdammt wichtig. Und klar, dass sie dich unter Druck gesetzt hat, die Klappe zu halten. Wie du schon sagtest, hat sie eindeutig Interesse daran, dass das definitiv so bleibt", fügte die junge Farmerin hinzu. "Und mach dir wegen Riccardo keine Sorgen. Er mag zwar jetzt geholfen haben, aber er ist immer noch verdammt mysteriös. Wir wissen nichts über seine Motivation oder seine Absichten." "Leider hast du recht", gab Lou zu, wobei sie kurz seufzte. "Wir müssen vorsichtig bleiben... Wir wissen eigentlich nicht, mit wem wir uns da angelegt haben und auch wenn wir für Hilfe dankbar sein müssen, gerade im Moment, dürfen wir nicht unachtsam werden."
Jakob sah kurz zu Ethan. So weit, so gut. Noch hatte es niemand bemerkt, dass er still war. Jedoch fürchtete Jakob, dass Ethan bald noch ein weiteres Detail preisgeben würde, nämlich dass die Organisation wusste, wer Kate war. Er schluckte kurz und lächelte den reichen Jungen kurz an. "Das klingt wirklich echt heftig", meinte dann der Teenager zu Ethans Behauptung. Die anderen glaubten Ethan, allerdings widerstrebte es Jakob sehr, sich vorzustellen, dass Kate Ethan bedrohte. Jetzt da er das Ganze noch einmal hörte, fragte er sich, ob er nicht die ganze Situation falsch eingeschätzt hatte. "Es stimmt, wir wissen nicht, ob Riccardo das weiß. Allerdings wäre es sehr interessant, das herauszufinden. Leider habe ich keine Idee, wie wir ihn dazu bringen könnten... und ich bin mir sicher, dass wir Kate nicht auf ihn ansprechen sollten." Das letzte Gespräch mit dem Champion war sehr seltsam verlaufen.
Alle: Ethan seufzte, während er kurz darüber sinnierte, inwieweit er noch ins Detail gehen sollte. "Sie war relativ eindeutig", fügte Ethan hinzu und schüttelte kurz den Kopf. "Wenn ich die Information weitergebe, wird sie entsprechende Konsequenzen einleiten. Auch wenn es interessant wäre, ob Riccardo das nun weiß oder nicht, wird keiner von uns ihn darauf ansprechen. Es ist zu riskant." Und das war es definitiv. Ethan zweifelte nicht daran, dass Kate notfalls Maßnahmen ergreifen würde, die auch sein Vater zu spüren bekommen würde - und darauf konnte Ethan nur zu gut verzichten.
"Das für uns zu behalten, sollte jetzt nicht das Problem sein", meinte Holly. Natürlich war das überraschend, aber sie sah nicht, dass es für die Freiwilligenarbeit einen wirklich großen Unterschied machte. Es machte lediglich Kate als Kontakt noch ein ganzes Ende bedeutsamer. "Holly hat recht", stimmte Lou zu. "Außerdem will ja keiner von uns, dass du Schwierigkeiten bekommst. Und ehrlich gesagt, will ich mir gar nicht vorstellen, was 'sehr eindeutig' in diesem Kontext bedeutet."
Jakob schloss erneut die Augen. Egal, wie er es drehte, er musste es jetzt akzeptieren, dass Ethan die Wahrheit sprach. Es machte einfach zu viel Sinn, jetzt da er noch einmal über die Sache nachdachte. Er seufzte einmal tief. Immerhin war Ethan nicht dazu übergegangen, zu sagen, dass das auch die Organisation wusste. Er öffnete schließlich die Augen, sah Ethan an und nickte ihm zu. "Ich werde nichts verraten. Und... das ist echt heftig, was Kate dir angedroht hat."
Alle: Der Idiot hatte Glück, dass die anderen anwesend waren, ansonsten hätte Ethan ihn jetzt aus Prinzip gefragt, wie es dazu kam, dass er ihm doch glaubte. "Wenn wir schon dabei sind", fuhr Ethan fort und sah anschließend zu dem Idioten, "sollten wir über eine weitere Angelegenheit reden." Sein Blick richtete sich anschließend auf Holly und Lou. "Lasst mich bitte in jedem Fall ausreden, bevor ihr irgendwelche Schlüsse zieht oder Fragen stellt."
"Okay?", kam es skeptisch von Holly, die Ethans Blick kurz zu Jakob gefolgt war. Das klang zumindest sehr ernst und sie fragte sich durchaus, was nach der Information über Kates Identität noch kommen konnte. Auch Lou war skeptisch, sagte aber nichts. Ethan hatte mit Sicherheit einen guten Grund, das zu erwähnen, sodass sie lieber abwartete, was er zu sagen hatte.
Jakob merkte ganz eindeutig den Blick von Ethan und bei dem, was der reiche Junge gerade gesagt hatte, konnte es sich nur um eine Sache handeln. Er nickte Ethan wortlos zu. Wenn er jetzt der Gruppe von seinem Status als Doppelagent erzählen würde, dann hatte er als letztes ein Interesse daran, ihn zu unterbrechen.
