"Nein, nein, die neuen Sachen sind weg - also die Akten der letzten zwei Jahre, nicht alles", antwortete Nick hektisch und griff nach seinen Pokébällen, um seine Pokémon zurückzurufen. "Und... wisst ihr, es gibt keine Einbruchsspuren." "Jemand hat sämtliche Daten gelöscht und die Akten der letzten zwei Jahre gestohlen?", hakte Ethan nach. "Und niemand hat auch nur eine Tür aufgebrochen?" "Das wirft uns noch weiter zurück", murmelte Nick betroffen. "Eine Nachricht wie diese bestärkt Arkwright doch nur darin, die Polizei abzuschaffen!" Er seufzte schwer. "Ich muss hin. Also zum Hauptquartier. Sie brauchen alle vor Ort."
Jakob pfiff einmal kurz zwischen den Zähnen. Die ganze Sache war in seinen Augen sehr verdächtig. "Also für mich klingt das, als hätte jemand wirklich blödes die Leute reingelassen, um die Daten zu löschen, oder es gab einen Insider... und das mit den letzten zwei Jahren... das klingt verdammt gezielt!" Jakob schüttelte den Kopf. Warum nicht? Immerhin war er ja auch ein Spitzel für die Organisation. Es musste andere geben. Andere, die auch andere Aufgaben hatten. Er zückte seine Pokébälle und rief seine Pokémon zurück. "Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich bin der Meinung, 'alle' schließt uns mit ein."
"Denk ich auch", stimmte Lou Jakob zu. "Die ganze Sache ist ziemlich merkwürdig... Das ist ziemlich übel. Die Frage, wer sowas macht, brauch ich ja nicht stellen, aber trotzdem... Ich hab ein richtig mieses Gefühl bei der Sache." "Nicht nur du", entgegnete Holly. "Aber ich bin auch dafür, dass wir hingehen. Dieser Captain kann uns dann immer noch wegschicken, aber das ist vermutlich unsere Chance, doch noch was zu tun." "Wie siehst du das, Ethan?", wollte anschließend die jüngere der beiden Frauen wissen. Ethan hatte ihrer Meinung nach generell noch nicht viel gesagt, aber das war vermutlich ohnehin der Gesamtsituation geschuldet gewesen.
"Wisst ihr, ich weiß nicht, ob ihr da wirklich gebraucht werdet", merkte Nick an. "Es sind offizielle Ermittlungen und na ja... ihr seid..." "Wir kommen mit", unterbrach Ethan ihn. Er hatte genug von dem kleinlauten Rekruten, vor allem wenn wichtige Dinge geschahen - Dinge, die so gravierend waren wie der Diebstahl der Polizei-Archive. "Wir könnten natürlich auch Cordes anrufen", fuhr er fort, als er bemerkte, dass Nick nur bedingt überzeugt wirkte. "Cordes würde uns mit Sicherheit den Auftrag geben dorthin zu gehen. Aber das könntest du dann natürlich selbst mit dem Chief aushandeln." Nick wurde blass. "Ja, ich... ich glaube euch das." Er räusperte sich. "Das Polizeiauto könnte etwas eng werden, aber es müsste gehen." Er seufzte schwer. "Wir haben doch genug Probleme, wisst ihr? Und jetzt das! Ich kann einfach nicht glauben, dass es wirklich ein Rotomurf gibt... Es muss eine andere Erklärung geben."
Jakob nickte. In seinen Augen war es unwahrscheinlich, dass es kein Rotormurf gab. Dass er eigentlich selber eines war, sprach gegen diese Annahme, allerdings konnte er das Nick auch schlecht erzählen. "Ich bin sicher... dass sich das aufklärt..." Nick musste sich damit abfinden, dass es nun einmal so war und sie konnten ihn jetzt schlecht vom gegenteil überzeugen. "Na dann... auf zum Auto!"
Wenn die Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre, hätte Holly mit Sicherheit gelacht, als Ethan dem Rekruten mit Cordes drohte. Die Polizistin war zwar unglaublich anstrengend, aber es gab keinen Grund, warum man Angst haben sollte. Jedenfalls Hollys Meinung nach nicht. "Schöne Überzeugungsarbeit", meinte sie dennoch anerkennend zu Ethan. Die junge Farmerin hatte jedenfalls keine Lust gehabt, mit Nick zu diskutieren und dank Etahn war das nun hinfällig.