Alle: "Ich nehme an, ihr erinnert euch an die Sache mit den Flugblättern, die von der Polizei verteilt wurden und die überhaupt erst dazu geführt haben, dass wir Freiwillige geworden sind", begann Ethan, nachdem er kurz überlegt hatte, wie er das am besten verpacken konnte. "Und ich gehe auch davon aus, dass ihr euch an Jakobs Freund Antonio erinnert. Letzterer hat Jakob mit Gegnern für irgendwelche Straßenkämpfe versorgt, ist selbst aber definitiv mehr als ein Kleinkrimineller. Er hat Kontakt zu den Leuten, die - aus welchem Grund auch immer - die Flugblätter entfernt haben. Wer das ist..." Ethan hob die Schultern. "Ich gehe davon aus, dass es die Leute sind, denen auch der Tunnel gehört hat." Er schüttelte kurz den Kopf weil diese Art von Spekulation zu nichts führte, dann erst fuhr er fort. "Er hat Jakob eine Nummer gegeben und wollte, dass Jakob zu der Polizei geht, um für die Leute Informationen zu beschaffen - über Freiwillige, über Schritte der Polizei, alles, was wichtig sein könnte. Jakob und ich haben unmittelbar nach dem missglückten Diebstah von Caleb geredet und uns darauf geeinigt, dass die Nummer potentiell nützlich sein könnte. Ich habe sie meinem Vater gegeben, der versucht derzeit etwas darüber herauszufinden. Jakob hat derweil einige Male bei den Leuten angerufen und sie mit Informationen versorgt, die wir vorher abgesprochen haben. Sie wollten hauptsächlich etwas darüber wissen, was ich hier verloren habe und ob mein Vater involviert ist." Er runzelte leicht die Stirn und machte eine kurze Pause, um sicher zu sein, nichts vergessen zu haben. "Mein Vater müsste sich in absehbarer Zeit bezüglich der Nummer melden - und wir haben über eines der Telefonate herausgefunden, dass ich nicht der einzige bin, der Kates Identität kennt - wer auch immer hinter der Telefonnummer steckt, weiß ebenfalls Bescheid."
Holly war sich nicht sicher, ob sie gerade richtig gehört hatte. Was Ethan erzählte, machte zwar Sinn, aber es war in ihren Augen dennoch verdammt an den Haaren herbeigezogen. "Vergiss, was ich vorher gesagt habe. Das ist krasser", meinte die junge Farmerin und sah zwischen den beiden Männern hin und her, ehe sie ungläubig den Kopf schüttelte. "Du bist also Freiwilliger geworden, um eigentlich zu spionieren?", fragte sie letztlich an Jakob gewandt und konnte auch einen Hauch von Ärger nicht aus ihrer Stimme verbannen. "So wie Ethan das gerade erzählt hat, klang das irgendwie nicht danach, als ob das mit Cordes order irgendwem abgesprochen ist. Haltet ihr das echt für sicher?", hakte Holly nach. Sie war jedenfalls nicht davon überzeugt.
Lou:
"Das ist in der Tat echt irre", bestätigte Lou und seufzte einmal kurz. Sie hätte nie erwartet, dass die Gesamtsituation noch komplizierter werden konnte. "Und die wollen... Einfach alles wissen? Warum solltest du dich überhaupt auf sowas einlassen?", fragte das Mädchen Jakob dann direkt. In ihren Augen war er zwar unreif, aber er hatte bisher nie wirklich den Eindruck gemacht, wirklich kriminelle Energie zu haben. Tatsächlich war er recht friedlich gewesen, wenn man davon absah, dass sie ihn das erste Mal mit diesem Antonio zusammen gesehen hatte. Es war grotesk und auch wenn Lou klar war, dass Ethan sowas nicht erfinde würde, war es dennoch schwer zu glauben.
Jakob seufzte. Ethan erklärte alles ruhig und sachlich. Jakob hätte das nicht so gut wie Ethan machen können. Er sah zu den beiden Frauen und so, wie es aussah, hatte Ethan es auch geschafft, dass keine der beiden ernsthat sauer auf Jakob wurde. Nur aus Hollys Stimme hörte er Ärger heraus. "Ich habe mich ziemlich schnell entschieden, dass ich eigentlich nicht für diese Kerle spionieren möchte", fing Jakob seine Erklärung an und schüttelte mit dem Kopf. "Aber wie Ethan schon gesagt hat, ich hab mit ihm nach der Caleb-Sache geredet und wir haben uns dann auf diese Vorgehensweise geeinigt." Er sah zu Boden und wirkte sehr unzufrieden. Die Organisation war in seinen Augen kein guter Geschäftspartner. Vor allem da sie Leute umbrachte und Pokémon stahl. "Es ist mit niemandem abgesprochen. Nicht mit Cordes und ich weiß auch nicht, wieviel Ethans Vater genau weiß. Die Typen sind echt unangenehm, während meines ersten Anrufs haben sie schon herausbekommen, wer ich bin. Und... naja, ich werde bedroht. Also nein, sicher ist das nicht." Dann sah er zu Lou. Er hoffte einfach, dass sie ihm diese Informationen nicht zu übel nehmen würde. "Und nein, die wollen nicht alles wissen. Die Polizei ist ihnen fast egal, die wollen eher Dinge über Ethan und seinen Vater wissen. Und neuerdings auch über Kate."