Lou:
"Uns bleibt nichts übrig als das beste zu hoffen, oder?", erwiderte Lou auf Nicks Aussage hin. "Ansonsten ist doch theoretisch jeder verdächtig, der Zugang zu den Akten gehabt hat... Was im Endeffekt bestimmt alle sein dürften." Das Mädchen seufzte schwer. Es hoffte jedenfalls, dass es wirklich eine andere Erklärung gab. Allerdings war Lou auch bewusst, dass das eher Wunschdenken war und sie sich lieber auf das, was kommen würde, konzentrieren sollte.
Ethan hob kurz die Schultern, als Holly die Überzeugungsarbeit erwähnte - es war naheliegend gewesen. Nicht sonderlich höflich, aber naheliegend. Letztlich machten sie sich auf den Weg zu dem Auto, wobei Nick sehr schweigsam war und sichtlich nervös auf seiner Unterlippe kaute. Der Wagen entpuppte sich an ein ganz normaler Kombi mit Polizeilackierung, sodass es vor allem auf der Rückbank in der Tat recht eng wurde. Immerhin war Nicks Fahrstil deutilch besser als der von Cordes. Noch bevor sie die Hauptwache erreichten, fielen Ethan eine ganze Reihe von Polizeiwagen auf, die ebenfalls dorthin auf dem Weg zu sein schienen und eine komplette Kreuzung vor der eigentlichen Wache befand sich bereits die Absperrung für Passanten. Ein Polizist stand an dem Durchgang und winkte Nick durch. Skeptisch musterte Ethan den Polizisten, den e snicht im Geringsten zu interessieren schien, dass Nick nicht alleine im Auto saß - und das obwohl die Polizei doch ganz offensichtlich ein Rotomurf suchte. Ethan verkniff sich einen Kommentar und stieg aus, nachdem Nick eltztlich neben einer Reihe anderer Polizeiwagen geparkt hatte. Anschließend bedeutete Nick ihnen, mit zukommen und wandte sich dann dem Gebäude der Hauptwache zu. Davor standen ein Polizist und eine Polizistin, die vermutlich den Eingang bewachen sollten. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen an der Absperrung hielten diese Nick und seine Begleitung an. "Ausweis", wandte sich die Frau einsilbig an Nick, der daraufhin seinen Polizeiausweis vorzeigte. "Wer ist das?" "Das... das sind die Freiwilligen", erwiderte Nick und wirkte dabei erneut mehr als verloren. Ethan unterdrückte ein genervtes Seufzen und holte den Freiwilligenausweis hervor, den Cordes ausgestellt hatte. Die Frau sah ihn sich kurz an, gab ihn Ethan zurück und nickte anschließend, sodass sie das Gebäude betreten konnten. Im Inneren herrschte regelrechtes Chaos. Polizisten eilten durch die Gegend, zwei Magnayen schienen zu versuchen, irgendeine Fährte zu finden und hinter dem Tresen saß Charly. Auf Ethan wirkte sie fast ein wenig niedergeschlagen, aber streng genommen war ihm das herzlichst egal. Er hatte gehofft, dieses absolute Negativbeispiel eines Polizisten nie wieder sehen zu müssen. Nick trat derweil zu Charly. "Nicholas Hughes", stellte er sich vor, "wo ist der Chief?" Charly zuckte lediglich mit den Schultern. "Ist er hier?", hakte Nick nach. "Alle möglichen Leute sind hier", erwiderte Charly mit einem Schmollmund. "Wie sieht er aus?" "Sie wissen nicht, wie der Chief aussieht?", hakte Nick irritiert nach und Ethan verspürte das dringende Bedürfnis sich eine Hand vor die Stirn zu schlagen.
Die Fahrt zur Polizeiwache war deutlich unspektakulär, mittlerweile war er es ja gewöhnt, sich mit Holly und Lou auf die Rückbank zu quetschen. Er musste zudem eingestehen, dass er fand, dass Nick den bisher angenehmsten Fahrstil hatte. Jakob wunderte sich bei der Kontrolle ein wenig, dass nur Ethan seinen Ausweis vorzeigen musste. Er selber wollte gerade nach seinem kramen, als sie durchgewunken wurden. Wie es aussah, war der Name Courtenay genug, dass keine Fragen gestellt wurden. Ethan dabei zu haben, war doch sehr praktisch. Wie Jakob allerdings befürchtet hatte, saß Charly hinter dem Tresen. Als er sie sah, lächelte er vorsichtig in ihre Richtung, sie selbst schien sie aber nicht wirklich zu erkennen. Außerdem wirkte sie ein wenig niedergeschlagen. Jakob versuchte einfach, das Gefühl von Mitleid, das in ihm hochkam, zu unterdrücken. Ja, er war mit Charly im Bett gewesen, aber das hatte nichts mit der Sache zu tun. Eigentlich sollte sie in der Lage sein, sich zusammenzureißen. Immerhin konnte Jakob das auch manchmal. Zumindest blieb vorerst ein Jayjay aus. Als sie schließlich ein wenig patzig von sich gab, dass sie nicht wusste, wie der Chief aussah, trat Jakob zu Nick hinzu. "Hey, du wirst doch wohl wissen, wie dein Vorgesetzter aussieht, oder?", fragte er vorsichtig nach und lächelte leicht.
Die Polizei schien wirklich in Aufruhr zu sein, jedenfalls gewann Lou den Eindruck, als sie sah, was auf der Straße los war. Ein wenig mulmig wurde ihr, als sie die Absperrung vor der Wache passierten. Sie wusste nicht, ob der Polizist Nick kannte oder ob es ihn schlicht nicht interessierte, wer sich noch im Wagen befand. Ihr war es jedenfalls recht, immerhin war sie selbst bestenfalls nur eine inoffizielle Freiwillige. Allerdings rutschte ihr das Herz wirklich in die Hose, als am Eingang des Gebäudes doch jemand nachhakte. Das Mädchen überlegte bereits fieberhaft, was es sagen sollte, aber dann durften sie passieren, nachdem die Polizistin Ethans Freiwilligenausweis gesehen hatte. Lou unterdrückte ein erleichtertes Seufzen und bemerkte beim Betreten der Wache, dass Holly ihr einen kurzen Blick zuzuwerfen schien. Vermutlich war auch ihr klar, dass es eben verdammt knapp gewesen war und es reines Glück gewesen war, dass sie bisher soweit gekommen war. Lou war bewusst, dass sie deswegen eigentlich ein schlechtes Gewissen haben sollte, immerhin war es möglich, dass sich in der Polizei ein Rotomurf befand und es war eigentlich erschreckend, dass es tatsächlich so... einfach gewesen war. Ihr Gedankengang wurde allerdings unterbrochen, als sie sah, wer da hinter dem Tresen saß. Das Mädchen unterdrückte ein weiteres Seufzen, dieses Mal ein genervtes, und warf nun seinerseits Holly einen kurzen Blick zu, die ungefähr genauso begeistert aussah, wie Lou sich fühlte. Charlys Antworten auf Nicks Fragen machten die ganze Situation nicht besser und Lou griff nach Hollys Arm, als diese sich scheinbar einmischen wollte. Lou rechnete eigentlich fast damit, dass Ethan das Wort ergreifen würde, aber sie konnte es ihm nicht verübeln, dass er sich nicht mit dieser... Frau auseinandersetzen wollte. Dafür schien Jakob das zu übernehmen und sie wusste nicht, ob sie das nun gut oder schlecht finden sollte. Es hing definitiv davon ab, wie er sich im weiteren Gespräch gab.
Charly richtete ihren Blick auf den Idioten und lächelte. "Jayjay", kommentierte sie mit einem Zwinkern, bevor ihr Schmollmund zurückkehrte. "Was weiß ich? Jeder hier ist mein Vorgesetzter." Nick seufzte schwer. "Ein Mann, auf dessen Uniform jede Menge Abzeichen waren", schlug er dann vor. "Oh, ja!", erwiderte Charly und nickte eifrig, bevor sie zu einer der beiden von dem Raum abzweigenden Türen deutete. "Der ist da lang." "Kompetent", kommentierte Ethan düster. "Kome-was?", hakte Charly nach und sah ihn interessiert an. Ethan verzichtete auf jegliche Erklärung. Er konnte dieses Wesen nicht ausstehen. "Das ist der Gang, über den man zu den Büros und den Archiven kommt", merkte Nick derweil an.