"Da hast du dir aber eine schöne Scheiße eingebrockt", meinte Holly missmutig. "Wie läuft das? Wollen die einen wöchentlichen Bericht von dir?" "Vor allem wäre auch interessant zu wissen, was passiert, wenn du denen nichts lieferst... Was mich zu der Frage führt, was du denen überhaupt schon alles erzählen musstest", fügte Lou hinzu und wirkte dank der Situation eher besorgt. "Außerdem kann es nicht gut sein, wenn die Dinge über Ethan erfahren. Das macht das verdammte Risiko nur noch größer." Lou strich sich nervös eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr gefiel das ganz und gar nicht. Das war definitiv keine gute Nachricht gewesen. "Da fällt mir noch was ein", meldete sich Holly nochmal zu Wort. "Wie willst du denen Riccardo und die Aktion heute erklären?"
Jakob schüttelte kurz den Kopf. Die Fragen waren unvermeindlich gewesen. Die ganze Sache belastete ihn trotzdem, da er sich nicht sicher war, wie das Lou aufnehmen würde. "Ich geb dir recht Holly. Das ist eine ziemlich große Scheiße. Glücklicherweise muss ich nicht regelmäßig Bericht erstatten, sondern nur dann, wenn es etwas Neues gibt." Jakob überlegte kurz einen Moment und schüttelte noch einmal den Kopf. "Allerdings hab ich keine Ahnung, was sie machen, wenn ich mich nicht melde. Es hieß nur, dass sie das nicht lustig finden. Und sie haben Andeutungen gemacht, was mit denen passieren, die ihnen im Weg stehen. Ich finde das eine recht eindeutige Drohung." Er seufzte erneut. "Ich hab versucht ihnen möglichst nichtssagenden Kram zu geben, wirklich zufrieden klang die Frau am anderen Ende auch nie. Ich hab ihr allgemeine Dinge erzählt, dass Ethan von sich aus Freiwilliger ist, dass sein Vater skeptisch ist, was die Freiwilligen angeht und das Ganze mit den Aktionären und Arkwright. Achja, und wo ich als Freiwilliger hingeschickt wurde." Dann schüttelte er kurz den Kopf. "Und ich habe eigentlich nicht vor, Riccardo in irgendeiner Form zu erwähnen. Ich will denen nicht erzählen, dass er den Tunnel plattgemacht hat. Als nächstes wollen sie übrigens wissen, was wir mit Kate zu tun haben."
"Wenn ich böse wäre, würde ich sagen, dass du das verdient hast, weil du dich mit solchen Leuten eingelassen hast", meinte Holly und verschränkte die Arme. "Holly!", kam es doch recht empört von Lou. "Was denn? Ich hab doch gesagt 'wenn ich böse wäre'. Soweit ich weiß, bin ich das nicht", erwiderte die junge Farmerin mit einem Schnauben. "Mir ist schon klar, dass das ziemlich problematisch ist. Vor allem da sie Jakob offensichtlich bedrohen. Zumindest die Infos klingen ziemlich nichtssagend." Sie schnaubte abermals missbilligend. Die ganze Situation ging ihr mächtig gegen den Strich und sie hätte gut Lust gehabt, Jakob für diese Idiotie anzuschreien. Allerdings musste selbst sie einsehen, dass das wohl niemandem half. "Was ist nun mit Kate?", kam Lou auf das eigentliche Thema zurück. "Was soll mit ihr sein? Sie hat zumindest mal offiziell gesagt, dass wir uns raushalten und uns nicht mehr melden sollen. Haben wir seitdem ja auch nicht gemacht? Dürfte auch ziemlich unaussagekräftig sein, oder?"
Jakobs Puls beschleunigte sich kurz, als Holly ihn verbal anging. Zum Glück war da immer noch Lou, die ihn ein wenig schützte. Trotzdem merkte er den Missmut, den Holly ausstrahlte. "Das hatte ich auch vor. Sie hat gesagt, dass wir uns heraushalten sollen. Und zwar ziemlich eindeutig. Ansonsten..." Der Teenager seufzte und schaute kurz in die Runde. "Also ich hab nicht wirklich Lust für die Leute zu arbeiten, könnt ihr mir das glauben? Ich hoffe einfach, dass das jetzt für euch nicht zu heftig war. Ach und noch etwas. Immer wenn ich über die Freiwilligen geredet habe, habe ich von insgesamt drei gesprochen. Lou ist ja offiziell keine Freiwillige..."