Zu Jakobs unerfreulicher Überraschung erinnerte sich Charly doch an ihn und sogar an den von ihr gewählten Spitznamen. Als sie ihn das letzte Mal so genannt hatte, fand er das schon ein bisschen süß, aber mittlerweile war ihm das eher peinlich. Den Spitznamen hatte er bestimmt nur wegen dem Alkohol gut gefunden, als sie angefangen hatte, ihn so zu nennen, hatte er das auch nicht gemocht. Und in der Zwischenzeit hatten die beiden Mädels auch gefallen daran gefunden, ihn mit diesem Namen aufzuziehen. Ein wenig unschlüssig lächelte Jakob dann auch zurück und er war überrascht, wie schnell sie wieder zum Schmollen überging. Entweder war er wirklich gerade so etwas wie ein Lichtblick für sie gewesen oder aber sie spielte ziemlich gut, ob nun das Schmollen oder das Lächeln. Immerhin schaffte es Nick, doch aus ihr die gewünschten Informationen herauszubekommen. Jakob hielt sich zurück, Charly das Wort "Kompetent" zu erklären, er hatte die Befürchtung, dass er dann auch noch Sarkasmus gleich mit erklären musste. Er lächelte die Blondhaarige dann noch einmal an. "Nun... danke. Ich fürchte, wir haben gerade nicht viel Zeit..." Er lächelte Charly noch einmal an. Wieso fand er, dass sie doch gut aussah? "Wir... müssen dann weiter, oder?" Ein wenig hilfesuchend blickte er zu Nick.
"Denk nicht zu viel darüber nach, sonst kriegst du womöglich noch Falten", antwortete Holly sarkastisch auf Charlys Nachfrage hin. Es war schon erstaunlich, dass sich jemand die Mühe gemacht hatte sie herzubeordern. Die junge Farmerin war der Ansicht, dass es besser gewesen wäre, dieses... Wunder der Natur nach Hause zu schicken. Lou warf ihrer Begleiterin einen mahnenden Blick zu, welche diesen allerdings ignorierte. "Ist das ein Problem? Also, dass da die Büros und so sind", wollte die jüngere der beiden Frauen dann von Nick wissen. Vermutlich um das Thema zu wechseln. "Wir müssen uns doch eh irgendwo melden, oder?", entgegnete Holly. Ihr war es gerade egal, was sie eigentlich gerade taten, Hauptsache sie taten es weit, weit weg von Charly- "Hoffen wir mal, dass er dieses Mal nicht ganz so abgeneigt ist wie das letzte Mal", bemerkte Lou und klang Hollys Meinung nach etwas unsicher. Die junge Farmerin selbst hob allerdings nur die Schultern. "Was soll schon passieren? Mehr als wegschicken kann er uns eh nicht. Also können wir auch direkt hingehen, oder?", meinte sie und sah anschließend von Lou zu den anderen.
"Oh, nein, nein, ich benutze Anti-Aging-Creme", antwortete Charly und musterte Holly eingehend. "Damit solltest du übrigens auch bald anfangen. Make-Up würde auch nicht schaden - ich kenne da ganz tolle Marken." "Wir sollten gehen", merkte Ethan eilig an, weil er befürchtete, dass Holly nach diesem hochintelligenten Kommentar eine entsprechende Reaktion zeigen würde. "Gute Idee", stimmte Nick zu, der ebenfalls bemerkt zu haben schien, dass diese Situation unschön zu werden drohte.
Jakob sah kurz zwischen Holly und Charly hin und her. Die Situation war etwas angespannt und er hoffte, dass Holly den Kommentar von Charly überhören konnte. Schließlich entschied er sich dazu, Holly am Oberarm zu greifen und sie beschwichtigend anzulächeln. "So gehen wir besser... wir müssen uns ja noch melden!" Ein wenig nachdrücklich versuchte er dann, die Farmerin zu der Archivtür zu ziehen.
"Fass mich nicht an!", meinte Holly verärgert und entzog Jakob ihren Arm. "Ich muss mir sowas nicht von jemandem sagen lassen, der selbst wie ein Clown herumläuft!" Sie hatte kein Problem mit Frauen, die Make-Up benutzten. Ihr war das egal, aber sie würde sich nicht von einer Tussi wie Charly sagen lassen, dass sie irgendwelche Cremes oder was auch immer benutzen sollte. Sie war verdammte achtzehn und nicht achtundvierzig! "Holly, hör auf!", mischte sich dann auch Lou ein. "Du solltest dich nicht ärgern... Das hilft doch keinem, oder?" "Aber...!", begann Holly, unterbrach sich dann aber. "Nein... Das hilft niemandem..." Die junge Farmerin murrte noch einen Fluch, welchen ihre Begleiterin auch noch mit einem mahnenden Blick strafte. Holly stieß ein missmutiges Schnauben aus, wandte sich dann aber ab. "Gehen wir jetzt oder was?", wollte sie vom Rest der Gruppe wissen.